01]
Wie sieht also der Schwerpunkt der Erde aus?
2] Ich sagte schon oben, daß er eine ganz
ähnliche Beschaffenheit hat, wie da ist die des menschlichen oder wohl auch
eines anderen, tierischen Herzens. Es ist dieser Schwerpunkt sonach ebenfalls
ein im Verhältnisse zum großen Erdkörper stehendes großes Erdherz, welches
ebenso wie das Herz im Menschen der Webstuhl oder die Werkstätte des gesamten
organischen Lebens der Erde ist
jl.hag2.171. Kapitel
20] Und der Henoch erwiderte darauf: »Also ist und wird es bleiben, daß das Ohr dem Leben näher ist denn das Auge; doch das Herz allein nur ist die ewige Wohnstätte des Lebens! Daher Ihm, dem Vater des Lebens, die vollste Weihe unserer Herzen ewig! Amen.«
jl.gso1.058. Kapitel:
04] Unser Hauptredner entgegnet: Mein lieber Freund und Bruder, ich will doch nicht meinen, daß du mich unrecht verstehen solltest, denn es gibt eine zweifache Lebensluft, das heißt, lieber Freund und Bruder, nach meinem Verstande gesprochen. Eine Lebensluft, die hier in reichlicher Fülle vorhanden ist, ist die für den Lebensbedarf der Lunge; diese meine ich aber nicht. Das Herz aber ist auch ein höher atmendes Wesen, das heißt, wie ich es denn verstehe, es atmet nämlich Liebe aus und will daher auch wieder Liebe einatmen?
05]
Siehe, als ich noch als ein Mensch auf der Erde lebte, da ward ich, wie schon
einmal bemerkt, in ein weibliches Wesen stark verliebt. Für meine Lunge hatte
ich in diesem Zustande wohl überall genug Luft zum Einatmen. Wenn ich aber nicht
in der Nähe dieses meines geliebten Gegenstandes mich befand, da war es mir
dennoch trotz der Fülle der Lungenluft zum Ersticken. Befand ich mich aber
wieder in der vollen Nähe meines geliebten Gegenstandes (du mußt es mir nicht
verargen, wenn ich mich hier vielleicht eines unpassenden Ausdruckes bediene),
da wäre mir die Luft, wenn es nicht anders hätte sein können, sogar eines
Abtrittes zu einem wohlduftenden Äther geworden.
06] Siehe, gerade so geht es mir auch hier und
dieser ganzen Gesellschaft sicher nicht um ein Haar besser denn mir. Ich sage
dir, räume alle diese himmlischen Herrlichkeiten hinweg und setze an diese
Stelle, wo sich nun dieser Prachttempel befindet, eine ganz gemeine Bauernhütte.
Gebe mir statt dieser weichen Prachtkleider eine ganz ordinäre Bauernjacke und
schaffe für all diese üppigen Fruchtbaumalleen ganz dürftige Bäume und etwa ein
mäßiges Korn- und Weizenfeld hinzu; aber stelle Christum zu allem dem, so wirst
du mich glücklicher machen als wenn du mir noch tausend endlos herrlichere
Gebiete hier zu dieser Aussicht hinzufügen möchtest.
07] Ja, ich will dir noch mehr sagen, was da
mein Herz betrifft. Wenn ein solches Verhältnis möglich wäre, so wäre ich mit
Christo auf dem armseligsten Erdwinkel, wenn dieser schon aussehen möchte wie
eine Vorhölle oder gar die eigentliche Hölle selbst, noch ums Unaussprechliche
glücklicher und seliger, als ohne Seine sichtbare, menschlich wesenhafte
Gegenwart in dem allererhabensten und allerwundervollsten Himmel! Ich meine
lieber Freund und Bruder, das wird etwa doch klar genug gesagt sein.
08] Unser vermeintlicher Tafeldiener spricht:
Mein geliebter Freund, ich habe dich ganz gut verstanden, nur kommt es mir vor,
daß du deine Liebe zu Christo deiner sinnlichen Weltliebe gleichzustellen
scheinst. Da meine ich, es muß die Liebe zum Herrn doch ganz anders gestaltet
sein als wie die zu einer angehenden Braut. Und da meine ich denn, solange du
solche Liebe in deinem Herzen nicht scheiden wirst, wirst du auch Christum nicht
recht lieben; solange du Ihn aber nicht recht lieben wirst, da meine ich, wird
Sich Christus auch bedenken, dir zu erscheinen oder völlig zu dir zu kommen.
09] Unser Hauptredner spricht: Mein lieber
Freund, das ist viel leichter gesprochen als getan. Gebe in mein Herz noch eine
zweite Liebe hinein, die des Herrn sicher würdiger sein wird, als diese da ist,
in der ich jetzt lebe, und ich will diese alsogleich fahren lassen. Ich meine
aber, wenn ich nun alle meine Liebe in mir vereinigt habe, auch diejenige, die
ich einst zu meinem Weibe hatte, und habe diese vereinigte Liebe heimlich schon
gar lange allein dem Herrn zugewandt, so, daß ich nun aus dem innersten Grunde
meines Lebens sagen kann: Ich habe für Christus alles, was ich nur immer hatte,
hergegeben; da kann ich ja vor der Hand doch nicht mehr tun. Wenn aber all diese
Liebe des Herrn unwürdig ist, so habe ich dir ja eben gesagt: mir ist sie in
jedem Augenblicke für eine des Herrn würdigere feil. Das aber kann ich beinahe
unmöglich glauben, daß der Herr mit einer andern Liebe von unserer Seite will
geliebt sein als gerade mit derjenigen nur, die Er Selbst in unser Herz gelegt
hat.
10] Wenn ich aber zurückdenke an alle die
Lieblinge des Herrn bei Seinen irdischen Lebzeiten, so hat Er allda dennoch
diejenigen am liebsten gehabt, welche sich Ihm mit der ganz gewöhnlichen
kindlichen Herzensliebe genähert hatten. Also war der Johannes, der den Herrn
sicher gar oft kreuz und quer abgeküßt und selbst noch beim letzten Abendmahl
sich förmlich verliebtermaßen an Seine Brust hingelegt hatte, Sein Liebling.
Dasselbe war auch der Fall mit Maria, einer Schwester der Martha, und nicht
weniger mit der Magdalena, die in Ihn doch förmlich verliebt war; welch letztere
eben zufolge dieser großen Liebe Ihn nach der Auferstehung zuerst ersah.
11] Und das alleranschaulichste und
handgreiflichste Beispiel hat der liebe Herr Christus ja bei der Gelegenheit
gegeben, als man die kleinen Kindlein zu Ihm brachte, da er gesagt: »Laßt die
Kleinen, und wehrt ihnen nicht, zu Mir zu kommen, denn solcher ist das
Himmelreich!« Siehe, die Kindlein wußten sicher nichts von einer höheren, des
Herrn würdigeren Liebe, sondern mit der ganz kindlich natürlichen Liebe umfaßten
sie den allmächtigen Herrn Himmels und der Erde. Und dennoch sagte der Herr
darauf zu Seinen Aposteln und Jünger: »Wenn ihr nicht werdet wie diese Kindlein
hier, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen!«
12] Siehe, lieber Freund, solches gibt mir nun
den vollen Mut, den Herrn mit meiner natürlich-kindlichen oder kindischen Liebe
zu lieben, und wer weiß, ob Ihm diese meine zwar an und für sich höchst einfache
Liebe dennoch nicht, von meiner Seite aus betrachtet, angenehmer sein möchte,
als vermöchte ich Ihn mit der allerreinsten Seraphsliebe zu lieben. Ich möchte
Ihn ja wohl auch mit der Seraphsliebe lieben, wenn ich sie hätte! Wahrlich, ich
würde sicher in dieser Hinsicht mein Herz zu keiner Liebesparkammer machen; so
aber muß ich auch mit dem lieben Apostel Petrus ausrufen: »Mein lieber Christus!
Siehe, Gold und Silber habe ich freilich in meinem Herzen nicht; aber was ich
habe, das möchte ich Dir wohl alles geben, wenn ich Dich nur hätte!«
13] Unser vermeintlicher Tafeldiener öffnet
Seine Arme, breitet sie weit aus und spricht zu unserem Hauptredner, wie durch
ihn auch zur ganzen Gesellschaft: Mein geliebtester Freund und Bruder! Ich habe
dir ja gesagt: Erfasse du nur Christum recht, so wird Er auch da sein! - Du hast
Ihn erfaßt, und so ist auch das eingetroffen, was Ich dir gesagt habe; denn
Christus hat sich dir genaht, und du sollst fürder ewig nicht mehr aus Seiner
Gesellschaft kommen, - und so denn magst du deinen Christus nach deiner
Herzenslust umfassen!
14] Unser Hauptredner fragt den noch immer
vermeintlichen Tafeldiener, in seinem Gemüte höchst liebeaufgeregt: O lieber
Freund, wo, wo ist Er denn, auf daß ich und meine ganze Gesellschaft hinfallen
möchten zu Seinen Füßen?
15] Und der vermeintliche Tafeldiener spricht:
Freunde, Brüder! Hier steht Er vor euch; Ich bin es, den ihr in euren Herzen
gesucht habet! Aber Ich war schon lange eher bei euch und habe euch gesucht und
hierher gebracht. Also kommt denn her, und Ich will euch führen dahin, da Ich
wohne unter denen, die Mich also lieben, wie ihr Mich liebet; denn wahrlich, Ich
frage nicht nach Gold und Silber; aber nach der kindlichen Liebe zu Mir frage
Ich! - Will Ich Pracht und Glanz, solches, Meine lieben Freunde und Brüder,
steht wohl ewig in Meiner Macht, die ganze Unendlichkeit damit
wunderprachtvollst auszuschmücken.
16] Ich bin aber ein wahrer Vater zu euch, Meine
lieben Kindlein, und daher sind Mir eure Herzen auch mehr, in all ihrer
kindlichen Einfachheit, denn alle Pracht der Himmel! Und so denn folget Mir! -
17] Nun seht, wie sich jetzt plötzlich alles
verändert hat. Unsere Gesellschaft umfaßt den Herrn, liebt Ihn und drückt ihre
Herzen hin an den Vater, wie es die Kinder tun, wenn sie lange ihre guten Eltern
nicht gesehen haben. Und der Herr führt sie wie ein guter Vater und lehrt sie
unterwegs Selbst Seine Wunder kennen. Seht, welche Seligkeit nun auf unserer
Gesellschaft Angesichtern strahlet! Und unser Hauptredner macht noch einen
Ausruf: O welche Reise ist das, wo der heilige Vater Seine Kinder hinführt, da
Er wohnet! -
jl.rbl2.279. Kapitel
05] "Habt ihr an euch denn nie eine doppelte Art geistiger Tätigkeit entdeckt, nämlich eine im Kopfe und eine andere im Herzen?! - Sehet, im Kopfe sitzt der Seele kalt berechnender Verstand und sein Handlanger, die Vernunft, die da am seelischen Verstandesleibe gleich ist einem weit ausgreifenden Arme voll Augen und Ohren. Der Verstand verlängert diesen Arm stets mehr und mehr und will mit demselben am Ende die ganze Unendlichkeit an sich reißen. Dies eitel-tolle Bestreben des Verstandes aber ist an und für sich eben jene gefährliche, Tod und Gericht bringende Eigenschaft der Seele, die da mit dem Worte Hochmut bezeichnet wird. Im Herzen aber ruht die Liebe, als ein Geist, aus Meines Herzens Geist genommen. Dieser Geist hat aber, so wie Mein höchsteigener, ohnehin schon alles, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält, zahllosfältig in sich.
jl.ev02.008. Kapitel
04]
Sage Ich: »Ja, mein lieber Freund, das eigentliche wahre Himmelreich Gottes ist
für die wahren Freunde Gottes überall, für die Feinde Gottes aber nirgends; denn
für die ist wieder alles Hölle, wohin du nur immer deine Augen und andern Sinne
wenden kannst und magst. Unten und oben ist da gleich. Blicke weder zu den
Sternen empor - denn sie sind Erden wie diese, die du betrittst - noch senke
deine Augen zur Erde hinab, denn sie ist gerichtet wie dein Fleisch, das einmal
sterben und verwesen muß! Forsche und
suche aber dafür fleißig in deinem Herzen; dort wirst du finden, was du suchst.
Denn in eines jeden Menschen Herz ist der lebendige Same gelegt, aus dem dir des
ewigen Lebens ewiges Morgenrot erblühen wird.