Drei Anläufe hatten die CERN-Physiker am Dienstag gebraucht, um den ersehnten Teilchencrash auszulösen. Die beiden ersten Versuche waren vom automatischen Sicherheitssystem gestoppt worden. ,,Solche kleinen Pannen sind absolut normal", erläuterte Heuer, der per Videoübertragung aus Japan zugeschaltet war. ,,Wir haben eine Unzahl von Komponenten, die alle zur selben Zeit funktionieren sollen." Beim LHC-Vorgänger LEP habe es eine Woche bis zur ersten Kollision gedauert.
Lauter Jubel brandete auf, als die Forscher um 13.06 Uhr die ersten Partikel-Crashs in ihren hausgroßen Detektoren messen konnten. Am Hamburger Forschungszentrum DESY, das an zwei Detektoren beteiligt ist, knallten die obligatorischen Sektkorken. ,,Das ist der Höhepunkt der Arbeit tausender Menschen über Jahrzehnte", betonte DESY- Forschungsdirektor Joachim Mnich. Der Start wurde weltweit beobachtet. Der LHC ,,dürfte uns etliche Antworten liefern", freute sich etwa der US-Nobelpreisträger von 2004, David Politzer, vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, wo der Start um Mitternacht (Ortszeit) in einer Live-Übertragung aus Genf zu verfolgen war.Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) gratulierte den CERN-Forschern. ,,Die Wissenschaftler haben hiermit auf eindrucksvolle Weise gezeigt, zu welch bemerkenswerten Leistungen die internationale Zusammenarbeit in der Forschung führen kann." Deutschland ist der größte Geldgeber des europäischen Teilchenforschungszentrums. Heuer und CERN-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci prosteten vom abendlichen Tokio aus ihrer Genfer Mannschaft mit einem Rotwein von 1991 zu - dem Jahr, als der LHC genehmigt wurde.
Mit den Teilchenkollisionen betreten die Physiker wissenschaftliches Neuland. Die Energie ist 3,5 Mal höher als in jedem früheren Teilchenbeschleuniger. Gefährliche Schwarze Löcher können nach Aussagen der CERN-Physiker im LHC nicht entstehen - auf der Erde und im All kämen wesentlich stärkere Kollisionen dieser Teilchen vor.