Ohne Kenntnis des geistigen Sinnes des Wortes kann niemand wissen, was die zwei Sakramente, die Taufe und das heilige Abendmahl, in sich schließen und bewirken

667. Daß in allem und jedem des Wortes ein geistiger Sinn sei, und daß dieser Sinn bisher unbekannt war, und daß er nunmehr wegen der vom Herrn zu gründenden neuen Kirche aufgeschlossen worden ist, ist im Kapitel von der ‚Heiligen Schrift‘ gezeigt worden; welche Beschaffenheit dieser Sinn habe, kann man nicht nur dort, sondern auch im Kapitel von den ‚Zehn Geboten‘ sehen, die auch nach diesem Sinn erklärt worden sind. Wäre dieser Sinn nicht aufgeschlossen worden, wer würde wohl über jene beiden Sakramente, die Taufe und das heilige Abendmahl, anders denken als nach dem natürlichen Sinn, welcher der Sinn des Buchstabens ist, und wer würde nicht laut oder leise bei sich sprechen: Was ist die Taufe anderes als ein Ausgießen von Wasser über den Kopf des Kindes, und was für eine Beziehung hat das zur Seligkeit? ferner: Was ist das heilige Abendmahl anderes als ein Zusichnehmen von Brot und Wein, und welche Beziehung hat dies zur Seligkeit? und weiter: Worin liegt das Heilige in diesen Dingen, als darin, daß sie vom geistlichen Stand aus als göttliche Heiligtümer angenommen und anbefohlen wurden, während sie an sich nichts anderes sind als Zeremonien, von denen die Kirchen sagen, sie werden, wenn das Wort Gottes zu jenen Elementen hinzutritt, zu Sakramenten? Ich berufe mich auf die Laien und auch auf die Geistlichen, ob sie etwas anderes über jene beiden Sakramente in ihrem Geist und Herzen gedacht, und ob sie dieselben nicht aus mancherlei Ursachen und Gründen als göttlich verehrt haben, während doch jene beiden Sakramente, im geistigen Sinne betrachtet, das Heiligste des Gottesdienstes sind; daß sie dies sind, wird aus dem folgenden erhellen, wo die Heilswirkungen derselben dargestellt werden sollen. Weil aber die Heilswirkungen dieser Sakramente durchaus nicht in jemands Gemüt kommen können, wofern nicht der geistige Sinn sie aufdeckt und entfaltet, so folgt, daß ohne diesen Sinn niemand anders wissen kann, als daß sie Zeremonien seien, die heilig sind, weil sie auf Befehl eingeführt wurden.

668. Daß die Taufe anbefohlen wurde, zeigt sich deutlich an der Taufe des Johannes im Jordan, zu der sich ganz Judäa und Jerusalem einfand: Matth.3/5,6; Mark.1/4,5; dann auch daran, daß der Herr, unser Heiland, selbst von Johannes getauft wurde: Matth.3/13-17; und überdies daran, daß Er den Jüngern befahl, alle Völker zu taufen: Matth.28/19. Wer, der sehen will, sieht nicht, daß in dieser Einsetzung etwas Göttliches ist, das bisher verborgen lag, weil der geistige Sinn nicht früher geoffenbart war? Und dieser ist nunmehr geoffenbart, weil die christliche Kirche, wie sie an sich ist, jetzt erst beginnt; - die frühere Kirche war nur dem Namen nach eine christliche, nicht aber der Sache und dem Wesen nach.

669. Die zwei Sakramente, die Taufe und das heilige Abendmahl, sind in der christlichen Kirche wie zwei Kleinode im Zepter des Königs; kennt man ihren Nutzen nicht, so sind sie bloß wie zwei Figuren von Ebenholz an einem Stab. Diese zwei Sakramente in der christlichen Kirche können auch mit zwei Rubinen oder Karfunkeln am Staatsmantel des Kaisers verglichen werden: kennt man ihren Wert nicht, so sind sie bloß wie zwei Karneole oder Kristalle an irgendeinem Obergewand. Ohne die Heilswirkungen dieser zwei Sakramente, so wie sie durch den geistigen Sinn enthüllt worden sind, würden über sie bloß Mutmaßungen ausgestreut werden, dergleichen bei denen sind, die aus den Gestirnen weissagen, ja wie sie ehemals bei denen waren, die aus dem Flug der Vögel und aus den Eingeweiden wahrsagten. Der Nutzen dieser beiden Sakramente kann mit einem Tempel verglichen werden, der infolge seines Alters in die Erde versunken ist und bis an das Dach mit Trümmern ringsumher überdeckt daliegt, so daß Jünglinge und Greise darüber hinschreiten, in Wagen darüber hinfahren und darüber hinreiten, ohne zu wissen, daß unter ihren Füßen ein solcher Tempel verborgen liegt, in dem sich Altäre von Gold, Wände inwendig von Silber und Verzierungen von kostbarem Gestein befinden, die nicht ausgegraben und ans Licht gefördert werden können, außer durch den geistigen Sinn, der eben jetzt für die neue Kirche zum Gebrauch in der Verehrung des Herrn aufgeschlossen worden ist. Jene Sakramente können auch einem doppelten Tempel verglichen werden, von denen der eine unterhalb, der andere oberhalb ist, und in deren unterem das Evangelium von der neuen Ankunft des Herrn, sowie auch von der Wiedergeburt und Beseligung durch Ihn verkündigt wird; aus diesem Tempel führt um den Altar herum ein Gang in den oberen Tempel hinauf, in dem das heilige Abendmahl gefeiert wird, und von da findet ein Übergang in den Himmel statt, wo der Herr sie

aufnimmt. Sie können auch mit der Stiftshütte verglichen werden, in der hinter dem Eingang ein Tisch, auf dem in ihrer Ordnung die Schaubrote aufgelegt sind, sowie auch der goldenen Altar für das Rauchwerk sich zeigt, und in der Mitte der Leuchter mit angezündeten Leuchten, mittelst welcher alle diese Dinge zum Vorschein kommen; und zuletzt wird für die, welche sich erleuchten lassen, der Vorhang zum Allerheiligsten aufgezogen, in dem an der Stelle der Bundeslade, in der die Zehn Gebote waren, das Wort niedergelegt ist, über das der Gnadenstuhl mit den Cheruben von Gold gesetzt ist. Diese Dinge sind Vorbildungen jener zwei Sakramente mit ihren Heilswirkungen.