Lehrsatz, vorgetragen von einem deutschen Kurfürsten, der auch die höchste kirchliche Würde bekleidet hatte

Einst sah ich in der geistigen Welt einen gewissen Kurfürsten aus Deutschland, der auch die höchste kirchliche Würde bekleidet hatte, und ihm zur Seite zwei Bischöfe und auch zwei Minister, und in einiger Entfernung hörte ich, was sie miteinander sprachen. Der Kurfürst fragte die vier Dabeistehenden, ob sie wüßten, was den Hauptpunkt der Religion in der Christenheit bildet. Die Bischöfe antworteten: Der Hauptpunkt der Religion ist in der Christenheit der alleinige Glaube als rechtfertigend und seligmachend. Er fragte weiter: Wißt ihr, was inwendig in diesem Glauben verborgen liegt? Schließet ihn auf, sehet hinein und sprecht es aus. Sie antworteten: Inwendig in ihm liegt nichts anderes verborgen, als das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn Seligmachers. Hieraus fragte der Kurfürst weiter: Liegt alsdann nicht darin verborgen der Herr Seligmacher in Seinem Menschlichen, in dem Er Jesus Christus heißt, weil Er in Seinem Menschlichen allein die Gerechtigkeit war? Darauf sagten sie: Dies folgt gewiß und ungeteilt.

Der Kurfürst drang weiter in sie, indem er sprach: Öffnet diesen Glauben und blickt noch einmal hinein, und untersucht wohl, ob nicht noch etwas anderes darin liegt. Da sagten die Minister: Es liegt darin auch die Gnade Gottes des Vaters. Worauf der Kurfürst bemerkte: Fasset und versteht es wohl, so werdet ihr sehen, daß es die Gnade des Sohnes beim Vater ist, denn Jener bittet und tritt ins Mittel; darum sage ich euch: Weil ihr jenen, euren bloßen Glauben bekennt, verehrt und küßt, so müßt ihr auch durchaus bekennen, verehren und küssen den Herrn Seligmacher allein in Seinem Menschlichen; denn wie eben bemerkt wurde, Er war und ist in Seinem Menschlichen die Gerechtigkeit. Daß Er in diesem auch Jehovah und Gott ist, sah ich in den Heiligen Schriften aus den Stellen: „Siehe, die Tage kommen, da Ich dem David einen gerechten Sproß erwecken werde, Der als König herrschen und Dem es gelingen wird, und dies der Name, mit dem man Ihn nennen wird: Jehovah unsere Gerechtigkeit“: Jer.33/15,16; bei Paulus Kol.2/9: „In Jesu Christo wohnt die ganze Fülle der Gottheit leiblich“; und 1Joh.5/20,21: „Jesus Christus ist der wahre Gott und das ewige Leben“, weshalb Er auch genannt wird „der Gott des Glaubens“: Php.3/9.