Wir sind die lebendige Kirche!

 

Aus:

"In Dir ist das Licht"

 von K.O. Schmidt (Drei Eichen Verlag)

 

AIle Religionen, vom Naturglauben bis zu den geistigen Hochreligionen der Menschheit, zielen auf dieses Erwachen der Seele zum Licht, wobei die Grade des Licht-Erlebens so mannigfaltig sind wie die Menschen, die als Seher und Priester, als Propheten, Heilige und Menschheitslehrer vom inneren Feuer durchglutet und durchstrahlt wurden und kündeten, was sie vom inneren Licht und Wort wahrnahmen und vernahmen.

In diesem Licht wird klar, daß alles Leben körperlich vom äußeren Lichte lebt, das kosmischen Ursprungs ist, geistig und wesentlich aus dem innerkosmischen oder göttlichen Licht. Leben ist Licht, wie auch Liebe Licht ist. Und dieses Lebens- und Liebeslicht im Menschen ist schöpferisch wie sein Ursprung: das Ur-Licht. AIle Lebenskraft, aIle seelische Energie schöpft aus den Quellen kosmischer Kraft und göttlichen Lichts.

Wenn ein materieller Körper erhitzt wird, lockert sich der Zusammenhang seiner Moleküle, bis er in den glutflüssigen und schließlich in den gasförmigen Zustand übergeht: er wird zu Licht. Das ist eine Frage der Temperatur.

Wenn unser inneres Wesen von der Glut der Liebe zur Wahrheit oder zum Göttlichen erhitzt wird und entflammt, tritt es gleichfalls in den glut- und lichtförmigen Zustand über: das innere Licht bricht hervor. Das ist eine Frage der geistigen Temperatur.

Ehrfurcht darum vor jeder Lebensform als der Hülle und Werkstatt eines Lichtgeistes, der nach dem Urlicht strebt!

Ehrfurcht vor dem Menschenbild als dem Träger göttlichen Lichts! Wir Menschen sind Kinder des Lichts, aus dem wir kommen und zu dem wir in fortschreitender Selbstvervollkommnung und Selbst- Vollendung emporsteigen.

 

Eigenes Erkennen:

Alle Religionen zielen auf das Erwachen der göttlichen Liebe. Alles Licht geht hervor aus dem inneren Feuer.

Zu: Leben ist Licht, wie auch Liebe Licht ist.

Liebe ist das Primäre. Gott ist zuerst das Feuer der göttlichen Liebe und erst daraus strömt das göttliche Licht als Seine Weisheit. So ist es von K.O. Schmidt auch etwas später formuliert worden.

Zu: "Wir Menschen sind Kinder des Lichts"

Wir sind Kinder aus dem Herzen Gottes, aus dem Feuer Seiner Liebe hinausgestellt in göttliches Licht, wie das Licht aus der Flamme einer Kerze in engelhaftes Sein. Und dies ist wieder unser Ziel nach unserem Fall in Seine materielle Schöpfung. Alle materielle Schöpfung ist die Verdichtung des selbstständig sein wollenden Lichts (ohne Gott) mit der Folge, daß  Seine gefallenen Engel   eine materiellen Umhüllung  erhalten haben. (gilt auch für die Engel von oben im menschlichen irdischen Kleid)

*

Wer hat nicht schon erlebt, daß er in einer stillen Stunde daheim, an einer geweihten Stätte oder im Frieden der Natur, für einen Augenblick spannungslosen Zeitenthobenseins und Selbstvergessens, von einer inneren Freude durchwärmt und durchglüht wurde, die sich bis zu einem warmen Lichtglanz steigern kann, der, von innen nach außen strahlend, die Welt verklärt und mit einer Erhabenheit und Seligkeit erfüllt, die hinterher als Berührung mit dem Ewigen, dem Göttlichen empfunden wird.. .

Einen Abglanz dieses Erlebens, das Mystiker und Gottentflammte in einer um tausend Grade höheren Glut erfahren, strahlt uns noch aus den Namen der ältesten Götter entgegen:

Brahman, die absolute Wirklichkeit, wurde, wie die Herkunft: des Namens aus der Sanskritwurzel brh = leuchtend, glänzend erweist, von dem, der diesen Namen prägte, aIs inneres Entbrennen im göttlichen Urfeuer erfahren und als Lichtbrand und Urlebensquell erlebt.

Ähnlich schaute Moses Gott im brennenden Dornbusch, der vom Feuer nicht verzehrt wurde, weil es ein geistiges Feuer war, ein immaterielles Licht. Dieses Licht - das Wort ist sprachlich dem "Blitz" verwandt - tritt uns auch in Loki, dem germanischen Gott des Feuers, das aus der Tiefe aufbricht, wie in der heiligen Lohe, der leuchtend-lodernden Flamme des Ewigen, als Personifikation einer innerkosmischen Wirklichkeit entgegen. Im Licht offenbart sich uns das Heilige, das Göttliche, das Absolute; in ihm kommt der Mensch der Gottheit am nächsten.

Als Echnaton die Sonne pries: "Die Du all-leuchtend aufstrahlst am Rande des Himmels, lebendige Sonne, Du vor allem Seiende!", meinte er die innere Sonne, das göttliche Licht, das im innersten Osten, in der Morgenröte des Selbst-Erwachens, sieghaft emporsteigt, wie auch die geflügelte Sonne als Symbol des Lichtgottes bewußt macht, daß die Sonne, die von fernher leuchtet, nur Spiegel- und Sinnbild eines unendlich Strahlenderen, der Gottheit, ist, die den Menschen, den sie von innen her erleuchtet, in einen aller Erdenschwere enthobenen allverbundenen Lichtträger verwandelt.

Auch das älteste germanische Licht-Symbol, das Sonnenrad,

weist mit seinen Speichen nach innen - zur Nabe, dem Lichtzentrum, aus dem aIle Bewegung, alles Leben hervorgeht. Gleich deutlich verweist ein anderes Lichtsymbol, die dreidimensionale Spirale - ähnlich den Spiralnebeln, die Lichtwirbel aus Milliarden Sonnen sind - auf das Urlicht im unbewegten Zentrum ihres Kreisens.

AIle Lichter, die an geweihten Stätten erstrahlen, in Kirchen, Tempeln und Pagoden, sind für den Eingeweihten, den nach innen Geweiteten und Erwachten, Sinnbilder des göttlichen Lichts, dessen Geburt in der Menschenseele in den Lichtfesten der alten Völker als der Höhepunkt des Lebens gefeiert wurde und heute noch gefeiert wird – auch im Fest der Weihenacht der Christ-Geburt, die die Geburt Christi, des Lichtbringers, in der Menschenseele meint . . .

(Jesus ist mehr als der Lichtbringer! Er hat vorgelebt, wie der Mensch das vom Liebegeist getrennte Weisheitslicht wieder vereinen kann.)

Zwar erfuhr der Lichtglaube im Laufe der Zeiten eine Verdunkelung und Vergröberung; aus dem inneren Geschehen wurde ein historisches; der Lichtglaube veräußerlichte sich zum Sonnen- und Feuerkult; das Symbol wurde Ersatz für die Wirklichkeit . . .

. . . Aber immer wieder traten Menschen auf, die statt nach außen nach innen schauten und ihrer Gottnähe innewurden, von den Rishis Altindiens bis auf unsere Tage. Von ihnen hieß es schon im größten indischen Heldenepos, dem Mahabharatam:

"Wer, weise geworden, die nach außen gerichteten Begierden allseitig in sich zurückzieht, wie die Schildkröte ihre Glieder, ein solcher Leidenschaftsloser und nach alIen Seiten Freier ist immerfort glücklich. Indem er die Begierden in sein Innerstes zurückträgt, das Verlangen vernichtet und gegen aIle Wesen gleiches Wohlwollen und Güte empfindet, wird er tauglich zur Gott-Einheit.

So wie das durch Holz genährte Feuer mit großem Schein aufleuchtet, so wird durch das Niederhalten der nach den Dingen trachtenden Sinne das göttliche Selbst zum Aufleuchten gebracht.

Wenn einer alle Wesen ruhig-gelassenen Selbstes in seinem eigenen Herzen schaut, wird er  zum Licht und gelangt aus der Abgeschiedenheit zum Allerhöchsten (so schnell geht es wohl nicht! Wir sollen außerdem zu Seinem Ebenbild werden, zum Liebelicht). Seine Stätte ist der Himmel, und die Unendlichkeit ist sein Erbe ( luziferischer Gedanke). Er schaut das Selbst in seinem Innern und weiß sein Selbst in allen Wesen (ebenso, wir sind ein Mikrokosmos, aber aus Ihm). Hat er diese Stufe der Einkehr und Heimkehr ins Eine erreicht, dann erstrahlt er als das Herz aller Kreaturen (luziferischer Gedanke!), als aller Wesen höchstes Selbst (Nur Gott!); dann werden ihm die Heiligen, die Götter und alle Wesen für und für lobsingen (unserem himmlischen Vater!)."

Alle zur Wirklichkeit Erwachten erfuhren Gott als Licht. Wo immer die Gottheit sich Menschen kundtat, geschah es im Licht und als Licht (Liebelicht). AIle Götter sind Licht-Götter (Seine Ebenbilder).

Für Zarathustra war die Sonne der täglich neu erscheinende Herold des göttlichen Lichts, der im Kampf mit der Finsternis immer wieder obsiegt, bis aIle Menschen bewußte Diener und Träger des Gotteslichts geworden sind. Der Geburtstag des persischen Lichtgottes Mithras

 

wurde am 25. Dezember gefeiert - zur gleichen Zeit, in der der altgermanische wie der christliche Glaube die Lichtgeburt feiern, die auch die Hierophanten der ägyptischen Mysterienschulen meinten, wenn sie jubelten: »Ra, das leuchtende Auge Gottes, erstrahlt aufs neue! Im ewigkeitserwachten Menschenherzen ersteht dem Herrn der Welt (Unser himmlischer Vater) ein neuer Tempel des Lichts!"

Hier ist das Licht nicht nur Symbol des Göttlichen, sondern unmittelbarste Selbstoffenbarung Gottes in der Berührung mit der Menschenseele, wie es aIle Mystiker in gleicher Weise erleben:

"Gott ist das wahre Licht, Du hast sonst nichts als Glast,

im FaIle Du nicht IHN, das Licht der Lichter, hast."

So erfuhr es Angelus Silesius, so schauten es die Mystiker aller Zeiten und Zonen mit Bonaventura:

"Im eigentlichen Sinne ist Gott L i c h t, und je näher wir Ihm kommen, um so mehr empfangen wir von seinem Lichte."(Liebelicht)

 

IN DIR IST DAS LICHT 

 

Wie der Schläfer am Morgen erwacht und froh das Licht des neuen Tages willkommen heißt, so begrüßt die Seele im Augenblick des Selbst-Erwachens (Seine Liebe zieht uns) froh das Licht des inneren Tages, in dessen Glanz der Alltag sich zum Alltag lebendiger Gott-Teilhabe weitet.

Dieses innere Licht, in dem uns das ewige Selbst (Gottesfunke mit darin unsichtbaren Liebesfunken, die noch getrennt sind) entgegentritt, ist die Gipfelerfahrung des Menschen auf seinem Wege über sich selbst hinaus zum höheren, Göttlich-Absoluten.

Buddha nannte es "Amitabha, das unermeßliche Licht": "Nur der erreicht Nirwana, dessen Seele erfüllt ist vom unermeßlichen Licht (Weisheitslicht) der Wahrheit und Wirklichkeit." Da dieses Licht immer in uns ist, in unserem spirituellen Herzzentrum, kann Nirwana hier und jetzt erfahren werden. (nur die Stufe vor der geistigen Wiedergeburt, in der Liebe und Weisheitsgeist vereinigt werden, die aber erst durch Jesus erreicht werden kann. Niemand kommt zum Vater = Liebe, denn durch Mich)

Christus nannte  es "das Reich Gottes" und fügte hinzu: "Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: Da ist es! denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch." (Das Reich Gottes ist mehr als Nirwana! Nirwana ist das Weisheitsmeer, der Vater bleibt unsichtbar :

10] So war auch die Stellung der Geister zu Mir gemäß ihres mehr oder wenigeren Gehorsams und Freilebens in einer ellipsenartigen Form ausgedrückt, wo Ich nicht im Zentrum stand, sondern in einem der, wie ihr sagt, Brennpunkte, von wo Ich die Geisterwelten in die Unendlichkeit hinausgesetzt habe, welche dann nach und nach sich Mir nähernd zu Mir wieder zurückkehren, geistig beinahe der Form eines Eies entsprechen, wo der entfernte Kreis der größere und der Mir nähere der kleinere ist.

 

und nur durch Jesus erreichen wir die geistige Wiedergeburt und werden wieder Seine Ebenbilder!

Zur Ausdehnung der sichtbaren Schöpfung:

Sie dehnt sich - wie die Wissenschaftler festgestellt haben - aus. Die sichtbare Schöpfung wird wieder in das Reich Gottes eingesogen, aufgrund der Vaterliebe! Jeder Wiedergeborene bringt einen Teil aus der gefallenen Schöpfung wieder in Sein Reich zurück. Diese geistige Wiedergeburt beschreibt Symeon nachfolgend)

Wir finden zu ihm, wenn "unser Auge einfältig", das heißt: ganz nach innen, auf das Eine, das göttliche Licht gerichtet ist. Alsdann wird "der ganze Leib  licht", weil im Aufflammen des inneren Lichts selbst die Körperhülle durchstrahlt und verklärt wird. "Wenn aber dein Leib ganz Licht ist, daß keine Finsternis mehr in ihm ist, so wird es in dir licht sein, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz dich erleuchtet." (Luk. 11,36)

Seit zweitausend Jahren haben tätige Nachfolger Christi Ihn gefunden und erfahren als "das lebendige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen". (Joh. 1,9) Symeon, der Neue Theologe (949-1022), der größte Mystiker der griechischen Kirche, möge als einer für viele davon sprechen, wie er dieses innere Kommen Christi wieder und wieder erlebte:

»Er kam, wie er wollte, und wie eine lichte Nebelwolke niedersteigend, schien er mein Haupt zu umlagern, daß ich bestürzt aufschrie. Er aber, wie entfließend, ließ mich allein. Und als ich ihn mühevoll suchte, erfuhr ich jählings, daß er in mir seiber war, u n d  i n  d e r  M i t t e meines Herzens erschien er wie das Licht der runden Sonnenscheibe ...

Er ist in mir gegenwärtig und strahlt in meinem Herzen, kleidet mich in unsterblichen Glanz und durchleuchtet alle meine Glieder, umfängt mich ganz, und von seiner Liebe und Schönheit sättige ich mich und werde erfüllt von der Wonne und Süßigkeit der Gottheit. Teilhaft werde ich des Lichts, teilhaft der Herrlichkeit, und mein Angesicht leuchtet wie dessen, der mein Begehren ist; und alle meine Glieder werden hell. . .

Er machte mich dem Feuer, machte mich dem Lichte gleich. Eins sind ich und er geworden."

Mehr als einmal erlebte Symeon diese Einswerdung mit dem (Liebe-)Licht Christi:

"Wieder strahlt mir das Licht, wieder schaue ich das Licht in Klarheit. Wieder öffnet es den Himmel, wieder vertreibt es die Nacht. Wieder offenbart es alles. Wieder führt es mich von allen sichtbaren, den Sinnen zugehörigen Dingen weg, reißt mich von ihnen los. Und der über allen Himmeln ist, kehrt wieder in meinem Geiste ein, ohne den Himmel zu verlassen. Und das Licht hebt mich über alles empor, und ich, der ich inmitten alter Dinge war, stehe außer allem, ich weiß nicht, ob nicht auch außer dem Leibe. Nun bin ich in Wahrheit ganz da, wo Er (Liebe-)Licht allein und einfach ist."

 

*

 

Das innere Licht ist gewiß nicht die höchste Form der Teilhabe an der Wirklichkeit des göttlichen Seins. Über der Erleuchtung steht die Einswerdung.

Doch schon im Bereich der Erleuchtung gibt es unzählige Stufen der Helligkeit und Seins-Bewußtseins-Seligkeit. Jene Stufe, die Christus erreichte, ist weit heller als die etwa eines Jakob Boehme oder Oetinger - so strahlend, daß ihre Lichtfülle selbst die Augen des Erwachten blendet, so daß er von dieser Stufe nicht viel auszusagen vermag . . .

Schon die niedersten Stufen des Licht-Erwachens aber erfüllen das Herz mit unbeschreiblicher Freude und friedevoller Seligkeit und entscheiden über den Ablauf des ferneren Lebens. Als Beispiel dafür möge eigenes Erleben dienen. Zwar widerstrebt es einem, innerlich Erfahrenes nach außen zu ziehen und für aIle sichtbar zu machen; aber wie anders solI dem Suchenden bewußt werden, was auch er als inneren Schatz besitzt und in sich zu erwecken vermag? So sei versucht, das Unmittelbare und Unmitteilbare wenigstens annähernd zu verdeutlichen.

Schon als Kind erfuhr ich im Heraustreten aus dem Körper mich selbst als Doppelwesen, wobei mir auch das Doppelgesicht des Lebens bewußt ward: das Umschlungen- und Durchdrungensein der Enge des Diesseits von einem größeren Jenseits, das beständig in den diesseitigen Alltag hineinwirkt. Ebenso gewahrten mir wiederkehrende Traumreihen Rückblicke in längst versunkene und versteinerte Zeiten, die klarmachten, daß die Vergangenheit immer gegenwärtig und Zeit ein Sinnentrug ist.

Aber dies waren bloße Randerscheinungen, Hindeutungen auf noch unerwachte tiefere Gewißheiten, die mich antrieben, in alIen mir zugänglichen Konfessionen und Religionen und in den vielen geistigen Bewegungen unserer Zeit das hohe Ziel der Erkenntnis zu suchen, ohne daß ich dort jedoch mehr fand als Meinungen und Systeme . . .

Auch in den Büchern, deren ich, als Buchhändler, unzählige verschlang, fand ich in der Sintflut von Worten nur hier und da ein lebendiges Wort. Noch mehr machten mir zwei daran anschließende Jahre redaktioneller Tätigkeit die tiefe Kluft zwischen Lehre und Leben und die Inhaltsarmut des üblichen Kulturbetriebs bewußt, so daß ich mich schließlich - an einem Herbsttage 1926 - wie eine dunkle, von allem Leben entblößte Wüste fühlte . . .

Und da geschah es, daß in dieser Wüste, in der nichts mehr gedeihen wollte, urplötzlich ein Quell aufbrach, e i n  v e r b o r g e n e r QueII des L i c h t s und L e b e n s, der die Wüste über Nacht grünen und fruchtbar werden ließ!

Was dabei von einem Augenblick zum anderen wie eine von einem hellen Blitz erleuchtete Landschaft sichtbar und gewiß ward, war die Sonnenhafligkeit der Seele, von der wohl keiner deutlicher sprach als der Kirchenvater Gregor v. Nyssa: "Wie das Auge durch das Sonnenhafte seiner Anlage das ihm grundverwandte Licht aufnimmt, so ist in der menschlichen Natur ein Gottverwandtes, das für das gottliche Licht empfänglich ist und die Seele zum Schauen Gottes befähigt."

In Sekundenkürze brach hervor, was in Jahren vorher in geistigen Übungen und Meditationen vergeblich gesucht worden war: die Schau des inneren Menschen, der einem Berge gleicht, dessen Gipfel das "Ich" und dessen Fundament Gott ist:

Je tiefer der Mensch in sich hineinschreitet, desto weiter und lichter werden die Bewußtseinsreiche - beginnend mit dem schmalen Grat des" Wachbewußtseins - das die Träumenden für den ganzen Menschen halten, obwohl es nur die dünne Erdendecke über glutenden Tiefen ist - über die größeren Bereiche des Unter- und Oberbewußtseins und bis hinab in die unauslotbaren Lichttiefen des AIl- und Gott-Bewußtseins . . .

Dabei war es, als spalte sich der eine Erkenntnisblitz in Myriaden Wahrheitsstrahlen, die ihrerseits zu einem kosmischen Feuerwerk göttIicher Ein- und Ausblicke ausfächerten und zu einem bilderreichen Weltenteppich zusammenschossen zu einem Panorama der Wirklichkeit, in der das schauende Selbst überall zugleich bewußt zugegen war – um sich einen Augenblick später im Kerker des Ich wiederzufinden . . .

Das Licht schwand. Was blieb, ist die Gewißheit der Wirklichkeit jenseits des Sinnentraums und die Erkenntnis des Zieles, fortan zu dieser Wirklichkeit hinzustreben und hinzuweisen.

Unmittelbare Frucht dieser hilarischen Selbst-Durchsonnung und Ziel-Besinnung waren die "Bücher des flammenden Herzens", die damals in wenigen Wochen entstanden und das, was jeder Mensch in seinen Sternstunden erhöhten Wachseins ahnend spürt, auf dem Wege kosmischer Meditationen in Gewißheit verwandeln helfen wollen. Sie fanden beglückenden Widerhall und waren bald vergriffen, so daß nach dem zweiten Weltkriege eine gekürzte Ausgabe in einem Band und später eine 3. Auflage in 5 Bänden* erschien.

Andere Aspekte der kosmischen Schau habe ich in "Stern unter Sternen" und in weiteren Büchern aufleuchten lassen. Immer aber kreist alle Weisung um das Sichtbarmachen des inneren Lichts und um die zentrale Erfahrung des kosmischen Bewußtseins.

 

*

 

Es hat eine Million Jahre gedauert, bis der Mensch aus dem Urzustand tierhaften Kaum-Bewußtseins heraus- und zum individuellen Ich-Bewußtsein fand - eine Entwicklungsstufe, die der heutige Mensch, weil ihm der Überblick über den Jahrmillionenkreis der Entwicklung des Lebendigen abgeht, selbstzufrieden als Endstufe und Ziel der Menschheitsentwicklung ansieht . . .(K.O. Schmidt kennt die Offenbarung durch Jakob Lorber in der Haushaltung Gottes nicht. Die Präadamiten waren Tiermenschen )

DIE HAUSHALTUNG GOTTES 1

DIE HAUSHALTUNG GOTTES 2

DIE HAUSHALTUNG GOTTES 3

 

. .. In Wirklichkeit ist die Entfaltung des Ich-Bewußtseins nur eine von vielen Stufen und nur ein Übergang zu höheren Bewußtseinsdimensionen, deren Umrisse sich in der heutigen Wendezeit deutlicher abzuzeichnen beginnen.

Die Menschheit ist unzweifelhaft auf dem Wege, eine neue Bewußtseins-Ebene zu erobern, die als die des kosmischen Bewußtseins bezeichnet wird. Mit diesem Wachwerden des Menschen für seinem Im-Bewußtsein verschlossene Reiche des Geistes wird keineswegs absolutes Neuland betreten. Die großen Mystiker und Menschheitsführer sind uns auf dem Wege zu diesem neuen größeren Reich der Wirklichkeit vorausgegangen und haben diesen Weg sichtbar gemacht für aIle, die erwachen und wirklich sehen wollen. Und das Bemerkenswerteste ist wohl, daß ihrer aller Kündung ´vom Weg und vom Ziel übereinstimmt.

Von außen gesehen scheinen die Religionen als die Botschaften der Weltenlehrer und Gottfinder so verschieden wie die Menschen. Wer tiefer blickt, erkennt, daß der Kern aller Religionen der gleiche ist und daß auch die Wege zum Wachwerden für ihre Wahrheit im Grunde ein und derselbe Weg sind. Ob der eine diesen Weg in drei Etappen teilt, der andere in sieben, noch andere in zehn oder zwölf - es sind immer die gleichen seelischen Reife- und Erwachensstufen auf dem Höhenpfad zum kosmischen Bewußtsein. 

Es gibt wohl keinen überzeugenderen Beweis für die Wahrheit der Religion - jeder Religion -, als die Erkenntnis, daß es sich beim religiösen Erleben um eine über alles verstandesmäßige Meinen und Fürwahrhalten erhabene Grunderfahrung alIen Menschentums handelt, die den Menschen aller Rassen und Zeiten gemeinsam und von jedem erlebbar ist.

Im Grunde lehren Christus und Buddha, Mahavira und Lao- Tse, Mohammed und Ramakrishna, Eckehart und der Maharishi, Mystik und Sufismus, Zen und Yoga, Taoismus und Chassidismus - vom zeitbedingten Beiwerk ihrer Kündungen abgesehen - das Gleiche. Die innere Einheit der Religionen, ihre Übereinstimmung im Wesentlichen, wird dem lebendig beglückend bewußt, der den Weg der großen Mystiker und Seelenführer, Erleuchteten und Heiligen, den Weg nach innen, geht. (Jesus Christus ist unser himmlischer Vater, Seine Lehre wird von den genannten Personen nicht erreicht)

Daran, wie weit einem Menschen diese innere Einheit der Religionen und die Bruderschaft der Menschen bereits lebendig bewußt ist, Iäßt sich denn auch ermessen, bis zu welchem Grade geistigen Wachseins er auf dem Wege nach innen bereits gelangt, wie tief er in das Großreich des kosmischen Bewußtseins vorgedrungen ist.

 

UNTER DER NACHT IST TAG

 

Als mir in der Entflammung des Herzens gewiß ward, daß sich unter der Nacht-Hülle des Körpers und Bewußtseins die Helle des inneren Tages, des kosmischen Bewußtseins verbirgt, da war mir zugleich beglückend bewußt, daß das Licht, das mir sichtbar wurde, anderen, Größeren hundertmal heller erstrahlte.

Von da an begann im nach Zeugnissen solchen Durchbruchs durch die Kerkermauern des Tagesbewußtseins zur Freiheit des Allbewußtseins Ausschau zu halten und mich den wesensverwandten Mystikern zuzuwenden, die sich dadurch, daß sie vom inneren Lichte kunden, das in jedem Menschen darauf warte, ihn zu erleuchten, als Glieder einer zeitlosen Gemeinschaft der Erwachten ausweisen.

Sie aIle fragen mit Herder:

„Wer bist Du, neu erwachte Seele

Die in sich selbst als eine Sonne blickt

Und gießt in  einen zarten, strahlenden Gedanken

Der Farben ganzes Meer?"

 

und antworten mit Fichte:

„Was meinem Auge diese Kraft gegeben,

Daß alle Mißgestalt ihm ist geschwunden,

Daß ihm die Nächte werden heit're Sonnen,

Unordnung Ordnung, und Verwesung Leben?

Was durch der Zeit, des Raums verworrenes Weben

Mich sicher leitet hin zum ew'gen Bronnen

Des Schönen, Wahren, Guten und der Wonnen

Und drin vernichtend eintaucht all mein Streben? ..

Das ist's: Seit in Uranias Äug', die tiefe,

Sich selber klare, blaue, stille, reine

Lichtflamm' ich, selbst still, hinein gesehen

Seitdem ruht dieses Äug' mir in der Tiefe

Und ist in meinem Sein das ewige EINE,

Lebt mir im Leben Licht in meinem Sehen!"

 

Evelyne Underhill hat in ihrer Studie über Mystik  Beispiele solchen Licht-Erwachens gegeben, von denen das des englischen Mystikers Richard Rolle (1290—1349) als typisch wiedergegeben sei:

„Ich saß in einer Kapelle, und während ich die Süßigkeit des Gebets und der Meditation genoß, fühlte ich plötzlich in mir eine fröhliche Glut. .. Ich staunte, als ich fühlte, wie mein Herz warm wurde und anfing zu brennen, wirklich zu brennen, nicht nur in meiner Einbildung, sondern gleichsam von einem sinnlich wahrnehmbaren Feuer. Ich staunte wahrlich, als dieser Brand in meiner Seele aufschoß und ein nie gekanntes Wonnegefühl mich überkam. In meiner Unkenntnis solchen heilenden Überflusses habe ich nach meiner Brust gegriffen, um zu sehen, ob dieses Brennen irgendwelche äußere körperliche Ursache hätte. Aber als ich sah, daß es durch innere geistige Ursache entzündet und dass es nicht das Brennen fleischlicher Liebe war, erkannte ich darin die Gabe meines Schöpfers."

Von der gleichen Erfahrung berichtete der indische Mystiker Ramakrishna: „Ein Strom geistigen Lichts kam, überflutete meine Sinne und zwang mich aufwärts", und zweitausend Jahre früher der chinesische Weise Tschuang-Tse: „Die Menschen der höchsten Geistigkeit steigen zum Lichte auf, und das Körperhafte entschwindet. Dies nennen wir: hell und himmelhaft sein . .. Da wird der Geist strahlend wie der Morgen, und er schaut das Wesen von Angesicht zu Angesicht."

Der friesische Bauer Hemme Hayen schildert seine Erfahrung in seinem am 10. Mai 1689 niedergeschriebenen Lebenslauf (Gekürzt wiedergegeben nach Martin Buber: „Ekstatische Konfessionen" [Jena 1909], einer weiteren Sammlung von Bekenntnissen der Mystiker und Gott-Entflammte): 

„Am Morgen des 4. Februar 1666 kurz vor Tag wurde ich durch die Kraft des Lichts aufgeweckt, und meine Gedanken fielen auf bestimmte Sprüche aus der Schrift, die ich sogleich in ihrem geistigen Sinn verstand. Ich hatte darin ein sehr tiefes Schauen, wie es mir zuvor niemals geschehen war. Ich dachte an andere Worte der Heiligen Schrift und verstand auch diese alsbald sehr klar. Ja, worauf meine Sinne fielen, das begriff ich sogleich auf geistige Weise . . . Ich war innerlich erfüllt und durchglutet, daß ich meinte, ich müßte vergehen vor der Herrlichkeit."

Zuweilen strahlt das innere Licht dabei so hell auf, daß es auch von anderen wahrgenommen wird. So berichtet der Verfasser der „NachfolgeChristi", Thomas von Kempen, über die niederländische Mystikerin Lidwina von Schiedam: „Außer ihrer geistigen Erleuchtung, über die sich große Männer der Wissenschaft und der Religion, die in den geistlichen Stadien bewandert waren, überaus verwunderten, ging von ihr sehr häufig bei Tag und bei Nacht auch ein körperliches Leuchten aus.

Wenn sie von der Betrachtung der himmlischen Dinge zurückkehrte, fanden die Gefährtinnen sie von so mächtiger himmlischer Helligkeit umgeben, daß sie beim Anblick des Glanzes von starker Furcht ergriffen wurden und sich ihr nicht zu nähern wagten. Ihre Zelle wurde bei Nacht häufig von diesem Glanz so erleuchtet, daß es denen, die es sahen, vorkam, wie wenn die Zelle voll von Lampen oder von Feuer wäre."

Herbert Thurston stellt in seiner Arbeit über die „körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik" (Luzern 11956), der dieses Beispiel entnommen ist, fest, daß sich in der hagiographischen Literatur hunderte derartiger Beispiele von auch für die Umwelt sichtbar gewordenen Licht-Erscheinungen finden, von Philip Neri und Karl Borromäus bis zu Ignatius Loyola und Franz von Sales. Von dem 1616 in Lecce verstorbenen Pater Bernardino Realini berichteten viele Augenzeugen, daß „der ungewöhnliche Glanz, der sein Gesicht zeitweise völlig verwandelte, so stark erstrahlte, daß die Zuschauer die Augen abwenden mußten."

Doch lassen wir einige Erwachte selbst von ihrer Erfahrung sprechen:

Die italienische Mystikerin Angela v. Foligno (1248—1309) berichtet von der Erleuchtung:

„ ... Danach wurde ich im Geiste erhoben und fand mich ganz in Gott.. . Meine Augen wurden aufgetan, und ich sah die Fülle der Gottheit, in der ich die ganze Welt begriff, diesseits wie jenseits des Meeres, und das Meer und den Abgrund und alle Dinge; und ich sah in ihnen nichts als die göttliche Macht. Und es war so unbeschreiblich wunderbar, daß die Seele in übergroßem Staunen ausrief: Diese ganze Welt ist von Gott erfüllt!

... Da ist die Seele aus aller Finsternis gezogen, und ihr wird ein größeres Erkennen Gottes zuteil, als ich verstehen und beschreiben kann, und dies mit einer so großen Helle und mit einer so großen Süßigkeit und Gewißheit und in einem so tiefen Abgrund, daß es kein Herz gibt, das ihn erreichen könnte. Daher kann auch mein Herz nachher nicht dazu kommen, etwas davon zu verstehen außer dem einen, daß es der Seele von Gott geschenkt wird, daß sie darin erhoben wird.

Gar oft ward meine Seele so von Gott erhoben. Meine Zustimmung wird nicht gefordert. Denn während ich es erhoffe und nicht daran denke, wird plötzlich die Seele von Gott erhoben, und es scheint mir, ich sei nicht auf der Erde, sondern stünde im Himmel in Gott. Und dieser erhabene Zustand, in dem ich nun bin, ist von so großer Fülle, Klarheit und Gewißheit, Veredelung und Erweiterung, daß ich fühle:

Kein anderer Zustand kommt ihm nahe.

Dieses Offenbaren Gottes hatte ich mehr als tausendmal; immer neu und immer in verschiedener Weise."

Ähnlich berichtete Jakob Boehme vom Aufstrahlen des inneren Lichts:

„Dieses Licht war meiner unbändigen Natur ganz fremd, aber in ihm erkannte ich das wahre Wesen Gottes und der Menschen und ihr Verhältnis zueinander, was ich nie zuvor verstanden hätte". Im gleichen Sinne sprach Tauler von der Erleuchtung, in der sich „so offenbarlich zeigt, daß man gar nicht zweifeln kann, daß es Gott selbst sei, der sich zu erkennen gibt, gleichsam in der Form eines jähen Lichts."

Am Anfang des Erwachens zum kosmischen Bewußtsein steht das Innewerden eines hellen Glanzes: es ist, als entweiche die Finsternis der Nichterkenntnis, als breche von innen her eine Lichtflut auf, die sich über Seele, Körper und Umwelt ergießt und schließlich das ganze Universum mit ihrem Glanz durchflutet, überstrahlt und verklärt — oder als werde von der Welt für einen Augenblick eine verbergende Hülle weggezogen, so daß sie sich plötzlich in ihrer lichtvollen Wirklichkeit vor den Augen der Seele breitet — oder als erhebe sich am Horizont eine zweite Sonne, tausendmal heller als die vertraute alte, deren Licht nicht nur Beleuchtung und Wärme von außen gibt, sondern Erleuchtung und Entflammung von innen dergestalt, daß alles, was ihr Licht berührt, sogleich selbst strahlend und durchscheinend wird und sich als Teil einer höheren schattenlosen Lichtwelt offenbart...

Mechthild v. Magdeburg sprach treffend vom „fließenden Licht der Gottheit", das im Erwachen der Seele wie aus einer Quelle hervorströmt, dem sich Knorr v. Rosenroth (1636-1689) anbetend zuwandte:

„Morgenglanz der Ewigkeit

Licht vom unerschafften Lichte!"

und dem der englische Dichter Robert Browning (1812—1889) jubelnd zuneigte:

„Ich brauch' nur die Augen zu öffnen und wie ich sie ahnte, Vollkommenheit, so steht sie vor mir, und Gott blickt mich an aus jedem Stern und Stein, dem Leib und der Seele."

Zweihundert Jahre früher gab sein Landsmann John Milton (1608—1674) der gleichen beglückenden Gewißheit Ausdruck:

„...Licht ätherisch Urding, reine Quintessenz, . . . Himmelssproß, Erstgeborener, . .. ew'ger Strahl des Ewigen! Seit Gott ist Licht, und immer nur im unnahbaren              Licht Von ewig wohnte, wohnte er in dir, Lichtstrom aus unerschaffener Wesenheit!"

„Es scheint in der Tat" — meint Evelyn Underhill mit einem abschließenden Wort über die gemeinsame Licht-Erfahrung der Mystiker —, „als ob das Erreichen neuer Bewußtseinsebenen den Mystikern die Fähigkeit gibt, einen Glanz wahrzunehmen, der immer da ist, allein unseren beschränkten Augen nicht zugänglich .. . Die Zeugnisse über diesen Punkt sind so gehäuft, daß sie auf jedem anderen Wissensgebiet als Beweis dafür gelten würden, daß in der Tat ein wirkliches, wunderbares, unbeschreibliches L i c h t da ist, das ,das Licht selbst erleuchtet' und der Erkennung durch den Menschen harrt", daß also Schiller eine für jeden erfahrbare Wahrheit ausspricht, wenn er sagt:

„Sobald es licht wird in dem Menschen, ist auch außer ihm keine Nacht mehr."

 

VOM ICH-BEWUSSTSEIN ZUM KOSMISCHEN BEWUSSTSEIN

 

„Immer wieder geht durch die ganze Chronik der menschlichen Geisteskämpfe diese erhabene Grundgewißheit, aufleuchtend und den Mitmenschen bewußt werdend durch einzelne führende, fackelschwingende Persönlichkeiten. Einen vor allen nennen die Menschen „das Licht der Welt". Hier ganz besonders wittern sie jene Ewigkeitsluft, die wir als ,Kosmisches Bewußtsein' bezeichnen. Aus keinem hat jemals mit so gelassener Selbstverständlichkeit das Bewußtsein des Unterblichen geleuchtet wie aus der unvergleichlichen Erscheinung Jesu Christi."

Mit diesen Worten gab Friedrich Lienhard der hier behandelten Erfahrung den Namen, der sich seitdem eingebürgert hat. Der Erste, der den Ausdruck „Kosmisches Bewußtsein" gebrauchte und klar umriß, war der Biograph Walt Whitman's, der amerikanische Psychologe Richard Maurice Bücke, der es in seinem Werk „Cosmic Consciousness" (Deutsche Ausgabe, Celle 1925.) unternahm, von der Warte des Darwinismus das allmähliche Erwachen einer neuen, höheren Bewußtseinslage an Hand der übereinstimmenden mystischen Erfahrungen der großen Menschheitsführer aufzuzeigen und Wesen und Kennzeichen derselben systematisch zu behandeln, wobei er von seiner eigenen Erfahrung des neuen Bewußtseins ausging:

„Von Kind auf bewegte ihn die Frage nach den Rätseln des Lebens, und ein unstillbarer Durst nach Gewißheit und Erleuchtung trieb ihn zur Erforschung der letzten Dinge.

Mit dreißig Jahren bekam er die „Grashalme" von Whitman in die Hand und erkannte sofort, daß dieses Buch mehr als alle ihm bekannten das enthielt, was er schon lange suchte ..."

Buckes Bericht über seine Erfahrung des inneren Lichts entspricht fast wörtlich dem, den der englische Dichter Alfred Tennyson (1809—1882) gab:

„Ich hatte den Abend mit zwei Freunden in einer großen Stadt zugebracht. Wir hatten Dichtung und Philosophie miteinander gelesen und erörtert. Um Mitternacht trennten wir uns. Ich hatte noch eine lange Wagenfahrt nach Hause. Mein Gemüt, noch tief unter dem Eindruck der Gedanken, Bilder und Gefühle, die durch Lesen und Reden in mir hervorgerufen waren, war still und friedvoll. Ich befand mich in dem Zustand eines ruhigen passiven Genießens. . . Plötzlich, ganz unvorbereitet, fand ich mich eingehüllt in eine flammenfarbige Wolke. Ich dachte einen Augenblick an Feuer, an einen etwaigen Brand irgendwo in der Nähe. Aber sogleich sah ich: das Feuer war in mir selbst. Alsbald überkam mich ein Gefühl von Jubel, von grenzenloser Freude, begleitet oder unmittelbar gefolgt von einer unbeschreiblichen Erleuchtung der Einsicht. So sah ich, dass das All nicht aus totem Stoff besteht, sondern daß es im Gegenteil eine lebendige Gegenwart ist: daß die Weltordnung so ist, dass ohne alle Ausnahmen und Zufälle alle Dinge zum Besten füreinander wirken. Die Schau dauerte wenige Sekunden. Dann war sie vorüber. Aber die Erinnerung an sie und das Gefühl der Wirklichkeit dessen, was sie zeigte, dauerte durch all die fünfundzwanzig Jahre, die seitdem vergangen sind." ( Zitiert nach J.W.Hauer: „Der Yoga" [Stuttgart 1958])

Unter den Begleiterscheinungen des Erwachens zum kosmischen Bewusstsein bemerken wir solche, die schon früh auftreten und bereits von Alltagsmenschen in Augenblicken höchster Ichvergessenheit und Selbsthingäbe erfahren werden, andere, die nicht bei jedem Menschen als Anzeichen seines Erwachtseins zur inneren Welt bemerkbar werden, und solche, die bei allen Erwachten wiederkehren. Zu diesen letzteren gehört das Aufflammen des inneren Lichts, der geistigen Bewußtseinsweitung und Erleuchtung.

Bücke unterscheidet zehn Charakteristika dieses Durchbruchs vom Ich-Bewußtsein zum kosmischen Bewußtsein, die hier kurz wiedergegeben und kommentiert seien:

1. „Das kosmische Bewußtsein trat bisher in den meisten Fällen bei Männern in Erscheinung, die, auf einer höheren Entwicklungsstufe stehend, zwischen 30 und 40 Jahren den Höhepunkt des menschlichen Lebens erreicht haben." — Hierzu ist anzumerken, daß das kosmische Bewußtsein auch bei Frauen häufig ist, was ich an überzeugenden Beispielen dargetan habe, daß also das Geschlecht hier nicht entscheidend ist, und weiter, daß das Erwachen der Seele keineswegs an ein bestimmtes Alter gebunden ist, sondern zuweilen sehr früh und oft erst im höheren Lebensalter eintritt; offensichtlich ist hier die innere, seelische Reife und Wachheit entscheidend.

Der Maharishi berührte das kosmische Bewußtsein bereits mit siebzehn Jahren, während Bajezid Bestani, ein persischer Mystiker des neunten Jahrhunderts, erst in seinem 74. Lebensjahr dazu erwachte. Als der 78jährige nach seinem Alter gefragt wurde, antwortete er, er sei vier Jahre alt: „Über siebzig Jahre lang war ich in die Schleier der niederen Welt gehüllt; erst seit vier Jahren bin ich ihrer ledig und schaue Gott. Dreißig Jahre hindurch war ich auf der Suche nach Gott, und als ich am Ende dieser Suche die Augen öffnete, da entdeckte ich, daß Er es war, der mich suchte . . . Er erleuchtete mit seinen Strahlen mein ganzes inneres und äußeres Wesen, enthüllte mir seine Geheimnisse und offenbarte mir seine Größe."

2. „Das Überzeugendste und Wunderbarste ist die Übereinstimmung der Berichte und Lehren, die die Erwachten hinterlassen haben. Es gibt nicht einen Fall, in dem einer, der die Erleuchtung erlebte, den Lehren irgend eines anderen, der die gleiche Erfahrung machte, widersprochen hätte." Dazu kommt, daß „die ganze menschliche Kultur auf die Lehren dieser Männer zurückzuführen ist, die den neuen Sinn erlangten."

— Das wird umso deutlicher, je mehr Träger des kosmischen Bewusstseins wir in unsere Betrachtung einbeziehen. Ihre Zahl ist weit größer, als Bücke ahnte, wobei noch unberücksichtigt ist, daß viele Große nie von diesem höchsten Erleben sprachen, obwohl es sich in ihrem Leben und ihren Werken unverkennbar widerspiegelt.

3. „Zu den Erscheinungen, die das Hervorbrechen des kosmischen Sinns regelmäßig begleiten und in minderem oder höherem Grade auftreten, gehört die, daß der Betroffene sich ohne irgendwelche Vorahnungen plötzlich wie von Flammen erfaßt, von einer brennenden Wolke umgeben fühlt, als würde Feuer aus seinem eigenen Innern emporlodern."

— Dieses Feuer-Erlebnis ist das Anfangsstadium des eigentlichen Licht-Aufbruchs.

4. „Im selben Augenblick ergreift ihn eine unaussprechliche Freude, Seligkeit und Gewißheit... Diese Ekstase ist es, von der die großen Seher reden." — Es ist die Seligkeit des Durchbruchs zur höheren Wirklichkeit und des Freiseins von der Unzulänglichkeit der Sinnenwelt.

5. „Gleichzeitig mit dem Überschwang der Gefühle oder unmittelbar darauf tritt eine unbeschreibliche Erleuchtung aller Verstandes- und Geisteskräfte ein. Blitzartig, wie in einer Vision, enthüllt sich der Sinn, das Ziel der Weltenschöpfung. Der so Ergriffene erlebt die Welt... als eine lebendige Gegenwart... Die Weltordnung, in ihrer letzten Auswirkung zum Besten eines jeden, auf dem Urgrund der Liebe beruhend, enthüllt sich ihm."

6. „Die geistige Erleuchtung führt zum Erlebnis der Unsterblichkeit, zur Erkenntnis, daß alles Leben ewig, daß die Seele des Menschen so unvergänglich ist wie Gott. Mit diesem Erlebnis fällt die Todesfurcht wie ein altes Gewand ab." — Hier liegt in der Tat die Wurzel der Unvergänglichkeitsgewißheit, die die Menschen letztlich so ruhig dahinleben läßt, obwohl jeder Schritt sie dem Tode näherführt.

7. „Das Gleiche gilt vom Gefühl der Sündhaftigkeit: die Sündhaftigkeit der Welt erfährt er nicht mehr als Wirklichkeit an sich; sie hört auf, für ihn zu existieren." — Im Erwachen der Seele erkennt er alles als gotterfüllt und damit zugleich als ziel-, sinn- und weisheitsvoll und als gut.

8. „Das Erlebnis tritt stets plötzlich ein — wie ein Blitz in finsterer Nacht, der eine unbekannte Landschaft hell erleuchtet." — Das rührt daher, daß der Mensch wohl die Voraussetzungen des Eintritts des kosmischen Bewußtseins schärfen kann, das eigentliche Erwachen und Entflammtwerden aber ein Geschenk von innen, von oben ist, dessen Empfang nicht vorausbestimmbar ist.

9. „Kennzeichnend ist weiter die hohe Entwicklungsstufe derer, die ins neue Leben eintreten, und die zauberhafte Wirkung, die sie auf andere ausüben." — Sie erklärt sich dadurch, daß der Erwachte von der Erscheinungswelt, in der das unwissende, zweifelnde und sondernde Ich im Mittelpunkt steht, zur Wirklichkeit hinübertritt, in der das all-gewisse und all-einende göttliche Selbst der Mittelpunkt ist, dessen Kraftfeld auch auch in anderen die Ahnung inneren Einsseins lebendig werden läßt.

10. „Dazu gehört auch die geistige und leibliche Veränderung durch das Hervorbrechen des kosmischen Sinns, die bis zur Verklärung führt und mit einer Erweiterung des Bewußtseins und aller Fähigkeiten verbunden ist." — Bucke geht auf diesen Punkt nicht weiter ein, sei es, dass bei ihm die das Erwachen der Seele oft begleitenden parapsychischen Phänomene — Hellsehen, Fernfühlen, Prophetie, Levitation, Bilokation, Telekinese und andere — nicht in Erscheinung traten, sei es, dass er sie, wie alle Mystiker, für sekundär und unwichtig, oder gar für neben der Sache liegend und vom Wesentlichen ablenkend hält.

Ein von Bucke kaum berührtes Kennzeichen des Erwachens ist, dass es in der Regel nur Augenblicke währt und wieder abklingt, wenn auch die Helle, die es im Bewußtsein hinterläßt, die des Alltags noch lange weit überstrahlt.

Es kann in der Folgezeit erneut erfahren werden, oft unzählige Male, wurde und wird aber nur bei Wenigen — wie etwa bei Christus, Buddha, Lao-Tse, Eckehart oder dem Maharishi — zum Dauerzustand lebendiger Gottunmittelbarkeit.

Bücke nennt den Aufgang des inneren Lichts, der Erleuchtung, an dritter und fünfter Stelle als eine von mehreren Begleiterscheinungen. Wir sehen in ihm die primäre und zentrale Erfahrung und das zuverlässigste Kriterium des Erwachens der Seele, und eben darum haben wir dieses erste und untrügliche Merkmal des Aufbruchs des Kosmischen Bewußtseins hier in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen gerückt — nicht zuletzt auch deshalb, weil von dort her jedem Einzelnen jene Erfahrung am ehesten begreiflich und zugänglich wird, die der Begründer des New Thought oder Neugeist, Phineas Parkhurst Quimhy, das Erwachen der Einsicht nennt, daß der Mensch seinem innersten Wesen nach Geist und Licht ist, göttlich und gut.

 

 

AUCH DIR LEUCHTET DAS LICHT

 

Von einem Dichter unserer Tage, Will Vesper, stammt das Trostwort:

„Fürchte dich nicht, in Gottes Haus brennt immer Licht",

womit er uns auf uns selbst und auf das Licht Gottes in uns hinweist. Im gleichen Sinne sprach schon der Begründer der Gemeinschaft der Freunde, für die seit dreihundert Jahren das ,Licht Christi im Herzen' Angelpunkt ihres Denkens und Lebens ist, George Fox, im Jahre 1648 davon, „daß ein jeder Mensch von dem göttlichen Licht Christi erleuchtet ist. Ich sah es durch alles hindurchscheinen. Und die daran glaubten, kamen aus der Verdammnis in das Licht des Lebens und wurden Kinder des Lichts."

Wenige Jahre später, 1655, erklärte ein anderer Quäker, William Dewsbury, daß „Gott jedem Menschen ein Maß von Gnade gegeben hat, nämlich das Licht, das von Christus kommt. Alle, die in diesem Licht, das die Gnadengabe Gottes ist, darauf warten, daß die Macht Christi die Sünden tilgt und sie im Gehorsam gegen das Licht führt, alle diese werden den wahren Gott und Vater des Lichts in Christus erkennen lernen, der der Weg zu Ihm ist."

Den gleichen Geist atmet eine 1920 in London veröffentlichte Erklärung der Quäker, die feststellt, „daß das Licht von Gottes Heiligem Geist in der Seele des Menschen leuchtet — potentiell in allen Menschenseelen —, und daß dies der Seele in tatsächlichem Erleben kund wird, wenn sie sich dem Lichte zuwendet und ihm folgt.

Das Licht Christi kann von einem jeden in seiner Seele erlebt werden. Unser Vermögen, das göttliche Licht wahrzunehmen, ist unter allen Gaben diejenige, die wir am meisten pflegen und entwickeln sollten. So wie Leibesübungen den Körper kräftigen und Erziehung den Geist weitet, so wächst die geistige Fähigkeit in uns, wenn wir uns darin üben, Gottes Willen zu erkennen und zu tun. Wer aufrichtig dem Licht folgt, das er in sich hat, wird sein geistiges Auge entwickeln und mit immer sichereren Schritten zur Wahrheit geführt werden.

Das Licht, das den ehrlichen, aufrichtigen und demütigen Sucher leitet, ist Gott, der die Liebe ist. Dies ist der Weg zum Frieden mit allen Menschen; denn in dem Willen Gottes ist kein Mißklang. In seinem Lichte entdecken wir, daß er in allen anderen Menschen wirkt wie in uns, und wir werden eins mit ihnen in seiner Liebe .. .

Es ist unser Bestrehen, durch unser Leben und Wort die Menschen zu dem göttlichen Licht in ihren Seelen zurückzuführen, das sie, wenn sie ihm nur folgen, zu der Erlösung führen wird, die in Jesus Christus ist."

Man könnte diesen Stimmen hundert weitere von Mystikern aus allen Zeiten und Kulturen über das Licht, das im Innersten jedes Menschen leuchtet, an die Seite stellen. Aber es ist nicht beabsichtigt, hier eine Geschichte des inneren Lichts oder psychologische Erklärungen dieser religiösen Gipfel-Erfahrung zu geben, sondern nur, an Hand der Erlebnisse und Aussagen eines halben Hunderts der größten Mystiker und Mystikerinnen aller Zeiten den Aufgang des inneren Lichts Wahrheitssuchern jeder Richtung als erreichbares Hochziel sichtbar zu machen.

Bei der in chronologischer Folge versuchten Würdigung der einzelnen Erleuchteten wurde das Biographische entweder — wie bei Christus — als bekannt vorausgesetzt oder auf jene Daten und Ereignisse beschränkt, die für das Verständnis des Erwachens zum Kosmischen Bewußtsein bedeutsam waren. Dabei werden keinerlei wissenschaftliche, sondern lediglich praktische Ziele verfolgt, wobei ich mir der Unzulänglichkeit unserer Sprache für die Wiedergabe außersinnlicher Erfahrungen bewußt bin. Eben dies empfindet der Mystiker am stärksten, der sich vor der Aufgabe sieht, das Wort, das in ihm lebendig und laut ward, in Worten vernehmbar zu machen ...

. . . Was er sagt, mag manchmal weder gelehrt noch klug klingen, aber es birgt das Gold der Weisheit. Er gibt nicht taubes Gestein, sondern führt zu den Schätzen eines höheren Bewußtseins, in das die Menschheit heute, an der Schwelle eines neuen Zeitalters, einzutreten beginnt und das sich jedem erschließt oder zumindest als Randerfahrung bemerkbar macht, der wach und wachsam den Weg nach innen geht und dabei die Weisungen der Mystiker beachtet, die diesen Weg bis ans Ende gegangen sind.

Wir sehen uns mitten in einer gewaltigen kosmischen Evolution, die uns Erdenbewohner vom Tiermenschen über den gegenwärtigen Kaum-Menschen zum Vollmenschen und schließlich zum allbewußten Gottmenschen hinanführt. Wie wir vor langen Zeiten aus dem kollektiven Dämmerbewußtsein zum Ich-Bewußtsein gelangten, so sind wir heute im Begriff, von dort zur abermals höheren Ebene des Kksmischen Bewusstseins durchzustoßen.

Die religiösen Führer aller Zeiten sind uns hier als Wegbereiter vorausgegangen.

Die Bekanntwerdung mit ihrer Art der Selbstverwirklichung und Allvereinung hat zwei Wirkungen: einmal wird das, was den meisten Menschen noch unbewußt und unklar ist, ins Licht gerückt und erhellt; zum andern werden dadurch in immer mehr Menschen günstigere Bedingungen für ihr eigenes Erwachen zum inneren Licht geschaffen, soweit dies von außen her möglich ist. Denn das kosmische Bewusstsein ist in keinem Falle willentlich herbeiführbar; wohl aber kann sich jeder dafür reif und bereit machen, dies Geschenk der Gottheit zu seiner Stunde zu empfangen.

Man kann es, wie schon Plato erkannte, nicht erzwingen, aber sich durch beständige Übung geneigt machen, „bis es sich plötzlich in der Seele entzündet, wie eine Flamme aus dem Funken entspringt."

Und noch ein Drittes möchte und kann diese Besinnung uns bewusst machen: daß die Bruderkette der zur Wirklichkeit Erwachten bis in die Urvergangenheit der Menschheit zurück- und bis in die fernste Zukunft hinausreicht, daß die Zahl der Erwachten und Erleuchteten weit größer ist, als die Menschen ahnen, daß ihre Schar mit jedem Jahrhundert zunimmt, und daß jeder und jedem die Möglichkeit offensteht, in diesem Leben, hier und jetzt, ein lebendiges Glied dieser bis zu Gott hinanreichenden Kette zu werden — indem er sich nach innen wendet und sich dem inneren Lichte offen hält, bis es in seiner Seele aufstrahlt, sein Herz und Gemüt erfüllt und sein ganzes Leben verklärt und verwandelt...

... Eben hierum ging und geht es den Mystikern und Weltenlehrern bei ihren Kündungen: daß möglichst viele Menschen, die noch nichts von der Seligkeit des kosmischen Bewußtseins wissen, zu diesem Erleben hingeführt werden und erfahren, daß das Leben weit tiefer und reicher ist, als das Tagesbewußtsein weiß, daß es Beglückungen birgt, denen gegenüber alle Sinnengenüsse schal und arm erscheinen, daß in diesem Erwachen der Seele Bewußtseins-Dimensionen sich auftun, mit denen verglichen das zeit und raum-gebundene ,Wach'-Bewußtsein ein tiefer Schlaf ist, Erkenntnishöhen, denen gegenüber alle Weisheit der Philosophie und Wissenschaft ein Tasten im Ungewissen ist, ein lebendiges inneres Licht, vor dessen Sternenglanz alle Erdenlichter verblassen.

Hier liegt unsere eigentliche und höchste Aufgabe: aus unbewußten zu bewußten Trägern des göttlichen Lichts zu werden, zu Leuchtenden aus dem Urlicht, wie es Christus und alle großen Erleuchteten der Menschheit, von denen hier die Rede ist, sind.

Und das ist unsere Gewißheit: Wer den Willen zum Licht im Herzen hoch hält und ihn wie eine Fackel vor sich her trägt, der wird Erleuchtung erlangen — gleich, wer und wo er ist. Wenn seine Seele reif und wach ist, kann ein Blick, ein Wort, eine Blume, ein Stoß, eine Frage, eine Erschütterung im inneren oder äußeren Leben es zum Aufflammen bringen.

Zwar ist Erleuchtung noch nicht Einswerdung. Und obwohl jede Berührung des kosmischen Bewußtseins vom Aufbruch des inneren Lichts begleitet ist, ist nicht jedes Licht, das einem aufgeht, schon Zeichen des Angerührtseins vom Höheren Bewußtsein. Aber es zeigt, daß wir ,auf dem Wege' sind und darangehen sollten, diesen Weg nicht mehr unbewußt zu gehen, sondern bewußt uns selbst zum Wege zu werden, immer tiefer in uns hinein zu schreiten und von Licht zu Licht aufzusteigen, immer der Weisungen eingedenk, die alle Mystiker uns — mit einem Wort E. Kernings — zuteil werden lassen — bis wir über uns selbst hinausgelangen und ins Weiselose entsinken, in die Seins-Bewußtseins-Seligkeit des Einsseins mit dem Flammenden Herzen der Weltengottheit:

„Geh in dich! — spricht der Geist (Jesus) —, damit du in mir dich selbst erblickst und den Weg erkennst, den du in dir selbst zu gehen hast, um zu dir selbst zu kommen!

Komm in mich! — ruft dein göttlich Selbst dir zu —: Ich bin das Selbst, nicht du. Du bist nur eine meiner Hüllen. Warum lebst du nur im Außen? Gilt dir das Kleid mehr als sein Träger?

Komm in mich! — ruft die Stimme der Stille —: Was deine Augen sehen, bin nicht ich. In dir nur kann ich mich dir offenbaren und dich mit neuer Erkenntnis bereichern. In dir sind die lichteren Sinne, die den Hauch des göttlichen Wortes vernehmen.

Komm in mich! — ruft Gott —: Ich bin das Licht, die Kraft und das Himmelreich in dir. Ich bin es, aus dem dein Leben und alles Leben erfließt. Komm zu mir — zur Quelle! Nur in dir findest du zur Selbst-Verwirklichung und zur Vollendung.

Geh in dich! — ruft das ganze All —: Erkenne, daß alles in dir ist! Warum entfernst du dich immerwährend von dir selbst? Warum suchst du das Glück, den Frieden und die Fülle außerhalb deiner selbst, deines Selbst? Nur in dir ist der Friede! Nur in dir ist die Wahrheit! Nur in dir ist der Quell der Fülle und Vollkommenheit, der aus dem Herzen der Gottheit entspringt!

Darum geh in dich! Dann vernimmst du die Stimme der Stille, das Wort, das dich lehrt und führt. Dann erkennst du die Wahrheit, die dir die Augen für die Wirklichkeit öffnet. Dann schaust du das Leben, das keinen Tod kennt!"

 

 

AUF DIESER RÄTSELVOLLEN ERDE . . .

 

 

 

 

Auf dieser rätselvollen Erde

— einer unter Billionen belebten Welten —

finde ich mich,

eines Tages zum Da-sein erwacht,

als Gast des dritten Planeten

einer kleinen Sonne am Rande dieser Sterneninsel,

eingehüllt in die hier übliche Daseins-Form,

den sogenannten Körper,

eine immerfort sich wandelnde Durchgangsstation

für Nahrungsmittel aller Art. ..

und eingefügt in eine Umwelt,

in der gleichfalls alles sich unaufhörlich wandelt

und vergeht. . .

 

Geistes-Brüder ohne Zahl

sehe ich gleich mir

von diesem wechselvollen Leben am Grunde des Erdenluftozeans

umfangen.

Doch statt einander das Dasein zu erleichtern

durch menschenbrüderliche Hilfe

und Erhellung seiner tiefsten Gründe,

stehen die meisten sich fremd, ja feindlich gegenüber.

 

Und statt darüber nachzusinnen,

wer sie in Wahrheit sind

und wie sie wohl der Haft entrinnen könnten

aus dem, was ihrem Ich nicht zugehört,

haften sie giervoll und mit allen Sinnen

an diesem trugvoll-lockenden Dasein.

 

*

Nur einzelne Geistes-Brüder zeigen Neigung,

in Suche der verlorenen Freiheit

in sich hinein- und über sich hinauszuschauen . . .

 

Und doch genügt

ein wacher Aufblick vom Erden-Wohnball

zu den Sonnen-Heeren des Universums

und ein behutsam Einwärtslauschen,

um das leise Rufen einer fernen Heimat zu vernehmen,

wo ich einst,

wenn ich meinen Träumen schwerefreien Schwebens glauben darf,

fernab der Stoffgebundenheit des Erdenlebens

glücklich war . . .

 

Und wenn ich gar

bewußt nach innen schreite — bis dorthin,

wo die Schranke zwischen Ich und All-Ich aufhört,

dann weicht des Erdendaseins rätselvolles Trugbild

vertrauter Klarheit einer tieferen Gewißheit. ..

 

Und was mir

auf diesem Wandelstern am leidenvollsten schien

— alles Lebens Werden und Vergehen ohne Ende —,

das wird nun zum Künder schließlicher Befreiung

aus Haft und Haften an dem, was rettungslos entwird.

 

Nun ich

aus des Erden-Alltags Höhlen-Dasein,

darin ein jeder nur die flücht'gen Schatten seinesgleichen sieht,

hinausgeschritten bin ins Licht des All-Tags,

erkenne ich

jenseits der trügerischen Schatten-Hüllen

die Wesen selbst

als lichtgewoben und all-entsprungen,

ledig der starren Fesseln des Leibes und der Schwere

und frei von Weh und Wandel.

 

... Mich schrecken nun nicht mehr

des Erdendaseins-Filmes flücht'ge Bilder,

da ich und mit mir alle mir verwandten Wesen

den Erden-Traum in jedem Augenblick

beenden können — wenn wir nur

zum Licht der Wirklichkeit erwachen wollen .. .

 

 

 

Plotins Lehre vom Einen

 

 

Gedankenkräfte

 

Unter dem nachstehenden Link beweisen Wissenschftler die Anwesenheit Gottes mit zwei Photonen, die  mit gleichen Eigenschaften auftreten. Sie bilden eine Einheit, die ein Ganzes bilden, auch wenn sie eine Unendlichkeit trennt; sie ordnen diesen Vorgang nur nicht dem Geist Gottes zu:

 

http://www.youtube.com/watch?v=ZjmphnhzQAw