Bestimmung der Tierseelen
ev06-164.htmJ. Lorber: 'Das gr. Evangelium Johannes' ev06-166.htm
/jl/0/inh-vz/0-ev06.htm - jl.ev06.165jl.ev06.165. Kapitel
01] Sagte Lazarus: »Ja, Herr, das sehe ich nun nur
zu gut ein; aber ich kann Dir dennoch nicht ganz gutstehen, daß ich mich, selbst
bei meiner bestwilligen Vornahme, bei vorkommenden ähnlichen verdrießlichen
Fällen nicht wieder ärgern werde, denn es ist das Ärgern schon zu meiner zweiten
Natur geworden. Ein Unrecht kann ich selbst beim besten Willen unmöglich
ertragen!
02] Aber es ist das auf dieser Erde schon merkwürdig: Ein jeder Mensch weiß,
daß er einmal sterben und alles Zeitliche verlassen muß; er kennt die Gesetze
der göttlichen Ordnung und des göttlichen Willens; er hat Vernunft und Verstand,
um zu unterscheiden das Falsche vom Wahren, das Böse vom Guten, das Recht vom
Unrecht und die Nacht vom Tage; er weiß - teils aus Offenbarungen und teils oft
aus selbsterlebten, hellen Erfahrungen -, daß die Seele nach dem Tode des Leibes
fortlebt und zwar in derselben Gestalt, wie sie an der Erde geleibt und gelebt
hat; und dennoch trachtet er nur nach den toten irdischen Gütern, kehrt den
wohlerkannten göttlichen Gesetzen den Rücken, tritt alles Rechte, Gute und Wahre
mit Füßen, haßt außer sich alles und begeht eine Todsünde auf die andere; er
hurt, bricht die Ehe, betrügt, stiehlt, raubt und mordet, und Gott ist ihm
soviel wie nichts! Ja, da fragt es sich denn doch, wie möglich Gott das zulassen
kann!
03] Tut der Mensch das alles aus seinem freien Willen, so ist er ja ärger
denn der Satan und alle seine Teufel, von denen die Schrift häufig die Erwähnung
macht; wird er aber gleich wie Saul von einem bösen Geist zu all dem Bösen
angetrieben, so daß er dann unmöglich anders als nur böse handeln kann, trotzdem
er das Gute und Wahre einsieht und als solches erkennt, so ist er, der also
durch unsichtbare Mächte genötigte Mensch, für sich ja doch offenbar unschuldig,
und die Schuld fällt da auf den bösen Verführer und teilweise - aufrichtig
gesprochen - auch auf Den, der solch eine Versuchung für den armen, schwachen
Menschen zuläßt. Denn vor einem offenen Feinde kann man sich durch allerlei
Mittel schützen; aber wer kann sich vor einem unsichtbaren Feinde, der als ein
Geist ganz durchdringlich den Menschen gefangennehmen und sogar dem menschlichen
Willen die mächtigsten Leitfesseln anlegen kann, schützen und sich mit ihm in
einen entscheidenden Kampf einlassen? - Siehe, Herr, das sind so sonderbare
Dinge, die selbst der verständigste und beste Mensch nicht unter ein Dach
bringen kann!
04] Wenn der Mensch ohne irgendeine fremde, böse Einwirkung pur aus seinem
eigenen freien Willen das Böse tut, so ist er vor mir ein verabscheuungswerter
Sünder und ist als solcher aus allen guten Gemeinden zu entfernen - denn ein
solcher Unmensch ist nach meinem Urteil sicher für ewig nichts Besseres wert, so
er sich nicht ernstlich in allem bessert -; aber wer kann über einen von einem
Teufel verführten Menschen ein böses Urteil fällen?! Solch ein Urteil käme mir
geradeso vor, als so man einen Menschen darum strafen wollte, weil er sich von
einer bösen Krankheit hat befallen lassen, - Herr, gib mir auch darüber ein
rechtes Licht!«
05] Sagte Ich: »Ja, Mein liebster Bruder, deine Beurteilung dieser Sache hat
viel Gutes für sich, und Ich kann dir nicht sagen: »Sieh, du hast da unrecht
geurteilt!«; nun aber verhält sich die Sache denn doch bedeutend anders, und so
fällst du mit deinem Urteil in den Bach!
06] Auf einer Welt, auf der es sich darum handelt, daß die Menschen zu
vollendeten Gotteskindern erzogen werden sollen, müssen sie nebst dem freiesten
Willen und dem hellsten Verstande auch von Gott gegebene Gesetze, in denen sich
Gottes Wille klar ausspricht, haben, die ihr Wille ergreifen und ausüben soll.
Wie aber könnten sie das, wenn in ihnen nicht auch eine gleich mächtige
Anreizung zur Nichthaltung der Gesetze vorhanden wäre?
07] Diese entgegengesetzte Anreizung verschafft dem menschlichen Willen ja
erst die vollkommenste Freiheit und gibt ihm auch die volle Kraft, ihr selbst zu
widerstehen und den erkannten Willen Gottes an ihre Stelle zu setzen.
08] Ich sage es dir: Ein Mensch, der in sich nicht die vollste Fähigkeit hat,
ein vollendetster Teufel zu werden, kann auch nie ein völlig gottähnliches Kind
Gottes werden.
09] Wäre die Unendlichkeit des Raumes mit irgendeiner Beschränkung wohl noch
eine Unendlichkeit, oder würde Gott wohl völlig allmächtig sein, wenn Ihm auch
ein kleinstes Ding zu erschaffen unmöglich wäre? Oder ist Gott darum weniger
Gott, weil Er neben den heilsamen Kräutern auch die gar schädlichen Giftpflanzen
erschaffen hat, und weil Er das viele Unkraut gleich dem Weizen besamte, auf daß
es gleich den edlen Pflanzen fortwuchern kann?
10] Siehe, gleichwie in Gott Selbst keine wie immer geartete Beschränkung -
weder nach oben noch nach unten - stattfinden kann, ebenso kann und darf auch im
Menschen, aus dem ein wahres Gotteskind werden soll, keine Beschränkung - weder
nach oben noch nach unten - je stattfinden; denn mit irgendeiner solchen
Beschränkung wäre der Mensch kein Mensch mehr, sondern rein nur ein
intelligenteres Tier, dessen Wille nur insoweit einen Schein von einer Freiheit
hat, daß er das Tier gerade zu jener Tätigkeit antreibt, für die es die
instinktmäßige Befähigung in sich hat, - darüber hinaus aber dann auch ewig
nicht um ein Haar mehr!
11] Aus einer einfachen Tierseele kann aber
nie eine Menschenseele werden, und man sagt darum auch, daß die Tierseele mit
dem Tiere stirbt, - was aber natürlich nur also zu verstehen ist, daß nämlich
eine Tierseele nach dem Verenden des Tieres, zum Beispiel eines Ochsen, völlig
aufhört, eine Ochsenseele zu sein, weil sie sich bei ihrem Austritt aus dem
Tierleibe alsbald mit noch gar vielen anderen freien Tierseelen zu einer neuen
und vollendeteren Seele vereinigt, sich eine
Zeitlang zu einer Menschenseele qualifiziert und nachher in einen Menschenleib
eingezeugt werden kann, - eine alte Wissenschaft, die bei den Urvätern in ihrer
vollsten Klarheit gang und gäbe war und bei den Hochindiern noch heutigentages
gang und gäbe ist.
12] Allein darüber nun noch ein Weiteres zu verhandeln, wäre nutzlos, da es
völlig genügt, daß der Mensch sich als Mensch und daraus Gott als seinen
Schöpfer. Wohltäter und endlich als seinen alleinig wahren Vater erkennt, dem er
als Mensch im Geiste völlig ähnlich werden soll in allem und auch werden kann,
wenn er nur will. Sage du Mir nun, ob du das alles wohl begriffen hast!«
13] Sagte Lazarus: »Ja, Herr und Meister von Ewigkeit! - Aber es fängt nun
an, schon sehr abendlich zu werden. Wie wäre es denn, so wir uns wieder ins Haus
begäben?«
14] Sagte Ich: »Tun wir nun das! Aber sage den Jüngern nichts von all dem,
was wir hier unter uns verhandelt haben; denn sie wissen von derlei Dingen
ohnehin gar vieles, und es ist somit gar nicht nötig, ihnen das wieder
kundzutun. Wir werden aber heute in der Nacht noch ein kleines Spektakel
erleben, das aber nicht arger Art sein wird; darum sollst du auch nicht
ängstlich werden, so es auftauchen wird, jetzt aber gehen wir, sonst werden wir
geholt werden, da deine Schwestern das Abendmahl schon bereitet haben!«
Welche Bestimmung haben die Pflanzen- und Tierseelen? {jl.ev04.216,01-02}
"Die Seelen der Pflanzen wie der Tiere haben die euch freilich noch unbekannte Bestimmung, einst selbst Menschenseelen zu werden. Denn Pflanzen und Tiere sind nach Meiner Weisheit und Einsicht taugliche Vorgefäße zur Ansammlung und Ausbildung der im unermeßlichen Schöpfungsraum vorhandenen allgemeinen Naturlebenskraft, aus der auch eure Seelen herstammen." {jl.ev04.216,01-02}