Was ist der Mensch nach Geist, Seele und Leib?

Januar 1843

 

Frage: Heilige Weisheit, was ist der Mensch?

Antwort: Er ist nach dem Falle Adams, des ersten Menschen, ein gemischtes Wesen, halb Engel, halb Tier.

Frage: Worin besteht seine Eigenschaft eines Engels?

Antwort: Sie besteht in der Kraft des ewigen Worts, durch welches der Mensch, wie alle Dinge, geschaffen wurde, und wird in drei Hauptwesenheiten, oder Prinzipien, eingeteilt.

Frage: Wie heißen diese drei Hauptwesenheiten nach der Eigenschaft eines Engels?

Antwort: Sie heißen: Geist, Seele und Leib.

Frage: Was ist des Geistes Eigenschaft?

Antwort: Er ist ein unmittelbarer Ausfluß aus dem ewigen Worte, das in jeden Menschen bei der Geburt, zum Teil auch schon im Mutterleibe, von Gott eingesprochen wird, ja das auf eine verborgene Weise schon im Samen der gesamten Menschheit enthalten liegt. Dieses Wort ist Licht und Leben, aus des Sohnes Eigenschaft, der verheißene Weibessame.

Frage: Was ist die Seele eines Engels?

Antwort: Die Seele eines Engels ist eine feurige Essenz, aus der väterlichen Eigenschaft Gottes. Sie ist der Grund des Lichtlebens, das erste Prinzip, der Vater des Lichts, weil das Licht aus dem Feuer hervorgeht. Aus dieser Ursache dürfen Seele und Geist niemals voneinander getrennt angesehen und betrachtet werden, weil dadurch Vater und Sohn voneinander geschieden werden würden.

Frage: In was besteht der Leib eines Engels?

Antwort: Der Leib eines Engels ist ein Auszug aus der ganzen Schöpfung. Er besteht in einer feinen, festen Substanz, ist durchsichtig, hell und klar. Diese Substanz ist paradiesische Erde. Er ist also nach der reinen, unverdorbenen Schöpfung aus Feuer, Wasser, Luft und Erde zusammengesetzt, die in einer innigen, freundlichen Harmonie miteinander stehen. Dieser Leib ist mit der Seele des Engels und dem darin lebenden und herrschenden Geiste, dem Worte, unzertrennlich verbunden.

Frage: Was ist der Mensch nach seinem tierischen Wesen, in welches er durch seinen Fall hineingeraten ist?

Antwort: Nach seinem tierischen Wesen ist er das Ergebnis des Genusses von den Früchten des verbotenen Baumes im Paradiese, in welchem Gutes und Böses nach tierischer Eigenschaft enthalten lag, nämlich: Sinnenlust, Fleischeslust, hoffärtiges und neidisches Wesen. Aber erst durch den verkehrten Willen des Menschen, durch den Ungehorsam, der seinen Fall erzeugte, durch Einwirkung des Teufels, haben diese Eigenschaften ein teuflisches Leben  erhalten; denn in den Tieren sind sie nur tierisch böse, und nicht teuflisch.

Der Genuss von dieser Frucht hatte zur Folge, dass der Engelsleib Adams und der Eva, der nach dem ersten Falle, wenn auch in geringerem Grad und Verhältnis, dennoch seine schöne Gestalt und hohe Kraft an sich trug, von jener Zeit an nach und nach von einem groben Leibe, tierischer Eigenschaft, überzogen wurde. Die Lust zur Beiwohnung nach tierischer Art loderte nun in ihnen in vollen Flammen auf; und je mehr sie dieser Lust frönten, desto mehr zog sich ihr Engelsleib zurück, und ihre Geschlechtsteile traten auffallender hervor, bis endlich diese ersten Menschen in der Gestalt erschienen, in welcher gegenwärtig der Mensch steht. Die tierische Lust überdeckte durch die Folgen ihrer Zeugung den schönen Engelsleib mit einem groben, tierischen Leib. Der Hauptfall  aber, den ihr Ungehorsam hervorbrachte, bestand in der schrecklichen Tatsache, dass das Licht und die reine Liebe alsbald aus der Willenskraft beider sich zurückzog. Ihr Wille gestaltete sich allmählich, nach der Eigenschaft des Baumes, zu einem Gemisch von Gutem und Bösem; ihre Einbildungskraft, vorher in reinen, schöpferischen Kräften wirksam, wurde von dem Opium der verbotenen Frucht betäubt, und gestaltete sich zu einem wogenden Meere der Leidenschaften, voll unruhigen Verlangens. Da nun ihr Einbildungsvermögen die reine schöpferische Kraft verloren hatte und tierisch geworden war, so bildete sich nach und nach ein zweiter Mensch in Adam und Eva, nach der Eigenschaft ihrer sinnlich-tierischen Magie, und ihr verkehrt gewordenes Willensvermögen drückte diesem Machwerk vollends das Siegel auf.

Frage: Wie ist dieser zweite Mensch zusammengesetzt?

Antwort: Ebenfalls aus Geist, Seele und Leib.

Frage: Wie ist der Geist dieses Menschen beschaffen?

Antwort: Er ist ein Gegenbild des Geistes der Engel, gemischt aus Gutem und Bösem, nach der Eigenschaft des Baumes und seiner verbotenen Frucht.

Frage: In welcher Eigenschaft steht die Seele dieses Menschen?

Antwort: Sie ist ein Gegenbild der Seele des Engels. Wie die Seele des Engels ein reines, himmlisches Feuer ist, so ist die Seele dieses zweiten Menschen die innerste Natur des sichtbaren elementarischen Feuers, mit welchem das unsichtbare astralische Feuer verbunden ist. Dieses unsichtbare astralische Feuer befindet sich auf eine verborgene Weise in der Erde, in der Luft, sogar im Wasser, wie im Holz, in dem es durch Anzündung offenbar wird. In diesem Feuerelement übt der Feind alles Guten seine Wirkungen aus durch Zorn, Neid, Mißgunst und Stolz. Einerseits grenzt es an das reine, himmlische Feuer, auf der andern Seite an das höllische Feuer, und in der Mitte steht die elementarische Welt. In der innersten Tiefe, gleichsam im Zentrum dieses Feuers, steht dennoch Christus als der Mittler und Erlöser, nach der männlichen Eigenschaft im Lichte, nach der mütterlichen Eigenschaft aber als das Wasser des Lebens, das des Feuers Glut auslöscht. Auch ist zu wissen, dass der Geist und die Seele dieses zweiten Menschen, der nach dem Falle erzeugt wurde, durch das in allem vorhandene Mittlerwort dennoch eine entfernte Verwandtschaft mit dem Engels-Geist, der Engels-Seele und dem Engels-Leib behalten hat. Dadurch eben ist die Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes möglich geworden, vermittelst der Menschwerdung Jesu, der sich in diese sündliche Gestalt, nämlich in den sterblichen menschlichen Leib, herabgelassen hat.

Frage: Wie ist der Leib dieses zweiten Menschen beschaffen?

Antwort: Er besteht in einem doppelten oder zweifachen Körper, wovon der eine Teil der innere, der andere Teil der äußere Leib genannt werden kann. Der innere Leib, der in dem äußeren verborgen ist, und der die Seele und den Geist des adamischen Menschen zunächst umgibt, besitzt alle Glieder in der gleichen Form wie der äußere. Er ist es auch, der dem groben, sichtbaren, äußeren Leibe Leben und Kraft erteilt, solange keine die inneren Lebenskräfte überwiegende Krankheit den Tod desselben herbeiführt.

Frage: Worin besteht dieser äußere, fleischliche Leib?

Antwort: Erstens in einer zähen, leimigen, schuppenartigen Hülle, welche gleichsam das Gewand dieses Leibes bildet. Unter diesem Gewande befindet sich eine Menge der verschiedenartigsten Muskeln, welche um ein festes Gerüst von Knochen der verschiedensten Form und Größe gelagert sind. Weiter nach innen befinden sich die Eingeweide, welche aus den kunstvollsten Organen zusammengesetzt sind. Durch alle Teile dieses Körpers verzweigen sich die wundervollen Systeme der Adern und der Nerven. Von dem Herzen aus wird das Blut durch eine Menge von Adern, die man Arterien nennt, zu allen Teilen des Körpers geleitet, und durch ebensoviele Gefäße, die Venen heißen, strömt es zu dem Herzen wieder zurück. Nicht weniger wunderbar ist das Gewebe der Nerven, die vom Gehirn und Rückenmark aus sich durch den ganzen Körper ausbreiten. Alle diese und noch viele andere Bestandteile des Körpers bilden in ihrem ordnungsvollen Zusammenhang einen höchst merkwürdigen organischen Bau, dessen Teile alle ineinander greifen, und von denen jeder zu allgemeinen und besonderen Zwecken dienen muss. Doch ist hier nicht der Ort, von diesen Dingen ausführlicher zu reden, weil das Wort hier einen höheren Zweck hat, als bloß mit der äußeren Hülle sich zu beschäftigen.

Dieser äußere, körperliche Mensch steht nun, solange sein irdisches Dasein dauert, mit dem seelischen oder astralischen Menschen, auf welchen nach seiner Natur das Gestirn des Himmels einen großen Einfluss ausübt, in einem genauen Zusammenhang. Durch die Sinne dieses äußeren Menschen nimmt der seelische Mensch die Körperwelt wahr; durch dessen Augen sieht er, durch dessen Ohren hört er, durch dessen Nase riecht er, durch dessen Zunge hat er den Geschmack, durch dessen Nerven fühlt er und gibt, sofern er anders unabhängig handeln kann, durch seinen Willen allem die Bewegung.

Frage: Durch welches Mittel kann der Wille des seelischen Menschen dem äußeren Menschen die Bewegung geben?

Antwort: Durch die Vermittlung der Nerven, welche (wie der ganze Mensch und alle übrigen Teile des Körpers) in drei Prinzipien: Geist, Seele und Leib, bestehen. Der seelisch-sinnliche Mensch steht mit dem Nerven-Äther in der innigsten Verbindung, ja macht eigentlich ein Wesen mit ihm aus. Dieser Nerven-Äther ist ein Geist, in weIchem die geistigen Eigenschaften von Licht, Salz, Wasser, Merkur und Schwefel zusammenwirken. Die äußersten Enden der Nerven sind bis zur Unsichtbarkeit fein, so daß sie auch durch das stärkste Vergrößerungsglas nicht zu erblicken wären. Das Nervensystem, das vom Gehirn und Rückenmark aus durch den ganzen Bau des äußeren Menschen geht, umfasst mit seinen einwärts gehenden Verzweigungen den seelischen, astralischen Menschen gleichsam wie mit den Wurzeln eines Baumes, und wird von ihm, durch seinen Willen, in Bewegung und Tätigkeit gesetzt, solange die Nerven nach ihrer äußeren Beschaffenheit für das äußere, zeitliche Leben brauchbar sind.

Auch mit dem Mark der Knochen stehen die Nerven in genauester Verbindung und ziehen ihre feinere Nahrung daraus. Die Seele der Nerven ist ein Feuer, das dem ganzen System Kraft und Wärme verleiht, und aus welchem das Licht, das in dem Nervengeiste herrscht, seine Entstehung nimmt. Und nicht nur verleiht dieses Feuer den Nerven die Lebenswärme, sondern weil in dem Feuer die Luft wohnt und von ihm ausgeht, so erhält der Wille dadurch das Vermögen, diese Luft in Bewegung zu setzen. Auf diese Weise wird dann durch den Willen der Seele der gröbere körperliche Teil der Nerven, der in einem fadenartigen Gewebe besteht, als das dritte, äußere Prinzip, in Tätigkeit gesetzt.

Der Nervengeist und die Nervenseele sind unvergängliche Substanzen, ebenso wie das geistige Wesen in den Knochen und in ihrem Mark. Dieses zusammen macht das eigentliche Lebensprinzip im Menschen aus. Der körperliche Teil der Nerven, ihre grobe, irdische Substanz, wird nach dem Tode des Menschen wieder zu Erde, von der er genommen ist, und kann nicht zur Auferstehung gelangen. Denn nur das kann mit dem Menschen auferstehen, was ein eigentliches Seelenleben hat; das Fleisch ist dazu untauglich. Muß doch auch das in die Erde gesenkte Weizenkörnlein dem Körper, dem Fleische nach, ersterben. Dieser Leib, das grobe Fleisch, wird aber bei der Läuterung der Erde mit derselben durch das Feuer geführt, um nach seinem unvergänglichen Teil mit der verherrlichten Muttererde ein Ganzes zu bilden, sofern nämlich in dem Lebensprinzip des Menschen, der während seines Daseins auf Erden dieses körperliche Wesen an sich trug, Christi Geist und Leben durch die Wiedergeburt wirksam war. Also zieht der Mensch bei seiner Auferstehung nur das Unvergänglich-Körperliche wieder an, nicht aber das Vergängliche. Dieses fällt vielmehr bei dem großen Scheidungsprozess der Erde an seinen ihm gebührenden Ort, je nachdem der Mensch hienieden gelebt hat.

Frage: In was besteht der seelische Mensch nach seinen inneren Eigenschaften?

Antwort: In den drei Vermögen: Wille, Verstand und Gedächtnis, welche das edelste Wesen der Seele ausmachen.

Frage: Was ist eigentlich der Wille? Ich möchte das gern in kurzen Worten vernehmen, ohne fremde Ausdrücke, weder von Philosophen, noch den Theosophen, am wenigsten aber von ungeistlichen Theologen.

Antwort: Der Wille ist das Vermögen der freien Selbstbestimmung des Menschen, der Entscheidung für oder gegen eine Sache. Es liegt in ihm eine Feuerskraft, eine Lichtskraft und eine Lebenskraft. Er ist männlicher und weiblicher, wirkender und leidender Eigenschaft. Die eigentliche Entscheidung trifft er nach seiner männlichen Eigenschaft; das in ihm wohnende Sehnen und Verlangen ist weiblicher Eigenschaft.

Frage: Was ist der Verstand?

Antwort: Ein Vermögen zu forschen, zu fassen und zu begreifen.

Frage: Was ist das Gedächtnis?

Antwort: Das Gedächtnis ist die Kammer des Verstandes, zur Aufbewahrung dessen, was der Verstand erfaßt hat, damit es nicht entrinne und der Verstand ferner darin meditieren könne. (Anmerkung: Was hier Gedächtnis genannt wird, nennt der Verfasser anderswo Imagination oder Einbildungskraft. So heißt es an einem andern Ort: "An unserer Denkkraft ist gar viel gelegen, weil der Wille und die Einbildungskraft mit der Denkkraft eine Dreieinheit bilden. Diese Wahrheit gehört zum inneren Leben des Geistes.")

Frage: Gehört das Gedächtnis nicht vielmehr zu den sinnlichen Kräften des seelischen Menschen, anstatt zu den edelsten Kräften der Seele?

Antwort: Nach den zwei edleren Prinzipien: Feuer und Licht, gehört das Gedächtnis zu dem edleren Teil der Seele, wie Wille und Verstand, mit denen es eine Dreieinheit bildet, und welche miteinander den eigentlichen geistigen Teil der Seele ausmachen. Nach dem dritten Prinzip, dem leiblichen, gehört dieses Vermögen aber dem grobsinnlichen, seelischen, adamischen Menschen zu.

Ebenso verhält es sich auch mit der menschlichen Vernunft und allen übrigen Vermögen des Menschen. Nach dem Lichte, als dem innersten Grunde aller Vermögen, ist der Mensch geistig; nach dem zweiten Grunde, dem Feuerprinzip, ist er seelisch; nach dem dritten ist er leiblich.

Nach dem Lichte, welches auch der Seelengrund genannt wird, kann der Mensch sich mit Gott in Verbindung setzen. Dazu hat die göttliche Liebe beim Falle des ersten Menschen ihm den Weg offen gelassen, und ihm durch Christi Menschwerdung, Leben, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt aufs neue die Hand gereicht, damit er das Ebenbild Gottes wieder erlangen könne. Dieses göttliche Ebenbild ist beim Falle des Menschen nicht gänzlich und unwiederbringlich verloren gegangen, sondern hat sich nur in die Tiefe, in das Zentrum des edelsten Teils der Seele zurückgezogen. Hier bleibt es nun, wie in einem tiefen Grabe, verschlossen, bis Christus es durch seine wiedergebärende Machtstimme aus dem Grabe hervorruft. Die gänzliche Entwicklung und Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes erfolgt aber erst nach dem Eintritt in die Lichtwelt, selbst auch bei den allergefördertsten Seelen; denn nur durch ein allmähliches Aufsteigen zu immer höheren Stufen kann dasselbe zur Vollkommenheit gelangen.

Frage: Bei welchem Prinzip beginnt Christus sein Wiedergebärungswerk in einem Menschen, der von seinem bösen Leben zu Gott wieder umzukehren gesonnen ist?

Antwort: Beim ersten Prinzip, das dem in der Tiefe verschlossenen göttlichen Ebenbilde am nächsten steht, und noch einigermaßen mit ihm verwandt ist. Also beim Hause Juda und Israel, bei dem Volke, mit dem Gott einen Bund gemacht hat, wird das Wiedergebärungswerk begonnen; ihm zuerst wird die Ankunft des Reiches Gottes verkündigt, ehe und bevor der Geist Jesu als Gesandter zu dem sinnlichen Teile der Seele geht, wo die heidnischen Völker heidnisch denken und heidnisch leben. Erst nach dem Kreuzestode Jesu können die Heiden zur Bürgerschaft des neutestamentlichen Israels gelangen, weil nach Eph. 2,14 die Scheidewand zwischen Juden und Heiden durch den Tod Jesu weggeräumt werden muß. (Anmerkung: Nach dem heutigen Christentum wird bei der Bekehrung der Menschen ein anderer Gang genommen. Man fängt bei den Heiden an, anstatt bei dem christlichen Juda und Israel. Darum werden am Ende die sogenannten Christen von den bekehrten Heiden bekehrt werden müssen, damit das Werk Gottes nicht liegenbleibe.)

Diesen Kreuzestod muss auch das innere Wesen, der Grund der Seele, durch einen Scheidungs- und Läuterungsprozeß erdulden, welchen der wiedergebärende Geist Jesu durch die Wirkung der heiligen Mittel (Geist, Wasser und Blut) unter großen Seelenleiden hervorzurufen beginnt. Luzifer, der Stolze, muss zuerst aus dem Himmel, nämlich aus dem geistlichen Prinzip, hinausgeworfen werden. Dann fällt er in den seelischen, sinnlichen Teil des Menschen, und regt in demselben nicht allein die Heiden, sondern auch die der Wahrheit widerstrebenden Juden, hauptsächlich die Pharisäer und Schriftgelehrten unter ihnen, auf und klagt ihnen, dass ein Verführer in sein Reich eingedrungen sei, in welchem er so fest auf seinem Throne zu sitzen glaubte. Bei dieser Klage tritt er aber nicht als Satan auf, sondern stellt sich als einen Lichtsengel dar, der für Recht und Wahrheit streite, und dabei auch der Pharisäer und Schriftgelehrten Macht und Recht gutmeinend gedenke.

Hat nun einmal das innerste Prinzip durch den in ihm vorgegangenen Scheidungsprozess den Kreuzestod erlitten, und ist Christi Geist in ihm auferstanden, so geht alsdann die Mission zu dem seelischen, sinnlichen, adamischen Menschen (der wie Paulus schreibt nicht versteht, was des Geistes Gottes ist), und in dem sich Satan festgesetzt hat, nach seiner Verstoßung aus dem ersten Prinzip.

In diesem Teil geht nun ein harter Kampf an. Satan verschanzt sich auf allen Seiten, und nicht selten gelingt es ihm, seinen Platz zu behaupten. Wenn der menschliche Wille nicht fest und redlich entschlossen ist, sich zur Partei des Lichts zu halten, so kann die Wiedergeburt entweder ganz, oder doch zum Teil, verhindert werden. Nach den Worten Jesu sucht ja der unsaubere Geist, nachdem er ausgefahren ist, seinen früheren Sitz wiederzugewinnen; und wenn das auch verhindert werden möchte, so bleibt es doch bei solchen Seelen, die in dem angefangenen Werk der Wiedergeburt nicht vorwärts schreiten, bloß und allein beim Wünschen. Sie bleiben darin stecken, das Gute nur zu wollen, ohne weiterzukommen; denn die wirkliche Ausführung des Guten erfordert zu Werkzeugen solche Seelenkräfte, die durch den Wiedergebärungsgeist erneuert worden sind.

Bei den meisten Menschen hält es sehr schwer, daß die Wiedergeburt, nachdem sie in dem innersten Prinzip eine Grundlage erhalten hat, von da aus auch zu dem seelischen Teil durchdringe, damit auch in diesem das Werk der Erlösung und Wiedergeburt nach dem göttlichen Willen ausgeführt werden könne. Der adamische Teil des Willens legt dem Wirken des guten Geistes, das der unwiedergeborene Mensch nicht versteht (1.Kor.2,14), zu viele Hindernisse in den Weg.

Noch seltener aber ist der Fall, daß die Wiedergeburt im dritten Prinzip, im körperlichen Menschen, ausgeführt werden kann. Denn ist der Satan aus dem ersten und zweiten Prinzip ausgeworfen, so übt er in diesem dritten Prinzip, also auf der Erde, einen großen Zorn aus. Hier sucht er, als die alte, auf dem Bauche kriechende Schlange, seine Wut gegen einen solchen Menschen auszulassen, indem er vermittelst des Krankheits- und Sündenstoffes, der ebenfalls aus den inneren Teilen herausgeworfen ist, der Seele viele Leiden verursacht, um sich für den erlittenen Schimpf zu rächen, und diese dreifache Wiedergeburt zu verhindern. Daher kommt es, dass solche, die den hohen Grad der Wiedergeburt nach den beiden ersteren Prinzipien schon erlangt haben, doch meistens (wie Mose) das gelobte Land nur mit den Augen des neuen Menschen zu sehen gewürdigt werden.

Frage: Lebt bei denjenigen, welche durch die göttliche Gnade die Wiedergeburt im ersten und zweiten Prinzip erreicht haben, der alte Mensch nicht mehr, oder ist er etwa zu Zeiten und bei gewissen Anlässen noch bemerkbar?

Antwort: Ja freilich lebt derselbe noch, solange solche Menschen im Fleische pilgern, wie man das gar leicht an ihnen wahrnehmen kann. Allein der alte Mensch ist bei ihnen nicht mehr Herr, sondern zum Knechte geworden. Wenn er dann bei gewissen Anlässen zu groß tun will, so verschlingt ihn der neue Mensch in seine Macht, dh. er setzt ihn gefangen in den Stock, bis er Buße tut. Das ist Wahrheit!

Frage: Kann der alte, adamische Mensch, der doch nicht aus Gott geboren, sondern durch den Fall Adams als eine Aftergeburt erzeugt worden ist, noch selig werden und zum göttlichen Ebenbilde gelangen?

Antwort: Nein, das kann er nicht; denn neben dem auferstandenen Ebenbilde Gottes kann kein zweites Wesen bestehen. Die Sache verhält sich also: Wie vor der Wiedergeburt und Erneuerung der bei den Prinzipien, des geistigen und des seelischen, das göttliche Ebenbild von dem adamischen Menschen verschlungen und darum ohne Herrschaft, ja dem Scheine nach verloren war, so wird durch die Wiedergeburt, bei der vollkommenen Auferstehung des göttlichen Ebenbildes, der alte, adamische Mensch in dieses verschlossen und ebenso tief in dessen Willen gefangen und ihm unterjocht, wie vorher der göttliche Lichtsgrund in dem alten Adam gefangen und von demselben unterjocht war.

Frage: Noch eine Frage möchte ich aufwerfen, die ich vor allem für manche andere Seelen beantwortet zu sehen wünsche. Es wird nämlich neben Geist und Seele auch noch oft vom Gemüt gesprochen. Was ist eigentlich unter diesem Ausdruck Gemüt zu verstehen?

Antwort: Über das Gemüt wird sehr verschieden gedacht, und es ist darüber schon vieles von Philosophen und Theosophen geschrieben worden. Soll nun dieser Ausdruck seine richtige Anwendung erhalten, so ist zu wissen, dass Gemüt eigentlich das von Geist und Seele ausgehende Wesen bezeichnet. Es ist die Atmosphäre, worin der Geist als die Sonne leuchtet. Scheint nun der Geist des Lichts in der Atmosphäre des Gemüts, so ist es helle, wo nicht, so ist es dunkel, oder gar Nacht in demselben. Amen!

Quellenherkunft:

 

Zeugnisse von Joh. Jakob Wirz (Auszüge)