Der Herr und das Weib am Jakobsbrunnen. Des Herrn Worte über das Wesen des lebendigen Wassers

Ev. Joh. 4, 7-16

jl.ev01.026. Kapitel

• joh.04,07] Da kommt ein Weib aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: »Gib mir zu trinken!«


• joh.04,08] Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speisen zu kaufen.
   01] Als Ich noch immer vergeblich auf ein Gefäß aus dem Dörfchen harre, da a kommt wie gerufen eine Samariterin aus Sichar mit einem Kruge, sich für den heißen Tag aus dem Jakobsbrunnen, dessen Wasser sehr frisch war, einen köstlichen Labetrunk zu holen. Als sie, auf Mich anfangs gar nicht achtend, ihren Krug voll Wassers aus dem Brunnen an einer Schnur gezogen hatte, da erst rede Ich sie an und sage: »Weib! Mich dürstet es sehr, gib Mir zu trinken aus deinem Kruge!«
{a joh.04,07*}

• joh.04,09] Da spricht nun das samaritische Weib zu ihm: »Wie, du erbittest von mir etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritisches Weib?« Denn die (stolzen} Juden haben keine Gemeinschaft mit den (armen} Samaritern.


   02] Das Weib macht große Augen, da es an Mir einen Juden erschaut, und sagt nach einer Weile: »Du bist doch auch einer von a denen, die mir zur Stadt hinein begegneten und fragten, wo man darinnen Speise zu kaufen bekäme? Das waren stolze Juden; du bist sicher auch ein Jude, wie dich deine Tracht verrät, und ich bin ein samaritisches Weib! b Wie verlangst du von mir, daß ich dir Wasser zu trinken gebe?! Gelt, ihr stolzen Juden, in der Not wäre ein armes samaritisches Weib euch auch gut genug, aber sonst habt ihr keine Augen und Ohren mehr für uns! Ja, so ich es vermöchte, mit diesem Kruge Wassers ganz Judäa zu ersäufen, so gäbe ich dir mit großem Vergnügen aus diesem Kruge das verlangte Wasser zu trinken; sonst aber möchte ich dich lieber sterben sehen vor Durst, als dir darreichen auch nur einen Tropfen Wassers aus diesem Kruge!«
{a joh.04,08*; b joh.04,09*; lk.09,52 .53}

• joh.04,10] Jesus antwortete und sprach zu ihr: »Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: 'Gib mir zu trinken!', du bätest ihn, und er b gäbe dir lebendiges Wasser.«
   03] a Sage Ich: »Weil du blind bist in deiner Erkenntnis, darum redest du also; wärest du offensehender Erkenntnis und erkenntest die Gabe Gottes und Den, der zu dir spricht und gesagt hat: 'Weib, gib Mir zu trinken!', da würdest du niederfallen vor Ihm und Ihn bitten um ein rechtes Wasser, und Er gäbe dir zu trinken lebendiges Wasser! Ich sage es dir, wer Mir aber glaubt, das Ich zu ihm sage, aus dessen Leibe werden Ströme des gleichen lebendigen Wassers fließen, wie solches geschrieben steht im Jesajas 44,3 und im Joel 3,1.«
{a joh.04,10*; b jes.44,03; joel.03,01; joh.07,38-39}

• joh.04,11] Spricht zu ihm das Weib: »Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann lebendiges Wasser?«
   04] a Spricht das Weib: »Du scheinst in der Schrift wohl bewandert zu sein! Aber, wie ich es erkenne aus deiner Bitte um einen Trunk Wassers aus meinem Kruge, und wie du ganz sicher kein Gefäß hast, mit dem du dir ein Wasser aus diesem Brunnen schöpfen könntest, und mit der Hand das Wasser nicht erreichen kannst, da der Brunnen tief ist und niemand mit der Hand bis zum Wasser langen kann, so möchte ich wohl deine Kunst wissen, mit der du von irgendwoher es dir verschaffen könntest!? (Oder willst du etwa gar verdeckt mir zu verstehen geben, daß es dich gelüste, eine Sache mit mir zu haben? Jung wohl bin ich noch genug und reizend auch, denn ich zähle noch nicht dreißig Jahre! Solch ein Begehren aber würde von der Seite eines Juden an eine allerverachtetste Samariterin doch ein zu großes Wunder sein, indem euch die Tiere lieber sind als wir samaritische Menschen! Wahrlich, zu dem würdest du mich wohl nie bereden!}
{a joh.04,11*}

• joh.04,12] »Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.«


   05] Wer und was bist du denn, daß du also mit mir zu reden dir getraust? a Bist du etwa gar mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat, aus dem er, seine Kinder und sein Vieh getrunken haben?! Was machst du aus dir? - Sieh, ich bin ein armes Weib; denn wäre ich reich, so käme ich in dieser Hitze nicht selbst, mir einen Labetrunk zu holen. Möchtest du als Jude mich wohl noch elender machen, als ich es ohnehin schon bin?! Siehe an meine Kleider, die kaum hinreichen, meine Scham zu bedecken, und dir wird es doch klar sein, daß ich sehr arm bin! Wie magst du von mir verlangen, daß ich als ein armes, elendes Weib dich sogar noch bitten solle, um dir, einem stolzen Juden, in der Lust dienen zu dürfen?! Pfui, wenn dahin dein Sinn gerichtet wäre! Aber du siehst mir dennoch nicht danach aus; darum will ich das auch nicht im vollsten Ernste zu dir gesagt haben! Aber da du schon mit mir zu reden begannst, so erkläre dich deutlich, was du mit deinem lebendigen Wasser meinst!«
{a joh.04,12*}

• joh.04,13] Jesus antwortete und sprach zu ihr: »Wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dürsten;«
   06] Sage Ich: »Ich sagte dir es ja, daß du in deiner Erkenntnis blind bist, und so ist es denn auch wohl begreiflich, daß du Mich nicht verstehen kannst und magst. Sieh, Ich sagte dir auch: Wer Meinem Worte glaubt, aus dessen Lenden werden Ströme des lebendigen Wassers fließen! Siehe, Ich bin schon dreißig Jahre in dieser Welt und habe noch nie ein Weib berührt; wie sollte Ich nun auf einmal dich begehren wollen?! O du blinde Torin! Und so Ich mit dir eine Sache machen würde, so würdest du doch sicher wieder durstig werden und trinken müssen, um dir zu löschen den Durst; so Ich dir aber ein lebendiges Wasser anbot, so ist es ja klar, daß Ich dir damit den Durst des Lebens für ewig stillen wollte! Denn sieh, Mein Wort, Meine Lehre ist solch ein Wasser!


   07a] a Denn wer das natürliche Wasser dieses, wie auch eines andern Brunnens trinkt, den dürstet es in kurzer Zeit wieder.
{a joh.04,13*; joh.06,58}

• joh.04,14] »Wer aber jenes Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.«


   07b] a Wer aber das geistige Wasser (Meine Lehre} trinkt (gläubig in sein Herz aufnimmt}, das nur Ich allein geben kann, den dürstet es ewig nimmer wieder; denn das Wasser, das Ich jemandem gebe, wird in ihm zu einem Wasserbrunnen, dessen Wasser ins b ewige Leben hinüberquillt.
{a joh.04,14*; b joh.06,35; joh.07,38-39; ps.036,10}


   08] Sieh, du hältst Mich für einen stolzen, hochmütigen Juden, und sieh, Ich bin von ganzer Seele sanftmütig und durch und durch voll der tiefsten Demut. Mein lebendig Wasser aber ist eben diese Demut selbst; wer demnach nicht also demütig wird, wie Ich Selbst es bin, wird am Reiche Gottes, das nun zur Erde herabgekommen ist, keinen Teil haben.
   09] Zugleich aber ist das dir angebotene Lebenswasser auch die einzig wahre Erkenntnis Gottes und des ewigen Lebens aus Gott, quillt also aus Gott, dem Leben alles Lebens, in den Menschen als das ewige Leben, wird da zu einem unversiegbar ewig bleibenden Leben, das da in das Leben Gottes zurückquillt und in Gott ein und dasselbe freitätigste Leben bewirkt. Siehe, ein solches Wasser biete Ich dir; wie magst du Mich gar so falsch verstehen?!«

• joh.04,15] Spricht das Weib zu ihm: »Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muß, um zu schöpfen!«


   10] a Spricht das Weib: »So gib mir denn ein solches Wasser, auf daß es mich nimmer dürsten solle und ich nicht mehr nötig hätte, hierher zu kommen den beschwerlichen Weg, um mir ein Wasser aus diesem Brunnen zu schöpfen! Denn sieh, ich wohne am andern Ende der Stadt und habe sonach einen recht weiten Weg bis hierher!«
{a joh.04,15*}

• joh.04,16] Jesus spricht zu ihr: »Geh hin, ruf deinen Mann und komm her!«
   11] Sage Ich: »O Weib, du bist überaus dumm, mit dir ist nichts zu reden, da du von geistigen Dingen keine Ahnung hast! - a Gehe aber hin in die Stadt und rufe deinen Mann und komme mit ihm wieder hierher; mit ihm will Ich reden, der wird Mich sicher besser verstehen als du! Oder ist dein Mann auch also beschaffen wie du, daß er sich auch stillen möchte mit dem geistigen Wasser der Demut seines Leibes natürlichen Durst?«
{a joh.04,16*}

 

Fortsetzung der Szene am Jakobsbrunnen. Des Herrn Gespräch mit dem Weibe wegen ihres Mannes. Das Weib erkennt den Herrn als Propheten und bittet um Auskunft, wo man Gott wirksam anbete, damit man geheilt werde. Über die wahre Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Lebenswinke.

Ev. Joh. 4, 17-24

 

jl.ev01.027. Kapitel

• joh.04,17] Das Weib antwortete und sprach zu ihm: »Ich habe keinen Mann.« Jesus spricht zu ihr: »Du hast recht geantwortet: 'Ich habe keinen Mann.'«


   01] a Das Weib erwidert darauf ganz schnippisch: »Ich habe keinen Mann!«, worauf Ich dann mit einer etwas lächelnden Miene zu ihr sage: »Kurz, gut und richtig, also völlig recht hast du nun geredet.«
{a joh.04,17*}

• joh.04,18] »Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.«


   02] a »Denn sieh, Meine Liebe, fünf Männer hast du bereits gehabt, und da deine Natur ihrer Natur nicht entsprach, so wurden sie bald krank und starben; denn über ein Jahr hielt es keiner aus mit dir. In deinem Leibe ist ein arges Gewürm, und wer mit dir zu tun bekommt, der wird von deinem Gewürm bald getötet. Der Mann aber, den du nun hast, ist nicht dein Mann, sondern nur dein Buhlknecht - zu seinem und deinem Verderben! Ja, ja, also hast du vor Mir nun freilich wohl recht geredet.«
{a joh.04,18*}

• joh.04,19] Das Weib spricht zu ihm: »Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.«
   03] Hier erschrickt das Weib in ihrem Gemüte, will sich jedoch nicht verraten, a sagt aber nach einer Weile dennoch: »Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! Da du so viel weißt, so weißt du vielleicht auch, was mir hülfe!?«
{a joh.04,19*}

• joh.04,20] »Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.«


   04] »Wohl weiß ich's, daß in derlei nur Gott allein helfen kann; aber wie und wo soll man Ihn darum anbeten? a Unsere Väter sagen, auf dem Berge Garizim, allwo schon die ersten Erzväter Gott angebetet haben, müsse man Gott anbeten. Ihr aber saget, zu Jerusalem sei die rechte Stätte, da man Gott anbeten solle! So aber du sichtlich ein Prophet Gottes bist, da sage mir, wo man eigentlich wirksam Gott anbeten soll! Denn sieh, ich bin noch jung, und die Menschen sagen, ich sei ein wunderschönes Weib; es wäre ja doch etwas Entsetzliches, so mich meine Würmer bei lebendigem Leibe auffressen sollten! O ich armes, elendes Weib!«
{a joh.04,20*; dtn.12,05; ps.122}

• joh.04,21] Jesus spricht zu ihr: »Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.«


   05] Sage Ich: »Weib, Ich kenne wohl deine Armut, deine Not und deinen schlechten Leib; aber Ich kenne auch dein Herz, das gerade nicht das beste, aber auch nicht schlecht zu nennen ist, und sieh, das ist der Grund, daß Ich nun mit dir rede. Wo aber das Herz nur einigermaßen gut ist, da ist auch noch jegliche Hilfe möglich! - Aber da bist du ganz irrig daran, so du zweifelst, wo man Gott würdig und wirksam anbeten solle!


   06] a Sieh, Ich sage es dir, glaube es Mir: es kommt die Zeit, und sie ist schon da, daß ihr weder auf dem Berge noch zu Jerusalem den Vater anbeten werdet!«
{a joh.04,21*}
   07] Hier erschrickt das Weib und sagt: »Weh mir, wehe dem ganzen Volke! Was wird dann aus uns werden?! Also müssen wir so wie die Juden gräßlich gesündigt haben?! Aber warum sandte uns denn Jehova diesmal keinen Propheten, der uns ermahnt hätte? Du bist nun freilich zu uns gekommen als ein wahrer Prophet; aber was nützt uns nun das, so du mir sagst: Gott werde man in der Zukunft weder auf dem Berge noch zu Jerusalem anbeten? Will das nicht soviel heißen - was ich aus deinem auf einmal sehr bedenklich ernst gewordenen Gesichte las - als: Gott werde Sein altes Volk ganz verlassen und Seine Wohnstätte bei einem andern Volke nehmen? Wo des Orts auf der Erde wird das doch sein? O sage es mir, auf daß ich dann hinziehe und dort als eine rechte Büßerin Gott den Vater anbete, daß Er helfe mir Elenden und nicht ganz verlasse mein Volk!«


   08] Sage darauf Ich: »Höre Mich recht und verstehe, was Ich dir sage! - Was zweifelst und bebst du denn? Meinst du denn, Gott ist auch so ungetreu in der Haltung Seiner Verheißungen wie die Menschen gegeneinander?!«

• joh.04,22] »Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.«


   09] a »Ihr besteiget wohl den Berg und betet daselbst, aber ihr wisset es nicht, was ihr da betet, und wen ihr anbetet. Desgleichen ist es auch bei denen, die zu Jerusalem anbeten; sie laufen wohl in den Tempel und machen da ein gräßliches Geplärre, aber sie wissen es auch nicht, was sie tun und was sie anbeten!
{a joh.04,22*; 2.kön.17,29-41}


   10] Aber dennoch, wie Gott durch den Mund der Propheten geredet hat, a kommt das Heil nicht von euch, sondern von den Juden! Lies nur den dritten Vers im zweiten Kapitel des Propheten Jesajas, und du wirst es finden!«
{a joh.04,22*; jes.02,03; }


   11] Sagt das Weib: »Jawohl, ich weiß es wohl, daß es dort steht also, daß das Gesetz von Zion ausgeht, dieweil es auch dort verwahrt ist in der Lade; aber wie sagst du dann: 'Weder auf dem Berge noch zu Jerusalem'?!«

• joh.04,23] »Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will solche Anbeter haben.«
   12] Sage Ich: »Du hast Mich noch immer nicht verstanden. Sieh, Gott der Vater von Ewigkeit ist ja weder ein Berg, noch ein Tempel, noch die Lade, und ebenalso weder auf dem Berge, a noch im Tempel und ebensowenig in der Lade zu Hause! Darum sagte Ich dir: b Es kommt die Zeit und sie ist nun schon da vor deinen Augen, in der die rechten Anbeter (wie du sie hier unter den Bäumen in großer Anzahl ruhen siehst und dir schon einige in der Stadt begegneten, Speise zu kaufen} Gott den Vater im Geiste und in der Wahrheit anbeten werden; denn also will es von nun an der Vater Selbst, daß Ihn die Menschen also anbeten sollen!
{a mt.06,06; 2 kön.04,33; joh.04,23-24; jl.ev01.027,12-15; jl.ev06.123,11; jl.ev10.032,05*; jl.ev10.102,18-19; jl.ev06.123,09-10; jl.ev09.209,06; b joh.04,23*}

• joh.04,24] »Gott ist ein Geist; und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.«


   13] a Denn siehe, Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten!
{a joh.04,24*; 2.kor.03,17; b röm.12,01}
   14] Und sieh, dazu braucht es weder einen Berg noch irgend einen Tempel, sondern lediglich ein möglichst reines, liebevolles, demütiges Herz! Ist das Herz das, was es sein soll, nämlich ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß voll Sanftmut und Demut, dann ist volle Wahrheit in solch einem Herzen; wo aber Wahrheit ist, da ist Licht und Freiheit, denn das Licht der Wahrheit macht jegliches Herz frei. Ist aber das Herz frei, so ist auch frei der ganze Mensch.
{joh.04,24*}
   15] Wer demnach mit solch einem Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters, und der Vater wird sein Gebet stets erhören und wird nicht sehen auf den Ort, an dem nichts gelegen ist, ob Berg oder Jerusalem, da die Erde überall gleich Gottes ist, sondern allein auf das Herz jegliches Menschen! Ich meine, daß du Mich nun wohl verstanden hast.«

 

Das Weib am Jakobsbrunnen ist nun bereit, den Herrn trinken zu lassen. Vom geistigen Durst des Herrn nach der Menschen Herzen. Des Geistes Heilkraft im gläubigen Menschen. Gespräch über den Messias. Der Herr offenbart Sich dem Weibe als Messias.

Ev. Joh. 4, 25-26

jl.ev01.028. Kapitel

   01] Sagt das Weib: »Ja, Herr, nun hast du klarer geredet! Aber sage mir: Hast du nun keinen Durst mehr und magst nicht trinken aus dem Kruge einer Sünderin?« Sage Ich: »Liebes Weib, laß das nur gut sein, denn sieh, du bist mir lieber als dein Krug und dein Wasser! Als Ich ehedem von dir zu trinken begehrte, meinte Ich nicht deinen Krug, sondern dein Herz, darin ein viel köstlicheres Wasser ist als in diesem Brunnen und in deinem Kruge. Mit dem Wasser deines Herzens kannst du auch heilen deinen ganzen Leib; denn was an dir Mir wohltut, das wird dich heilen, so du glauben kannst!«


   02] Sagt das Weib: »O Herr, wie soll ich das anstellen, wie meines Herzens Wasser bringen in meine Scham? Herr, vergib es mir, daß ich so frei rede mit dir; aber ich bin ein elendes Weib, und siehe, das Elend kennt die Scham nicht als Scham, sondern allenthalben sich selbst nur und löst die Zunge nach der Größe der Not. Wäre ich nicht so elend als ich bin, fürwahr, mein Herz würde ich dir bieten! Aber - o Gott, Du heiliger Vater, Der mir helfen möge! - so bin ich elend krank und darf zu meinen vielen Sünden keine neuen mehr hinzufügen; denn einem Reinen, wie du einer sein mußt, ein so unreines Herz zu bieten, wäre doch sicher der Sünden größte!«


   03] Sage Ich: »Mein liebes Weib, nicht daß du mir dein Herz bötest, sondern Ich Selbst habe es genommen, als Ich dich bat ums Wasser! Darum magst du dein Herz Mir immerhin bieten, denn Ich nehme auch die Herzen der Samariter an! Wenn du Mich liebst, so tust du wohl daran; denn Ich habe dich schon lange eher geliebt, als du noch Meiner gedenken mochtest!«
   04] Hier errötet das schöne Weib und sagt etwas verlegen: »Seit wann kennst du mich denn? Warst denn du schon je in dieser Stadt oder in Samaria? Wahrlich, ich habe dich nie irgendwo mit einem Auge gesehen! O ich bitte dich, wo und wann hast du mich gesehen? Sage es mir doch!«

 
   05] Sage Ich: »Weder hier noch in Samaria oder an irgend einem andern Orte, und dennoch kenne Ich dich schon seit deiner Geburt, auch sogar noch von viel früher her, und habe dich allzeit geliebt wie Mein Leben! Wie gefällt dir das, bist du zufrieden mit Meiner Liebe? Sieh, als du in deinem zwölften Jahre zu Samaria in eine Zisterne fielst, da war Ich es, Der dich herauszog; aber du konntest nicht sehen die Hand, die dich aus der Zisterne hob! Erinnerst du dich noch dessen?«


   06] Hier wird das Weib ganz verwirrt und weiß nicht, was sie darauf sagen soll; denn ihr Herz hat nun schon viel Feuers in sich, und ihre Liebe wuchs sichtlich.
   07] Nach einer Weile ihrer Herzensarbeit fragte Ich sie, ob sie vom Messias, Der da kommen solle, nicht etwas wisse.

• joh.04,25] Spricht das Weib zu ihm: »Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommen wird, so wird er uns alles verkündigen.«


   08] a Spricht das Weib darauf mit noch sehr geröteten Wangen und hochwallender Brust: »Herr, du weisester Prophet Gottes, ich weiß es wohl, daß der verheißene Messias kommen soll und Christus Sein Name sein wird! Wenn Er aber kommen wird, da wird Er doch nur das uns verkündigen können, was du zu mir nun geredet hast?! Aber wer wird es uns sagen, wann und von woher der Messias kommen wird? Vielleicht weißt du, der du gar so grundweise bist, mir auch über des Messias Ankunft etwas Näheres kundzumachen? Denn sieh, wir warten schon lange, und es ist vom Messias nirgendwo eine Rede zu vernehmen! Du würdest mir daher einen überaus großen Wohlgefallen erweisen, so du mir kundtun möchtest, wann und wo der Messias bestimmt kommen wird, zu erlösen Sein Volk von allen seinen vielen Feinden! O sage es mir, so du es weißt! Vielleicht würde der Messias Sich auch meiner erbarmen und mir helfen, so ich Ihn darum anflehen würde?!«
{a joh.04,25*; joh.01,41}

• joh.04,26] Jesus spricht zu ihr: »Ich bin es, der mit dir redet.«


   09] a Sage Ich zum Weibe ganz kurz, aber sehr liebeernst: »Ich bin es, Der nun mit dir redet!«
{a joh.04,26*}

   01] Sagt das Weib: »Ja, Herr, nun hast du klarer geredet! Aber sage mir: Hast du nun keinen Durst mehr und magst nicht trinken aus dem Kruge einer Sünderin?« Sage Ich: »Liebes Weib, laß das nur gut sein, denn sieh, du bist mir lieber als dein Krug und dein Wasser! Als Ich ehedem von dir zu trinken begehrte, meinte Ich nicht deinen Krug, sondern dein Herz, darin ein viel köstlicheres Wasser ist als in diesem Brunnen und in deinem Kruge. Mit dem Wasser deines Herzens kannst du auch heilen deinen ganzen Leib; denn was an dir Mir wohltut, das wird dich heilen, so du glauben kannst!«


   02] Sagt das Weib: »O Herr, wie soll ich das anstellen, wie meines Herzens Wasser bringen in meine Scham? Herr, vergib es mir, daß ich so frei rede mit dir; aber ich bin ein elendes Weib, und siehe, das Elend kennt die Scham nicht als Scham, sondern allenthalben sich selbst nur und löst die Zunge nach der Größe der Not. Wäre ich nicht so elend als ich bin, fürwahr, mein Herz würde ich dir bieten! Aber - o Gott, Du heiliger Vater, Der mir helfen möge! - so bin ich elend krank und darf zu meinen vielen Sünden keine neuen mehr hinzufügen; denn einem Reinen, wie du einer sein mußt, ein so unreines Herz zu bieten, wäre doch sicher der Sünden größte!«


   03] Sage Ich: »Mein liebes Weib, nicht daß du mir dein Herz bötest, sondern Ich Selbst habe es genommen, als Ich dich bat ums Wasser! Darum magst du dein Herz Mir immerhin bieten, denn Ich nehme auch die Herzen der Samariter an! Wenn du Mich liebst, so tust du wohl daran; denn Ich habe dich schon lange eher geliebt, als du noch Meiner gedenken mochtest!«
   04] Hier errötet das schöne Weib und sagt etwas verlegen: »Seit wann kennst du mich denn? Warst denn du schon je in dieser Stadt oder in Samaria? Wahrlich, ich habe dich nie irgendwo mit einem Auge gesehen! O ich bitte dich, wo und wann hast du mich gesehen? Sage es mir doch!«


   05] Sage Ich: »Weder hier noch in Samaria oder an irgend einem andern Orte, und dennoch kenne Ich dich schon seit deiner Geburt, auch sogar noch von viel früher her, und habe dich allzeit geliebt wie Mein Leben! Wie gefällt dir das, bist du zufrieden mit Meiner Liebe? Sieh, als du in deinem zwölften Jahre zu Samaria in eine Zisterne fielst, da war Ich es, Der dich herauszog; aber du konntest nicht sehen die Hand, die dich aus der Zisterne hob! Erinnerst du dich noch dessen?«


   06] Hier wird das Weib ganz verwirrt und weiß nicht, was sie darauf sagen soll; denn ihr Herz hat nun schon viel Feuers in sich, und ihre Liebe wuchs sichtlich.
   07] Nach einer Weile ihrer Herzensarbeit fragte Ich sie, ob sie vom Messias, Der da kommen solle, nicht etwas wisse.

• joh.04,25] Spricht das Weib zu ihm: »Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommen wird, so wird er uns alles verkündigen.«
   08] a Spricht das Weib darauf mit noch sehr geröteten Wangen und hochwallender Brust: »Herr, du weisester Prophet Gottes, ich weiß es wohl, daß der verheißene Messias kommen soll und Christus Sein Name sein wird! Wenn Er aber kommen wird, da wird Er doch nur das uns verkündigen können, was du zu mir nun geredet hast?! Aber wer wird es uns sagen, wann und von woher der Messias kommen wird? Vielleicht weißt du, der du gar so grundweise bist, mir auch über des Messias Ankunft etwas Näheres kundzumachen? Denn sieh, wir warten schon lange, und es ist vom Messias nirgendwo eine Rede zu vernehmen! Du würdest mir daher einen überaus großen Wohlgefallen erweisen, so du mir kundtun möchtest, wann und wo der Messias bestimmt kommen wird, zu erlösen Sein Volk von allen seinen vielen Feinden! O sage es mir, so du es weißt! Vielleicht würde der Messias Sich auch meiner erbarmen und mir helfen, so ich Ihn darum anflehen würde?!«
{a joh.04,25*; joh.01,41}

• joh.04,26] Jesus spricht zu ihr: »Ich bin es, der mit dir redet.«


   09] a Sage Ich zum Weibe ganz kurz, aber sehr liebeernst: »Ich bin es, Der nun mit dir redet!«
{a joh.04,26*}

 

Die Unterredung des Herrn mit der Samariterin am Jakobsbrunnen wird gestört durch die Rückkunft einiger Jünger. Über die tätige Liebe als wahre Gottesehrung. Heilung des Weibes. Der Geheilten Freude und eifriges Werben für den gefundenen Messias. Der Samariterin Abordnung an den Messias.

Ev. Joh. 4, 27-30

jl.ev01.029. Kapitel

• joh.04,27] Und inzwischen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, daß er mit einem Weib redete; doch sagte niemand: »Was fragst du?« oder: »Was redest du mit ihr?«
   01] Bei dieser Erklärung erschrak das Weib sehr, und zwar darum um so mehr, da a gerade in diesem Moment die speisebringenden Jünger aus der Stadt zurückkamen und ganz verwundert große Augen machten, als sie Mich mit diesem Weibe redend trafen, sich aber dennoch nicht getrauten, weder Mich noch das Weib zu fragen, was wir gemacht oder miteinander geredet hätten. Die anderen Mitreisenden aber schliefen samt Meiner Mutter, die hier auch noch zugegen war, derart fest, daß sie kaum zu erwecken waren; denn der weite Marsch hatte sie alle sehr müde gemacht. Es kam endlich auch der eine Jünger aus dem Dörflein zurück, der ein Gefäß zum Wasserschöpfen suchen gegangen war, aber keines gefunden hatte. Er entschuldigte sich und sagte: »Herr, das Dörfchen zählt doch bei etliche zwanzig Häuser, und sieh, es ist Dir aber auch nicht ein Mensch daheim, und alle Türen sind fest verschlossen!«
{a joh.04,27*}


   02] Worauf Ich ihm erwidere: »Mache dir nichts daraus! Denn sieh, das wird uns naturmäßig, und ganz besonders geistig, noch sehr oft und vielfach begegnen, daß wir vom Durste unserer Liebe getrieben an die Türen (Herzen} der Menschen pochen werden, zu suchen ein Gefäß zum Schöpfen des lebendigen Wassers; aber wir werden die Herzen verschlossen und leer finden! Verstehst du dies Bild?«


   03] Spricht der Jünger ganz gerührt und betroffen: »Herr, Du lieber Meister, leider habe ich Dich wohl verstanden! Aber wenn so, da werden wir keine großen Geschäfte machen!«
   04] Sage Ich: »Und doch, Mein Bruder! Sieh dies Weib an! - Ich sage dir: einen a Verlorenen zu finden, ist mehr wert denn neunundneunzig Gerechte, die nach ihrem Gewissen der Buße nicht bedürfen, weil sie an jedem Sabbat auf Garizim Gott zu dienen wähnen, hier aber sogar am Vorsabbat alle Schöpfgefäße wegnehmen, auf daß sich am Sabbat ja niemand einen Trunk Wassers aus dem Brunnen schöpfe und lösche seinen Durst, wodurch nach der Meinung der Gerechten der Sabbat entheiligt würde. O der großen, blindesten Torheit solcher Gerechten! Hier aber steht eine Sünderin mit einem guten Kruge und dienet uns! Saget, was ist besser: diese oder die neunundneunzig Sabbatheiliger auf Garizim?!«
{a lk.15,07}
   05] Das Weib aber sagt ganz zerknirscht: »Herr! Du Sohn des Ewigen! Hier ist mein Krug, bedienet euch desselben; zu eurem Dienste lasse ich ihn hier stehen! Mich aber lasset schnell in die Stadt eilen, denn in einem eurer zu unwürdigen Kleide stehe ich vor euch!« - Sage Ich: »Weib, sei gesund und tue, wie es dir gut dünkt!«

• joh.04,28] Da ließ Das Weib ihren Krug stehen und ging in die Stadt und spricht zu den Leuten:
   06] a Weinend vor Freude verläßt das Weib den Krug und Brunnen und eilt in die Stadt, sieht sich aber während des Gehens vielmals Mich grüßend um, denn sie liebt Mich mächtig. Das Weib kommt nahe außer Atem in die Stadt, und es begegnen ihr mehrere Männer in einer Schar, wie sie sabbats gewöhnlich in einer schattigen Gasse auf und ab zu lustwandeln pflegten. Die Männer, die das Weib wohl kannten, fragten sie scherzweise: »Nun, nun, wohin denn doch gar so eilig? Wo brennt es denn?« Das Weib sieht sie liebernst an und sagt: »O scherzet nicht, ihr lieben Herren, denn unsere Zeit ist ernster geworden als ihr es ahnen möget!«
{a joh.04,28*}

• joh.04,29] »Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei?«


   07] Hier unterbrechen sie die Männer und fragen sie voll banger Neugierde: »Nun, nun, was ist es denn, ziehen Feinde in unser Land, oder naht sich ein Heuschreckenschwarm unserer Gegend?«
   08] Das Weib spricht ganz erschöpft: »Nichts von all dem! Die Sache ist viel größer und viel außerordentlicher! Höret mich ruhig an!


   09] Schon vor einer Stunde ging ich hinaus zum Jakobsbrunnen, mir ein Mittagswasser zu holen, und seht, da fand ich einen Menschen, den ich anfangs fest für einen Juden hielt, am Geländer des Brunnens sitzen! Als ich mir, seiner kaum achtend, mein Wasser aus dem Brunnen geschöpft hatte, redete mich der Mensch an und verlangte, daß ich ihn aus meinem Krug solle trinken lassen. Ich verweigerte ihm solches, da ich vermeinte, daß er ein Jude sei.
   10] Er aber redete wieder, wie ein Elias weise, und a tat mir alles kund, was ich je getan hatte. Am Ende leitete er selbst das Gespräch auf den Messias, und als ich ihn weiter fragte, wo, wie und wann der Messias kommen werde, da sah er mich liebeernst an und sagte mit einer Stimme, die mir durch Mark und Bein ging: 'Ich bin es, Der Ich nun mit dir rede!'
{a joh.04,29*}
   11] Ich aber hatte Ihn schon früher gebeten, da Er mir sagte, wie krank ich sei, ob ich nicht wieder gesund werden könnte. Und nun zuletzt sagte Er zu mir 'Werde gesund!', und sehet, mein Übel fuhr aus mir wie ein Wind, und ich bin nun vollauf gesund!
   12] Gehet denn hinaus und sehet selbst, a ob das nicht wahrhaft Christus, der verheißene Messias, sei. Ich halte Ihn fest dafür, denn größere Zeichen, als dieser Mensch tut, wird Christus, so Dieser es nicht wäre, nimmer zu tun vermögen! Gehet also hinaus und überzeuget euch selbst! Ich aber eile nun nach Hause, um bessere Kleider anzulegen, denn also könnte ich vor Seiner Herrlichkeit nimmer bestehen! Mehr ist Er sicher als ein Prophet oder ein König des Volkes, so Er nicht Christus sein sollte!«
{a joh.04,29*}
   13] Sagen die Männer: »Ja, wenn das, da wäre freilich diese Zeit vom höchsten Ernste und von der höchsten Bedeutung! Da müssen wir aber schon in größerer Anzahl hinausgehen und müssen auch darunter sein etliche, die der Schrift wohl kundig sind; es ist nur schade, daß heute unsere Rabbiner sich alle auf dem Berge befinden! Aber vielleicht läßt Er Sich bereden, einige Tage in unserer Mitte zu verweilen, und da könnten Ihn schon auch diese prüfen.«

• joh.04,30] Da gingen sie aus der Stadt und kamen zu ihm.
   14] Sie laden darauf noch mehrere, mit ihnen hinauszuziehen zum Jakobsbrunnen, und es geht nun ein Zug von nahe hundert Menschen beiderlei Geschlechts a hinaus, um zu sehen den Messias.
{a joh.04,30*}
jl.ev01.030. Kapitel

• joh.04,31] Inzwischen ermahnten ihn die Jünger und sprachen: »Rabbi, iß!«
   01] Während sich aber die starke Schar aus der Stadt gegen den Brunnen hin bewegte, a ermahnten Mich Meine Jünger, daß Ich nun zuvor essen solle! Denn sie wußten es schon, daß Ich, sobald irgend Menschen zu Mir kamen, keine Speise nahm; sie aber hatten Mich lieb und fürchteten, daß Ich schwach und krank werden könnte. Denn ob sie schon wußten, daß Ich Christus bin, so hielten sie aber Meinen Leib dennoch für schwach und gebrechlich und ermahnten Mich deshalb, daß Ich essen solle!
{a joh.04,31*}

• joh.04,32] Er aber sprach zu ihnen: »Ich habe eine Speise zu essen, wovon ihr nicht wißt.«
   02] a Ich aber sehe sie liebernst an und sage: »Meine lieben Freunde, Ich habe nun eine Speise zu essen, von der ihr nichts wisset!«
{a joh.04,32*}

• joh.04,33] Da sprachen die Jünger untereinander: »Hat ihm jemand zu essen gebracht?«
   03] Da sahen die Jünger einander an, befragten sich untereinander a und sagten: »Hat Ihm denn schon jemand von irgendwoher etwas zu essen gebracht? Was wohl muß Er für Speise haben? Hat Er sie denn schon verzehrt? Es ist nirgends etwas zu sehen - außer der Krug noch ganz voll mit Wasser. Am Ende hat Er das Wasser in Wein verwandelt?«
{a joh.04,33*}

• joh.04,34] Jesus spricht zu ihnen: »Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.«


   04] Sage Ich zu ihnen: »O ratet doch nicht gar so unsinnig, was Ich gegessen oder nicht gegessen habe! Ihr habt es ja schon zu öfteren Malen doch gesehen, daß Ich Mich an eurer Seite nie extra habe bedienen lassen. Ich rede zu euch aber nun von keiner Leibesspeise, sondern von einer viel höheren und würdigeren Speise des Geistes rede Ich zu euch, und diese besteht darin, daß a Ich den Willen Dessen tue, Der Mich gesandt hat, und b Sein großes Werk vollende! Der aber, so Mich gesandt hat, ist der Vater, von Dem ihr saget, daß Er euer Gott sei, ihr Ihn aber dennoch nie erkannt habt. Ich aber kenne Ihn und tue darum Sein Wort, und das ist Meine rechte Speise, die ihr nicht kennet. Ich sage es euch: Nicht nur das Brot, sondern jede gute Tat oder Arbeit ist auch eine Speise, wennschon nicht für den Leib, so aber desto mehr für den Geist!«
{a joh.04,34*; joh.06,38; b joh.17,04}

• joh.04,35] »Sagt ihr nicht selbst: 'Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte?' Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf das Feld, denn es ist reif zur Ernte.«
   05] »Viele aus euch haben Äcker daheim, und a ihr selbst saget es: 'Noch vier Monate, und die Zeit der Vollernte ist da, und wir werden müssen nach Hause ziehen und Ernte halten!' Ich aber sage euch: Hebet eure Augen besser auf! b Jetzt schon sind alle Felder weiß zur Ernte. Aber nicht diese Naturfelder meine Ich, sondern das große Feld, das da ist die ganze Welt, auf der die Menschen als reif gewordener Weizen stehen, die in die Scheuern Gottes sollen eingeerntet werden!«
{a joh.04,35*; b mt.09,37; lk.10,02; jl.ev01.132,01b; jl.ev07.166,05}

• joh.04,36] »Und wer das schneidet, der empfängt seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich gemeinsam freuen, der da sät und der da erntet.«
   06] »Und sehet, diese Ernte ist eine rechte Arbeit und diese Arbeit eine rechte Speise, die Ich, wie auch ihr, werde vollauf zu essen bekommen. a Wer auf diesem Felde ein rechter Schnitter ist, der sammelt die wahre Frucht zum ewigen Leben, auf daß am Ende der Ernte eine gemeinschaftliche Freude werde Dem, Der da gesät hat, und gleich auch dem, der da geschnitten hat!«
{a joh.04,36*}

• joh.04,37] »Denn hier ist der Spruch wahr: 'Der eine sät, der andere erntet.'«
   07] »Denn es wird nach der Ernte essen der Sämann wie der Schnitter von einer und derselben Frucht und ein und dasselbe Brot des Lebens; a und es wird dann der alte Spruch zur vollen Wahrheit: Der eine säet und ein anderer erntet; aber beide werden leben von ihrer Arbeit gleich und essen eine und dieselbe Speise!
{a joh.04,37*}
   08] Sehet euch an die große Menge derer, die aus der Stadt zu uns gekommen sind, um zu sehen an Mir den Verheißenen, und wie ihr sehet, daß noch immer mehrere nachkommen! Sehet, das sind lauter schon vollreife Weizenähren, die da schon lange geschnitten hätten werden sollen! Ich sage es euch mit viel Freude: a Die Ernte ist groß, aber der Schnitter gibt es noch viel zu wenig; b bittet darob den Herrn der Ernte, daß Er mehr Schnitter in Seine Ernte sende!«
{a joh.04,38*; mt.09,37-38; b lk.10,02}

• joh.04,38] »Ich habe euch gesandt, da zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen.«


   09] »Ich habe euch aufgenommen, und mit der Aufnahme a habe ich euch auch schon ausgesandt im Geiste, zu schneiden, das ihr nicht gesäet habt; denn andere haben gesäet, und ihr seid nun in ihre Arbeit gekommen, und darob möget ihr euch wohl über die Maßen glücklich preisen! - Denn der da säet, der ist noch fern der Ernte; wer aber da schneidet, der erntet zugleich und hat vor ihm das neue Brot des Lebens! Darum seid nun eifrige Schnitter; denn eure Mühe ist seliger denn die des Sämanns!«
{a joh.04,38*}
   10] Die meisten Jünger verstanden diese Lehre wohl und fingen sogleich an, Mein Wort von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten den Samaritern zu verkünden, und daß Ich wahrhaft Christus sei.

Entsprechung von 'Sichel'; rechte Sabbatfeier

   11] Aber einige wenige noch so ziemlich Blöde im Verständnis des Herzens traten zu Mir hin und fragten Mich so ganz geheim im Vertrauen: »Herr, woher werden wir Sicheln nehmen, und dazu ist heute Sabbat?!«


   12] Worauf Ich ihnen erwiderte: »Sagte Ich denn, daß ihr diese vor uns liegenden Gerstenfelder schneiden sollet? O ihr Blöden, wie lange werde ich euch noch also ertragen müssen?! - Verstehet ihr denn noch nichts?! - So höret denn und fasset es:
   13] Mein Wort vom Reiche Gottes, zuerst in euren eigenen Herzen, und von da heraus über eure Zungen zu den Ohren und in die Herzen eurer Mitmenschen und Brüder gehend, ist die geistige Schnittersichel, die Ich euch gebe, einzuernten die Menschen, eurer Brüder, in das Reich Gottes, in das Reich der wahren Erkenntnis Gottes und es ewigen Lebens in Gott.
   14] Es ist heute freilich wohl Sabbat; aber der Sabbat ist dumm und unsinnig wie euer Herz, und ihr schauet darob auf den Sabbat, weil es in euren Herzen noch sehr stark sabbatmäßig aussieht. Ich aber sage es euch, da Ich ein Herr auch des Sabbat bin:
   15] Verbannet den Sabbat ehestens aus euren Herzen, so ihr Meine wahrhaftigen Jünger sein und bleiben wollt! Wir sind an jeglichem Tage gleich da zur Arbeit; wo der Herr des Sabbats arbeitet, so sollen Seine Knechte die Hände nicht in die Taschen stecken!
   16] Muß nicht die Sonne am Sabbat so gut auf- und untergehen wie an einem Werktage? So aber der Herr der Sonne wie des Sabbats am Sabbate feierte, wäret ihr wohl zufrieden mit einem stockfinsteren Sabbat? Sehet, sehet, wie blöde ihr noch seid! Darum tuet euch auf und tuet, was Ich nun tue und was eure Brüder tun, so werdet ihr eine Mir wohlgefällige, wahrhaftige lebendige Sabbatfeier begehen!«

• joh.04,39-42] Glaube der Samariter an Jesus

   17] Nach diesen Worten begaben sich auch die schwächeren Jünger zu den Samaritern, die da nun schon in einer großen Anzahl aus der Stadt zu Mir gekommen waren, und lehrten sie, was sie von mir wußten.

 

Der Herr wird von der Samaritern erkannt und gläubig aufgenommen. Szene zwischen den Bürgern von Sichar und dem Weibe vom Jakobsbrunnen. Des Weibes Rede über das wahre Ehrenzeichen:  Die Liebe zum Herrn.

Ev. Joh. 4, 39-42

jl.ev01.031. Kapitel

• joh.04,39] Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um der Rede des Weibes willen, die bezeugte: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.«
   01] Und so ging es bis an den Abend, und sehr viele von denen, die aus der Stadt zu Mir gekommen waren, a glaubten nun an Mich, anfangs um des Zeugnisses des Weibes willen, das da dem Stadtvolke mit glühenden Worten zu erzählen wußte, wie Ich ihr alles gesagt habe, was sie je getan hatte; dann aber glaubten viele aus dem, was die Jünger von Mir ausgesagt haben. Am festesten aber glaubten jene Samariter, die so nahe bei Mir waren, daß sie Meine eigenen Worte vernehmen konnten.
{a joh.04,39*}


   02] Denn es waren einige darunter, die in der Schrift wohl bewandert waren; diese sagten: »Dieser redet wie David, der da sagt: a 'Die Befehle des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz; die Gebote des Herrn sind pur und erleuchten die Augen! Die Furcht des Herrn ist rein und bleibet ewiglich, und die Rechte des Herrn sind wahrhaft und allesamt gerecht. Sie sind köstlicher denn Gold und viel feines Gold; sie sind süßer denn Honig und Honigseim. b  Deinen Willen, Herr, tue ich gerne, und Dein Gesetz habe ich in meinem Herzen; ich will predigen Deine Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt Du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von Deiner Wahrheit und von Deinem Heile rede ich. Ich verhehle Deine Güte und Deine Treue nicht vor der großen Gemeinde.' - Wir aber wissen, und das ist unser Zeugnis voll Wahrheit und Kraft, daß Der, Der also spricht und handelt, wie David vor Ihm und zwar in Seinem Namen geredet und gehandelt hat, wahrhaft der verheißene Messias ist. Bis auf Diesen aber hat nach David keiner mehr geredet und gehandelt wie David; sonach ist Dieser unfehlbar Christus, der von Ewigkeit Gesalbte Gottes! Diesen wollen wir darum vollends annehmen!«
{a ps.019,09-11; b ps.040,09-11}

• joh.04,40] Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er bei ihnen bliebe; und er blieb zwei Tage da.


   03] Nachdem diese Samariter also untereinander sich ein Zeugnis gaben über Mich, a traten sie ganz zu Mir hin in aller Ehrfurcht und baten Mich, daß Ich bei ihnen bleiben möchte. Denn sie sagten: »Herr, Der Du wahrhaftig Christus bist, wie wir Dich nun wohl erkannt haben, bleibe bei uns; denn in Jerusalem wirst Du wenig Aufnahme, wohl aber dafür desto mehr Unglauben und Verfolgung aller Art finden! Denn etwas Schlechteres denn einen Pharisäer trägt die weite Erde nicht, weder zu Lande noch zu Wasser. Hier aber sollst Du gehalten werden, wie es Dir als Dem gebührt, Den uns Moses, David und die Propheten verheißen haben!«
{a joh.04,40*}
   04] Ich aber sagte zu ihnen: »Liebe Männer aus Sichar! Mir macht es eine rechte Freude, daß Ich auf eurem Acker eine so gute Ernte gemacht habe; aber es wäre nicht fein von Mir, so Ich da, wo Ich die Kranken geheilt habe und sie nun gesund sind, verbliebe und achtete nimmer der vielen anderwärtigen Kranken! Ich werde aber dennoch zwei Tage bei euch verbleiben, und am dritten Tage erst weiter nach Galiläa hinabziehen.«

• joh.04,41] Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen.


   05] Es traten aber darauf noch viele hinzu, die ehedem noch nicht gar fest glaubten, a und bekannten ihren nun unerschütterlichen festen Glauben. Es war aber auch das Weib da in guten Anzuge und sagte zu denen, die nun glaubten: »Liebe Freunde, ihr werdet mich doch nun in eure Ehre aufnehmen? Denn ich habe euch zuerst den Weg hierher gezeigt, als ihr mich scherzweise fragtet, wo es brenne!«
{a joh.04,41*}

• joh.04,42] und sprachen zu dem Weib: »Von nun an glauben wir nicht aufgrund deiner Rede; wir haben selbst gehört und erkannt, daß dieser wahrlich Christus, der Heiland der Welt, ist.«
   06] Da sprachen die Samariter: »So dich der Herr angenommen hat zuvor denn uns, da bist du auch bei uns aufgenommen in Ehren, wie es in Sichar der Brauch ist. a Aber wir glauben von nun und fort an nicht mehr deiner Worte wegen; denn wir haben Ihn nun selbst gehört und erkannt, daß Dieser wahrlich ist Christus, der Welt Heiland! Und du wirst uns nun nimmer gläubiger machen als wir nun sind! Aber von nun an sollst du auch bei uns eine rechte Ehre haben, so du hinfort nicht mehr sündigen wirst!«
{a joh.04,42*}
   07] Sagt das Weib: »Ich aber habe von jeher nicht alsoviel gesündigt, als ihr es leider noch immer meinet. Vor dem, als ich eines Mannes ordentliches Weib wurde, ist mein Leib nie von dem eines Mannes berührt worden; als ich aber nachher eines Mannes Weib ward, da lebte ich ganz ordnungsgemäß, wie es sich für ein Weib gebührt. Daß ich nicht fruchtbar werden konnte, und daß jeder meiner fünf Männer, so er mit mir seine Sache verrichtet hatte, bald darauf sterben mußte, dafür konnte ja doch ich nicht, wohl aber höchstens die, von denen ich ein solches Fleisch erhielt, daß das nicht geheuer war einem Manne. Nachdem mir fünf Männer starben und mir ein kaum erträgliches Herzleiden verursachten, da beschloß ich, mich nimmer mit einem Manne zu verbinden; aber nach einem Jahre, wie ihr es wißt, kam ein Arzt nach Sichar mit Kräutern, Ölen und Salben und machte viele Leute gesund; da ging auch ich hin zu ihm, getrieben von meiner sehr fühlbaren Not, ob er mir hülfe.
   08] Er aber besah mich und sprach: 'Weib, eine Welt gäbe ich darum, so ich dir helfen könnte; denn wohl nie sah mein Auge ein schöneres Weib denn du bist! Kann ich dir aber schon nicht helfen vollends, so kann ich dein Übel aber dennoch lindern!' Er aber zog sich dann in meine ärmliche Behausung, gab mir darauf alle Tage lindernde Mittel und sorgte für mich; aber er hat meinen kranken Leib noch nie in einer schlechten Absicht, wie ihr es fälschlich zu meinen scheinet, berührt!

 
   09] Und so bin ich wohl vor Gott, wie sicher auch ihr, allezeit eine Sünderin; aber euren Augen glaube ich eben keine so große und grobe Sünderin zu sein, als für wie groß ihr mich zu halten beliebet. Der aber hier sitzt am Brunnen Jakobs, Der mir zuvor alles gesagt hat, was ich getan habe, Den fraget, und Er wird es euch Selbst sagen, inwieweit ich den Namen einer öffentlichen Sünderin verdiene oder nicht.«


   10] Hier schauten sich die Samariter groß an und sagen zum Weibe: »Nun, nun, sei wieder gut, wir haben es geradewegs ja so arg nicht gemeint; dafür sollst du nun eine Ehrenbürgerin in Sichar werden. Sage, bist du nun zufrieden mit uns?«


   11] Spricht das Weib: »O sorget euch nicht um die Ehre eines armen Weibes! Ich habe mir bereits den größten Teil der Ehre genommen!«


   12] Sagen die Samariter: »Wie wohl hast du das angefangen? Wir wissen nichts von einem Ehrenzeichen, das dir die Stadt erteilt hätte! Woher nahmst du dann solches?«
   13] Sagt das Weib, mit Tränen wahrer Liebe und des rechten Dankes auf Mich hinweisend: »Hier ruht Er noch! Er allein ist nun meine höchste Ehre, die weder ihr noch die ganze Welt mir also geben und ebensowenig nehmen könnet! Denn Er Selbst hat sie mir gegeben, und von ihm habe ich sie genommen! Ich weiß es wohl, daß ich nicht im geringsten wie in all meinem Sein irgend wert bin, von Ihm, dem Herrn der Herrlichkeit, eine Ehre zu nehmen; aber Er gab sie mir vor euch, und ich habe sie genommen vor euch und gab euch Kunde von Ihm, da ihr nichts wußtet von Ihm ehedem. Sehet, das habe ich vor euch allen, das ihr mir nicht gegeben habt, und, da ich es einmal habe, mir es nicht nehmen könnet, und das ist ein Ehrenzeichen rechter Art und Weise und hat seine Geltung in Ewigkeit; euer Ehrenzeichen aber gilt nur zeitlich und das für Sichar allein, und dessen kann ich entraten, so man das ewige hat. Ich hoffe, daß ihr nun einsehen möchtet, wie und woher ich meinen größten Teil der rechten Ehre genommen habe.«


   14] Sagen die Samariter: » Ist denn das irgend ein Vorzug, daß du zufällig zuerst herauskamst und trafst hier Christum? Wir haben Ihn nun auch gefunden und loben und preisen Ihn nun in unseren Herzen gleich dir, und Er verhieß uns auch wie dir, zwei Tage zu verweilen in unserer Stadt. Wenn aber also, wie sprichst du denn von einer Vorehre, die dir zuteil ward vor uns?«


   15] Sagt das Weib: »Ihr lieben Männer von Sichar, so ich mit euch rechten wollte, da würden wir nie zu einem Ende kommen. Ich habe es euch aber gesagt, wie es ist der vollen Wahrheit gemäß; zum zweiten Male aber sage ich's euch nicht mehr! Mehrere aus euch aber haben das römische Gesetz studiert und sind nun Richter nach diesem Gesetze und sagen, das sei ein weises Gesetz! Nun steht aber in diesem Gesetze, das auch ich gelesen habe, da ich römisch verstehe: Primo occopanti jus! (d.h.: ,Recht hat, wer zuerst besetzt'} Ich aber war hier die Erste, und ihr könnt mir daher mein gutes Recht nicht nehmen.«


   16] Hier schwiegen die Samariter und wußten nichts dem Weibe zu entgehen; denn sie hatte nun ihre schwache Seite getroffen, und sie konnten ihr darauf nicht erwidern. Denn sie waren wegen der Juden große Freunde der Römer und schätzten hoch die Weisheit und Ordnung des römischen Gesetzes; darum schwiegen sie nun, da das Weib sie aufs Gesetz der Römer verwies.
   17] Daß aber das Weib in der römischen Sprache wohl bewandert war, ist nicht zu verwundern; denn die Samariter redeten nahe durchgängig römisch und teilweise griechisch, um auch durch die Sprache jede Gemeinschaft mit den Juden zu vermeiden.

 

Liebliche Szene zwischen dem Herrn und dem Weibe, in dessen Haus Er Herberge nehmen will. Des Herrn Rede an die Samariter. Der Herr sieht das Herz an, und der Mensch sieht, was äußerlich ist. Die Ehre des Weibes vom Jakobsbrunnen.

 

jl.ev01.032. Kapitel

   01] Es war aber nun Abend geworden, und alle, die aus Judäa mit Mir kamen und den ganzen Nachmittag geschlafen hatten, da sie sehr müde waren, wurden einer nach dem anderen wach und erstaunten, wie da so geschwinde der Abend gekommen sei! Und sie fragten Mich, was nun geschehen solle, ob sie eine Herberge suchen sollten, oder ob Ich nun in der kühleren Zeit der Nacht weiterzöge.

 
   02] Ich aber sagte: »So die Menschen schlafen, das wachet dennoch der Herr, und der Herr sorget für alles, und die mit ihm sind, haben nicht zu sorgen, außer daß sie bei ihm verbleiben. Darum machet euch nun auf, auf daß wir ziehen in diese Stadt der Samariter! Dort wird sich für uns alle eine gute Herberge finden. Dies Weib hier, das Mir heute Mittag das Wasser verweigerte, hat ein geräumiges Haus, und Ich meine, sie wird uns die Herberge auf zwei Tage nicht verweigern.«

 
   03] Da fällt das Weib schluchzend vor Mir nieder aus Liebe und spricht: »O Herr, Du mein Heiland, wie komme ich arme Sünderin zu dieser Gnade?«
   04] Sage Ich: »Du nahmst Mich auf in dein Herz, das viel köstlicher ist denn dein Haus; also wirst du Mich wohl auch aufnehmen in dein Haus, das Jakob gleichwie diesen Brunnen seinem Sohne Joseph erbaute. Aber wir sind unser viele. Du wirst sonach für zwei Tage viel zu tun und zu sorgen bekommen; aber es soll dir darob ein tüchtiger Gewinn werden!«


   05] Spricht das Weib: »Herr, und so ihr euer noch zehnmal so viel wäret, so sollet ihr bei mir, insoweit meine Mittel reichen, alle bestens beherberget werden! Denn mein freilich hier und da schon sehr baufälliges Haus hat viele und reine Gemächer und ist nach meiner Möglichkeit auch so ziemlich wohl eingerichtet und ist nur von mir, meinem Arzte und einiger Dienerschaft desselben bewohnt. Ich aber sage Dir, o Herr, das Haus ist Dein, Du allein bist der rechtmäßige Besitzer meines Hauses; denn Du hast das älteste Recht darauf. Daher komm, o Herr, und ziehe in Dein Haus! Denn von nun an ist es vollends Dein, und soll es Dein verbleiben fürder und alles, was darinnen ist!«
   06] Sage Ich: »O Weib, dein Glaube ist groß und lieblich dein Herz; darum sollst auch du Meine Jüngerin sein und bleiben. Und wo immer dies Evangelium verkündet wird, soll deiner erwähnt werden in Ewigkeit!«
   07] Das nahmen die Samariter etwas ärgerlich wunder, und es traten mehrere hin zu Mir und sprachen: »Herr, wir haben ja auch Häuser, und es hätte sich besser geschickt, daß Du bei uns Herberge genommen! Denn siehe, dieses Weibes Haus ist bei uns sehr verrufen und ist mehr eine Ruine denn ein Haus!«
   08] Sage Ich: »Ihr seid bereits drei Stunden bei Mir, habt Mich wohl erkannt, und es ist bereits Abend geworden; aber keiner aus euch hat Mir und Meinen Jüngern eine Herberge angeboten, obschon Ich eurer Bitte Gehör gab und euch zwei Tage in eurer Stadt zu verbleiben verhieß!
   09] Ich aber besah das Herz dieses Weibes, und es dürstete gewaltig danach, ob Ich gewillt wäre, bei ihm Herberge zu nehmen! Nicht Ich also verlangte Herberge in ihrem Hause, sondern ihr Herz verlangte es. Da es sich aber vor euch nicht laut zu äußern getraute, so kam Ich diesem Herzen entgegen und verlangte das von ihm, das es Mir so heißliebend voll lebendiger Sehnsucht und Bereitwilligkeit zu geben wünschte!


   10] Aus diesem höchst triftigen Grunde nehme Ich denn nun auch auf zwei volle Tage Herberge in dieses Weibes Hause. Wohl dem, der sich darob an Mir nicht ärgert!


   11] Ich aber sage es euch: Wie jemand säet, also wird er auch ernten; wer das sparsam säet, der wird auch also spärlich ernten, wer aber reichlich säet, der wird auch reichlich ernten. Von euch allen hat noch niemand weder Mir noch Meinen Jüngern etwas geboten; diese aber gibt Mir sogleich alle ihre Habe zu Meinem Eigentume! Wer aus euch hat Mir das getan? Ich sage euch aber: Wer darob mit diesem Weibe rechten wird, dem soll es übel ergehen zeitlich!«
   12] Hier sehen sich die Samariter groß an, da ihnen die Sache sichtlich in die Nase raucht, ermannen sich aber dennoch und bitten Mich, daß Ich ihnen erlauben möchte, Mich des nächsten Tages besuchen zu dürfen.
   13] Ich aber antworte ihnen: »Ich lade euch nicht und lege euch keine Not an; wer aus euch aber frei zu Mir kommen will, soll keine Tür verschlossen finden, sondern einen ganz freien Eintritt zu Mir haben. Wer also kommen will, der komme, wer aber daheim verbleiben will, der verbleibe, denn Ich zwinge und richte niemanden!«


   14] Hierauf erhoben sich die Samariter und gingen in die Stadt. Ich aber verweilte noch eine kleine Weile an dem Brunnen, und das Weib tränkte mit ihrem Kruge alle die Durstigen, die mit Mir waren.

 

Wunderbare Vorgänge im Hause des Weibes. Der Arzt und die Samariter-Mosaisten. Deren freche Lästerung Jesu und gerechte Strafe. Des Arztes Bericht und des Herrn Wink hierüber.


jl.ev01.033. Kapitel

   01] Ihr Arzt aber, der auch vorher mit ihr herausgekommen war, eilte voraus, um mit seiner Dienerschaft für Mich eine beste Herberge und ein möglichst reichliches Abendmahl zu bereiten. Als er aber ins Haus trat, konnte er sich nicht genug verwundern, daß seine Leute schon nahe mit allem fertig waren, was er erst anordnen wollte. Er aber fragte sie ganz mit dem besten Mute, wer denn wohl sie das zu tun geheißen habe. Sie aber sagten: »Ein Jüngling herrlichster Gestalt kam und sprach mit sanfternster Stimme: 'Tuet das, denn der Herr, Der bald in dieses Haus kommen wird, bedarf alles dessen!' Da wir solches wunderbar vernommen hatten, ließen wir alles liegen und stehen, und taten und tun es noch, was uns der seltene Jüngling gebot.«


   02] Der Arzt erstaunte und fragte: »Wo ist denn dieser seltene Jüngling?« Die Diener aber antworteten: »Wir wissen es nicht; denn als er uns solches zu tun hieß, verließ er schnell dies Haus, und wir wissen es nicht, wohin er gekommen ist.« Der Arzt aber sprach: »Also seid denn unverdrossen; denn diesem Hause widerfährt ein großes Heil, und ihr alle werdet desselben teilhaft werden!«


   03] Darauf eilte der Arzt schnell wieder zur Stadt hinaus, um Mir zu berichten, wie nun alles schon bereitet sei.


   04] Da begegneten ihm aber einige Ultramosaisten, hielten ihn auf und sagten: »Freund, es geziemt sich nicht, an einem Sabbat also zu rennen; weißt du denn nicht, wodurch allerlei man den Tag Jehovas entheiligen kann?«


   05] Sagt der Arzt: »Ihr Buchstabenreiter Mosis! Hurtig gehen an einem Sabbat, der nunmehr, da die Sonne schon untergegangen ist, nur noch ein Nachsabbat ist, haltet ihr für Sünde; aber so ihr am Sabbat eure Weiber und Mägde schändet und mit ihnen die barste Unzucht, Hurerei und Ehebruch treibet, wofür haltet ihr denn das? Hat das Moses geboten zu tun an einem Feiertage Jehovas?« Sagen die Samariter: »So es heute nicht Sabbat wäre, da würden wir dich solcher Rede wegen steinigen, aber für diesmal sei's dir nachgesehen!« Sagt der Arzt: »Nun, nun, eure Rede und euer Sinn macht sich, besonders zu einer Zeit, in der der lange verheißene Messias gerade vor den Toren Sichars weilet und ich Ihm nun entgegeneile, Ihm zu sagen, daß in Seinem Hause schon alles zu Seinem Empfange bereitet sei! Habt ihr denn noch nicht vernommen, was sich heute vor dem Tore unserer Stadt ereignet hat?«
   06] Sagen die Samariter: »Wir haben es wohl vernommen, daß draußen am Brunnen eine Judenkarawane Lager gemacht hat, und daß ein Jude, wahrscheinlich der Anführer dieser Karawane, vorgäbe, er sei Christus. Du bist ein Arzt doch und begreifst nicht, daß uns die Juden einen Streich zu spielen in dieser Weise ausgesonnen haben und nun diesen Streich an uns vermeintlichen Trotteln soeben ausführen wollen?! Das wäre uns ein sauberer Messias! Meinest du, daß wir ihn nicht kennen?! Sind wir nicht auch aus Galiläa und sind nun eure Glaubensgenossen, strenge nach Mosis Satzungen?! Da wir aber aus Galiläa sind, so kennen wir diesen Nazaräer, der eines Zimmermanns Sohn ist. Dieser, da ihm das Arbeiten nicht mehr schmeckt, läßt sich nun als ein schnödes Werkzeug der Pharisäer gebrauchen, macht einige erlernte Zauberkünste und gibt sich auf deren Unkosten für den Messias aus! Und Esel und Ochsen deiner Art sitzen ihm auf und glauben seinen verlockenden Worten! Aufgreifen sollte man sie alle, dann mit Ruten tüchtig durchstäupen und sie also über die Grenze schmeißen wie Kot und Unflat!«


   07] Sagt der Arzt: »O ihr Blinden! In meinem Wohnhause harren Engel Gottes Seiner und brachten Speise, Trank und Lager aus den Himmeln für Ihn, und ihr führet eine solche Rede! Der Herr züchtige euch darum!«


   08] Als der Arzt solches ausspricht, werden zehn augenblicklich stumm, und keiner kann mehr ein Wort reden, und sie bleiben stumm durch die zwei Tage Meines Aufenthaltes in Sichar. Der Arzt aber verläßt sie und eilt zu mir.


   09] Als er zu Mir kommt, sagt er: »Herr! Dein Haus ist wohlbestellt! Es geht daselbst wunderbar zu; aber am Wege heraus zu Dir, o Herr, geriet ich unter eine Anzahl Frevler, die Dir vor mir ein übles Zeugnis zu geben sich bemühten. Aber es währte ihr Geschrei nicht lange! Dein Engel schlug sie auf den Mund, und sie wurden bis auf zwei völlig stumm; die zwei aber erschraken gewaltig und flohen. Das, o Herr, ist alles nun in einer halben Stunde geschehen!« - Sage Ich: »Sei ruhig, das mußte also kommen, auf daß nicht die, so schon glauben an Meinen Namen, abgewendet würden von uns! Nun aber gehen wir, und du, Mein liebes Weib aus Samaria, vergiß deinen Krug nicht!« Sogleich schöpft das Weib ein frisches Wasser und nimmt es mit nach Hause. - Also ward ein Halbtag vor Sichar am Jakobsbrunnen zugebracht und in dieser Stadt eine ziemlich reichliche Ernte gehalten.

 

Die Aufzeichnungen der Lehren und Taten des Herrn durch den Evangelisten Johannes. Der Herr mit den Seinen im alten Hause Josephs zu Sichar. Der Engel Vorbereitungen für die hl. Gesellschaft. Von dem Verhältnis zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn.

jl.ev01.034. Kapitel

   01] Mein Jünger Johannes aber fragte Mich und sagte: »Herr! Wie Du es willst, so möchte ich wohl alles aufzeichnen noch in dieser Nacht, was sich hier zutrug!«
   02] Sage Ich: »Nicht alles, Mein Bruder, sondern das nur, was Ich dir sagte, daß du es dir notieren sollst! Denn solltest du alles zeichnen, was da geschah und was hier die zwei Tage hindurch noch geschehen wird, so würdest du viele Häute voll anzeichnen müssen; wer aber würde das viele dann lesen und fassen? So du aber nur die Hauptmomente richtig in rechter Entsprechung, wie sie dir gegeben ist, zeichnest, so werden die rechtschaffenen Weisen in Meinem Namen schon ohnehin alles herausfinden, was hier alles geschah und weshalb, und du ersparst dir eine große, unnötige Mühe. So denn, Mein geliebtester Bruder, mache dir deine Arbeit bequem, und du wirst dennoch der erste Zeichner Meiner Lehren und Taten verbleiben immerdar.«
   03] Johannes küßt Mich auf die Brust, und wir begeben uns an der Seite des Weibes und des Arztes in die Stadt und da in das Haus Josephs, da es schon recht dunkel ist.

 
   04] Als wir in das wirklich große Haus kommen, findet das Weib in ihrem Hause eine Zubereitung für Meine Beherbergung, wie sie von einer ähnlichen noch nie eine Ahnung hatte! Denn es stehen eine rechte Menge wohl besetzter Tische und um die Tische eine rechte Anzahl Stühle; auf jedem Tische stehen wohlleuchtende Lampen aus edlen Metallen; die Fußböden sind durchaus mit den schönsten Teppichen überzogen, die Wände selbst symmetrisch mit Blumenteppichen behangen, und aus den schönsten Kristallbechern blinket ein köstlicher Wein den Gästen entgegen!


   05] Das Weib kann sich gar nicht fassen und sagt erst nach einer Weile ihres nimmer enden wollenden Staunens: »Aber Herr, was hast Du getan?! Hast Du das durch Deine Jünger, die Du vielleicht heimlich hierher sandtest, herrichten lassen? Woher nahmen sie denn das alles? Ich weiß ja, was ich habe, von Gold und Silber sicher nichts, und hier strotzt alles von diesen Metallen! Einen kristallenen Becher wie diesen hier habe ich noch nie gesehen, und hier stehen hunderte, von denen jeder 30 Silberlinge wert ist. Dieser Wein, diese Speisen und Früchte, das schöne Brot und die vielen teuersten Teppiche, von denen einer sicher 100 schwere Silbergroschen kostet! O Herr! sage es mir Armen doch, ob Du solches alles mitgebracht hast, oder ob es hier in der Stadt irgendwo ausgeborgt wurde?«


   06] Sage Ich: »Siehe, liebes Weib! Du sagtest draußen am Brunnen ja, daß dies Haus Mir gehöre. Ich nahm solch eine Schenkung von dir an, und da nun dies Haus Mein ist, so wäre es ja doch von Mir nicht fein gewesen, so Ich dich als die Schenkerin in ein unzierliches Gemach geführt hätte! Sieh, wie da eine Hand die andere wäscht, also ist es denn auch hier; eine Ehre erfordert die andere! Du schenktest es Mir vollends aus deinem ganzen Herzen, wie es ehedem war; Ich aber gebe es dir nun wieder also, wie es jetzt eingerichtet ist. Ich meine, daß du mit diesem Umtausche der Sache ganz zufrieden wirst sein können?! Denn sieh, Ich verstehe Mich auch so ein wenig auf rechte Zierde und feinen Geschmack!


   07] Und Ich sage es dir: Solches alles habe Ich, so wie alles, auch von Meinem Vater gelernt! Denn die endlos vielen Wohnungen im Hause Meines Vaters sind eben auch voll des höchstbesten Geschmacks und voll der höchsten Zierden; was du aus dem schon recht wohl entnehmen kannst, so du aufmerksam betrachtest die Blumen der Felder, deren einfachste herrlicher geschmückt ist als Salomo in aller seiner Königspracht!


   08] Wenn der Vater aber schon die Blumen, die nur kurz dauern, also zieret und schmückt, um wie viel mehr wird Er erst Sein Wohnhaus, das im Himmel ist, zieren und schmücken?! Was aber der Vater tut, das tue auch Ich; denn Ich und der Vater sind im Grunde des Grundes völlig Eins! Wer Mich annimmt, der nimmt auch den Vater an; denn der Vater ist in Mir, wie Ich im Vater! Wer Mir was tut, der tut es also auch dem Vater; und du kannst Mir darum nichts geben, das du nicht sobald hundertfältig wieder zurückbekämst! Jetzt weißt du alles Nötige.


   09] Jetzt aber setzen wir uns und nehmen das Abendmahl zu uns; denn es gibt viele Hungrige und Durstige unter uns. Haben wir unsere Glieder gestärkt, dann erst wollen wir weiter sprechen über diesen Punkt.«
   10] Alle setzen sich nun an die Tische, danken und stärken sich dann mit Speise und Trank.

 

In Sichar . Des Dieners Bericht über die wunderbare Bestellung des Hauses. Des Weibes staunende Ehrfurcht und Erkenntnis vor dem Herrn. Sein Gebot an sie zu schweigen, und seine Liebesorge für Maria. Die Jünger schauen die Himmel. Nathanaels gutes Bekenntnis. Des Herrn Wink zum Schweigen vom gottseligen Geheimnis.


jl.ev01.035. Kapitel

   01] Nach dem Mahle nähert sich Mir wieder das Weib, getrauet sich aber kaum zu reden; denn sie besprach sich während des Mahles mit der Dienerschaft des Arztes, wie solches alles herbeigeschafft worden sei. Und die Dienerschaft sagte: »Liebe Frau, das weiß Gott, wie das hergegangen ist! Wir haben dabei das wenigste getan; der Arzt tat gar nichts; denn als er kam, da war schon alles getan. Wir waren vordem, und lange bevor der Arzt kam, mit seinen Sachen beschäftigt, da kam auf einmal ein Jüngling von blendender Schönheit und sagte uns, daß wir dies und jenes tun sollen, da der Herr dessen bedürfe, und wir taten alles sogleich, was uns der seltene Jüngling geboten hatte. Aber siehe, es ging das sonderbar zu! Wie wir etwas tun wollten, da war es schon getan, und wir können dir daher nichts anderes sagen als: hier waltete offenbar Gottes Allkraft, und der weiße Jüngling muß ein Engel Gottes gewesen sein! Sonst läßt sich die Sache gar nicht erklären! Der Mensch, der ehedem an deiner Seite zuerst in den großen Speisesaal trat, muß ein großer Prophet sein, daß ihm die Mächte der Himmel dienen!«


   02] Da also das Weib solches von den Dienern vernahm, war sie um desto mutloser und getraute sich kaum zu reden. Nach einer ziemlich geraumen Weile erst sagte sie mit einer ganz schwachen Stimme: »Herr! Du bist mehr denn allein der verheißene Messias! Du warst es sicher, Der den Pharao züchtigte, die Israeliten aus Ägypten führte und ihnen vom hohen Sinai die Gesetze donnerte!«


   03] Ich aber sage zu ihr: »Weib! Die Stunde ist noch nicht da, daß solches den Menschen kundgetan würde; darum behalte es vorderhand in deinem Herzen! Mache aber nun, daß die große Schar, die aus Judäa mit Mir kam, in die Schlafgemächer verteilt werde; du, der Arzt und Meine Jünger, nun zehn an der Zahl, aber bleibet hier! Dem Weibe aber, das an Meiner Seite saß und Meines Leibes Mutter ist, weise das reinste Bett an, daß es wohl ruhe; denn sieh, die schon ältliche Mutter hat heute einen starken Weg gemacht und bedarf zu ihrer Stärkung einer guten Ruhe!«


   04]] Das Weib erfreut sich über die Maßen, in diesem ganz unansehnlichen Weibe Meine Mutter zu erkennen, und versorgt sie bestens. Und die Maria belobt sie solcher Zärtlichkeit wegen, empfiehlt ihr aber zugleich, ja alles zu tun, was Ich sagen würde.
   05]] Als nun alles zur Ruhe gebracht ist und das Weib und der Arzt nebst den zehn Jüngern allein bei Mir im großen Speisesaale sich befinden, sage Ich zu den Jüngern: »Ihr wisset es, wie Ich zu Bethabara in Galiläa, da Ich euch aufnahm, zu euch sagte: Von nun an werdet ihr die Himmel offen sehen und die Engel Gottes herniedersteigen zur Erde; und sehet, das geht nun vor euren Augen buchstäblich in Erfüllung! Das alles, was ihr hier sehet und was ihr gegessen und getrunken habt, ist nicht von dieser Erde, sondern durch die Engel Gottes aus den Himmeln hierher geschafft. Nun aber machet auf eure Augen und sehet, wie viele Engel allda bereit stehen, um Mir zu dienen!«


   06] Da gingen allen die Augen auf, und sie sahen die Massen der Engel, zu Meinen Diensten bereit, aus den Himmeln niederschweben. - Denn als ihnen die Augen aufgetan wurden, verschwanden des Hauses Wände, und alle sahen die Himmel offenstehen!
   07] Spricht darauf Nathanael: »Ja, Herr, Du bist wahrhaft und getreu! Was Du geredet hast, das geht nun wunderbar in Erfüllung! Wahrlich, wahrlich, Du bist der Sohn des lebendigen Gottes! Mit Abraham sprach Gott durch Seine Engel; Jakob sah im Traume eine Leiter, über der die Engel auf- und niederstiegen, aber Jehova sah er nicht, außer einen Engel, der Jehovas Namen hatte gezeichnet in seine Rechte. Und da Jakob mit ihm stritt, ob er Jehova sei, ward er hinkend durch einen starken Rippenstoß. Moses sprach mit Jehova; aber er sah nichts denn Feuer und Rauch, und da er sich verbergen mußte in einer Höhle, weil daselbst Jehova vorüberzöge, durfte er nicht schauen, als bis Jehova vorübergezogen war. Und als er da nachsah, da ersah er nur noch den Rücken Jehovas; aber darauf mußte er sein Gesicht bedecken mit dreifacher Decke, da es leuchtete mehr denn die Sonne und es niemand ansehen konnte, ohne zu sterben! Dann war nur noch Elias, der Jehova gewahrte im sanften Säuseln! Und hier bist Du Selbst nun!«


   08] Hier falle Ich dem Nathanael in die Rede und sage: »Genug, Mein Bruder, die Stunde ist noch nicht da! Nur einer so reinen Seele, wie da ist die deine, ganz ohne Falsch und Hinterhalt, ist solches zu erschauen möglich. Aber behalte es in dir bis zur rechten Stunde! Denn siehe, nicht ein jeder, der Mir folgt, ist wie du.


   09] Dies Weib aber war nicht wie du, nun aber ist sie auch wie du, darum ahnte sie auch, was du nun sagen wolltest. Aber die Stunde ist noch nicht da. Erst, wann im Tempel der Vorhang wird entzweigerissen werden, dann erst ziehet dem Moses seine Decke vollends von seinem strahlenden Angesichte!«

 

In Sichar. Der Herr bedeutet Johannes dem Evangelisten, dass nicht alles zur Aufzeichnung sich eignet. Verheißung der jetzigen Offenbarung. „Es genügt, dass du glaubst und Mich liebst.“ Über den Messias und Sein Reich. Segensworte an den Arzt und das Weib. Joram und Irhael vom Herrn ehelich verbunden. Der Herr schläft nicht.

 jl.ev01.036. Kapitel

   01] Fragt mich darauf Johannes: »Herr, aber dieses muß ich mir doch aufzeichnen! Das ist mehr als das Zeichen zu Kana! Das ist einmal ein rechtes Zeichen, von wannen Du gekommen bist!«


   02] Sage Ich: »Auch das laß du; denn was du zeichnest, ist ein Zeugnis für die Welt; diese aber hat das Verständnis nicht, daß sie es fassete! Wozu w&a    die Welt werde so etwas glauben? Sieh, die hier sind, die glauben es, weil sie es schauen; die Welt aber, die im Finstern wandelt, würde es nimmer glauben, daß hier solches geschehen; denn die Nacht kann sich unmöglich vorstellen die Werke des Lichtes. Möchtest du ihr aber erzählen von den Werken des Lichtes, so wird sie dich belachen und dich am Ende zu verspotten anfangen. Also sei es also, daß du in der Zukunft nur das aufzeichnest, was Ich offen vor aller Welt tue; was Ich aber im geheimen tue, und sei es noch so groß, das zeichne du bloß in dein Herz, aber nicht auf die glatte Tierhaut!


   
03] Es wird aber schon einmal eine Zeit kommen, in der alle diese geheimen Dinge sollen der Welt geoffenbart werden, aber es werden vorher noch gar viele Bäume ihr unreifes Obst von ihren Zweigen müssen fallen lassen! Denn siehe, die Bäume haben viel angesetzt, und es wird von dem wohl kaum ein Drittel zur Reife gelangen! Aber die zwei abgefallenen Drittel werden eher zertreten werden müssen und verfaulen und verdorren, daß ein Regen sie dann auflöse und in den Stamm treibe ein mächtiger Wind zur zweiten Geburt!«
   04] Sagt Johannes: »Herr, das ist zu tief, wer kann es fassen?«

 
   05] Sage Ich: »Es ist dies auch gar nicht nötig, es ist genug, daß du glaubst und Mich liebst, das tiefere Verständnis alles dessen wird schon kommen, so der Geist der Wahrheit über euch wird ausgegossen werden. Bevor aber das geschehen wird, werden aus euch trotz aller dieser Zeichen sich noch manche stoßen an Mir und an Meinem Namen!


   06] Denn ihr habt alle noch einen ganz unrichtigen Begriff vom Messias und Seinem Reiche, und es wird viel brauchen, bis ihr da ins klare kommen werdet.
   07] Denn des Messias Reich wird nicht sein ein Reich dieser Welt, sondern ein Reich des Geistes und der Wahrheit im Reiche Meines Vaters ewig, und es wird dessen nimmer ein Ende sein fürder und fürder! Wer in dieses Reich aufgenommen wird, der wird haben das ewige Leben und dieses Leben wird sein eine Seligkeit, von der noch nie jemand etwas gesehen, gehört und in seinem Herzen empfunden hat!«
   08] Sagt Petrus, der lange geschwiegen hatte: »Herr, wer wohl wird dann solch einer Seligkeit fähig werden?«


   09] Sage Ich: »Lieber Freund; siehe, heute ist es schon spät, und unsere Weiber bedürfen der Ruhe, auf daß sie morgen stark seien zur Arbeit! Deshalb wollen wir den heutigen Tag beschließen und morgen im guten Lichte wandeln. Suche sich daher ein jeder seinen Ruheplatz und ruhe sich darauf vollends aus; denn morgen werden wir viel zu tun bekommen!«
   10] Auf das kommt ein jeder wieder in seinen Naturzustand und sieht wieder des Saales Wände, neben denen sehr gute Ruhelager, eine Art Diwane, zierlich gestellt sind. Die Jünger, von denen einige sehr müde sind, danken und legen sich sogleich nieder.
   11] Nur Ich, der Arzt und das Weib bleiben noch wach. Als die Jünger bald fest schlafen, da fallen beide vor Mir auf ihre Knie nieder und danken Mir inbrünstigst für solche unaussprechlich große Gnaden, die Ich ihnen und ihrem ganzen Hause erwiesen habe. Zugleich aber bitten sie Mich, ob Ich es nicht gestattete, daß sie sich Mir anschlössen und Mir folgen dürften.


   12] Ich aber sage zu ihnen: »Es ist dies nicht nötig um eurer Seligkeit willen. So ihr Mir aber schon folgen wollt, da ist es genug, daß ihr Mir folget in euren Herzen! Ihr sollet aber hier in diesem Lande als Meine Zeugen verbleiben! Denn es werden da in kurzer Zeit gar viele Zweifler aufstehen und zu euch kommen; diesen sollet ihr dann ein gutes Zeugnis geben von Mir.


   13] Und du, Mein lieber Joram, sollst von nun an ein vollkommener Arzt sein! Dem du deine Hände auflegen wirst in Meinem Namen, mit dem soll es sogleich besser werden, wie krank er auch immer sei. Zugleich aber müßt ihr miteinander in eine vollkommene und unauflösliche Ehe treten; denn also wäre euer Beisammenleben ein Ärgernis den Blinden, die nur aufs Äußere sehen und vom Inneren keine Ahnung haben.


   14] Du, Joram, brauchst dich nun nicht mehr zu fürchten vor Irhael; denn sie ist nun vollkommen gesund an Leib und Seele. Und du, Irhael, hast an Joram einen Mann aus den Himmeln und sollst mit ihm vollends glücklich sein; denn er ist nicht ein Geist aus der Erde, sondern ein Geist von oben herab.«


   15] Sagt das Weib: »O Jehova, wie gut bist Du! Wann aber wäre es Dein Wille, daß wir uns öffentlich verbänden vor den Augen der Welt?«

 
   16] Sage Ich: »Ich habe euch schon verbunden, und dies Bündnis ist allein gültig im Himmel wie auf Erden, und Ich sage es euch: Seit Adam gab es auf dieser Erde kein vollkommeneres Ehebündnis denn da nun ist das eurige; denn Ich Selbst habe euer Bündnis gesegnet.
   17] Morgen früh aber werden hierher kommen eine Menge Priester und andere Leute und Bürger dieser Stadt; denen zeiget das an, auf daß sie es wissen, daß ihr nun vollends rechte Eheleute seid vor Gott und aller Welt! So euch aber Kinder werden, da erziehet sie in Meiner Lehre und taufet sie dann also in Meinem Namen, wie ihr morgen von Meinen Jüngern viele werdet taufen sehen in der Weise, wie da taufet ein Johannes im Jordan, von dem ihr werdet gehöret haben; also werde Ich dir, du Mein Joram, morgen die Macht geben, nachderhand jedermann zu taufen, der an Meinen Namen glauben wird.«


   18] Nun aber begebet ihr euch auch zur Ruhe! Doch solange Ich in diesem Hause verweilen werde, sollet ihr euch nicht berühren, der Zucht wegen! Sorget euch aber nicht diese Zeit hindurch für den Tisch und Keller; denn solange Ich in diesem Hause verweilen werde, wird Tisch und Keller so wie heute von oben versorgt werden. Saget es aber vor der Zeit niemand, daß solches also geschehe; denn die Menschen würden dies nicht fassen. So Ich aber fort sein werde, da könnet ihr es immerhin den Helleren kundgeben. Und so denn begebet euch zur Ruhe, Ich aber werden nun hier allein wachen! Denn der Herr darf nicht schlafen noch ruhen; denn der Schlaf und die volle Ruhe wäre der Wesen Tod und Verderben! Denn so auch alle Welt schliefe, da wachet dennoch der Herr und erhält alle Wesen.«


   19] Auf diese Worte danken die beiden und begeben sich, jedes in ein anderes Gemach, zur nötigen Ruhe. Ich aber bleibe auf Meinem Stuhle sitzen bis zum Morgen.