Ohne
die Kenntnis der Entsprechungen zwischen den natürlichen und den geistigen
Dingen kann niemand die Heilswirkungen des heiligen Abendmahls wissen
698.
Dies ist zum Teil schon im Kapitel von der ‚Taufe‘
nachgewiesen worden, wo gezeigt wurde,
daß man ohne die Kenntnis des geistigen Sinnes des Wortes nicht wissen kann,
was die zwei Sakramente,
die Taufe und das heilige Abendmahl, in sich schließen und bewirken, worüber
man nachsehe Nr. 667
669. Hier heißt es, ohne die Kenntnis der
Entsprechungen zwischen den natürlichen und den geistigen
Dingen, was gleichbedeutend ist, weil der natürliche Sinn des Wortes sich
mittelst der Entsprechungen
im Himmel in den geistigen umsetzt; dies verursacht, daß diese beiden Sinne
sich gegenseitig entsprechen.
Wer die Entsprechungen kennt, kann daher auch den geistigen Sinn wissen. Was
aber und von welcher
Beschaffenheit die Entsprechungen sind kann man im Kapitel von der ‚Heiligen
Schrift‘ von Anfang bis
zu Ende sehen, sowie auch in der ‚Auslegung der Zehn Gebote‘ vom ersten
Gebot bis zum letzten, und
besonders in der »Enthüllten Offenbarung«.
699.
Welcher wahre Christ erkennt nicht an, daß jene zwei Sakramente
heilig sind, ja daß sie das
Heiligste des Gottesdienstes in der Christenheit sind? Wer aber weiß, worin
ihre Heiligkeit besteht, oder
woher sie stammt? Aus der Einsetzung des heiligen Abendmahls weiß man nach dem
natürlichen Sinn
weiter nichts, als daß Christi Fleisch zu essen und Sein Blut zu trinken
gegeben wird, und daß deren Stelle
das Brot und der Wein vertreten. Wer kann hiernach anders denken, als daß es
bloß heilig ist wegen des
vom Herrn ausgegangenen Gebotes? Deshalb haben die Scharfsinnigsten von der
Kirche gelehrt, es werde
zum Sakrament, wenn das Wort zum Element hinzutritt; weil aber dieser Ursprung
seiner Heiligkeit nicht
ins Verständnis fällt und auch nicht in den Elementen oder bildlichen Zeichen
erscheint, sondern bloß
ins Gedächtnis aufgenommen wird, so begehen einige dasselbe in der Zuversicht,
daß durch dasselbe die
Sünden vergeben werden, andere, weil sie glauben, daß es heilige, andere, weil
es den Glauben stärke,
und so auch das Heil fördere. Diejenigen hingegen, die gering von ihm denken,
begehen es bloß, weil
sie von Jugend auf daran gewöhnt waren, während andere, weil sie nichts Vernünftiges
daran sehen, es
ganz unterlassen. Die Gottlosen aber wenden sich von demselben ab, und sprechen
bei sich: Was ist es
weiter als eine Zeremonie, für die von der Geistlichkeit heilige Scheu eingeprägt
worden ist? Denn was
ist darin weiter als Brot und Wein, und was ist es mehr als eine Erdichtung, daß
der Leib Christi, der am
Kreuz hing, und daß Sein Blut, das alsdann vergossen wurde, zugleich mit dem
Brot und Wein den
Kommunikanten ausgeteilt werden? Und anderes der Art.
700.
Solche Vorstellungen werden über dieses heiligste Sakrament in
der ganzen Christenheit
heutzutage gehegt, einzig deshalb, weil sie mit dem Buchstabensinn des Wortes
zusammentreffen, und
der geistige Sinn bisher verborgen war und nicht früher als jetzt erst enthüllt
wurde, in ihm allein aber
die Heilswirkung des heiligen Abendmahls in ihrer Wahrheit ersichtlich wird. Daß
dieser Sinn erst jetzt
enthüllt wurde, geschah darum, weil das Christentum früher nur dem Namen nach,
und bei einigen nur
ein Schatten davon, vorhanden war; denn bis daher hat man nicht unmittelbar den
Heiland selbst, als den
einzigen Gott, in Dem die göttliche Dreieinheit ist, angegangen und göttlich
verehrt, sondern nur mittelbar,
was nicht heißt angehen und göttlich verehren, sondern bloß ehren als die
Ursache, um derentwillen dem
Menschen Heil kommt, die aber nicht die wesentliche, sondern nur die
Mittelursache ist, die sich unterhalb
und außerhalb jener befindet. Weil aber erst jetzt das Christentum selbst
entsteht, die neue Kirche, die
unter dem neuen Jerusalem in der Offenbarung verstanden wird, vom Herrn jetzt
gegründet wird, und
in ihr Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist als eines, weil
in einer Person,
anerkannt werden,
so hat es dem Herrn gefallen, den geistigen Sinn des Wortes zu offenbaren, damit
diese Kirche in den
wirklichen Heilsgenuß der Sakramente, der Taufe und des heiligen Abendmahles,
gelange, was geschieht,
wenn man mit den Augen seines Geistes, das ist, mit dem Verstand, die
Heiligkeit, die darin verborgen
liegt, sieht, und diese sich aneignet durch die Mittel, die der Herr in Seinem
Wort gelehrt hat.
701.
Die Heiligkeit des Sakraments, von dem hier gehandelt wird, kann
ohne vorhergegangene
Aufschließung des geistigen Sinnes des Wortes, oder, was dasselbe ist, ohne
vorherige Offenbarung der
Entsprechungen zwischen den natürlichen und den geistigen Dingen ebensowenig
innerlich anerkannt
werden, als ein in einem Acker verborgener Schatz, der nicht höher geschätzt
wird als ein gewöhnlicher
Acker; wird hingegen entdeckt, daß sich in diesem Acker ein Schatz befindet, so
wird dieser Acker zu
hohem Preis angeschlagen, und der Käufer eignet sich dann den Reichtum daraus
zu; und zwar um so
mehr, wenn erkannt wird, daß darin ein Schatz ist, kostbarer als alles Gold.
Ohne den geistigen Sinn ist
jenes Sakrament wie ein verschlossenes Haus, voll von Kleinodien und
Schatzkammern, an dem man
vorübergeht wie an einem anderen Haus in der Straße, auf das aber, weil von
der Geistlichkeit seine Wände
von Marmor aufgeführt worden sind und das Dach mit Goldblech überzogen ist,
das Auge der Vorübergehenden
hingezogen wird, es zu betrachten, zu preisen und zu schätzen. Anders hingegen,
wenn
dieses Haus geöffnet ist, und jedem Erlaubnis gegeben wird einzutreten, und der
Hüter einigen ein Anlehen,
anderen ein Geschenk daraus gibt, jedem nach seiner Würdigkeit. Wir sagen, ein
Geschenk daraus, weil
die darin befindlichen Kostbarkeiten unerschöpflich sind und fortwährend
wieder ersetzt werden. So verhält
es sich mit dem Wort hinsichtlich seiner geistigen, und mit den Sakramenten
hinsichtlich ihrer himmlischen
Dinge. Das Sakrament, von dem hier gehandelt wird, erscheint ohne Offenbarung
seiner Heiligkeit, die
inwendig verborgen liegt, wie Flußsand, in dem unsichtbare Goldkörner in großer
Menge sind; ist sie
hingegen geoffenbart, so ist es wie das daraus gesammelte Gold, wenn es in
Barren geschmolzen, und
diese in schöne Formen verarbeitet worden sind. Dieses Sakrament ist, solange
seine Heiligkeit nicht enthüllt
und sichtbar ist, wie ein Kästchen und Behältnis aus Buchen- oder Pappelholz,
in dem Diamanten, Rubinen
und viele andere kostbare Steine in Fächern geordnet liegen. Wer schätzt nicht
dieses Kästchen und Behältnis
hoch, wenn er weiß, daß dergleichen Dinge inwendig verborgen liegen, und mehr
noch, wenn er sie sieht,
und wenn sie sogar unentgeltlich ausgeteilt werden? Dieses Sakrament ist,
solange seine Entsprechungsverhältnisse
zum Himmel nicht geoffenbart und so die himmlischen Dinge, denen es entspricht,
nicht sichtbar
sind, wie ein Engel, der in der Welt in gemeiner Kleidung erscheint, und so bloß
nach dem Kleid geehrt
wird; ganz anders aber, wenn man erfährt, daß er ein Engel ist, und wenn man
Engelartiges aus seinem
Mund hört und Wundererscheinungen in seinen Taten sieht. Welcherlei die bloß
gepredigte Heiligkeit,
und welcherlei die wirklich geschaute Heiligkeit ist, darf ich durch folgendes
in der geistigen Welt gesehene
und gehörte Beispiel beleuchten: Es wurde eine von Paulus zur Zeit, da er noch
in der Welt pilgerte,
geschriebene, aber nicht bekannt gemachte Epistel vorgelesen, ohne daß irgend
jemand wußte, daß sie
von Paulus war; diese wurde nun zuerst von den Zuhörern gering geschätzt,
nachdem man aber entdeckt
hatte, daß sie einer von den Paulinischen Briefen ist, wurde sie mit Freuden
aufgenommen, und alles und
jedes darin verehrt. Daraus erhellte, daß das bloße Predigen von der
Heiligkeit des Wortes und der
Sakramente, wenn es von den Höchstgestellten in der Geistlichkeit ausgeht, zwar
eine heilige Scheu einprägt,
daß es sich aber anders verhält, wenn die Heiligkeit selbst aufgedeckt und
sichtbar vor Augen gestellt
wird, und dies geschieht durch die Enthüllung des geistigen Sinnes; durch
diesen wird die äußere Heiligkeit
zur inneren, das Gepredigtwerden wird zur Anerkennung derselben. Ebenso verhält
es sich mit der Heiligkeit
des heiligen Abendmahles.