Lieber
Udo,
zu
Deiner Mail vom 9.11.02 habe ich folgende Gedanken:
Was du über den Erzengel Raffael mitgeteilt hast, das ist dann noch mal eine andere Sache. Dieser Engel hat sich ja nicht nur einen substantiellen Leib zugelegt sondern sogar einen materiellen Leib. Wie das gehen soll, das überseh ich nicht.
Diesen
Überblick habe ich auch nicht
Und jetzt noch mal zum Vollmenschen in den Himmeln: Dieser Adam mit seiner eigenen Eva als seiner Frau hat es in himmlischen Zuständen dann gar nicht nötig, sich einen substantiellen Leib zuzulegen. Er kann das machen, aber macht das vielleicht nur, wenn er sich den Menschen die in Materie sind, zeign möcht.
Kommt es
hier nicht darauf an , in welchen Zustand wir uns versetzen möchten? Du
sprichst von Adam und Eva in den Himmeln. Einen Blick dort hinein hat uns
Emanuel Swedenborg geschenkt. Denke
bitte an seine Werke „Himmel und Hölle“ oder „Die wahre christliche
Religion“. In diese Werke müssen wir uns wohl noch beide einlesen.
Bei
der Erwähnung des „Vollmenschen“ hatte ich mehr
den Zustand von uns Menschen vor unserem Fall im Auge. Dieses Geschehen
wird in der „Haushaltung Gottes“ geschildert . Die Visionen des Jakob Böhme,
die dieser z.B. in „Aurora“ oder „Mysterium Magnum“
niedergelegt hat, verdeutlichen
unseren Zustand vor unserem Fall . Auch insoweit besitze ich nur den Überblick,
den ich durch das Studium der Vorträge von Karl Dvorak erhalten habe. Insoweit
habe ich noch großen Vertiefungsbedarf.
Nach meinem augenblicklichen Verständnis hatte jeder von uns einen „Vollmenschen-Zustand in einem „feinstofflichen Bioplasma-Leib“ vor unserer Teilung in Mann und Frau.
Was
du bisher über Jakob Böhme und andeutungsweise über Meister Eckehart sagst,
das ist noch recht fern von meinem Verständnis. Ich denke mir aber, dass
diese beiden großen Mystiker, weil sie Mystiker sind, solche himmlischen Zustände
nach ihrem persönlichen Verstehen beschrieben haben. Da scheint recht viel
Allegorisches drin zu sein. Da ist mir das, was Swedenborg klar und nüchtern
sagt, schon viel lieber, weil es sogar rational verständlich ist, nicht nur
mystische Umschreibung. Ich bin mir also gar nicht sicher, ob ich mich mit Böhme
oder Eckehart beschäftigen soll. Sie sind ja zeitlich auch vor Swedenborg und
Lorber.
Was
mir allerdings am besten zusagt ist das, was im Großen Evangelium Johannes
durch Lorber im Bd. 8, Kap. 25 steht. Aus unserer Weltsicht heraus betrachtet
hat jedes Ding oder Sache drei Seiten: die Außenform (die Materie), den
Inhalt (das Substantielle, die Seele) und die "innewohnende Kraft"
(die Essenz, die Lebenskraft). Diese Lebenskraft ist dann sicherlich der Geist
und so sprechen wir immer von einer Drei-Formung: Geist in Seele und Seele in
Leib. Und dieser Geist und Lebenskraft ist in den Wesen ja gar nicht ihr
eigner, sondern vom Schöpfer ihnen zugeteilte Geist.
Du
zitierst: jl.ev08.
Du hast recht, Jesus ist das Leben,
die Lebenskraft! Es gibt kein Leben ohne Ihn,
es äußert sich auf verschiedenen Stufen! Aus jl.ev08 möchte ich
besonders erwähnen:
„Dieser
Inhalt oder innere Körper der Seele ist ihr eigenes Lebenswesen selbst, also
die Seele.“
Dieser
Jesu-Satz enthält für mich alles: Unseren Geburtsgeist, der die Seele aus
Seiner Lebenskraft gestaltet hat, aber auch Ihn Selbst. Doch dann lesen wir,
wie Er sich in uns zurückzieht:
„08]
Ist die Seele oder der Mensch also einmal da nach dem Willen und nach der
Intelligenz des Geistes, so zieht sich der Geist ins Innerste zurück und gibt
der einmal daseienden Seele nach seinem innersten Willen und nach seiner
innersten Intelligenz einen wie von ihm getrennten freien Willen und eine
freie und gewisserart selbständige Intelligenz, die sich die Seele teilweise
durch äußere Wahrnehmungssinne und teils durch ein inneres Innewerden also
aneignet und dann so vervollkommnet, als wäre die vervollkommnete freie
Intelligenz ihr eigenes Werk.“
In
diesem Absatz steckt das 5. Kapitel der Haushaltung Gottes, aber auch Jakob Böhme
mit seiner Vision über den Vollmenschen. Hier können wir an unser Werden
denken, das Kapitel über die Ei-Kundgabe in den „Schöpfungsgeheimnissen“
von G. Mayerhofer einbeziehen und uns so an
Seinen erläuternden Worten erfreuen. In dem
von Dir gewählten Thema können wir uns also verlieren.
Du
spricht weiter davon ,dass auch in den Tieren eine Seele und ein Geist sei.
Aus den Vorträgen von Karl Dvorak und dem Nachlesen in den Lorber-Büchern
weiß ich, dass Geist nicht immer Geist ist. Ich erinnere mich insoweit an
das Werk von E. Swedenborg „Verkehr zwischen Seele und Geist“ mit
folgendem Abschnitt:
13. |
Völlig
anders verhält es sich bei den Tieren . |
Wer
nach der bloßen Wahrnehmung der Sinne urteilt, kommt zu dem Schluß, das Tier
habe Wille und Verstand wie der Mensch, der Unterschied läge nur darin, daß
der Mensch die Sprache, das Tier aber nur Laute habe. Allein das Tier hat
weder Willen noch Verstand, sondern nur ein diesen Ähnliches, ein Analogon.
Der Mensch ist Mensch, weil sein Verstand über seinen Willen und dessen
Neigungen erhoben werden kann, weil sein Wille unter dem Gebote des Verstandes
sein kann, das Tier hingegen ist Tier, weil sein Verstand unter dem Gebote
seines Willens ist, weil seine Begierden es antreiben, zu tun, was es tut. Der
Verstand des Menschen ist ein lebendiger, wahrhafter Verstand, weil er das aus
dem Himmel einfließende Licht aufnimmt, es als das seinige wahrnimmt und bewußt
ergreift und aus ihm heraus folgerichtig denkt in vielgestaltigem Wechsel, völlig
wie aus sich selbst. Sein Wille ist ein lebendiger, wahrhafter Wille, weil er
die einfließende Liebe des Himmels aufnimmt und aus dieser heraus handelt wie
aus sich selbst. Beim Tier dagegen ist das Analogon als Widerspiel. Darum
werden Menschen, die aus den Begierden des Willens heraus denken, Tieren ähnlich
und mit ihnen verglichen, sie erscheinen auch in der geistigen Welt von feme
als solche. Sie unterscheiden sich freilich von den Tieren wesentlich dadurch,
daß sie anders können, wenn sie wollen. Die
echten Menschen aber erscheinen in der geistigen Welt als Menschen und die
edelsten sind Engel des Himmels. Mit
einem Wort: Wille und Verstand sind bei den Tieren in steter Verknüpfung und
weil der Wille an sich blind ist, darum macht er auch den Verstand blind.
Deshalb weiß das Tier nicht, was es tut und tut es dennoch, es handelt aus
einem allgemeinen Einfließen aus der geistigen Welt, das heißt aus Instinkt.
Der Mensch denkt, redet und gestaltet sein Leben einzig, weil sein Verstand
trennbar vom Willen ist und erhöhbar bis ins Himmelslicht; das Tier handelt
aus einem natürlichen Triebe, der ihm innewohnt von der Schöpfung her, es
wird zu seinen Handlungen getrieben. Es handelt Ordnungsgesetzen gemäß, die
in die Natur eingeschrieben sind, manches sogar dem Anschein nach sittlich und
vernünftig, sich dadurch vorteilhaft von manchem Menschen unterscheidend.
Denn es hat nicht die Möglichkeit, sein Begehren durch schlimmes Denken zu
pervertieren.
Die vernunftlosen Tiere werden einzig und allein durch die Triebe ihrer Liebe und deren Neigungen geleitet, sie wurden für diese erschaffen und in diese geboren. Jedes Tier strebt nach dem, wozu seine Neigung es zieht. Darum haben sie auch alle Kenntnisse, die dieser ihrer Liebe angehören: Vermöge ihres Triebes zur ehelichen Liebe wissen sie, wie sie sich begatten müssen, jedes nach seiner Art; ebenso wissen die Vögel, wie sie Nester bauen, Eier legen, sie ausbrüten und wie sie die Jungen ernähren müssen; ebenso wissen die Bienen, in welchen Blumen sie Nahrung suchen und Wachs sammeln können, sie bauen Zellen daraus zuerst für ihre Nachkommenschaft, hernach für die Aufbewahrung ihrer Nahrung und sie versorgen sich mit Wintervorrat. Alle Tiere wissen dies alles ohne jede Belehrung, alle diese Kenntnisse sind ihnen in den Trieben ihrer Liebe eingeboren und sie wohnen darin vom ersten Ursprung an. Sie werden in diese Kenntnisse geboren, weil sie in der Ordnung ihrer Natur sind, zu welcher sie geschaffen wurden, und sie werden weiterhin durch den allgemeinen Einfluß aus der geistigen Welt geführt. Nochmals sagen wir, daß oben unter Wille und Verstand beim Tier nur ein Abbild oder Analogon beider verstanden werden darf. Das Leben des Tieres gleicht einem Nachtwandler, der bei schlafendem Verstand herumläuft und handelt, oder einem Blinden, der von seinem Hund geführt wird. Aus dem Irrtum, die Tiere besäßen Vernunftvermögen und unterschieden sich vom Menschen nur durch ihre Gestalt und den Mangel der Sprache, ziehen viele den Schluß, das Tier lebe nach dem Tode weiter wie der Mensch, oder umgekehrt, wenn das Tier nicht weiterlebe, dann auch nicht der Mensch, anderer Träumereien gar nicht zu gedenken. Sie haben ihren Ursprung in der Unkenntnis des wahren Wesens von Wollen und Denken und der Grade, auf denen der Geist des Menschen wie auf Sprossen zum Himmel aufsteigen kann.
Der Geist in den Tieren ist für mich ein allgemeiner Geist oder Kollektivgeist. Was sagt E. Swedenborg:
„Sie werden in diese Kenntnisse geboren, weil sie in der Ordnung ihrer Natur sind, zu welcher sie geschaffen wurden, und sie werden weiterhin durch den allgemeinen Einfluß aus der geistigen Welt geführt.“
Ich kann Karl Dvorak folgen, wenn er vom Kollektivgeist spricht, von denen z.B. ein Bienenstaat gelenkt wird.
Mit
herzlichem Gruß
Lothar
-----Ursprüngliche
Nachricht-----
Von: Udo
Gesendet: Samstag, 9. November 2002 18:57
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Lieber Lothar,
für deine umfangreichen Textzusammenstellungen möcht ich mich noch bedanken.
Ich hab alles aufmerksam gelesn. Vor allem die Ausführungen von Swedenborg über
"Von der Zeit im Himmel" und auch "Vom Raum im Himmel"
sind sehr aufschlussreich für mich. Es stimmt also, dass es in der jenseitign
Welt keinen Raum und deshalb auch keine Zeit gibt, denn alles was dort in der
geistigen Welt ist sind Seelenzustände. Und geistige Zustände brauchen keine
Ausdehnung. Und wenn keine Ausdehnung gebraucht wird vergeht auch keine Zeit.
Zeit wird ja nur gebraucht oder verbraucht, wenn man von einem Ort zum andern
möcht wegen der Entfernung. Und bei seelischen Zuständen ist Zeit überflüssig
denn da ist alles beisammen oder allgegenwärtig.
Diese Mitteilungen von Swedenborg haben mir sehr geholfn. Und wenn das mit
Zeit und Raum in der geistign Welt so ist, dann ist es ja auch verständlich,
dass die Wesen dort in der geistign Welt (ob im Himmel oder in der Hölle)
sich erst dann einen substantiellen Körper zulegen, wenn sie sich sichtbar
machen wolln. Ich denk mal, dass sie unter sich das gar nicht nötig haben.
Erst wenn sie sich den Menschen wie du und ich bemerkbar machen wolln, dann
legn sie sich einen substantiellen Leib zu (eine Hülle; feinstofflich) und
sind dann wie Geisterscheinungen für uns; sie werden dadurch sichtbar für
uns.
Was du über den Erzengel Raffael mitgeteilt hast, das ist dann noch mal eine
andere Sache. Dieser Engel hat sich ja nicht nur einen substantiellen Leib
zugelegt sondern sogar einen materiellen Leib. Wie das gehen soll, das überseh
ich nicht.
Und jetzt noch mal zum Vollmenschen in den Himmeln: Dieser Adam mit seiner
eigenen Eva als seiner Frau hat es in himmlischen Zuständen dann gar nicht nötig,
sich einen substantiellen Leib zuzulegen. Er kann das machen, aber macht das
vielleicht nur, wenn er sich den Menschen die in Materie sind, zeign möcht.
Was du bisher über Jakob Böhme und andeutungsweise über Meister Eckehart
sagst, das ist noch recht fern von meinem Verständnis. Ich denke mir aber,
dass diese beidn großen Mystiker, weil sie Mystiker sind, solche himmlischen
Zustände nach ihrem eingen, ihrem persönlichen Verstehen, beschrieben haben.
Da scheint recht viel Allegorisches drin zu sein. Da ist mir das, was
Swedenborg klar und nüchtern sagt, schon viel lieber, weil es sogar rational
verständlich ist, nicht nur mystische Umschreibung. Ich bin mir also gar
nicht sicher, ob ich mich mit Böhme oder Eckehart beschäftigen soll. Sie
sind ja zeitlich auch vor Swedenborg und Lorber.
Was mir allerdings am besten zusagt ist das, was im Großen Evangelium
Johannes durch Lorber im Bd. 8, Kap. 25 steht. Aus unserer Weltsicht heraus
betrachtet hat jedes Ding oder Sache drei Seiten: die Außenform (die
Materie), den Inhalt (das Substantielle, die Seele) und die "innewohnende
Kraft" (die Essenz, die Lebenskraft). Diese Lebenskraft ist dann
sicherlich der Geist und so sprechen wir immer von einer Drei-Formung: Geist
in Seele und Seele in Leib. Und dieser Geist und Lebenskraft ist in den Wesen
ja gar nicht ihr eigner, sondern vom Schöpfer ihnen zugeteilte Geist.
Damit hab ich erst mal die Antwort für mich. Die wird nicht tief genug
reichen, aber sie zeigt mir, dass
- ein Mensch der Erde Materie und Seele (Substanz) mit Geist (Essenz,
Lebenskraft) ist
- ein Tier der Erde Materie und Seele mit Geist (vom Schöpfer; wie beim
Menschen) ist
- eine Pflanze der Erde Materie und Vitalismus (Vor-Seele) und Geist (im
Samen) ist
- ein verstorbener Mensch Seele und Essenz (Lebenskraft aus Gott) ist
- wenn er nicht in der Hölle ist, dann ist seine Substanz
(Seele) auf gutem Weg
- wenn er aber in der Hölle ist, dann ist seine Substanz (Seele)
verdorben und muss leiden
- ein Engel in den Himmeln ist ein reine Seele (gereinigte Substanz) und
sein Leben ist
himmlischer Zustand. Will der Engel oder Vollmensch sich den
materiellen Menschen
sichtbar machn, dann zieht seine Essenz (seine Lebenskraft)
entsprechend seiner Seele
ein Kleid an (substantieller Leib; ein Abbild seines Zustands)
und kann den Menschen auf
Erden erscheinlich werdn: vielleicht nur auf Sekunden, aber
immerhin. Die Geschichte mit
dem Raffael lassen hier mal weg.
Was hältst du von dieser Überlegung und haben sich denn Böhme und Eckehart
in diese Richtung (in ihrer mystischen Ausdrucksweise) geäußert? Ich frag
das, weil du ja schon Böhme und auch Eckehart kennst.
Grüß Gott und ein schönes Wochenende; ich hab lang gebraucht um dir zu
antwortn, fühl mich aber jetzt ganz gut, weil ich das bei Swedenborg gelesen
hab und es passt zu dem bei Lorber im Bd.8; Kap. 25 vom Großen Evangelium
Johannes. Dafür ein Vergeltsgott.
Udo