Über die Wiederherstellung aller Dinge.
Den 8. Dezember 1845.
Frage: Heilige Weisheit, unterrichte du uns in der Wahrheit, die aus dir fliesst, damit wir in unserem Glauben nicht von dem geraden Weg abweichen und irregehen. Sage uns durch dein heiliges, alles beleuchtendes Wort: Was für ein Unterschied ist anzunehmen zwischen der Erlösung durch Jesum Christum, und der durch Ihn zu bewirkenden Wiederbringung aller Dinge? Ist der Glaube an eine solche Wiederbringung wirklich eine schädliche, schriftwidrige Lehre, wie sie von vielen dargestellt und von manchen gar verlästert wird?
Antwort: Der Buchstabenzank geht aus dem Unverstand der Menschen hervor, der sie in ihren Meinungen verwirrt. Wenn auch die Weisheit den Menschen die heiligen Wahrheiten so klar und deutlich darlegen möchte, wie sie dieselben nur zu fassen imstande wären, so würde um dieses Unverstands willen dennoch bei den Verkehrten der Zank nicht aufhören. Das ist dir eine Antwort auf deine Frage zuerst zu wissen nötig, damit du dich nicht der falschen Hoffnung hingebest, es werde dir gelingen, durch Darlegung der lauteren Wahrheit alle Widersprüche zu beseitigen.
Von der Wahrheit der Wiederbringung aller Dinge finden wir, neben andern Stellen der Heiligen Schrift, ein klares Zeugnis in den Worten des Apostels Paulus, wo er von der Wiederherstellung aller Kreatur, oder der ganzen Schöpfung, spricht. Der Unterschied zwischen der Wiederbringung und der ihr zum Grunde liegenden Erlösung ist klein und gross, je nachdem das menschliche Fassungsvermögen diesen Gegenstand aufnimmt. Aufrichtigkeit und reiner Wahrheitssinn müssen dabei den Ausschlag geben.
Der Hauptzweck der Liebe Gottes bei der Schöpfung war eigentlich die Hervorbringung des Menschen. Nachdem aber der Mensch für sich und seine Nachkommen gefallen ist, so besteht allerdings zwischen seiner blossen Erlösung und seiner völligen Wiederherstellung in den Zustand, in welchem er sich vor seinem Falle als ein Vertreter Gottes auf der Erde befand, oder gar seiner Erhebung zu dem, was er noch hätte werden sollen, ein nicht unbedeutender Unterschied, besonders wenn man die Wiederherstellung auf den ganzen Umfang der Schöpfung ausdehnt, wie es auch der Natur der Sache nach geschehen muss.
Ein grosser Irrtum ist es zu nennen, wenn man den Begriff von der Erlösung von dem der Wiederbringung trennt; denn beide gehören unzertrennlich zusammen. Aus der Trennung dieser zusammenhängenden Wahrheiten ist ein schreiendes Missverständnis hervorgegangen, das den Buchstabenzänkern hinreichenden Anlass gegeben hat, in dem Glauben an die Wiederbringung einen grellen Irrtum zu erblicken. Wenn sie aber stille würden, so würden sie erkennen, dass das schreckliche Gespenst, nur ein aus ihren kranken Ideen hervorgegangenes Schattenbild sei, dass gleichsam der Esel vor seinem eigenen Schatten sich gefürchtet habe.
Das Werk der Erlösung besteht nach ihrem eigentlichen Sinne in einer Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde, unter welcher der Mensch ein Gefangener Satans ist. Ein solcher von der Knechtschaft der Sünde befreiter Mensch ist aber, dieser Befreiung ungeachtet, noch weit entfernt von der eigentlichen Wiederbringung zu dem Urstande, in welchem Adam vor seinem Falle als wirkliches Ebenbild Gottes sich befand.
Die Befreiung aus der Gefangenschaft der Sünde ist noch bei weitem nicht die Verherrlichung des Menschen. Wenn ein Gefangener von einer Obrigkeit aus Gnaden aus seiner Haft entlassen wird, so hat man darum noch keine Veranlassung, ihm zu seiner Verherrlichung zu gratulieren; denn wenn er auch vor seiner Verhaftung in einer Würde gestanden wäre, die er durch irgendeine Untat verlor, so ist die blosse Entlassung aus der Gefangenschaft doch noch wesentlich verschieden von der Wiedereinsetzung in die verlorene Würde.
Die vollendete, oder die vom A bis zum O durchgeführte Erlösung des Menschen aus seinem Falle durch Christum, den Erlöser und Wiederhersteller, will also im Grunde und nach dem Zusammenhang der Sache nichts anderes sagen, als eine Erlösung aus der Gefangenschaft der Sünde, und eine darauf folgende Wiederbringung zu dem verlorenen Ebenbilde Gottes. Auf diese völlige Wiederbringung des Menschen harrt auch nach Röm.8,19-22 die ganze Schöpfung, in Geburtsschmerzen sich ängstigend, weil sie durch den Fall des Menschen ebenfalls ihren Urzustand verloren hat, und nur durch seine Verherrlichung zu demselben wieder zurückgeführt werden kann.
Der richtige Begriff von dem Werke der Erlösung und Wiederbringung des Verlorenen führt uns nach der Natur der Sache auf die unumstössliche Wahrheit, dass diese Erlösung und Wiederbringung aller Dinge in das geheimnisvolle A und O einzuteilen ist, und wir finden dann bald, dass zwischen dem A und O noch viele Zwischenräume und Stufen in dem Gange der Wiedergeburt liegen. Die Erlösung durch Christi Menschwerdung, Leiden und Sterben, ist also ein Werk, das der völligen Wiederbringung- des Menschen zu seiner hohen Würde und seiner Verherrlichung, so wie auch der Wiederherstellung der ganzen Schöpfung, vorhergehen muss. Diese Vollendung des Menschen und der Schöpfung wird durch das O, den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, bezeichnet. Sie wird zustande gebracht durch Jesum Christum, der sich das A und das O, den Anfang und das Ende nennt.
Zum Ueberfluss sei noch bemerkt, dass der Unterschied zwischen der Erlösung und der völligen Wiederherstellung derselbe ist, der zwischen der blossen Seligkeit und der dereinstigen Verherrlichung, dem Aufsteigen von einer Vollkommenheit zur ändern, besteht. Der erste Stand ist der der leidenden Liebe, der andere der der triumphierenden Liebe.
So wenig aber die Lehre von der Heiligung und die Lehre von der Erlösung getrennt werden dürfen, so wenig darf auch der Glaube an die Wiederbringung aller Dinge von dem Glauben an die Erlösung getrennt werden. Sie gehören unzertrennlich zusammen wie eins und zwei.
Es ist aber auch nicht nötig, so unbedingt an der Bezeichnung "Wiederbringung aller Dinge" festzuhalten; man könnte ebensowohl das Wort "Erneuerung" gebrauchen. Von einer Erneuerung aller Dinge redet Petrus ganz deutlich in seinem zweiten Brief (Kap.3,13), und Johannes in seiner Offenbarung (Kap.21,1-5). Hingegen spricht Petrus in Apg. 3,21 nach dem Grundtext auch ausdrücklich von einer "Wiederherstellung aller Dinge".
Leider ist die Wahrheit von der Erneuerung oder Wiederbringung aller Dinge schon frühe in der Christenheit vielfach missbraucht worden. Man baute darauf die Erwartung eines sinnlichen Reiches Gottes, des sogenannten tausendjährigen Reiches, das sich bald auf Erden offenbaren werde, und liess sich durch diese Erwartung zum Müssiggang und zu allerlei Ausschweifungen verleiten. Zu verschiedenen Zeiten hat sich dieser sinnliche Glaube mit grosser Gewalt der Gemüter der Menschen bemächtigt, so dass Kirchenversammlungen sich veranlasst fanden, dagegen aufzutreten, und die Lehre von einer Wiederbringung aller Dinge und von einem tausendjährigen Reiche, die vorher von der Kirche als gültig angenommen worden war, um des Missbrauchs willen als eine irrige oder ketzerische Lehre
zu verdammen. So wurde also auch hier, wie man zu sagen pflegt, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, die Wahrheit selbst samt ihrem Missbrauch und ihrer Verunstaltung gänzlich
verworfen.
Es lässt sich indessen nicht leugnen, dass die Erwartungen der Apostel selbst von der baldigen Zukunft des Herrn zu diesem Missbrauch Anlass gegeben haben. Dahin gehören solche Stellen wie 1.Kor, 15,51-52 & l.Thess.4,15, die schon von den ersten Christen vielfach irrig aufgefasst wurden. Schon damals, noch mehr aber in späteren Zeiten, wurden die göttlichen Verheissungen von einem geistigen Reiche mit den gröbsten sinnlichen Vorstellungen vermischt.
Auch in unseren Tagen wird die sinnliche Erwartung der Zukunft des Herrn mit Beziehung auf die erwähnten Schriftstellen wieder neu aufgewärmt. Viele, unter ihnen sogar solche, welche den Glauben an die Wiederherstellung aller Dinge als ketzerisch verlästern, hegen die grobsinnliche Erwartung, der Herr werde sie in nächstkünftiger Zeit in der Luft Ihm entgegenrücken, Schuhe und Strümpfe, Stiefel und Sporen werden mit einem Mal von ihnen wegfallen, und sie werden dann als Verwandelte und Verklärte sich zu dem Herrn hinsetzen können. Kein gediegener Gläubiger wird diesen Luftschiffern ihre Fahrt missgönnen; nur wird er sich in einiger Entfernung von ihnen halten und in Geduld erwarten, ob sie nicht aus der Luft als Gedemütigte wieder auf die Erde herunterkommen werden.
Alle solche Verirrungen vermögen indessen den richtigen Glauben an die Wiederbringung oder Wiederherstellung aller Dinge nicht umzustossen. Dieser Glaube an eine vollendete Erlösung raubt Gott, dem Schöpfer aller Dinge, der doch etwas Ganzes und nicht etwas Halbes will, keineswegs die Ehre, vielmehr muss er jedem verständigen Menschen als eine Lobpreisung Gottes, seiner herrlichen Gnade und Macht, erscheinen.
Nun möchte vielleicht mancher die Frage stellen wollen, ob die Wiederbringung aller Dinge etwa noch so weit führen solle, dass auch die zur Verdammnis verwiesenen Seelen, oder wohl gar die gefallenen Engel selbst eine Erlösung zu erwarten hätten, was doch sehr gefährlich wäre und zu einer falschen Sicherheit führen müsste.
Zur näheren Erläuterung dieses Gegenstands möchte an solche Fragende zunächst eine Gegenfrage zu richten sein, nämlich: Kann mit dem Zusammenhange der Heiligen Schrift bewiesen werden, dass Gott das Böse geschaffen habe? Diese Frage mit Ja beantworten, würde soviel heissen, als zu behaupten, dass Gott nicht vollkommen gut sei. Gibt man aber zu, dass Er das Böse nicht geschaffen habe, sondern allein das Gute, so muss man auch zugeben, dass das Böse unmöglich ewig bestehen könne, weil nur das unaufhörlich ewig bestehen kann, was Gott aus seinem Liebeswillen geschaffen hat.
Es heisst aber doch in der Heiligen Schrift, dass die Verdammten werden geplagt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ferner: Ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen?
Antwort: Diese beiden Aussprüche bleiben unumstösslich wahr. Allein ihrer Wahrheit ungeachtet beweisen sie doch keineswegs, dass diese Ewigkeiten unaufhörliche Ewigkeiten seien. Wer aber Lust zu zanken hat, der wisse, dass wir diese Weise nicht haben; er wisse ferner, dass Gott um des Missbrauchs willen, den ein Tor mit dieser Lehre treiben könnte, nicht das Gesetz seiner Liebe aufheben werde. Er müsste ja dann zunächst die Lehre von der Versöhnung durch das Blut Jesu Christi aufheben, weil auch diese Lehre, wie es leider nur gar zu klar am Tage liegt, aufs schrecklichste zur Sicherheit missbraucht wird.
Wer sich einen vollkommenen Gott denkt, der hat auch einen vollkommenen Bibelglauben, der nicht, wie der Buchstabe der Bibel, vom Buchbinder zusammengepresst und gebunden werden kann. Auch hat ein solcher keinen zusammengebundenen Gott, sondern einen freien, vollkommenen, der nichts Halbes, sondern etwas Ganzes will. Er hat einen Glauben, den das ewige Wort selbst in ihm gewirkt hat, das Wort, das durch sich selbst eine ewige Erlösung gefunden hat, die durch den Lauf der Ewigkeiten hindurch ausgeführt werden wird, bis alles zur Ordnung Gottes wiedergebracht, alles dem Vater in Jesu Christo wieder Untertan ist, ja bis alle Zungen (nicht gezwungen, sondern freiwillig) bekennen müssen, dass Jesus Christus der Herr sei, zum Preise Gottes des Vaters (Phil.2,9-11).
Die drei Weisen aus dem Morgenlände.
Nach Matth. 2,1-11.
Den 6. Januar 1846.
Aus dem Orient, höchst wahrscheinlich aus Arabien, erschienen zur Zeit des Königs Herodes in Jerusalem drei Männer, Stammesfürsten eines Gebirgsvolks, und fragten nach dem neugeborenen König der Juden. Welche Antwort sie dort erhielten, und was sie weiter getan haben, erzählt uns die biblische Geschichte, wobei wir stehenbleiben wollen.
Diese drei Männer waren wahrscheinlich, ja unstreitig, in der Wissenschaft der Astronomie tief gegründet. Sie machten sich in ihrem Vaterlande gegenseitig auf einen Stern von seltener Grosse und hervorleuchtendem Glänze aufmerksam, der einen langen Schweif nach sich zog. Ueber die Bedeutung dieses Sterns rieten sie hin und her. Bald hielten sie ihn für diesen, bald für jenen Kometen, der laut des Zeugnisses älterer Sternkundiger vor etlichen Jahrhunderten schon einmal erschienen sei. Als sie über seine Bedeutung nicht einig werden konnten, und bei ihrem Forschen zu keiner klaren Gewissheit gelangten, waren sie schon bereit, den Stern und seine Bedeutung auf sich beruhen zu lassen.
Es lag aber nicht im Plane Gottes, dass diese Sache ohne weitere Folgen bleiben sollte. Darum kam Er diesen drei Männern zu Hilfe durch die Kräfte der Weisheit der sieben Geister, welche nach Offb. 4,5 als sieben Feuerfackeln vor seinem Throne brennen, und in denen die innersten und feinsten Kräfte des ganzen Gestirns konzentriert sind. Durch sie wirkte Er auf die Geister dieser drei Männer, und erweckte in ihnen eine neue Aufmerksamkeit auf jenen Stern. Durch die Hilfe dieser göttlichen Einwirkung fanden sie nun, als sie den Stern aufs neue ins Auge fassten, seinen Glanz eher im Zu- als im Abnehmen, und erkannten ferner, dass er die Erscheinung einer hohen, bedeutenden Person ankündige.
Manche Nächte hindurch staunten sie den Stern und seinen Schweif an, und fanden, dass er sich in seiner Richtung unverrückt dem Lande der Israeliten zuwende. Aber auch diese Beobachtung würde sie noch nicht bestimmt haben, eine weite, beschwerliche Reise auf damals noch ungebahnten Wegen durch öde Wüsten zu unternehmen, wenn nicht, obgleich sie Heiden waren, eine Erkenntnis des wahren Gottes nach ihrer Weise in ihnen gelegen hätte, und nicht ihr innerer Empfindungssitz geöffnet gewesen wäre. Dadurch eben war es Gott möglich, sie in Kraft der vor seinem Throne stehenden sieben Geister zur Gewissheit darüber zu führen, dass diese hohe, bedeutungs- und einflussreiche Person dem Volk der Juden gelte, und unter ihnen schon geboren sei.
Diese also erlangte innere Überzeugung, die mit ihrer Kenntnis von den Gestirnen übereinstimmte, trieb sie endlich an, die Reise nach Judäa zu unternehmen, um den neugeborenen Fürsten aufzusuchen, und ihm ihre Huldigung darzubringen.
Nach der Sitte ihrer Zeit und ihres Landes, nach orientalischem Brauch, durften diese drei Männer aber vor einer so hohen Person nicht ohne Geschenk erscheinen. Sie wählten nun zu ihren Geschenken solche Produkte, die in ihrem Lande heimisch waren, nicht aber in dem Lande, in das sie nun zu ziehen gedachten.
Sie begaben sich also wirklich mit ihren Kamelen auf die Reise, und nahmen in besonderen Gefässen Gold, Weihrauch und Myrrhen mit sich. Drei bedeutungsvolle Produkte, die nach ihren inneren Kräften die Geburt, den Stand und das Leben Jesu und aller derer bezeichneten, die durch Ihn wiedergeboren werden; drei Produkte, die zugleich eine wundervolle Dreieinheit bilden.
Gold, als Reichtum und Hoheit; Myrrhen, das Bittere für die menschliche Natur im Kreuzesstande der Leiden und Trübsale; Weihrauch, der aus der leidensvollen menschlichen Natur in Kraft der inneren Goldtinktur aufsteigende
Geist, der das Erlösungsprinzip in Gott ergreift, sich der Verbannung in der Wüste des menschlichen Elends zu entwinden und in ein besseres Leben zu erheben trachtet.
Das Gebet erregt durch den mühsamen Kampf, in welchem es geführt werden muss, in der Erde der menschlichen Natur eine Hitze, durch welche in ihr das reine Gold geboren und entwickelt werden muss.
Mensch, wenn du einmal angefangen hast, nach der Erlösung aus deinem verlorenen Zustand zu ringen, so lass deine Arbeit nicht liegen, und ziehe deine Hand nicht vom Pfluge zurück, sonst erkaltet die schon begonnene Geburt des Goldes, in welcher deine Wiedergeburt enthalten liegt, und all deine frühere Arbeit und dein früheres Seufzen ist verloeren.
Es ist aber auch ein grosser Unterschied unter dem Golde in Bezug auf seinen Lichtgehalt, seine Klarheit und seinen inneren Wert. Die drei Weisen, diese von Gott geheiligten Magier, brachten dem Kinde Jesu kein fabriziertes, aus Sand und Staub oder Erzen durch viele Arbeit gewonnenes Gold; sondern gediegenes Gold brachten sie ihm, das durch einen inneren Prozess der Natur, in Verbindung mit dem Licht und der Wärme der Sonne, also ohne menschliche Kunst, auf eine mehr unmittelbare Weise, von der unreinen Erde ausgeschieden und zu grösseren oder kleineren Klumpen gebildet wurde.
Also reines und gediegenes Gold haben die drei Weisen, nebst Weihrauch und Myrrhen, dem Kinde Jesu zum Geschenk gebracht, in welchem sie einen König erkannten, vor dem nach seiner Entwicklung aller Fürsten Zepter sich neigen würden.
Gold brachten sie ihm, nicht Silber oder Kupfer. Obgleich diese beiden letzteren Metalle dem Golde am nächsten stehen, und zur Härtung des Goldes bei seiner Verarbeitung sehr dienlich sind, so haben sie doch einen weit geringeren Wert. So verschieden nun diese Metalle nach ihren Eigenschaften, ihrem inneren Gehalte und ihrem Wert sind, ebenso verschieden sind auch die geistigen Wiedergeburten, die im Inneren der Menschen vorgehen.
Es gibt wiedergeborene Seelen, die nach ihrer Eigenschaft reines und gediegenes Gold sind, die durch die Hitze des göttlichen Feuers, in Leiden und Trübsalen auf unmittelbare Weise ausgeboren werden. Andere, die nach ihrer Eigenschaft ebenfalls aus Gold bestehen, sind aber nur ein solches Gold, das durch Arbeit und Gebet anderer Seelen und durch den Glauben an das geschriebene Wort in Heiliger Schrift in ihnen erzeugt worden ist. Hingegen gibt es auch solche Seelen, deren Wiedergeburt nur zu der Eigenschaft des Silbers, oder gar nur zu der des Kupfers gebracht werden kann, je nachdem die Reinigung ihres Willens zu Gott reiner oder weniger rein ist, und je nachdem das wiedergebärende heilige Blut Jesu in Geist und Wasser in ihnen wirken kann.
Diejenigen Seelen, deren Wiedergeburt in der Goldeigenschaft besteht, haben auf Erden die meisten und gefährlichsten Feinde. Eine Seele, die solches Gold besitzt, hat sich besonders vor den Raben- und Krähenseelen wohl in acht zu nehmen, die nach Art jener Vögel diebischer Natur sind und das Gold sehr lieben. Wo ihnen nur der geringste Strahl von Gold ins Auge fällt, da werden sie alsbald zum Raube angelockt. Ist man aber wachsam und verscheucht diese Tiere, ehe sie den Raub ausüben können, so werden sie böse und erheben ein grässliches Geschrei, dass die Luft davon widerhallt. Gehören die Raben und Krähen etwa zu jener Gattung, deren Zungen auf einer Universität und durch eine Priesterweihe gelöst worden sind, was nicht selten der Fall ist, so kann es geschehen, dass sie sogar eine Klage bei ihren Behörden anzubringen suchen; denn diese Tiere haben auch ihre Obrigkeiten und ihre geistlichen Vorsteher. Der Besitzer solchen Goldes wird alsdann angeklagt, dass er nicht auf rechtmässige Weise in den Besitz desselben gelangt sei. Übrigens, so geben diese Ankläger vor, sei es ihnen durchaus nicht darum zu tun, dieses Gold für sich in Beschlag zu nehmen; sie seien nur darauf ausgegangen, zu untersuchen, ob es ein echt evangelisches, mit dem Stempel ihrer Universitäten versehenes Gold sei. Und weil sie das nicht also befunden haben, halten sie sich für verpflichtet, um der Wahrheit des Evangeliums willen ihre Stimmen zu erheben.
Es ist nämlich zu wissen, dass diese Art Raben und Krähen nach ihrer Weise auch ein Evangelium haben, und zwar ein zunftgerechtes Evangelium, nach welchem niemand etwas besitzen darf, der ihnen nicht wenigstens den Zehnten davon gibt. Und weil diese Tiere zugleich nach ihrem Evangelium sogar Missionare aussenden, deren Unterhalt durch reichliche Beiträge besorgt werden muss, so werden sie dadurch um so mehr nach fremdem Golde lüstern, oder auch nach Silber, wenn es nicht anders sein kann, um damit ihr schwarzes Gefieder zu vergolden und zu versilbern, und so durch ihre glänzenden Flügel mehr Aufsehen machen, und auf die Schwarzen und Braunen besser einwirken zu können.
Zu dieser Gattung von Raben und Krähen gehörten diejenigen, welche nach der Geburt unseres Herrn Jesu bei dem König Herodes ein so grosses Zetergeschrei erhoben über die Huldigung, welche die drei Weisen dem in Bethlehem geborenen Kinde als einem Könige in Gold, Weihrauch und Myrrhen darbrachten. Eine solche Huldigung, meinten sie, schicke sich ja durchaus nicht für einen armen Zimmermannssohn, und habe wahrscheinlich keinen ändern Beweggrund, als die Absicht, revolutionäre Auftritte gegen den rechtmässigen König hervorzurufen. Um sich von der Gefahr, die ihm drohe, zu überzeugen, dürfe der Herr König nur in den heiligen Schriften die Geschichte Absaloms und des Feldhauptmanns Joab lesen. Da könne er sehen, wie solche geringscheinende Dinge leicht so heranwachsen könnten, dass ein ganzes Land mit seinen bestehenden Gesetzen dadurch in grosse Gefahr gerate.
Dergleichen Reden, aus schwarzen Raben- und Krähenseelen entsprossen, waren schon hinreichend, ein Herz, wie das des Königs Herodes, in Furcht und Zorn zu versetzen. Also aufgeregt, griff er bald zu den schrecklichsten mörderischen Mitteln, um das neugeborene Kind Jesus zu töten, von dem er den Sturz seines Königthrones, den er zwar nur als Lehensmann des römischen Kaisers besaß, befürchtete. Um seinen Zweck nicht zu verfehlen, und den gefürchteten Gegenkönig sicher zu erreichen, ließ er eine große Menge Knäblein von zwei Jahren und darunter umbringen, wie uns die biblische Geschichte erzählt.
Was aber Gott zur Durchführung seiner über alle menschliche Vernunft erhabenen Pläne erhalten will, das weiss Er auch ungeachtet aller List und alles Grimmes der alten Schlange und ihres Anhangs zu bewahren. Diese alles erhaltende Wunderkraft Gottes hatte sich ja schon auf eine auffallende Weise an dem Kinde Moses in Ägypten und an Joseph, den Vorbildern von Christo, bewiesen.
Wird nun Jehova in dieser bewegten, vom Sturme menschlicher Leidenschaften aufgeregten Zeit weniger sein als damals? Wird Er sein angefangenes Werk, das Werk, das Er durch seines Geistes Kraft in manchen Seelen begonnen, nicht auszuführen wissen, oder nur im Hinterteil des Schiffes, in seiner Arche schlafen? Nein, das dürfen und sollen wir nicht glauben. Gott in Jesu Christo ist weise und stark genug, seinem Zeugnisse die Kraft der sieben Donner zu geben, um das Widerstrebende zu stürzen, und auf den Trümmern des Gestürzten das Geringscheinende mit einem festen Fundament zu erheben. Amen !
Das Zeugnis Jesu, aus der Wiedergeburt, als einer neuen
Schöpfung im Menschen, hervorgehend.
Den 3. Februar 1846.
Das eigentliche Zeugnis Jesu besteht nicht bloß in prophetischem Weissagen, sondern schließt hauptsächlich den Geist der Wahrheit in sich, den Christus vor seinem Hingange zum Vater seinen Jüngern zu senden verhieß.
Ihnen wurde derselbe durch die Ausgiessung des Geistes an jenem Pfingsttage auf einmal mitgeteilt, und zwar nicht bloß vorübergehend, sondern bleibend, wie das ihnen Jesus auch verheissen hatte.
Diese heilige, segenbringende Mitteilung des Geistes geschieht noch immer, wenn auch nicht mehr auf eine so ausserordentliche Weise wie damals, sondern bis dahin auf eine den sinnlichen Augen mehr verborgene Weise, im fortschreitenden Stufengange der Wiedergeburt. Oft müssen schmerzhafte Krankheiten des Leibes, verbunden mit inneren Seelenleiden (wobei das seelische Prinzip sehr ins Gedränge, in Not und Angst kommt), das Mittel zur Ausgeburt des Zeugnisses Jesu im Menschen werden.
Unter solchen Leidensumständen geht im Menschen ein gerichtlicher Prozess vor, wie ihn Paulus in Hebr.4,12 beschreibt, wo er von dem ewigen Worte redet, das in seiner scheidenden Kraft schärfer ist denn kein zweischneidig Schwert. Durch dieses priesterliche Messer wird das Chaos geistiger, seelischer und physischer Kräfte zerlegt, das Gemischte auseinander geschieden. Während diesem gerichtlichen Prozess wird es der Seele sehr schwer, sich in die damit verbundenen Leiden zu finden; denn ihre früheren Begriffe und ihr Glaube findet nun keinen zusammenhängenden Grund mehr, und ihr früheres, nach ihrer Meinung wohlgegründetes Haus, stürzt vor den anströmenden Fluten zusammen.
Selbst die Heilige Schrift, an die sie sonst sich festgehalten, kann ihr in diesem Gerichte für ihren nunmehr zerstückelten Glauben keine Sicherheit mehr geben. Diejenigen Stellen der Schrift, die sich gerade zu ihrem gegenwärtigen Zustande am besten schicken würden, kommen ihr nicht einmal in den Sinn. Dahin gehört z.B. die Stelle wo der Herr spricht: Ich baue und zerstöre; ich zerstöre und pflanze. Und das ist es nun eben, was der Herr in einem solchen Zustande in der Seele tut. Er zerteilt und zerstört das Alte, das nicht mehr bleiben soll. Er zer-
trümmert das aus gemischten Kräften und selbstgeformten Systemen zusammengetragene Glaubensgebäude, um einen neuen Grund zu legen zu einem richtigen und wahren Geistesgebäude.
Aus dem Gemisch, in welchem bis dahin das Reingeistige, das seelische und das physische Wesen sich befanden, ruft nun der Geist Gottes laut l. Mose 1,1-3 den eigentlichen Geist hervor, durch welchen man allein Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten kann. Dieser durch das ewige Wort in jede Menschenseele eingepflanzte Geist soll sich nun durch den Scheidungsprozess aus dem Brei von Wasser und grober Erde zur Freiheit erheben. Anfangs steigt dieser Geist nur in einem dämmernden Lichte auf, und ist noch in finstere Nebel eingehüllt. Was aber Gott angefangen hat, das lässt Er nicht beim bloßen Anfange liegen. Der Geist der heiligen göttlichen Dreieinheit setzt darum seine Wirkung vor, und scheidet endlich den Lichtgeist auch von der Finsternis, die sich aus dem wässrigen Chaos erhebt und ihn noch umhüllt. Und siehe, da setzt sich der reine Geist immer selbständiger und freier als eine zentrale Lichtmasse, als eine Sonne, in die Höhe und beleuchtet von oben herab die ganze Schöpfung. Doch ist diese noch nicht zu gehöriger Ordnung auseinander geschieden; denn noch liegen Wasser und Erde breiartig und sumpfig untereinander gemischt, und manche geistige Lichtskräfte liegen in diesem Gemisch noch gefangen. Darum fährt Gott zu wirken fort; denn das sprechende Wort, Christus, ruht nicht, es habe
denn das Werk zu Ende gebracht. Alles entwickelt sich nun nach dem Gang der göttlichen Ordnung, nach welcher eins aus dem andern hervorgeht.
Sobald sich einmal der reine Geist, als die Sonne des Lichts, aus dem gemischten Wesen erhoben hat, leuchtet sie erwärmend auf den kalt und feucht daliegenden Erdbrei. Diese Wärme erweckt den darin verborgenen Sauerstoff, wodurch eine Gärung entsteht, welche bewirkt, dass die in dem Gemisch noch zurückgebliebenen Lichtskräfte sich loswinden, ausscheiden, in die Höhe erheben, und in eigene Körper zusammenziehen, um dann in näherer und weiterer Entfernung sich um das Zentrallicht, die Sonne, als ihre Gesellschafter und Kinder zu sammeln, je nachdem sie mit ihr eine grössere oder geringere Ähnlichkeit der Eigenschaften besitzen.
Zugleich mit der Ausscheidung der Sonne und der Sterne aus dem Chaos hat sich auch der Geist des Wassers in seiner fixen Eigenschaft aus demselben erhoben, und bildet nun eine Feste, ein Firmament, gleichsam ein Haus, in welchem die Lichtkörper ihre Wohnung haben. Von diesem Firmament werden sie in Kraft des ewigen Worts in ihrer Ordnung getragen, so dass keiner von ihnen nur um eine Nadelspitze sich aus seiner ihm angewiesenen Bahn verrücken könnte. Auch darin erfüllt sich das Wort der Heiligen Schrift: Das Wort Gottes ist gewiß und wahrhaftig, und was Er zusagt, oder ordnet, das ist gewiss, nicht wankend, sondern bleibt fest.
Nun beginnt in dem zurückgebliebenen Gemisch auch die Scheidung des schwereren Wassers von der groben Erde. Nach der Ausscheidung des Wassers wird die Erde fest, zusammenhängend, es bildet sich das Gestein, die Felsmassen, und sie behält nur soviel Wasser in ihren Adern, als zu ihrer Belebung und zur Besänftigung des Feuerstoffes nötig ist. Der größere Teil des Wassers sammelt sich an besondere Örter, in verschiedenen Erdbecken, und diese Sammlung der Wasser nennt man Seen oder Meere.
Nach dieser Scheidung erst kann der aus dem Chaos emporgehobene Lichtkörper, die Sonne, durch ihre wohltätigen Stahlen, in Verbindung mit den Kräften des Gestirns, die Erde und die Wasser befruchten, und nach den verschiedenen Eigenschaften der Erde und der Wasser Erzeugnisse aller Art in ihnen hervorbringen.
Auf solche Weise gestaltete sich die sichtbare Schöpfung des Firmaments und der Erde, der Tiere und der Menschen. Wie die Lichtmaterie der Sonne und der Sterne aus den Wassern und der groben Erde hervorgezogen wurde, so muss der Geist des Menschen aus dem tierischen Wesen hervorgezogen werden, in welchem er gefangen liegt. In diesem Sinne kann der Mensch ein Auszug aus den Tieren genannt werden. Soviel erhabener nun die Sonne und die übrigen Lichtkörper als die Wasser und die Erde sind, aus denen sie ausgezogen wurden, soviel erhabener ist alsdann auch der Mensch als die Tiere.
Den gleichen Gang wie bei der äußeren Schöpfung geht Gott auch bei der Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen, geistigen Erde in dem Menschen, der wieder befähigt werden soll, Früchte der Gerechtigkeit hervorzubringen. Das ist dann ein neuer Himmel und eine neue Erde, wie sie nach der Offenbarung Johannis in den Räumen der geistigen Welt bestehen. Die Geburt und Entwicklung dieser neuen Schöpfung geht aber auf eine dem sinnlichen Auge des Menschen ganz verborgene Weise zu. Am wenigsten kann er davon etwas wahrnehmen während dem leidensvollen Prozess, durch welchen diese Wiedergebärung hindurchgehen muss. Ohne diesen Prozess kann aber laut des Zeugnisses Jesu (Joh.3,5) in einem Christen, so sehr er auch das Gute und Gottwohlge-
fällige will, doch keine eigentliche Scheidung des Wahren von dem Falschen und Gemischten vorgehen. Dazu ist nötig, dass der aus Gott gekommene, durch das ewige Wort in alle Menschen eingesprochene Geist aus dem Gemisch, in welchem er gefangen liegt, herausgehoben und in Freiheit gesetzt werde. Kein Konfessionsglaube kann ihm diese Freiheit verschaffen; vielmehr hüllt ihn ein solcher Glaube noch in einen Nebel ein, der ihn verhindert, in das königliche Gesetz der Freiheit und der wahren Religion hineinzuschauen.
Sobald aber der reine Geist sich in die Freiheit erhoben hat, so steht er als das wahre Zeugnis Gottes und Jesu Christi am Himmel des Menschen, und beleuchtet, gleich der Sonne, von oben herab alle unter ihm liegenden Gegenstände. Wie die natürliche Sonne mit ihrem Licht alles durchdringt und offenbar macht, so durchdringt auch das Zeugnis Jesu das ganze gemeinkirchliche Wesen mit allen seinen im Laufe der Zeiten von Menschen ohne Gott gestifteten Ordnungen. Dieses Zeugnis Jesu gibt jedem Tier und jedem Menschen nach seiner Art den rechten Namen ohne Heuchelei, und bleibt unter allen Veränderungen der Umstände in sich selber frei. Ja, auch dann noch bleibt es frei, wenn in der geistigen Atmosphäre die dicken Nebel einer falschen Philosophie oder einer falschen Theologie unter dem Einfluss hochgefeierter Titelmänner sich auftürmen, und die Wahrheit des Zeugnisses Jesu, besonders bei solchen Menschen, in denen die Scheidung des Wahren von dem Falschen und Gemischten noch nicht vorgegangen ist, ganz zu verdecken drohen. Denn das Zeugnis Jesu hat laut Offb.12,11 in Kraft des heiligen Blutes Jesu eine alles überwindende Macht!
Wer wird bestehen?
Den 13. Februar 1846.
Frage: Herr, wer wird bestehen in dieser versuchungsvollen Zeit, wo das Gewirr in Glaubenssachen je mehr und mehr überhandnimmt? Wer wird entrinnen dem Gewässer der Verwirrung? Herr, wie lange soll das noch währen?
Göttliche Antwort, die wahrhaftig und gewiss ist: Stelle dir vor - du wirst wohl daran tun, wenn du es befolgst - stelle dir vor, du seiest erst am Eingang der schweren Versuchungsstunde, in der Dämmerung der schwarzen Nacht, welche dir schon vor mehreren Jahren in einem Zeugnis angekündigt und beschrieben worden ist.
Der Anfang der Nacht ist zwar vorhanden, die Verwirrung hat schon begonnen; sie wird aber noch in diesem Jahre und späterhin einen weit höheren Grad erreichen! Alle die verschiedenen Parteien, die Sekten aller Art, Weltkirchliche und Andersdenkende - alle werden in der Dunkelheit der Nacht sich aneinander stoßen und sich dadurch die Köpfe verwirren. Die sogenannten Friedensstifter und diejenigen, welche durch den Buchstaben der Bibel und nach dem allgemeinen alten Glaubenssystem alle Parteien miteinander zu versöhnen und zu einem einheitlichen Körper, zu einem großen Ganzen, zu verbinden trachten, werden die Verwirrung nicht aufheben, sondern sie durch ihr Treiben noch vermehren.
Es wird kein Halt, kein Stützpunkt mehr weder für die Staatskirche, noch für irgendeine kirchliche Partei, bestehen. Kein geistliches noch irgendein irdisches Gut wird mehr sicher sein; denn wie ein unübersehbarer Strom wird sich das Gewässer der Verwirrung über die geistlichen und weltlichen Verfassungen ausbreiten, seine beiden Ufer überflutend, bis er zu einem unermesslichen Ozean wird.
Das grösste Uebel besteht darin, dass unter allen Ständen der Menschen die Furcht Gottes verschwunden ist. Selbst diejenigen, welche für wahrhaft christliche Lehrer gelten und als große Sterne glänzen, haben keine Furcht Gottes mehr in ihren Herzen. Darum schmähen auch sie den Namen Gottes Jehova in den Seelen, die das Zeugnis Jesu haben.
Jehova, Gott, mein Gott! Wer wird dann bestehen, und wie werde ich bestehen, wenn diese Verwirrung auch unsere Nazarenergemeinde ergreifen sollte?
Antwort: Bedenke und erwäge die dir schon früher vor Augen gelegte Stelle im Propheten Jeremia (Kap.45,5): Du begehrst dir große Dinge, begehre es nicht. Denn siehe, ich will Unglück kommen lassen über alles Fleisch (nämlich über alles fleischlich gesinnte Wesen), dir aber will ich deine Seele zur Beute geben, an welchen Ort du ziehest !
Aber Herr, Gott Jehova! Ich halte dir für deine Gemeinde, die du gesammelt hast, vor das Wort im Propheten Habakuk (Kap. 1,12): Du bist von Ewigkeit Herr, mein Gott, mein Heiliger, du wirst uns doch nicht sterben lassen - nicht sterben lassen in der Verwirrung am Haderwasser!
Antwort: Habe immer Ehrfurcht vor meinem heiligen Namen Jehova, so wirst du entrinnen. Diese Furcht vor meinem heiligen Namen ist allenthalben verschwunden. Wer sie aber behält, der wird errettet.
Der reine Glaube an Gott nach dem Zusammenhang
der Heiligen Schrift
Den 25. März 1846.
Frage: In welchem Sinne muss eigentlich unser Glaube an Gott, den Vater in Jesu Christo, nach dem Zusammenhang des Briefes Pauli an die Römer, und nach der Verbindung dieses Briefes mit der ganzen übrigen Bibel aufgefasst werden?
Antwort: Wenn in gegenwärtiger Zeit Paulus wieder im Fleische unter den Menschen erschiene, und um nähere Erläuterung mancher Stellen seines Briefes an die Römer ersucht würde, so dürfte man etwa folgende Auskunft von ihm erwarten:
Von dem reichen Inhalt dieses Briefes, den er vor achtzehnhundert Jahren zunächst an die in Rom lebenden Juden und Judenchristen geschrieben hat, würde er im wesentlichen nichts zurücknehmen. Als unrichtig würde er nur dasjenige beseitigen, was im Laufe der Zeiten durch fehlerhaftes Abschreiben und übersetzen hie und da gegen den klaren Sinn des Worts sich in denselben eingemischt hat.
Er würde aber zugleich dir, dem Fragenden und Andern deiner Art sagen: Warum suchst du das in der Ferne, in der Verwirrung der Sprachen und in den Überlieferungen, was euch doch so nahe liegt?
Zwar würde er immerhin den Rat erteilen: Nehmet das euch überlieferte geschriebene Wort Gottes fleißig zur Hand, und leset darin. Denn es ist auch euch zur Lehre, zur Erbauuung und zur Richtschnur des Lebens geschrieben. Besonders würde er das Lesen der Heiligen Schrift solchen Christen immerhin anraten, welche laut Hebr.6,1-2 noch nicht über die Anfangsgründe der christlichen Religion hinausgekommen sind. Aber ebenso ernstlich würde er sie ermahnen, sich nicht mit dem Wissen der Heiligen Schrift zu begnügen, sondern mit vollem Ernst danach zu trachten, dass durch eine Geburt von oben das Zentral-Wurzelwort Christus in ihnen ausgeboren werden möge.
So würde der heilige Apostel ferner sagen: Ist dieses Zentral-Wurzelwort in einer Seele ausgeboren, so gehen aus ihm auch alle übrigen Wurzelwörter heiliger Offenbarung unzweideutig hervor nach der Art, wie der göttliche Verstand und Wille sie begreift.
Eine Seele, in der dieses Wort einmal lebendig geworden ist, hat nicht mehr nötig, zu grübeln und sich zu bekümmern wegen der Rechtfertigung des Sünders vor Gott, die laut des Römerbriefes allein durch den Glauben an Christus kommt. Hieße das nicht, den Lebendigen bei den Toten, in dem toten Buchstaben der Heiligen Schrift, ängstlich suchen?
Ist denn nicht Christus, dieses Zentral-Wurzelwort in der Seele, selbst schon die eigentliche, wesentliche Rechtfertigung des noch immer sündigen natürlichen Prinzips, womit der innere Mensch in diesem Leben noch umgeben ist, das zwar nicht sündigen möchte, aber dennoch durch die Schwachheit des Fleisches bald zu diesem, bald zu jenem Fehler hingerissen wird? (Rom.7,20-25).
Ist nicht das Wort dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen? Ist nun Christus durch Geist, Wasser und Blut in deiner Seele geboren, so hat Er doch gewiss auch einen Mund in dir, durch den Er Worte des Lebens, der Wahrheit und des Trostes reden wird, zur Ermahnung und Bestrafung des natürlichen, seelischen Menschen, der noch täglich der Zucht bedarf.
Woher ist seit so manchen Jahrhunderten der Streit über die Gnadenwahl, über die Rechtfertigung des Sünders vor Gott, der Streit über die Lehre von der Versöhnung durch Christum entstanden, als daher, dass so wenige Christen das ihnen überlieferte Wort der Heiligen Schrift durch eine neue Geburt in ihnen zum Leben kommen ließen?
Aus dem Mangel an Wiedergeborenen sind die Universitäten entstanden. Anfangs zwar hatte die Errichtung von Bildungsschulen einen guten Grund. Man wollte Zöglinge heranbilden, welche imstande wären, diejenigen Heiden, die sich dem Christentum anzuschließen suchten, nach einer Regel des überlieferten Worts heiliger Schrift zu unterrichten. Und das war recht und löblich. Allein es blieb nicht lange bei dem bloßen Zweck dieser Anstalten, Lehrer heranzubilden, die den Unterricht in der einfachen Wahrheit der christlichen Religion erteilen könnten; sondern aus ihnen und neben ihnen entstanden bald die sogenannten höheren Schulen zur Erlernung fremder Sprachen und Wissenschaften, und zur Übung in der Kunst, die Heilige Schrift auszulegen, zu erklären.
Die zuerst einfachen Schulen gestalteten sich nun zu Hochschulen, in welchen die Wort- und Religionszänkereien geboren wurden. Dadurch schieden sich die Menschen in die beiden Klassen der Gebildeten oder Gelehrten, und der Laien; und die erstere begann mit Achselzucken auf die letztere herabzusehen. Das klare Wort Gottes wurde erniedrigt zu einem Knechte derer, die es nach ihren menschlichen Begriffen in eigene Systeme hineinzwängten. Gott und die Wiedergeborenen, deren es in der ersten Zeit des Christentums noch eine ziemliche Anzahl unter den Laien gab, mussten sich von den Systemen der Unwiedergeborenen meistern lassen. Ja, selbst diejenigen Geistesmänner, welche sich als Wiedergeborene unter der Klasse der Gebildeten und Gelehrten befanden, wurden nicht selten
um einiger von dem angenommenen System abweichenden Worte willen für Ketzer erklärt und verfolgt, weil schon damals Christus und seine Kirche im Himmel nicht mehr als die einzige und allein nötige Wissenschaft galt.
Willst du, Fragender, also dem sich immer mehr entwickelnden Streite über das Wort der Heiligen Schrift und über die aus ihr hervorgehende Heilslehre entfliehen, so suche das Wort der Heiligen Schrift wohl in der ineinandergreifenden Dreizahl aufzufassen. Erkenne nämlich erstens Christus, zweitens seine Gemeinde, und drittens wie du, als Glied der Gemeinde, zu ihr und zu ihrem Haupte nach der Wiedergeburt stehen sollst. Dann wirst du auch den richtigen Sinn des Römerbriefes nicht verfehlen.
Die schützende Engelmacht Gottes, ihre Wachsamkeit auf
die Handlungen der Menschen, bewiesen durch Stellen der
Heiligen Schrift.
April 1846.
1. Mose 19: Zwei Engel, die schon vorher dem Abraham erschienen waren, erretten Lot von dem Untergang Sodoms.
l.Mose 21,17: Ein Engel ruft der Hagar zu: Fürchte dich nicht! Gott hat erhört die Stimme deines Knaben.
l.Mose 28,12: Der Erzvater Jakob erblickt im Traum eine Himmelsleiter, sieht die Engel Gottes daran auf- und niedersteigen und Gott auf der obersten Stufe stehen.
2.Mose 14,19-20 & 23,20-21: Auf dem Zuge des Volkes Israel aus Ägypten geht der Engel Gottes vor ihnen her. Er stellt sich schützend zwischen das Heer der Israeliten und ihre Feinde.
Richt. 2,1-3: Der Engel des Herrn hält dem Volke Israel seine Abtrünnigkeit von dem Gesetze Gottes vor,
Richt.6,11-22: Ein Engel erscheint dem Gideon zu Ophra und beruft ihn, sein Volk von den Midianitern zu erlösen.
Richt. 13,3-20: Ein Engel verkündigt dem Manoah und seinem Weibe die Geburt Simsons.
l.Kön.19,5-7: Elias wird auf seiner Flucht vor Isebel von einem Engel gespeist.
2.Kön.6,17: Elisa sieht zu Dothan, als er von einem syrischen Heer eingeschlossen war, ein ganzes Heer schützender Engel.
2.Kön. 19,35: Ein Engel des Herrn schlägt in dem Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann.
l.Chron.22,16: David sieht einen Engel mit einem bloßen Schwert zwischen Himmel und Erde schweben, der seine Hand zum Verderben über Jerusalem ausreckt.
Hiob 33,23-25: Elihu beweist in seiner Verteidigungsrede für Gottes Gerechtigkeit der Engel Geschäfte, die Menschen zur Selbsterkennntis und zur Erkenntnis des Willens Gottes zu bringen. Auch wird hier ein Wink gegeben von der lösenden Kraft und Gewalt, die Gott der Hierarchie der Engel und der heiligen oberen Kirche verliehen hat.
PS. 34,8: Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so Ihn fürchten, und hilft ihnen aus.
Psalm 91: Der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen; sie werden dich auf den Händen tragen.
Hesekiel Kap.9: Hesekiel sieht sechs Engel, welche auf Gottes Befehl die Einwohner zu Jerusalem teils zur Erhaltung bezeichnen, teils schlagen sollen.
Dan.Kap. 3 & 6: Der Engel des Herrn hat jene drei Männer im Feuerofen zu Babel unverletzt bewahrt und den Löwen den Rachen zugehalten, dass sie dem Daniel kein Leid tun konnten.
Dan.Kap. 9 & 10: Der Engel Gabriel erscheint dem Daniel und unterrichtet ihn über die Zukunft.
Judith 13,20: Judith spricht: Der Engel des Herrn hat mich auf meinem Hinweg zu Holofernes, während meines Aufenthalts daselbst und bei meiner Rückkehr beschützt.
2.Makk. Kap. 10 & 11: Engel helfen dem Judas Makkabäus den Sieg über die Feinde erringen.
Zusätze zu Daniel 3,33-36: Ein Engel führt den Propheten Habakuk beim Schöpf nach Babel, dem Daniel in der Löwengrube Speise zu bringen.
4. Esra: Der Erzengel Uriel unterrichtet den Esra über die verschiedenen Wege Gottes.
Matth.26,53: Christus spricht: Oder meinest du, dass ich nicht meinen Vater bitten könnte, und Er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel senden?
Matth.28,2-3: Ein Engel des Herrn steigt vom Himmel herab und wälzt den Stein von dem Grabe, wo der Herr lag, und redet mit den Jüngerinnen Jesu.
Luk.Kap.l & 2: Der Engel Gabriel verkündigt dem Zacharias, dass seine Elisabeth noch in ihrem Alter einen Sohn gebären werde. Der gleiche Engel grüsst die seligste Jungfrau Maria und kündigt ihr an, dass sie die Mutter unseres Herrn werden solle. Ebenso verkündigen Engel den Hirten zu Bethlehem, dass der Welt Heiland geboren sei.
Luk. 15,10: So, sage ich euch, freuen sich die Engel Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Luk. 16,22: Engel tragen die Frommen in das himmlische Reich.
Luk.22,43: Ein Engel stärkt am Ölberge den Herrn in seinem Kampfe.
Apg.1,10-11: Bei der Wegnahme unseres Herrn erscheinen zwei Engel, welche den Jüngern die Wiederkunft Jesu verkündigen.
Apg.8,26: Ein Engel des Herrn redet mit Philippus auf der Strasse gen Gaza.
Apg. 10,3-6: Ein Engel erscheint dem Kornelius und verkündigt ihm, dass sein Gebet und seine Almosen vor Gott aufgestiegen seien.
Apg. 12,7-11 & 16,25-26: Ein Engel des Herrn befreit den Apostel Petrus aus dem Gefängnis, welches auch Paulus und Silas widerfährt.
Apg.27,23-24: Ein Engel redet mit Paulus auf dem Schiffe und verkündigt ihm seine und der ganzen Schiffsmannschaft Erhaltung.
Hebr. 1,7 & 14: Gott macht seine Engel alle zu dienstbaren Geistern; sie werden ausgesandt zum Dienste derer, welche die Seligkeit ererben sollen.
Off.Joh.: Das ganze Buch der Offenbarung Johannis bezeugt unzweideutig das Dasein guter und böser Engel. Dass die heiligen Engel die Gebete der Gläubigen vor den Thron Gottes bringen, und ebenso auch heiliges Rauchwerk auf die gläubigen Beter herabfliessen lassen, erhellt unwidersprechlich aus Off.Joh. 8,3-4.
Das findet auch seine Bestätigung bei Kornelius (Apg. 10,4), und ebenso im Buche Tobias (Kap. 12,12), wo der Engel Raphael zu Tobias spricht: Als du mit Tränen betetest, von deiner Mahlzeit aufstandest und die Toten begrubest, da brachte ich dein Gebet vor den Herrn. Erkennt man daraus nicht der Engel wichtiges Geschäft, unsre Gebete vor den Herrn zu bringen, auf unsere Handlungen achtzuhaben und uns zu beschützen?
Freilich wird das Buch Tobias mit noch andern Büchern dieser Art von dem größten Teil unverständiger protestantischer Geistlicher, ja selbst von solchen, die es sich angelegen sein lassen, die Bibel zu verbreiten, als jüdische Fabeln verworfen. Es ist gerade, als fürchteten die über- und überklugen Herren den Fisch in diesem Buche, mit dessen Galle der junge Tobias seinem Vater die Augen salbte und den Star von ihnen wegnahm. Es ist, als fürchteten sie, der Engel Raphael möchte etwa noch einmal einen solchen Fisch fangen lassen durch irgendeinen Laien, und diesem den Befehl geben, ein Stück von der Galle desselben auf die Augen eines solchen Geistlichen zu legen, um ihm den Star zu nehmen, damit er durch andere Augen als bisher, nämlich durch die Augen des Glaubens, sehen lerne. Danach tragen aber jene Herren gewöhnlich kein Verlangen, weil sie in der Meinung stehen, sie seien ganz hellsehend (Joh.9,40-41).
Nicht wegen der zehn Pfund Silbers, welche der alte Tobias in seiner Verlegenheit bei Gabel in Rages zu erheben suchte, verordnete Gott den grossen Engel Raphael zum Begleiter des jungen Tobias auf seiner Reise, wie manche aus Verdruss gegen dieses Buch annehmen wollen; sondern wegen der hohen Tugend des alten Tobias und wegen seinem gläubigen Gebet. Auch noch andere Zwecke hatte Gott dabei im Auge, die wir mit unseren kurzsichtigen Augen nicht zu durchschauen vermögen.
Die Hierarchie der heiligen Engel ist eine Macht Gottes, vor welcher jeder Christ eine hohe Ehrfurcht haben sollte. Wenn der Herr, Gott Zebaoth, Heerschau darüber hält, so glänzt und schimmert es an den Bergen Gottes (Ps.68,12-19); denn der Wagen Gottes und seiner Heere ist viel tausendmal tausend, und der Herr wohnt unter ihnen auf dem heiligen Sinai.
Gross und unzählbar ist auch die Hierarchie der heiligen Mutterkirche im Himmel in ihrer monarchisch-theokratischen Verfassung. Die Glieder derselben stehen ebenfalls ihrem Könige und Haupte, Jesu Christo, mit den ihnen verliehenen Kräften zu Dienste, und Er bedient sich ihrer als seiner Kanäle, um auf hienieden lebende Menschen zu wirken.
Wer Gott in einem unumschränkten Glauben erfasst, der muss eine hohe Ehrfurcht vor Ihm haben, der muss ebenso auch eine hohe Ehrfurcht erlangen vor seinen Dienern, durch die Er alle unsere Handlungen sieht, alles hört und alles weiß. Bei einem solchen Glauben muss dann jede knechtische, mit Heuchelei verbundene Ehrfurcht vor Bettelbuben wegfallen, die sich etwa auf einer Universität einen Doktorhut haben aufsetzen lassen, und sich darin gebärden wie jener Affe, der seinem Herrn, einem Kardinal, seinen Kardinalshut entwendet hatte, und sich, über diesen Fund hoch erfreut, damit vor den Spiegel stellte.
Noch viele Beispiele lassen sich aus der Heiligen Schrift für diesen hochwichtigen Gegenstand anführen; allein die oben erwähnten beweisen zur Genüge, dass das Königreich Gottes und Jesu Christi, seine Macht und Herrlichkeit, sich nicht in ein einseitiges protestantisches Glaubensbekenntnis einschliessen lassen. Nur ein weites, demütiges Herz ist erforderlich, damit Gott in seiner Größe, wenigstens nach dem Masse der Fassungskraft einer Seele, sich in ihr offenbaren könne.
Der Grundstein der Kirche Jesu in Gestalt eines
geheimnisvollen Vierecks.
Den 9. April 1846.
Immer mehr erhebt sich das Geschnatter pietistischer Gänse und das Gekrächze pharrherrlicher Krähen über die schlichten Kreise der Nazarenergemeinde in Deutschland. Eine altkirchliche Partei sucht dabei eine noch schönere Melodie als die andere anzustimmen. Das alles aber tun sie darum, weil sie weder die Kraft des Namens Christi, noch die Wirkung seines Geistes, noch auch das Geheimnis des edlen Vierecks (eigentlich Kubus), des Grundsteins seiner Kirche und Gemeinde kennen, dessen Tiefe, Höhe, Länge und Breite nur durch Ausharren in Leiden und durch eine ehrfurchtsvolle Betrachtung einigermassen erkannt werden kann. Für den sinnlichen Menschen, ohne göttliche Offenbarung, die nur dem neuen Menschen geschieht, bleibt derselbe immer ein versiegelter Stein. Unverständige stoßen sich mit Verdruss an ihm aus eigener Schuld, da sie doch durch Demut und Beugsamkeit Leben und Kräfte des Heils aus ihm ziehen könnten.
Dieser Stein ist an seiner Außenseite hart. Wer nun mit Verdruss auf ihn fällt, den verletzt er; der Unbeugsame aber, auf den er fallen muss, wird von ihm zermalmt. Wer aber in Liebe sich auf ihn legt und ihn umfasst, dem öffnet er sein Inneres und lässt in seine Seele die in ihm enthaltenen Gnadenmittel fließen, welche aus dem Mutterschosse der heiligen Muttergemeinde im Himmel hervorgehen.
Dieses heilige Viereck ist der Stein, der von den geistlichen Bauleuten dieser Zeit, wie von jenen der Vorzeit, verworfen wird.
Er ist der wahre Stein der Weisen, der in drei Prinzipien besteht. Das innerste, als das Urprinzip, Gott Vater, Sohn und Geist, ist der Grund und Anfang der zwei übrigen Prinzipien und entwickelt durch sie seine schöpferische Wirksamkeit, nach den vier Ausdehnungen des Steins, nach allen vier Teilen der Schöpfung.
Dieser Stein ist nicht blind, sondern hat sieben Augen, wie uns bei Sach. 3,9 von dem Steine gesagt wird, der vor Josua gelegt ist. Diese sieben Augen entwickeln sich in sieben Eigenschaften nach den Kräften des dreifachen Prinzips, in göttlichen, geistigen und physischen Kräften.
Wenn dieser edle Stein einmal von seinem heiligen Berge herabfällt, so wird er das aus Ton, Erz und Eisen zusammengesetzte Bild der weltlichen Staatsverfassungen, und ebenso auch das Bild der weltkirchlichen Verfassungen aller Konfessionen, zermalmen.
Man muss aber nicht meinen, dieser edle Stein, der ohne Hände und Füsse herabgerissen wird (Dan.2,34), werde diese Zerstörung ganz unmittelbar durch sich selbst anrichten. Nein, wenn er anfängt von seinem Berge herabzurollen, so wird er alle irdischen Steine und Felsen, die ihm im Wege liegen und ihm Widerstand leisten wollen, durch seine allesbesiegende Kraft vor sich hintreiben. Da wird dann das ganze Geschmeiß der Radikalen, der sogenannten Lichtfreunde, der Rongianer und der Kommunisten, ja alle felsenartige und unbeugsame Menschen, hinunterstürzen, und das ganze falsche Welt- und Kirchenbild im Zorn zerschmettern. Der edle Stein mit sieben Augen, der sonst niemand beleidigen will, wird dann nur die Vollendung bewirken, zugleich aber auch der Grundstein der wahren Kirche sein, aus dem sich die Wesenheit der göttlichen Kräfte nach dem dreifachen Prinzip offenbaren wird. Aus ihm wird dann auch eine neue Verfassung hervorgehen, welche die Treugebliebenen als eine liebende Mutter umfassen wird.
Mancher wird wohl den Wunsch äußern, dass dieses doch recht bald geschehen möge, und die Frage aufwerfen: Wie lange wird es noch anstehen, bis dieses Heil sich erfülle, bis diese beglückende Zeit sich offenbare?
Antwort: Christus Jesus, der wahre Grund des hier besprochenen Ecksteins, hat vorerst am Kreuze sein Leben gelassen, ehe Er von den Toten auferstanden ist. Merke dir dieses! Und hiermit sage ich dem Fragenden gute Nacht, bis die Sonne der Offenbarung wieder neu hervorbricht.
Die Versiegelung in den Willen Gottes durch Treue in
den vorgelegten Proben.
Den 20. April 1846.
Frage: Herr, wer wird bestehen in dieser versuchungsvollen Zeit? So ruft die Seele in ihrer Bedrängnis, besonders wenn sie ihr eigenes Verderben fühlen und damit kämpfen muss, wodurch die von außen ihr zustoßenden Versuchungen einen desto stärkeren und gefährlicheren Eindruck auf sie machen.
Antwort: Der Herr fordert von einer Seele, die sich einmal in seinen Willen verpflichtet hat, nur ein einziges Werk, und das ist die fortwährende Ergebung in seinen heiligen Willen. Sie soll daher alle Sorgen für dieses und jenes, und beträfe es auch ihr geistiges oder leibliches Heil, dem Herrn, ihrem Gott und Schöpfer, überlassen, der weit besser und weislicher für ihr Heil zu sorgen weiß, als sie Je zu denken imstande ist.
Zu einer solchen Seele spricht Jesus: "Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe; eins ist not; Maria hat das beste Teil erwählt."
Frage: Herr, du hast aber gesprochen: "Ringet danach, dass ihr durch die enge Pforte eingeht'" Laut dieser Worte erfordert es also einen großen Ernst, durch die enge Pforte zum Leben einzudringen, und wir müssen also mit Furcht und Zittern unsre Seligkeit schaffen?
Antwort: Das gilt nur für solche Seelen, welche noch niemals einen heiligen Ernst vor dem Herrn an den Tag gelegt haben, für solche, die sich ohne Ernst allein auf meine Verdienste verlassen, und mit falschem Vertrauen, in Selbsttäuschung, gleich einer Maria sich ruhig zu meinen Füssen hinsetzen wollen. Diese sind in einem gefährlichen Irrtum befangen, und betrügen sich selbst, weil sie sich noch nie Gewalt angetan haben, die enge Pforte zum Leben zu durchbrechen, weil sie noch nie den rechten Ernst angewandt haben, der in der wahren Buße besteht.
Wer sich aber einmal in meinen Willen verpflichtet und in denselben eingebeten hat, der bleibe dann auch durch Gehorsam in meinem Willen liegen; denn der Wille Gottes ist die wahre Heiligung der Seele. Siehe, darin liegt auch das ganze Geheimnis der so viel besprochenen, aber meistens so einseitig aufgefassten Gnadenwahl.
Wer nun durch eine aufrichtige Übergabe in den Willen Gottes eingefasst und eingebunden ist, der ist in demselben versiegelt, und wird durch denselben geheiligt, und sollte ihn auch die ganze Welt und die Hölle verdammen (Röm.8,33-34).
Zwar kann der Mensch diese Heiligung sich nicht selbst geben, auch durch die besten Werke nicht. Dieser Grad der Heiligung ist vielmehr ein ganz freies, nur von Gottes Seite abhängendes Vorrecht. Was der Mensch von seiner Seite dazu beitragen kann, um dieses Vorrecht in sich zu befestigen, besteht bloß und allein darin, dass er, wenn Gott ihm zu seiner Bewährung eine Probe vorlegt, durch einen Hauptakt der Ergebung sich in den Willen Gottes verpflichte, und sich durch Gehorsam in demselben versiegeln lasse. Doch bleibt dabei immer zu bemerken, dass der Mensch zu einer solchen Vorerwählung durch eine geburtsmässige Anlage von oben berufen sein muss.
Wenn nun ein solcher Mensch durch einen Hauptakt der Ergebung seine hohe Bestimmung versiegelt, und durch die Treue in dieser Ergebung, im Gehorsam auf Leben und Tod, sich befestigt, so kann auch keine Macht ihn jemals seiner Bestimmung entreissen. Wenn dann auch sein eigenes Verderben in der Natur, wenn auch die Welt und die Holle ihn verdammte und ihm dieses Erstlingsrecht rauben wollte, so ist doch Gott in seiner Vorerwählung weit größer als der Verkläger, und behält den Sieg über jedes Gericht.
Als Beispiel einer solchen Probe, eines solchen Hauptaktes der Ergebung in den Willen Gottes, kann auch jene Begebenheit angesehen werden, die du im Jahre 1824 durchzumachen hattest, als dich Jehova an die damalige deutsche Gesellschaft ein Zeugnis mit zwei Zusätzen, der eine an das hiesige Missionswerk, der andere an die Brüdergemeinde, schreiben und abgeben hieß. Deine menschliche Natur sträubte sich damals sehr gegen diesen Auftrag, teils aus Menschenfurcht, teils auch wegen des Gefühls deiner eigenen Unwürdigkeit. Doch nahmst du endlich das Zeugnis von Gott auf, und müssest es an dem angewiesenen Orte abgeben, und dieser Gehorsam, so unvollkommen er auch war, versiegelte deine Bestimmung.
Diese hier erwähnte Vorwahl besteht indessen ohne Verletzung oder Einschränkung der grossen Liebe Gottes zu dem Menschengeschlecht, nach welcher Er seinen eingeborenen Sohn dahingab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern durch Ihn das ewige Leben erben sollen (Joh.3,16).
Ein Christ, der aus freier Gnade in einer solchen Auswahl steht, und durch einen Akt der Ergebung darin versiegelt worden ist, kann sich dessen ungeachtet den Gang, den er auf der Bahn des göttlichen Willens in fortwährendem Gehorsam bis zum Ziele zu wandeln hat, um vieles erschweren, wenn er nicht täglich, bei jeder Versuchung und jeder Widerwärtigkeit, die Gnade dieser unverdienten Wahl fest im Auge behält. Diese Festigkeit ist ihm besonders darum notwendig, weil solche Vorerwählte dem Feinde der Seelen und des Reiches Gottes ein Hauptgegenstand des Hasses und des Neides sind. Aus diesem Grunde ist es leicht zu begreifen, dass der Feind kein Mittel unversucht lassen würde, solche Seelen zu verführen und zu Fall zu bringen, wenn es möglich und ihm zugelassen wäre (Matth.24,24).
Jehova, der Ewige, bedient sich nun solcher Seelen, wie und wozu es Ihm beliebt. Gewöhnlich bedient Er sich ihrer als Zeugen seiner ewigen Wahrheit, und eben darum haben sie von ihren Widersachern vieles zu leiden; denn es darf ihnen ja nicht anders ergehen, als es Christo, seinen Aposteln und Propheten ergangen ist.
Das Ruhen dieser Seelen in dem göttlichen Liebeswillen ist also keineswegs ein müßiges Niedersitzen zu den Füssen Jesu, sondern vielmehr eine beständige Arbeit der Ergebung in den göttlichen Liebeswillen in Christo, ihrem Haupte. Sie dürfen nicht sagen: Ich will dieses und jenes christliche System umfassen, oder ich will dieses und das sein; sondern sie dürfen nur das sein, was Gott will, dass sie sein sollen. Darum scheitern an ihnen alle menschlichen Formen. Sie sind kein Stückwerk, sondern etwas Ganzes.
Solche, welche durch einen vollkommenen Akt der Ergebung in die Auswahl versiegelt worden sind, wenn gleich dieser Akt nicht ohne Widerstreben ihrer menschlichen Natur geschehen sein möchte, geht in vollkommenem Sinne das Wort an, welches einst Elisabeth zu Maria sprach (Luk.1,45): "Selig bist du, die du geglaubt hast." Ebenso bezieht sich auf solche Seelen auch der Ausspruch, den einst Jesus
tat, als ein Weib aus dem Volke ihre Stimme erhob und ausrief: "Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich gesäugt haben.'" worauf Jesus (die Worte nach dem wahren Grundtext- wiedergegeben) antwortete: "Ja, aber auch ebenso selig sind diejenigen, welche Gottes Wort hören und es auch tun". (Luk.11,27-28).
Durch diesen Ausspruch hat also Jesus diejenigen Seelen, welche durch den lebendigen Glauben im Gehorsam das wesentliche Wort Gottes geburtsmässig in sich aufnehmen, ohne die geringste Herabsetzung des Wertes, den Maria, als Mutter des Menschensohnes, in seinen Augen hatte, mit ihr in gleichen Rang gestellt. Und das obwohl die heilige Maria, nach ihrer hohen Eigenschaft als eine Königin und als Mutter aller Mütter, einen so erhabenen Stand im Himmel hat, den kein Protestant ihr zu schmälern vermag.
So lass dich denn durch keinen Widerspruch an deiner Bestimmung irremachen. Halte sie fest im Glauben, setze sie als ein Siegel auf deinen rechten Arm, drücke sie ein in dein Herz, damit du deinen Gang dir nicht noch schwerer machst, als es in Gottes Willen liegt.
Die Gnade einer solchen Vorwahl war, besonders von der Erscheinung Jesu, des Menschensohnes an, bis auf diese gegenwärtige Zeit, vielen Seelen von Gott zugedacht, damit durch sie die Zahl der einst abgefallenen Engel wieder ersetzt werden möge. Aber viele dieser berufenen Seelen haben leider von alters her bis auf unsere heutige Zeit, teils aus Trägheit, teils aus Mangel an Einsicht, teils aus Bedenklichkeit, sie möchten zu hoch über die angenommene Glaubensform hinaussteigen, teils auch aus Furcht vor den Leiden, welche eine solche Berufung nach sich zieht, diese Vorwahl zur Wiederersetzung jener Engel versäumt, und sich dieses Erstlingsrechtes verlustig gemacht. Darum können sie nun, wenn sie gleich wegen ihrer sonstigen Treue und ihrer Liebe zum Herrn einen ziemlich hohen Grad der Seligkeit erlangen möchten, dennoch nicht zu der Zahl der hundertvierundvierzigtausend jungfräulichen Seelen gelangen, die dem Lamme nachgefolgt sind, wohin es während ihres Lebens hienieden mit ihnen gehen wollte.
Hier hast du also den richtigen Grund der Gnadenwahl, über welche seit dem vierten Jahrhundert des Christentums so viele unrichtige Begriffe aufgestellt worden sind, Begriffe, die bis zur Abscheulichkeit ausarteten, die soviel Streit erweckten, durch welche der liebende Gott zu einem ungerechten, parteiischen Gott gemacht wurde, dieser Gott, der doch will, dass nach dem Zwecke seiner Schöpfung allen Menschen zur Seligkeit geholfen werde.
Die Sprache der Schlange nach ihrer Weisheit und die
Sprache des Menschen nach der göttlichen Weisheit, in
ihrer Geradheit.
Den 14. Juni 1846.
Ein Schriftsteller, der einen schönen, angenehmen, fließenden Stil schreibt, erwirbt sich dadurch Ruhm und geneigte Abnehmer der Werke, die er unter das Publikum hinausschickt, besonders wenn er es versteht, seinen Worten, mit denen er nicht selten die Wahrheit verletzt, oder die er zum Nachteil seines Nebenmenschen spricht, eine künstliche Wendung zu geben, damit das Unrecht darin nicht so grob in die Augen der Leser falle, und man ihn wenigstens nicht deshalb belangen könne.
Da erscheint dann eine solche Schrift nicht selten wie eine schön geputzte Dame, anständig, ehrbar, die darauf ausgeht, sich Verehrer zu erwerben; aber unter ihrem Gewände trägt sie, gleich einer verschmitzten Italienerin, einen Dolch.
Man hat das so gelernt, weil die Jugend in den Schulen, besonders seit einer Reihe von dreißig Jahren, fleißig dazu angehalten wird, sich in der Kunst des Wortabfassens zu üben; und da man dabei noch eine Menge neuer Kunstausdrücke einführt, so verliert unsere deutsche Muttersprache je mehr und mehr ihren ehrwürdigen, tiefen und gehaltreichen Charakter, und steht in Gefahr, ihre Originalität endlich ganz einzubüßen.
Wir wollen nun unter Gottes Augen die Urheberin dieses Unheils, die Schlange, selbst hören, die unter den Augen Gottes gewiss nichts anderes reden darf, als was Wahrheit ist.
Die Schlange spricht: Wie ich einst Eva durch meine künstlich verdrehten Reden verführte, die ich, weil damals noch die Bildersprache galt, durch künstliche Wendungen, Mienen und Blicke kundtat, so verführte ich auch ihre Nachkommen, unter denen nach und nach die Sprache der Töne, in lautbaren Worten, sich ausbildete, durch künstliche Wortmacherei, woraus die babylonische Sprachenverwirrung hervorgegangen ist. Nun ist es mit der Verfeinerung der Sprachen, die anfänglich und bis "zu einer gewissen Grenze unschuldig war und ihren Wert hatte, so weit gekommen, dass allmählich alle wesentlichen Charakterzüge göttlicher Kraft in ihr ausgelöscht werden. Und das nicht allein; es ist sogar unter den Menschen, besonders unter den sogenannten Christen, welche über die heidnischen Völker in der Zivilisation weit hinausreichen, dahin gekommen, dass mancher bei seiner Redekunst, die mit seinem verkünstelten Herzen in Einklang steht, es nicht mehr ahnt, dass er ganz anders redet als er denkt. Man glaubt noch, oder will es sich wenigstens glauben machen, man meine es redlich.
Die Schlange spricht ferner: Die Verstellungskunst in der Sprache, im Reden und Schreiben, hat in den gegenwärtigen Tagen ihren höchsten Gipfel erreicht. Dazu dienten mir vor allem die Universitäten in ihren beiden Hauptfakultäten, der theologischen und der juristischen Wissenschaft. Ich rede mit den Menschen nach der Beschaffenheit ihrer Kenntnisse, nach Art ihrer Sprache und nach ihren Willensneigungen, sofern nämlich diese Willensneigungen mir dienen können.
Durch meine Klugheit habe ich die Menschen seit ihrem Falle in der Kunst der Verstellung unterrichtet, und nun belehren sie auch mich wieder. Besonders sind sie mir behilflich zur Ausführung eines Planes, der mir zu einem Fallstrick für wahrhaft Gott dienende Seelen dienen soll. Was diese Hilfeleistung noch wirksamer macht, besteht darin, dass die Menschen so weit gehen, mein Dasein, wenigstens meine Einwirkungen auf sie, zu leugnen. Dadurch machen sie mich selbst zum Menschen, indem sie das, was der Mensch nach seiner Klugheit und Weltweisheit aus meinem Antriebe tut, nur sich selbst zuschreiben und auf sich übertragen.
Auf diese Weise bleibe ich vor den Augen der Menschen immer verborgen, und kann dadurch um so leichter meine Pläne zur Verführung des Menschengeschlechts bis zur gänzlichen Vollendung fortsetzen, bis zu der Zeit, da ich meinen eingeborenen Sohn auftreten lassen kann.
Was die verschiedenen Konfessionen der geteilten Religionsparteien betrifft, so sind mir diese alle, heißen sie auch wie sie wollen, und welche Form sie auch annehmen mögen, gleichgültig. Alle ihre Formen, ohne Unterschied, kann ich für meine Zwecke gebrauchen.
Ich bin daher kein Feind der christlichen Konfessionen. Das bloße buchstäbliche Bekenntnis für Christum nebst den kirchlichen Verfassungen und Formalitäten tun mir keinen Schaden, dienen mir vielmehr noch zu einer Decke. Ein pfarrherrlicher Talar tut mir bessere Dienste als die Fesseln eines Missetäters; denn unter diesen kann ich mich nicht verbergen, wohl aber unter einem Talar.
Ich hasse bloß das Positive der Religion, nämlich die Wiederverbindung einer Seele mit Gott, die durch die Nachfolge des Lebens Jesu und durch das beständige Anhaften des Gemüts an Ihm befördert wird. Darum schütte ich auch gegen solche Seelen am meisten meinen Grimm aus, weil gerade sie nach ihrer Eigenschaft hauptsächlich auf die Zerstörung meines Reichs hinwirken; ja ich werde darum auch nicht ruhen, bis ich an solchen Menschen meinen Grimm vollkommen ausgeübt habe.
Aber wehe mir! denn mein Gericht naht. Auch dieses kurze Bekenntnis, das ich unter den Augen Gottes vor dir über mein Tun ablegen musste, zeugte schon von dem Gericht, das über mich ergehen wird, bei welchem nicht allein Gott, sondern auch alle Heiligen mich richten werden. Ich muss nun abtreten und schweigen, und den reden lassen, der mich zu meinem Schaden reden hieß.
Christus spricht: Ich bin das lebendige Wort, das der Seele Leben ist. Mein Geist durchdringt alles, und mein Leib, der geistige Körper, der das gesamte All der Geisterwelt in den Himmeln und der mit ihr Verbundenen auf Erden umfasst, belebt alles.
Nach meiner eigenen Existenz bin ich der Eingeborene des Vaters, des ewigen Urwesens, bin der Gottmensch, und war, ehe noch ein Licht auf Erden leuchtete, als der erste Ausgang der göttlichen Weisheit. Ich bin das erste Wort, das der Vater gesprochen hat, und war im Anfang bei Ihm. Ich bin von da an das selbständige Wort, oder das Werde.
Was der Vater will, das spricht Er durch mich, den Ein- und Erstgeborenen, aus. Ich bin nicht bloß das Organ des Vaters für die Sprache in Tönen, sondern ich bin selbst das Werde und das Sein. Ich tue nichts und rede nichts, als was der Vater, das ewige, dreieinige Ursein in mir und durch mich reden und tun will. Wenn ich eine Seele zur Vollkommenheit ihrer Bestimmung hinleiten will, so führe ich sie zum Vater. Alsdann erkennt und sieht sie den Vater, den Vater in mir und den Vater durch mich. Ich und der Vater sind Eins ! Und doch hat der
Vater, als das größte und höchste Wesen, seine eigene Existenz. Er ist das ewige, unanfängliche Wesen und Leben. Er ist in sich selbst, nach seiner eigenen Existenz, dreieinig, und ich stehe zu Ihm in dem Verhältnis seines eingeborenen Sohnes. Ich bin, nach Sohneseigenschaft, gleichen Wesens mit Ihm, und so ist auch mein Geist mit dem seinen eins. Er nimmt von dem Meinen und ich von dem Seinen. Ich bin die Weisheit, die schon war, ehe die Erde und die Berge, ehe die Welten geschaffen wurden (Spr.Salomo 8).
Siehe, durch meine gegenwärtige Offenbarung bleibe ich bei dem Bekenntnis, das ich einst gemäß dem Evangelium von mir abgelegt habe, und bei dem Zeugnis, das ich durch meinen Geist in den Sprüchen Salomos niederlegen ließ.
Ich bin, der ich bin, und nicht weniger als alles in allem, ja auch alles in denen, welche mein Wort in sich hören. Die mein Wort also hören, die werden leben; die werden auch das in der Bibel geoffenbarte Wort nach seinem Wesen und in seinem Zusammenhang verstehen. Das Kleid des in den heiligen Schriften geoffenbarten Wortes ist veraltet; es ist durch das menschliche Flicken verunstaltet und dadurch untüchtig geworden, ferner als Kleid des darin enthaltenen erhabenen Geistes zu dienen. Dieser erhabene Geist wird darum dieses verunstaltete Kleid bald ablegen, und in einem neuen Kleide erscheinen, das zu seinem Wesen taugt.
Wer nun mein Wort hört, der richtet sich nicht nach dem Stil der Schul- und Universitätsmenschen und ihrer Nachäffer, sondern redet und schreibt, wie der Geist von oben sich durch ihn ausdrücken will und kann. Das richtige Schreiben bleibt zwar immer eine schöne, menschliche Wissenschaft, die dem Geiste Gottes nicht zuwider ist, insofern keine Stilkünsteleien und Wortverdrehungen darin vorkommen; denn diese dienen der alten Schlange mehr als Gott.
Wer eine offene, gerade, ungekünstelte Sprache vernehmen will, der lese das Evangelium Johannis. Er lese darin, wie ich mich im Geiste und nach der Eigenschaft der Liebe gegen die meinigen, aber auch im Geiste der Gerechtigkeit gegen die der Wahrheit widerstrebenden Juden unumwunden ausgesprochen habe. Johannes ist es, der meine Reden am klarsten aufgefasst und wiedergegeben hat. Sein Buch hat auch von den gelehrten Übersetzern der Nachzeit am wenigsten gelitten. Wer aber nach der Geradheit reden und schreiben will, der muss zuvor selbst in seiner Seele gerade und aufrichtig werden. Er darf nicht verdreht und verkrüppelt sein, auch nicht mehr vorstellen wollen, als er in seinem Wesen ist.
Die menschliche Sprache muss, so verschieden sie in ihren Dialekten und Akzenten sein mag, das Kleid der Unschuld wieder anziehen, soll sie anders als eine göttliche Sprache gelten und wirklich die Kraft erhalten, die Gott in sie gelegt hat.
Fasse daher die Sprache Gottes, wie sie sich in der Natur, in den Begebenheiten und Umstanden der Zeit, in kleineren und grösseren Ereignissen, und wie sie sich in deinem Herzen offenbart, wohl zusammen, so wird dir das in heiliger Schrift geoffenbarte Wort nach und nach dem hellen Tag gleich entgegenleuchten. Dann hast du dich nicht mehr darum zu bekümmern, ob diesem oder jenem Krüppel- Menschen dein Stil und deine Redeweise gefällt oder nicht. Die Kraft wird endlich siegen und der künstliche Stil wird unterliegen. Amen!
Theorie und Praxis, im Lichte des Jenseits betrachtet.
(Auszug aus einem Schreiben an einen Freund.)
Den 21. Juli 1846.
Du siehst also je mehr und mehr die Unhaltbarkeit und Unfruchtbarkeit des Theoretischen ein, sofern es nicht zur praktischen Ausübung fortschreitet. Die theoretischen Wissenschaften, welcher Art sie immer sein mögen, sind dem bloß historischen Glauben an Gott und Christum zu vergleichen. Sie können mit diesem Glauben, der durch die Predigt kommt, nicht richtiger bezeichnet werden, als wenn man sie unter dem Bilde eines an der Landstrasse befindlichen Wegweisers vorstellt. Wenn ein Wanderer durch ihn erfahren hat, welchen Weg er einschlagen soll, um nach diesem oder jenem Ort zu gelangen, so darf er nicht ruhig neben dem Wegweiser stehen oder sitzen bleiben, als sollte dieser für ihn gehen, sondern er muss in der von dem Wegweiser angegebenen Richtung wirklich bis zum Ziele fortwandern. So ist auch das Theoretische in seiner Art nützlich und gut; gefährlich aber ist es, dabei stehenzubleiben.
Ein Professor der Theologie, bewandert in vielen Sprachen und Wissenschaften, der als ein Meister in Israel gegolten hatte, starb und kam in die andere Welt hinüber. Er nahte sich dem Styx, dem Flusse, über welchen alle aus dieser Welt Scheidenden hinüberschiffen müssen. Seine Haare waren gepudert und seine Kleider bestäubt vom Bücherstaube, aus dem er sich sonst eine Ehre gemacht hatte. Unter dem Gewicht seiner Wissenschaften die Stirne rümpfend kam er zu dem Kahne, in welchem der Schiffer sich befand, der die Ankommenden an das jenseitige Ufer hinüberführt. Während der Fährmann den großen Theologen ernst und prüfend betrachtete, erschien noch ein anderer Ankömmling aus der Körperwelt am Ufer. Der Schiffer wandte sich zu dem ersteren und sprach: Wer bist du? Antwort: Ich bin ein Theologe, ein Meister vieler Sprachen und Wissenschaften. Dann fragte er auch den zweiten: Wer bist denn du, und was ist deine Wissenschaft? Antwort: Ach, mein Herr, ich habe keine Wissenschaft und bin nur von geringem Stande. Was ich in meinem Leben zu erlernen trachtete, bestand bloß darin, dass ich mich selbst recht zu durchprüfen und mein Wesen in gut und böse zu durchforschen suchte, um auf den rechten Grund meiner selbst zu kommen. Ich betete, seufzte zum Herrn um Licht, um mein Verderben gründlich kennenzulernen, bin aber bis zum Schlusse meines Lebens nicht zu dem Ziel gelangt, nach dem ich strebte, und tat nicht immer das Gute, das ich wollte.
Über diesen Worten bekam der Theologe Langeweile. Verächtlich rümpfte er ob dem Ungelehrten und Einfältigen seine Nase und sprach: Was nützt doch dieses da, wenn man keine Sprachkenntnis und keine philosophische Wissenschaft aufzuweisen hat? Schon wollte er unwillig den einen Fuß in den Kahn setzen, um schnell an das andere Ufer zu gelangen, als ihm der Schiffer in ernstem Tone ein Halt! entgegenrief. Halt! sprach er, diesen Aufrichtigen, diesen wahrhaft Gelehrten, muss ich vor dir hinüberschaffen, denn solche Redliche bekommen wir nur selten zu befördern. Eurer Art aber langt täglich eine große Menge an, so dass man sich halb totzuschiffen hat an diesem Gesindel, das bei uns keinen andern Wert besitzt als Makulaturpapier.
Mit freundlicher Miene nahm nun der Schiffer den Redlichen in seinen Kahn auf, und führte ihn an das andere Ufer hinüber, wo ihn Engel begrüßten und ihn zu einer Pforte begleiteten, bei welcher die Ankommenden ihre schriftliche Vollmacht vorzuweisen und sich einer Prüfung zu unterwerfen haben; während er den vollgepfropften Gelehrten in äußerster Bestürzung stehen ließ, der endlich unwillig ausrief: Es scheint, dies sei ein Land, in welchem das ungelehrte Gesindel mehr gilt, als in jenem Lande, aus dem ich eben herkomme,
die ehrbaren und rechtschaffenen Gelehrten gelten. Am besten wäre es vielleicht für mich, ich kehrte in die eben verlassene Welt zu meinen Büchern zurück, und zu meinem Amt, das mir alle Ehre eintrug.
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als plötzlich, wie es in der Geisterwelt zu geschehen pflegt, ein Abgeordneter höherer Behörde, in der Eigenschaft eines Polizei-Kommissars, mit sechs bewaffneten Dienern erschien, der mit einer donnernden Stimme zu ihm sprach: Was, du willst wieder in die eben verlassene Welt zurückkehren, und dort wahrscheinlich deine ehemaligen Bekannten und Verwandten als ein Kobold beunruhigen? Das wird dir nicht gestattet ! - Mit einem Male fand sich nun der ehemals Hochgefeierte bei den Armen ergriffen und gebunden. Er machte zwar Miene, sich mit seinem Schreibgriffel zu wehren, der ihm in der Körperwelt so gute Dienste geleistet hatte, um damit gewaltig gegen die Wahrheit herum zustechen und zu fechten; aber zu seinem Verdruss fühlte er sich an Armen und Händen gefesselt.
Armer Wicht, sprach der ernste Diener der Gerechtigkeit, dein Lügengriffel (Jer.8,8), dessen du dich in der Körperwelt in frecher Weise gegen alles wahrhaft Göttliche bedientest, hilft dir hier nichts mehr; er wird dir nun genommen. Und siehe, ehe du den Styx, die Grenze zwischen der Körper- und Geisterwelt, übersetzest, wird dir noch durch die niedrigsten Diener der Gerechtigkeit der dir geistig-materiell anhängende Bücherstaub, den du als eine wertvolle Sache an dich gezogen hast, polizeilich heruntergeschlagen werden. Jenseits des Flusses, wenn du an die enge Pforte kommst, wo du geprüft und gewogen wirst, wird es sich dann erst zeigen, welchen Gehalt dein Glaube an Gott und deine Werke haben, und welche Bestimmung dein Los sein wird.
Ach, ich Unglückseliger! rief jammernd der Gelehrte aus. Ach, hätte ich doch ehemals die Worte des Herrn (Joh.5,39-40), die mich jetzt wie Feuer brennen, besser bedacht, Worte, die ich hundert und hundertmal gelesen, über die ich häufig gepredigt, die ich künstlich ausgelegt, ja über die ich mich weit hinaus gewähnt habe!
Nun wurde dem sonst so Hochgefeierten mit grässlichen Streichen der geistig-materiell gewordene Bücherstaub heruntergeschlagen. Dann wurde er endlich als ein Gebundener hinübergeführt über den Styx, der nichts anderes ist als ein Luftstrom, welcher die völlige und entschiedene Grenzscheide zwischen dieser Körperwelt und der Geisterwelt bildet, um dort sein Los zu erwarten. Jener Redliche hingegen wurde ganz freundlich und frei über den Strom gesetzt, und an der Pforte liebreich empfangen, welche die erste Tür zum Eintritt in die Wohnungen und Bleibstätten der Seligen bildet, bis sie fähig sind, weiter hinauf befördert zu werden.
Nun, mein lieber Freund, so wollen wir es denn zu unsrer Hauptwissenschaft machen, uns täglich vor Gott zu durchprüfen und zu durchforschen, damit wir das uns vorgesteckte Ziel nicht verfehlen, sondern es erreichen mögen.
Die nackte Theorie ohne praktisches Leben.
Die Spinne und die Mücke. Dem Nachdenken gewidmet.
Den 10. August 1846.
(Auszug aus einem Briefe)
Die löblichen Herren Fabrikanten, so äußerst leichte Ware sie auch meistens an den Tag gebären, können am Ende doch noch etwas Wesentliches darstellen; bei einem blen Theoretiker aber ist das selten der Fall. Diese Art Menschen sind in ihrem Wissensdünkel jener Spinne gleich, die einst von einer sie anstaunenden Mücke gefragt wurde, wie sie sich doch mit der Hervorbringung eines solchen Gespinnstes die Zeit vertreiben könne. Auf diese Frage antwortete die Spinne mit einer vielsagensollenden Ernsthaftigkeit: Merke dir's, du unwissendes Geschöpf; ich spinne für die Ewigkeit !
Bald darauf trat, mit einem Besen in der Hand, die Magd des Hauses in das Zimmer. Kaum hatte sie das ihr ärgerliche Spinnengewebe bemerkt, so schlug sie die Spinne samt dem Gewebe herunter. Schnell ergriff die witzige Mücke die Flucht.
Als sie sich in Sicherheit dachte, rieb sie sich mit einem ihrer Vorderfüsschen die Stirn und sprach in tiefem Nachdenken zu sich selbst: O, wenn der Spinnen Ewigkeit nicht länger dauert als einen solchen Augenblick, so dürfen wir Mücken uns noch glücklich preisen. Wir können doch unser Leben auf wenigstens vier Monate bringen, und wenn etwa ein unberufener Mückenfänger uns nachstellt, so haben wir doch Flügel, uns zu retten, eine Kunst, die den Spinnen gänzlich mangelt.
Während die witzige Mücke also mit sich selbst sprach, erblickte sie einen Teller, mit Arsenik bestreut, den die Magd, als sie mit dem Besen das Zimmer betrat, auf einen Tisch gestellt hatte. Begierig flog sie darauf zu, kostete mit Wohlbehagen von dem süßen Gericht, und aß sich den Tod daran.
Darum heißt es in den Sprüchen Salomos: Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was sich heute noch begeben mag. Nicht immer muss der Feind unsrer Seelen gerade mit einem starken Schlag uns fällen; er kann uns ebenso wohl durch etwas Süßes, Anlockendes, in seine Gewalt bringen. Indem wir davon essen, finden wir dann entweder unseren Tod, oder (was ebenso schlimm ist) wir werden am geistigen Lichte blind, so dass wir uns auch mit keinen Flügeln mehr zu retten vermögen.
Nicht umsonst sprach der Herr: Wachet und betet; denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Wer, wie jene Mücke, durch seine Einfalle zu stehen meint, der sehe zu, dass er nicht falle. Und wer, wie jene Spinne, glaubt, seine Werke werden im Himmel Ewigkeiten hindurch bleiben, der sehe wohl zu, dass nicht hienieden schon eine Magd ihm seine Arbeit verderbe, oder gar ihn fälle. Nur was aus Gott kommt, geht wieder in Gott ein. Diese Werke bestehen in der Gerechtigkeit, welche vor Gott gilt, weil sie aus ihr kommt.' (Spr.5,21).
Das Zeugentum.
Den 11. August 1846.
Jesus Christus, du treuer und wahrhaftiger Zeuge, aus dessen hohenpriesterlichem Zeugen-Amt allein das echte Zeugnis der Wahrheit auf deine Zeugen hienieden herabfliessen kann, wie muss ein wahrer Zeuge Gottes und Jesu Christi beschaffen sein, sofern er dir wohlgefallen soll, und wie muss seine Sprache lauten?
Antwort: Zunächst kommt es darauf an, in welcher Eigenschaft des Geistes ein Zeuge steht, dh. welche Eigenschaft in ihm die vorherrschende ist, und dann auch auf den Gegenstand, über den er zeugen soll. In dieser Beziehung darf kein selbsterwähltes System angewandt werden; denn sobald ein Zeuge sein Zeugnis in eine selbstgemachte Form einhüllt, wird dasselbe entweder nur halb oder gar nicht wahrhaft sein.
Ist in einem Zeugen Gottes die königlich-priesterliche Eigenschaft Jesu Christi und seines Reiches vorherrschend, so ist seine Sprache eine hehre, starke, ehrfurchterweckende, ja oft eine gebietende Sprache. Dann kommt es aber noch darauf an, in welchem der sieben göttlichen Donner er redet, ob er sein Zeugnis im Geiste des sanftmütigen Lammes Gottes oder im Geiste des Löwen vom Stamme Juda abzulegen hat, und auch darauf, ob sein Geist einen größeren oder geringeren Widerstand findet.
Mit den Müden, den Demütigen, mit denen, die Ehrfurcht vor dem Worte des Ewigen haben, wird selbst der hehre, königliche Geist eines Zeugen in einer sanften Hirtensprache reden. Befindet sich aber ein Zeuge von diesem königlichen Geiste in der Gegenwart von Widerstrebenden, oder gar von Spöttern des Worts, so wird er eine Sprache führen, vor welcher dem Geiste nach die Schwellen und Gründe des Tempels erzittern. Da werden dann manche der Widerstrebenden und Spötter die Zähne zusammenbeißen, ja selbst manche Bessergesinnte, aber dieser Sprache Unkundige, werden veranlagst werden, sich zu entfernen, weil in dem Grunde ihres Herzens noch immer etwas Unlauteres liegt, das sich mit dem göttlichen Willen nicht vereinigen kann. Dieser göttliche Wille aber will sich unumschränkt offenbaren, wie er es nach den obwaltenden Umständen für gut findet, und selbst das Naturfeuer eines solchen Zeugen, durch den sich der göttliche Donner hören lassen will, ist durch die Wiedergeburt ein dem Herrn geheiligtes Feuer geworden, sofern dieser Zeuge nur die Wahrheit durch den göttlichen Trieb ausspricht.
Ein solcher Zeuge in der Eigenschaft des königlichpriesterlichen Geistes bindet sich in seiner Rede, oder seinem Zeugnis auch nicht so genau an den äußeren Buchstaben der heiligen Schriften, weil in seinem inneren Wesen die heiligen Schriften des geoffenbarten Wortes nach ihrem wesentlichen Zusammenhang schon enthalten liegen. Doch wird er auch nichts zeugen, was nicht mit dem Grunde der Heiligen Schrift bewiesen werden könnte, nämlich bei denen, die eines aufrichtigen Herzen sind, und nicht mit Vorsatz der Wahrheit widerstehen.
Die Hauptsache ist, dass das ewige, lebendige Wort in einem solchen Zeugen Gottes wohne, möge er denn übrigens im Geiste des Johannes oder des Elias reden.
Das Zeugentum Jesu Christi beschränkt sich aber nicht bloß auf eine Eigenschaft, sonst würde sein Zeugenamt nicht vollständig sein. Nicht alle wahren Zeugen stehen in dem hohen Grade des königlich-priesterlichen Geistes, obgleich ein Geist, der Geist Jehova, die Quelle aller übrigen Geister ist, und auch alle in einem Zeugen des erwähnten höheren Grades vereinigt sein können.
Die Geistesgaben sind mancherlei, laut Jes. 11,2 & 1. Kor.Kap. 12. Es kann daher ein von Gott geweihter Zeuge (denn von solchen reden wir hier allein und auf diese Weihung kommt es an) nach seiner Erkenntnis von einer Sache, über die er zeugen soll, ein Zeugnis der Wahrheit ausstellen, ohne dass er gerade in der Eigenschaft der königlich-priesterlichen Geistes steht. Doch darf dieser aus Erkenntnis Redende in seinem Gemüt, seiner Erkenntnis und seiner ganzen Natur nach, von jenem Ersteren nicht getrennt sein.
Ein Dritter (vielleicht auch die beiden ersten mit ihm) kann nach Zeit und Umständen bei einem bestimmten Anlass ein göttliches Zeugnis ablegen, durch welches sich die Weisheit von oben in mancherlei Sprüchen und Gleichnissen ausspricht. Diese sind dann gewöhnlich
kurz und bündig, wie es auch sein soll, jedoch nach Verhältnis der Beschaffenheit der Sache, über welche das Zeugnis des Geistes gegeben wird.
Ein vierter Zeuge steht etwa in der Eigenschaft der Furcht Jehovas. Ein solcher wird gewöhnlich die in Staat und Kirche herrschenden Mängel und begangenen Frevel sehr scharf rügen. Er erscheint in seinen Zeugnissen nicht selten, nach Art des prophetischen Geistes, mit eisernen Hörnern, vor welchen den Hörenden graut, oder er redet im Geiste eines Amos, der die geistlichen Hirten fette Kühe nennt.
Die Zeugen dieser Art, die gewöhnlich im prophetischweissagenden Geiste stehen, nehmen in ihren Zeugnissen keine mildernde Rücksicht auf die verschiedenen Verhältnisse, in denen die Menschen nach ihrer Gebrechlichkeit und Unvollkommenheit sich befinden, sondern sie bauen, pflanzen und zerstören, je nachdem der Geist der Gerechtigkeit Gottes durch sie wirkt, vor dessen Augen die ganze Masse eines Volkes unrein erscheint. Sie sind oft eisernen Dreschwagen gleich, es sei denn, dass der vermittelnde Geist Jesu, oder der Geist der Weisheit nach seiner Unterscheidungskraft, ins Mittel trete und dem Zeugnis eine mildere Wendung gebe.
Das Zeugnis Jesu nach seinen verschiedenen Zweigen und Eigenschaften ist ganz genau mit dem Prophetentum verbunden. Mag es sich auch bei diesem oder jenem gottgeweihten Zeugen in dieser oder jener Eigenschaft offenbaren, so ist es doch nur ein Zentralgeist, der alle belebt und regiert, und sie endlich alle zu einem Körper des heiligen Bundes zusammenfügt, gegen welchen die vierhundert falschen
Propheten, die sich unter dem Schütze der weltlichen Regierungen in der Geistlichkeit erheben, um die göttliche Wahrheit in den Seelen vom Thron zu stoßen, nichts vermögen werden, vor dem sie vielmehr endlich zuschanden werden müssen.
Diese verschiedenen Zeugen alle verhalten sich indessen immer als ruhige Bürger, die dem Kaiser geben, was er an Zoll und Gebühren fordert. Auch legen sie niemals ohne einen bestimmten Auftrag von oben und ohne eine besondere Veranlassung, durch welche ihnen Gott seinen Willen zu erkennen gibt, ein Zeugnis ab; vielmehr bleiben sie als ein Werkzeug ruhig dem Meister liegen, bis Er sich seiner bedienen will.
Sie stehen laut Hab.2 auf ihrer Hut und treten auf ihre Feste, und harren, was zu ihnen gesagt werde, wann und wie sie ihrem Lästerer antworten sollen. Amen!
Die Fahrt der Gemeinde auf bewegtem Meere zum
Hafen der Ruhe.
Den 26. September 1846.
(Anmerkung: Der ehrwürdige Pater Lindl war im Anfang dieses Jahrhunderts katholischer Priester in Bayern. Die letzteren Jahre seiner Wirksamkeit daselbst waren reich gesegnet. Grosse Scharen wurden durch seine kräftige Verkündigung des Evangeliums zu einem geistigen Leben erweckt. Durch den Neid der Geistlichkeit aus Bayern vertrieben, wanderte er nach Russland aus, wirkte zuerst in Petersburg, dann in einer von ihm gegründeten Kolonie Bessarabiens, ebenfalls im Segen, musste aber bald auch dort dem Sturm der Verfolgung weichen. Er wandte sich nach Berlin, wo er freundliche Aufnahme fand, schloss sich dort an die protestantische Kirche an, und begab sich im Jahre 1825 nach Barmen. Hier diente er eine Reihe von Jahren mit treuem Eifer in verschiedenen Gemeinden als helfender Seelsorger, ohne eine feste Anstellung. Gleich im Beginn seines Aufenthalts in Preussen kam er durch göttliche Fügung in Bekanntschaft mit dem teuren Gottesmanne J.J. Wirz, dessen Leitung er sich anvertraute, und durch den er allmählich von dem äußeren Wirken abgezogen und zum Dienst der inneren Kirche geleitet wurde. Schon seit dem Jahre 1834 sammelte sich im Stillen um ihn ein Häuflein von Seelen, um mit ihm einen Zweig der Nazarenergemeinde zu bilden, zu deren Gründung das Haupt der Gemeinde, Jesus Christus, das unscheinbare Werkzeug J.J. Wirz erwählt und gesalbt hatte. Diesem kleinen Kreise war von da an das Leben und Wirken Lindl's haupt-
sächlich geweiht, auch während er noch in aufopferndem Sinne den Gemeinden des Wuppertales durch Predigt und Krankenbesuche seine gesegneten Dienste lieh. Seit dem Jahre 1843 von der äusseren Kirche völlig getrennt, rief ihn am 31. Oktober 1845 der Herr zu der oberen Gemeinde ab, mit welcher er im Geist innig verbunden war. Noch lebt in vielen Herzen sein Andenken im Segen fort.)
Frage: Himmlische Weisheit, unterrichte du uns in deinen Wegen und lehre uns erkennen den göttlichen Willen und den eigentlichen Zweck des in unserer Gemeinde angefangenen Werkes. Dass dieses Werk aus Gott sei, daran zweifelt der Fragende keineswegs. Wie aber soll das angefangene Werk fortgesetzt werden, da sich von außen ein so großer Widerstand gegen dasselbe erhebt, und noch obendrein unter den Gliedern der Gemeinde so wenig echte, göttliche Begriffe darüber zu finden sind?
Ist das angefangene Werk aus Gott, so soll es doch auch bestehen und nicht untergehen. Wie aber soll es fortgeführt werden, ist die Frage, da das Schiff der Gemeinde auf dem durch die Feinde aufgeregten Meere tausend Klippen zu durchschiffen hat?
Wo ist der sichere Kompass, der uns den Weg finden lehre zu dem heiligen Hafen, von welchem noch gar wenige Glieder eine richtige Kenntnis besitzen?
Lindl ist tot und Jakob ist Mensch, der ebenfalls über kurz oder lang sterben kann. Wie steht es dann mit der Führung der Gemeinde? Das ist eine wichtige Frage.
Antwort der heiligen Weisheit: Fasse die Fragen, die sich hie und da in den Gliedern der verschiedenen Gemeindekreise erheben, in eine einzige zusammen und stelle sie also: Ist es unumgänglich nötig, dass die gesamte Gemeinde ein großes Schiff bilde, mit dem sie durch die mannigfaltigen Klippen hindurchsteure, welche aus dem Grund und Boden ihrer Feinde sich gegen sie erheben? In der Beantwortung dieser Frage will ich dir dann die übrigen alle mit beantworten. So höre denn, was ich dir sage:
Nicht nötig ist es, dass die Gemeinde in der Form eines einzigen großen Schiffes auf dem Meere dahinsteure. Ein jegliches Glied soll nun ein Schifflein sein, das seinen Kompass mit sich führt, und mit dem Glauben Abrahams versehen ist, das die Liebe zu Jesu Christo, dem Oberbefehlshaber der Flotte, zum unzweideutigen Panier trägt.
Auf solche Weise ausgerüstet, werden dann diese einzelnen Schifflein, als eine im Geiste der Gemeinde vereinte Flotte, durch die mannigfaltigen Klippen und Sandbänke sicherer hindurchkommen, als ein grosses, breites, schwer beladenes Schiff.
Dabei ist gar wohl zu bemerken, dass nicht jedes Schifflein, nämlich jedes Glied der Gemeinde, tun und lassen dürfe, was ihm nach seinem eigenen Willen anstehen möchte. Wer das sich anmassen wollte, der würde dadurch sich von der Gemeinde scheiden. In Bezug auf Jakob antwortet die Weisheit noch, dass sie nämlich kein Gesetz gemacht habe, ihn so bald von der Erde wegzunehmen, dass aber dennoch die Glieder der Gemeinde auch nicht annehmen dürfen, sie (die Weisheit von oben) werde es zugeben, dass er noch länger mit der gesamten Zahl von Gliedern, als mit einem großen Schiffe, dahinsteure und das Steuerruder so sichtbar führe wie bisher.
Jehova, die ewige, selbständige Weisheit, wird ihn auch unter dem Wasser des Meeres auf festem Boden weiterzuführen wissen. Ja, dort hat sie ihm einen sicheren Weg und eine feste Bahn bereitet, eine Bahn, die kein Ungeweihter gehen kann. Zu rechter Zeit wird er dann in dem Hafen anlangen, worin sein Ziel enthalten liegt. Da werden endlich auch alle diejenigen anlangen, welche unverrückt das Licht im Auge behielten, auf das sie schon vorlängst durch die Weisheit hingewiesen wurden, und auf das sie im Glauben losgesteuert sind. Dann werden sie sich des erreichten Zieles hoch erfreuen.
In Bezug auf Vater Lindl ist zu wissen, dass (wie schon gesagt wurde) es gut war, dass er hinging, und durch seinen Hingang sein theologischer Mantel zerrissen wurde, an dem so viele Glieder der Gemeinde sich noch festhielten. Die Urlehre der göttlichen Wahrheit, auf welche die göttliche Weisheit im Fortschreiten des Bundes mit Gott hinzielt, bedarf keines theologischen Mantels. Dieser Mantel war den Seelen doch nur zu einer Decke geworden, die ihnen das reine Licht verbarg. Die gleiche Bewandtnis hat es auch schon so lange mit der gesamten Christenheit gehabt, und zwar unter dem Scheine einer göttlichen Anordnung, gleich als sollten die Seelen die ewige, göttliche Wahrheit nur durch einen schwarzen, dicken Mantel der Universitäts-Theologen sehen.
Ein neuer, unverdauter Bund soll über dem Haupt dieser Gemeinde als eine Sonne aufgehen. Wer daran teilhaben will, der muss sich aber alle vorigen Hüllen wegnehmen, und seine Augen von dem lichtfeurigen Geisteswasser durchdringen lassen, damit er fähig werde, hell und klar in das Heiligtum des Vaterherzens Gottes hineinzuschauen.
Brüder! einstweilen kann ich euch soviel sagen: Wir sind zu etwas Besserem und Wichtigerem berufen, als einer bloß beschränkten, pietistischen Glaubensrichtung nach der allgemeinen konfessionellen christlichen Lehre zu folgen. Es muß mit unserem Glauben an Christum und sein Wort weitergehen, als es bis dahin der Fall war. Lasset uns die Worte Pauli wohl bedenken (Hebr,6,l-3).
Zwar hat sich die Weisheit schon seit zwanzig Jahren nicht selten in Eröffnungen und Briefen über diesen Gegenstand vernehmen lassen, um die Glieder der Gemeinde darauf vorzubereiten. Allein sehr wenige merkten darauf, und noch weniger finden sich solche, die dazu geeignet wären, den Grundglauben an die Urwahrheit aufzufassen und sich auf ihm zu erbauen!
Weissagung über die Ereignisse der Zukunft u. Verhaltungsregeln
für die Gemeinde Jesu.
Den 16. Oktober 1846.
Ewiger! Herrscher über die Welten! Gott der Heerscharen! Ewige Wahrheit! Ich, als Staub, forsche bei dir, wie es in der nahen und ferneren Zukunft in dieser Welt noch gehen werde. Wie wird unsere Gemeinde bestehen und welche Massregeln soll sie zu ihrer Sicherheit ergreifen, wenn eine örtliche oder allgemeine Revolutionskrise eintritt, oder ein offenbarer Krieg ausbricht?
Antwort: Siehe, es werden Tage des Schreckens und der Verwirrung kommen, sowohl im kirchlichen als im politischen Regiment, und zwar in weit höherem Grade, als es bis dahin der Fall war. Kein Gläubiger wird in solcher Zeit mehr fest auf seinen Glaubensfüssen stehen, sondern wie Schilfrohre werden sie hin und her wanken.
Kein irdisches Gut wird mehr in Sicherheit stehen, noch dem Besitzer eine Hilfe in der Not gewähren; denn die Gesetze über Recht und Eigentum werden nach dem Gutachten empörter Volksmassen willkürlich umgewandelt, durch verdrehte, gewissenlose Rechtsgelehrte abermals verändert, und durch andere, noch gewissenlosere, wieder umgestossen werden.
Die Bibel wird verachtet, der Glaube an Gott und seine Gesetze und Anordnungen verlacht, und Christus zu einem Spott werden; man wird Ihn höchstens pro forma stehenlassen, damit das entstandene Heidentum eine Decke habe.
Regenten werden gegen Regenten stehen. Ein offener Krieg wird endlich mehr volks- als regententümlich ausbrechen. Hauptsächlich nur durch das bewegte Volk werden die Regenten in offene Fehde hineingezogen werden.
Hunger und Krankheiten werden viele Menschen hinraffen, und doch werden die Übriggebliebenen nicht Buße tun, sondern nur noch böser werden.
Dennoch aber wird sich mitten in der Not und allgemeinen Verwirrung ein Häuflein echt gründlich gläubiger Christen sammeln, das hie und da eine Sicherheitsstätte finden wird.
Es bleibe indessen jeder im Lande, wo er ist, und auch du, Fragender. Besorge deine Aufträge, so gut es dir möglich ist, und lass dich nicht durch Schrecknisse bewegen. Auch lass dich nicht durch gegenwärtig herrschende Lehren eines verfeinerten Katholizismus irgendeiner Art, noch durch einen abstrakten Protestantismus umhertreiben. Bleibe in der Lehre, in welcher du bis dahin unterrichtet worden bist durch den, der sich das Wort, die Wahrheit und die Offenbarung nennt!
Erschrick nicht darüber, wenn schon jetzt, und mehr noch in der kommenden Krise, manche Glieder der wahren, von Christus gestifteten Kirche wegfallen werden. Dann werden hundert andere, welchen den Geist der von Gott gegründeten Kirche erkennen werden, an die Stelle der Abgefallenen treten, die nur darum abfallen, weil sie sich nicht grundgläubig auf den Geist der Gemeinde Jesu haben gründen lassen, und darum der Weisheit ermangeln, die zum heiligen Bunde führt.
Wer das Wort der Wahrheit festhält, der wird laut Jes.33,16-17 in der Höhe wohnen, und Felsenburgen werden seine Zuflucht sein. Sein Brot wird ihm gegeben und sein Wasser wird er gewiss empfangen. Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele kein Wohlgefallen haben, spricht der Herr. Amen!
Das Zepter der dritten Herrschaft.
Den 1. November 1846.
Alles um uns her ist so beweglich, dass man deutlich sehen kann, dass alle kirchlichen und politischen Verfassungen kein festes Fundament mehr haben. Darum weicht auch alles aus seinen Fugen.
Der Meister der zweiten Haushaltung Gottes ist (wie einst jener der ersten Haushaltung) von seinen Füssen gewichen, und das Zepter seiner Herrschaft ist der Willkür der launigen Völker anheimgefallen, die unter allen Stadttoren nachforschen, ob sie nicht einen Absalom finden, der sie nach ihrem Willen beglücken möchte.
Und wie steht es denn mit der dritten Haushaltung und ihrer Herrschaft?
Antwort: Diese hat nach ihrem äusseren Stande noch gar kein Herrschaftszepter. Ihr Leben ist noch immer verborgen in Gott. Sie harrt mit Sehnsucht, bis Christus sich in seiner königlich-priesterlichen Regierung offenbaren wird.
Es gibt zwar viele Seelen, welche mit Sehnsucht betend auf die Offenbarung des Reiches Jesu harren. Besonders ist das in unseren gegenwärtigen Tagen der Fall. Aber der größte Teil derselben ist republikanisch-radikal gesinnt, und will keinen König über sich haben. Als Heiland darf er sie wohl heilen und selig machen; nur soll Er sie nicht als König regieren.
Und woher kommt diese Gesinnung? Hauptsächlich daher, weil sie keinen königlichen Reichsgeist in sich haben, sondern in einem republikanisch-liberalen Prinzip stehen, nach welchem jeder ein unabhängiger Selbstherrscher sein will.
Wie wird aber solchen einmal das Königreich Jesu anstehen, wenn der königlich-priesterliche Geist Jesu nicht geburtsmässig in ihren Seelen enthalten liegt?
Antwort: Dieses Reich wird und kann ihnen nicht anstehen, weil ihnen das Siegel des königlichen Reiches nach dem Wesen mangelt. Aus diesem Grunde scheiden sie sich auch jetzt schon durch ihr republikanisch-liberales Prinzip von dem königlich-priesterlischen Prinzip hinweg, machen sich dadurch aber des Erstlingsrechts verlustig, das in der königlich-priesterlichen Eigenschaft besteht. Diese verirren und verwirren sich daher auch immer mehr untereinander, und finden (da jeder gern als König herrschen, keiner aber gehorchen möchte) nicht einmal einen Vorsteher, der ihnen liberal genug wäre. Davon sind unsere politischen Wirren ein wahrer und lebendiger Beweis.
Das Zepter des Reiches Jesu erfordert von seiten der Glieder dieses Reiches Gehorsam und Liebe. Es erfordert ebenso Vater-, Bruder- und Kindeseigenschaft, welche ineinander stehen müssen, und dennoch (nach dem Prinzip der göttlichen Haushaltung) je nach Ort und Verhältnis, auch ihre besondere Stelle und ihre eigene ausübende Kraft bewahren.
Die lebendigmachende Kraft der Hirtenstimme Jesu.
Den 14. Dezember 1846.
Nicht die vielen Aufschlüsse und Offenbarungen, die eine Seele empfängt, bestimmen ihren hohen Stand vor Gott. Sie sind nur Ausflüsse aus dem göttlichen Reiche, und noch sehr verschieden von der eigentlichen Kraft des Worts, die sich in der Hirtenstimme Jesu eröffnet. Solche Offenbarungen und besondere Aufschlüsse über diese und jene Gegenstände gehören also noch nicht zu dem lebendigmachenden Wort, das in der Hirtenstimme Jesu liegt, sondern werden der Seele nur darum gegeben, damit sie ihr selbst und ändern zum Unterricht dienen, damit ihnen der Weg bezeichnet werde, der zu der Quelle führt, wo das ewige Wort seinen Zentralsitz hat.
Solche Stimmen und Aufschlüsse haben also bloß eine belehrende oder unterrichtende Eigenschaft; aber die Hirtenstimme Jesu hat eine lebendigmachende Kraft, durch deren Wirkung einst Christus den Lazarus aus dem Tode zum Leben hervorrief. Darum sagte auch Jesus laut Job.5,24-25, dass alle, die seine Stimme hören, leben würden.
Alle hohen Offenbarungen und Aufschlüsse des Geistes, auch wenn sie echt und untrüglich sind, sichern eine Seele noch nicht vor einem Rückfall aus der Gnade, weil sie dabei noch immer in Gefahr steht, den erhaltenen Unterricht, der von Gott durch die Kanäle der himmlischen Geisterwelt in sie einfließt, außer acht zu lassen, oder die Offenbarungen in ihre Eigenheit zu ziehen, und sich auf dieselben vieles einzubilden. Und wenn solche Seelen auch nicht fallen, sondern in Treue und Demut verharren, so bleiben sie doch (dieser Gaben ungeachtet) immer noch sterbliche und gebrechliche Menschen.
Eine andere Bewandtnis aber hat es mit der Stimme aus dem Munde Jesu. Sie ist das lebendige, gebietende Machtwort, lässt nicht fallen und gibt, merket es, unsterbliches Leben.
Nun könnte man zwar die Frage aufwerfen, warum Lazarus durch das lebendigmachende Wort Jesu aus dem Tode zum Leben gerufen worden sei, da er doch später wieder gestorben und nicht noch einmal auferstanden wäre? Wie verhält sich dieser Fall?
Antwort: Es ist wahr, dass Lazarus später wieder gestorben, und nicht noch einmal auferstanden ist. Dabei ist aber zu wissen, dass es eben nicht im Willen Gottes lag, ihn in seinem Leibe unsterblich zu machen. Das ist ein ganz besonderer Fall, den Gott seiner Macht auf eine von Ihm ersehene Zeit vorbehält.
Ein hohes Gut ist es aber dennoch, wenn das lebendigmachende Wort nach seiner paradiesischen Urkraft in einer Seele wohnt, denn solche Seelen werden, wenn sie gleich sterben, doch mit ihrem Körper nicht im Tode liegenbleiben, noch verwesen, sondern nach wenigen Tagen in Geistleiblichkeit auferstehen, obgleich sie von den Menschen nicht gesehen werden.
Der Grund- und Eckstein in Zion. Jes.28,16.
Zum Gruss auf das Jahr 1847. Off.Job.l,4.
Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewahrten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist (Jes.28,16).
Dieser Grundstein ist Christus, der Zentralpunkt der wiedergeburtsfähigen Menschheit. Er ist die Wesenheit von allem dessen, was in diesem Steine enthalten liegt.
Erstens vereinigen sich in Christo, dem Gottmenschen, die höchsten Kräfte des Geistes, aus der Einheit, in welcher Er mit dem väterlichen Urwesen steht, aus dem Er als der Erst- und Eingeborene, als der Anfang aller Dinge, hervorgegangen ist.
Zweitens vereinigen sich auch in Ihm alle Kräfte der geistigen Welt und aller vollkommenen Geister, welche Gott, das väterliche Urwesen, durch Ihn und zu Ihm geschaffen hat.
Drittens vereinigen sich in Christo, dem Gottmenschen, auch alle Kräfte der elementarischen und der physisch-materiellen Welt, des ganzen Universums.
Gewöhnlich nimmt man an, dass der Stein, von dem in der oben angeführten und in manchen ändern Stellen der Heiligen Schrift die Rede ist, bloß vorbildlich zu verstehen sei. Es ist aber zu wissen, dass dieser Stein in der Himmelswelt wirklich in geistig-materieller Form und Substanz vorhanden ist, wie auch alle solche Dinge, von denen die Offenbarung Johannis redet, sich dort in wesentlicher Substanz vorfinden, während die schlangenkluge Weltphilosophie, die über so heilige Wahrheiten ins Blinde hinein vernünftelt (und selbst von der Gnade Erweckte, die dadurch ihre Unwissenheit an den Tag legen), oberflächlich annehmen, jene Dinge hätten nur eine Schein-Existenz, oder seien nur als Bilder aufzufassen. Mag nun die natürliche Vernunft davon halten, was sie immer will, so bleibt es doch dabei, dass dieser Grundstein ein Wesen ist, in welchem alle höheren und niederen Kräfte der geistigen und der materiellen Welt in geistiger Substanz zusammengefasst liegen, und dass er (wie alle Dinge) in drei Prinzipien besteht, nämlich in Geist, Seele und Leib.
Er ist zugleich derjenige Stein, der laut Daniel alles zermalmen wird, was ihm ungleich ist, und sich mit der Herrschaft des göttlichen Reichs nicht verträgt. Auf ihm, dem Grundstein, steht auch die wahre Christuskirche erbaut. Jede Kirche, welchen Namen sie auch tragen möge, wird an diesem Steine geprüft. Er wird alles von sich hinwegstossen, was mit seiner Eigenschaft nicht vereinbar ist.
Eine bloß gute Meinung ist nicht hinreichend, sich auf diesen Stein zu gründen. Auch der bloße Buchstabe des Worts erreicht diesen Zweck nicht, sondern dazu ist eine Einheit mit der Eigenschaft dieses Steines erforderlich.
Laut Sach.3,9 & 4,10 hat dieser Grundstein sieben Augen, welche sind die sieben intellektuellen Grundkräfte der Natur, aus denen dieser Stein in Wesenheit zusammengefasst ist. In ihm liegt zugleich das zinnerne Mass Serubabels, die Richtschnur der geistigen Messkunst, welche alle Dinge nach Maß, Zahl und Gewicht und nach ihrem Inhalt kennen, unterscheiden und ordnen lehrt.
Ferner besitzt dieser Stein die Eigenschaft, alles zu verbessern, in eine bessere Substanz umzuwandeln, was ihm nicht willkürlich widersteht. Es kann jedoch der Fall sein, dass er diese Wirkung einer Verbesserung oder Veredlung der Dinge hervorbringt, ohne dass sie in den Augen dessen, den diese Dinge angehen, offenbar und gleichsam handgreiflich als eine Wirkung des Steines erscheint; denn er kann seine segnende Wirkung öfters in gewöhnliche, ganz natürliche Umstände eingehüllt vollbringen, so dass der Erfahrene nach Verlauf einer gewissen Zeit ausrufen muss: Fürwahr, du bist wohl ein verborgener Gott.
Dieser Grundstein ist nach seinen mannigfaltigen Wirkungen der wahre Stein der Weisen, aber in seinem inneren Gehalte weit verschieden von jenem Stein, der durch chemische Kunst, durch die berühmte Alchemie, hervorgebracht wird. Er besteht in dem durchläuterten Golde, das Christus zu kaufen anrät (Offb.3,18). Auch liegt in ihm das heilige Öl enthalten, das als Augensalbe uns zu immer höher und tiefer steigender Erkenntnis fähig macht, und zugleich zur Heilung des Verwundeten dient, weil es das reine Licht- und Lebensgold ist. Schon das gewöhnliche Gold enthält unter allen Metallen am meisten Lichtgeist; wieviel mehr Lichtgeist muss dieses Gold enthalten, das durch die Lichtwelt erzeugt wird.!
Die Anziehungskraft der sich einzig und allein auf Gott und seinen Willen hinneigenden Magie des Geistes und der Seele fasst diesen Stein nach seinem innersten Grundprinzip in sich auf. Dadurch wird dann nach und nach in der Seele eines solchen Menschen, der in der Wiedergeburt begriffen ist, mittelst der höheren Kräfte des Grundprinzips, das durch Geist, Wasser und Blut sich in ihr zur Wesenheit entwickelt, das Geist-leiblich-Materielle dieses Steines geburtsmässig erzeugt. Dieses hohe Werk geht nach der gleichen Schöpfungsordnung vor sich, nach welcher der Vater, das ewige Urwesen, durch Christum das ganze Werk seiner Schöpfung ausgeführt hat.
Die Erreichung dieses hohen Gutes ist zwar an sich selbst einzig und allein das freie Werk der göttlichen Gnade, erfordert aber dessen ungeachtet, dass der Mensch nach seinem Teil mit der Gnade mitwirke, und dass seine Seele von aller Selbstanmassung befreit sei. Denn es ist zu wissen, dass neben diesem Lebensbaum, dem wahren Allheilmittel, auch der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen noch steht, zur Prüfung nämlich, ob die Seele einzig und allein von Gottes Willen abhangen, oder ob sie, nach der Art Luzifers, in eigener Macht in den Wundern Gottes einherfahren und herrschen wolle.
Diese grosse Gefahr, in welcher selbst hochbegnadigte, lichtfähige Seelen noch stehen, ist auch ein Hauptgrund davon, dass Gott bis dahin noch nicht seine Wunderkräfte nach dem höheren Grade offenbar werden lassen konnte, obgleich es in seinem positiven Willen liegt, diese Kräfte den Menschen mitzuteilen. Er wurde daran aber bisher verhindert, weil sich höchst selten eine Seele finden lässt, die von aller Selbstanmassung gänzlich entblößt, und dadurch der Gefahr enthoben wäre, dieses göttliche Gut in die Eigenheit zu ziehen, wie es auch schon in dem Schriftchen "Der wahre Stein der Weisen" angedeutet worden ist.
Da wir aber nun so nahe an einer entscheidenen Zeitperiode stehen, so wird Gott, wiewohl durch einen leidensvollen Prozess, sich dennoch solche taugliche Gefässe zubereiten in Seelen, denen Er ein echtes Neujahrsgeschenk mit diesem Allheilmittel machen kann, damit alle übrigen von Ihm ersehenen Seelen dadurch befähigt werden, in der kommenden Totalprüfungszeit zu bestehen, in einer Zeit,
wo der Baum der Versuchung, von geistigen und elementarischen Orkanen bewegt, alle seine nun vollends ausgereiften Früchte abwerfen wird. Das wird Gott tun, damit alsdann die der Wahrheit aus Gott treugebliebenen Seelen ein Erhaltungsmittel finden, und imstande sein mögen, der finsteren Macht der Versuchung, die sich aber in ein Lichtgewand einhüllen wird, Widerstand zu leisten.
Wenn gesagt wird, dass der Baum der Versuchung nun bald seine vollends ausgereiften Früchte abwerfen werde, so darf uns das nicht mehr so geheimnisvoll erscheinen. Sehen wir doch schon, wie die gelehrten Naturforscher eine Wunderkraft der Natur nach der andern hervorziehen. Es fehlt daher nur noch sehr wenig, dass solche Menschen den letzten Wunderapfel finden, und ihn der Welt zum Genüsse darbieten. Dadurch wird dann des Menschen Wissenschaft, Kunst und Kenntnis in den Naturkräften den höchsten Grad erreichen, so dass viele frei heraus sagen werden: Nun steht das Werk der Schöpfung in unserer Gewalt; nun können wir die Schöpfung nach unseren Gesetzen regieren. Dann werden die Menschen sich im allgemeinen zu Selbstherrschern aufwerfen, und dann erst wird der vorher verkündigte Abfall von Christo, und zwar gesetzmassig, sich frei an den Tag stellen. Beim Lichte der Sonne werden sich die Gräuel des Abfalls sehen lassen, die sich bis dahin in einem kleinen Massstabe gleichsam nur beim Mondlichte zeigen durften.
Ich muss zwar noch einen Schleier über ein Hauptgeheimnis des Werkes der Finsternis ziehen, das im Grundprinzip des Abfalls von Christo enthalten liegt, und in dem Plane besteht, eine andere Art von Menschengeschlecht zu erzeugen an der Stelle dessen, das bis dahin auf Erden existierte. Dieses Werk hatte der Satan zum Teil schon vor der Sündflut in Gang gebracht, und das war eben die Ursache, warum Gott die damalige Menschheit bis auf acht Personen zu verderben sich genötigt sah (l.Mose Kap.6). Um nun diese teuflische Kunst in Ausübung zu setzen, dazu ist bloss noch der Besitz des letzten Apfels vom Baum der Versuchung erforderlich. (siehe HGT, 3. Bd.: es war eine Zulassung! )
Wohl allen jenen Seelen, welche durch den Grund- und Eckstein Christus vor allen groben und feinen Gräueln des Abfalls, der sich jetzt schon in niederen Graden offenbart, bewahrt bleiben, und durch die Macht dieses Steines zu Überwindern werden, denen auch Christus Jesus die Krone des Lebens reichen wird.
Mit diesem Zeugnis, das ich (zwar nur in geringem Masse, weil noch vieles darüber zu sagen wäre) von dem Grundstein des Lebens ablege, grüsse ich alle in der Wahrheit stehenden Geschwister unserer Gemeinde (und auch alle, welche sonst noch der Wahrheit zugetan sind) auf das vor der Tür stehende Jahr 1847, indem ich ihnen Gnade, Frieden und Heil von Gott, von Jesu Christo und seiner Gemeinde, von Grund des Herzens von oben erbitte.
Die Mutter- und die Tochterkirche
Den 16. Januar 1847.
Das auf dem heiligen Altar ausgesetzte Sakrament ist nach seiner Natur geeignet, uns als ein Mittel zu dienen, um durch unser inniges Geistesverlangen, in welchem eine magnetisch-anziehende Kraft liegt, mit Christo und seiner Gemeinde im Himmel (und durch sie auch mit dem sogenannten Kirchlein auf dem Berge) in innigen Zusammenhang und genaue Verbindung zu gelangen. Aus dieser Ursache sollen wir den Altar des heiligen Sakraments heilig und in Ehren halten, und niemals anders vor ihm erscheinen als in Demut und mit heiliger Ehrfurcht vor dem Angesicht Gottes und Jesu Christi.
Nun möchte man vielleicht fragen, was für ein Unterschied obwalte zwischen dem sogenannten Kirchlein auf dem Berge und der heiligen Muttergemeinde im Himmel, oder ob diese beide nur eine Kirche ausmachen.
Antwort: Sie sind nur eine Kirche und dennoch von einander zu unterscheiden. Nämlich die heilige Mutterkirche im Himmel ist die Zentralkirche, die Kirche aller Kirchen, und das Kirchlein auf dem Berge ist ihre Tochter, welche von der Mutter nach und nach herabgelassen wird (Offb. 21,2). Sie nähert sich der Erde in dem Masse, wie die Anziehungskräfte von hienieden lebenden Seelen zu ihr hinaufsteigen, von solchen Seelen, welche die heilige Mutterkirche im Himmel in Christo Jesu, ihrem Haupte, lieben, ehren und bekennen, und also durch die magnetisch-anziehende Kraft der Tochterkirche zu ihr hingezogen werden.
Das sogenannte Kirchlein auf dem Berge, als Tochter der oberen Kirche, ist die wahre Braut des Lammes. Sie wird aber nicht auf einmal von ihrem erhabenen Standpunkt auf die Erde herniedergelassen, wie man das nach dem Buchstaben des Worts (Offb.21,2) so gern annehmen möchte; sondern ihre Annäherung geschieht in einem geburtsmässigen Gang, nach der göttlichen Heils- und Schöpfungsordnung, bis zum Ziel.
Das Kirchlein auf dem Berge ist nach seiner Eigenschaft das geistleibliche Zion. Ihren Leib hat diese Tochter von ihrer Mutter, der Zentralkirche, durch welche sie auch ihre Nahrung von oben her erhält. Indessen wird auch die Mutter von hienieden her, durch das magnetische Gebetsund Geistesfeuer der nach ihr sich sehnenden Seelen, gespeist und getränkt, und mit ihren geistigen Kräften auf sie herabgezogen. Denn es ist in der Eigenschaft der Natur und in der Schöpfungsordnung gegründet, dass eine Kraft und Eigenschaft durch die andere erhalten, eine durch die andere gesegnet wird (Hos.2,21-22). Daraus können wir auch die so geheimnisvolle, segensreiche Verbindung entnehmen, in welcher Gott, das väterliche Urwesen, Jesus Christus und seine Gemeinde im Himmel, mit den wahren Gliedern dieser Gemeinde auf Erden stehen.
Nicht wahr, das ist ein grosses Geheimnis, über welches die Tempelherren des alten, zusammenfallenden Kirchengebäudes sich entsetzen, und mit ihrem Anhang ein Zeter- und Mordgeschrei erheben möchten. Wir wollen sie aber in Liebe ermahnen, sich unter ihrer Decke Mosis ruhig zu verhalten, bis die Verstandessonne über ihnen aufgeht, wodurch sie dann befähigt werden möchten, mit unverhülltem Angesicht in die heiligen Wahrheiten des dritten, ewigen Evangeliums hineinzuschauen. Denn dieses Evangelium muss doch allen noch verkündigt werden, ob sie es annehmen oder verwerfen.
Wer aber einen geistigen Puls hat, der wird sich nicht so sehr über dieses Geheimnis verwundern, sondern erkennen, dass ich dasselbe nicht dem gewöhnlichen Jahreskalender, sondern dem echtkirchlichen Himmelskalender entnommen habe, in welchem ganz andere Zeichen zum Vorschein kommen als Widder, Stier, Wassermann u.dgl.
Merke: In diesem himmlischen Kirchenkalender ist die ewige Lichtssonne das beständige Hauptgestirn, neben welchem weder der kalte protestantische Saturn, noch der feurige römisch-katholische Mars Mitregenten sein, viel weniger das Zepter der Herrschaft führen dürfen.
Jeder Stern am Himmel hat seinen Durchgang durch den Mittagskreis, seinen Höhepunkt, auf welchem er für den Erdbewohner gleichsam triumphierend sich über die anderen Sterne erhebt, und seinen Lauf durch sie hin nimmt. Eine solche Durchgangsperiode hat auch der grosse Morgenstern, die wahre Kirche Jesu Christi, die Tochter der oberen Mutter, zu bestehen, um in rein geistiger Körperlichkeit sich über die verschiedenen, noch unreinen Planeten des vergänglichen Kirchenhimmels, die nicht zu dem ewigen Lichtsonnensystem gehören, aufzuschwingen. Ich rede hier nicht bildlich, sondern nach dem Wesen der Sache.
Der siegreiche Aufschwung dieses heiligen Morgensterns, der weit heller als unsere natürliche Sonne am Firmament leuchtet, auf dem der Berg Zion mit dem wahren Tempel geistig-materiell vorhanden ist, geht indessen (wie gesagt) seinen geburtsmässigen Gang fort, bis er sich durch alle die mannigfaltigen Hindernisse, die ihm von Gewaltigen und Fürsten im Luftkreise entgegengesetzt werden, vermittelst der aus dem Lichtreiche ihn weiterdrängenden Kräfte durchgearbeitet hat. Nach erhaltenem Sieg wird er dann zu den mit ihm verwandten Seelen sich herunterlassen als eine mütterliche Braut, die diese Seelen, welche Jesum Christum, als den lebendigen, echtkirchlichen Grund- und Eckstein durch die Wiedergeburt in sich tragen, in ihren Schoss aufnimmt. Da spricht dann das Haupt dieser Mutterkirche und Brautgemeinde: Wo ich bin, da soll mein Diener und meine Braut auch sein.'
Frage: Warum nennst du die auf jenem Berge stehende Kirche ein Kirchlein?
Antwort: Die in unseren Tagen sich entwickelnde Christuskirche wird nur darum Kirchlein genannt, weil noch so wenige Seelen durch eine lautere Erkenntnis sich zu ihr bekennen, und weil ihrer noch wenigere sind, die sie geburtsmässig im Herzen tragen. Hat sich aber dieses Kirchlein, als die Braut des Lammes, einmal heruntergelassen, so werden die dazu geeigneten Augen einsehen, dass dieses nicht ein Kirchlein, sondern eine mehrere hundert Meilen umfassende Kirche ist, nämlich ihre Vorhöfe und Nebenabteilungen eingerechnet, ein Tempel, der von dem heiligen Baumeister ganz architektonisch (nach den Regeln der wahren Baukunst) aufgeführt ist.
Frage: Werden alle Selen, welche an diesem grossen Heil teilhaben, diesen Tempel, seine Hallen und Vorhöfe, sehen?
Antwort: Nein, sondern er wird nur von solchen Seelen gesehen werden, die ganz vom heiligen Urlicht durchdrungen sind. Seine ausdringende Kraft aber werden alle Brautkinder der Gemeinde Gottes fühlen und stärkend erfahren.
Fortsetzung: Anhang, S. 143 – 345 siehe: