Vom Licht und von der Wärme im Himmel

 

126. Dass ein Licht in den Himmeln sei, können diejenigen nicht fassen, die bloß aus der Natur denken, während doch in den Himmeln ein so grosses Licht ist, dass es das Mittagslicht in der Welt um viele Grade übertrifft; es ist mir öfter sichtbar geworden, auch zur Abend= und zur Nachtzeit; anfangs wunderte ich mich, als ich die Engel sagen hörte, das Licht der Welt sei im Vergleich mit dem Lichte des Himmels kaum etwas mehr als ein Schatten; da ich es aber sah, so kann ich es bezeugen. Sein weisser Schimmer und Glanz sind von der Art, dass sie nicht beschrieben werden können. Was ich im Himmel sah, das sah ich in diesem Licht, mithin klarer und deutlicher als die Dinge in der Welt.

127. Das Licht des Himmels ist nicht ein natürliches, wie das Licht der Welt, sondern ein geistiges; denn es ist aus dem Herrn als der Sonne, und die Sonne ist die göttliche Liebe, wie im vorhergehenden Abschnitte gezeigt worden ist.

Was vom Herrn als der Sonne ausgeht, heisst in den Himmeln das göttliche Wahre, ist aber seinem Wesen nach das göttliche Gute, vereint mit dem göttlichen Wahren; daraus kommt den Engeln Licht und Wärme: aus dem göttlichen Wahren haben die Engel Licht, und aus dem göttlichen Guten haben sie Wärme.

Hieraus kann erhellen, dass das Licht des Himmels, weil es solchen Ursprungs ist, ein geistiges und nicht ein natürliches ist; ebenso die Wärme.

128. Das Göttlich=Wahre ist den Engeln das Licht, weil die Engel geistig sind, und nicht natürlich: die Geistigen sehen aus ihrer Sonne und die Natürlichen aus der ihrigen; und das göttliche Wahre ist es, aus dem den Engeln Verstand kommt, und der Verstand ist ihr inneres Sehen, das in ihr äusseres Sehen einfliesst und es hervorbringt; daher denn, was im Himmel von dem Herrn als der Sonne erscheint, im Licht erscheint.

Weil dies der Ursprung des Lichtes im Himmel ist, so ist es daselbst verschieden je nach der Aufnahme des Göttlich=Wahren vom Herrn, oder was dasselbe ist, nach der Einsicht und Weisheit, in der die Engel sind: ein anderes ist es daher im himmlischen Reich als im geistigen Reich, und ein anderes in jeder Gesellschaft; das Licht im himmlischen Reich erscheint flammend, weil die Engel in ihm das Licht von dem Herrn als der Sonne aufnehmen; das Licht im geistigen Reich aber ist glänzend weiss, weil die Engel in ihm das Licht von dem Herrn als dem Mond aufnehmen, [man sehe oben Nr. 118]; auch ist das Licht der einen Gesellschaft nicht dem der andern gleich; auch in jeglicher Gesellschaft ist es wieder verschieden; in stärkerem Licht sind in ihr die in der Mitte, und in schwächerem, die rings umher sind; man sehe Nr. 43.

Mit einem Wort, in demselben Grad, in dem die Engel Aufnahmsgefässe des göttlichen Wahren, das heisst in der Einsicht und Weisheit vom Herrn sind, haben sie Licht; die Engel des Himmels werden infolgedessen Engel des Lichtes genannt.  

129. Weil der Herr in den Himmeln das Göttlich=Wahre ist, und das Göttlich=Wahre dort das Licht ist, darum heisst der Herr im Wort das Licht, und ebenso alles Wahre, das von Ihm ist; wie in folgenden Stellen:

„Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt, wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“, Joh 8,12.

„Solange Ich in der Welt bin, bin Ich das Licht der Welt“, Joh 9,5.

„Jesus sagte: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch, wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch nicht Finsternis überfalle: solange ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes seiet. Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an Mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“, Joh 12,35.36.46.

„Das Licht kam in die Welt, die Menschen aber liebten die Finsternis mehr als das Licht“, Joh 3,19. Johannes vom Herrn: „Dieser ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“, Joh 1,4.9. „Das Volk, das im Finstern sitzt, sah grosses Licht; und denen, die im Schatten des Todes sassen, ist ein Licht aufgegangen“, Matth 4,16. „Ich werde dich zum Bund des Volkes geben, zum Licht der Nationen“, Jesaj 42,6. „Ich machte dich zum Licht der Nationen, dass du Mein Heil seist bis ans Aeusserste der Erde“, Jesaj 49,6. „Die Völkerschaften, die errettet worden, werden zu Seinem Lichte wandeln“, Offenbarung 21,24. „Sende dein Licht und deine Wahrheit, sie sollen mich leiten“, Psalm 43,3; in diesen und in andern Stellen heisst der Herr das Licht vermöge des göttlichen Wahren, das aus Ihm ist, ebenso wird das Wahre selbst das Licht genannt.

Weil vom Herrn als der Sonne Licht in den Himmeln ist, darum erschien, als Er vor Petrus, Jakobus und Johannes verklärt wurde, „Sein Angesicht wie die Sonne, und Seine Kleider wie das Licht, schimmernd und weiss wie Schnee, wie sie kein Walker auf Erden weiss machen kann“, Mark 9,3; Matth 17,2; dass die Kleider des Herrn so erschienen, geschah, weil sie das Göttlich=Wahre vorbildeten, das von Ihm in den Himmeln ist; die Kleider bezeichnen auch im Worte die Wahrheiten; daher es bei David heisst: „Jehovah, du umhüllst dich mit Licht, wie mit einem Gewand“, Psalm 104,2.  

130. Dass das Licht in den Himmeln geistig, und dass dieses Licht das göttliche Wahre sei, kann auch daraus geschlossen werden, dass auch der Mensch ein geistiges Licht, und dass er aus diesem Erleuchtung hat, inwieweit er in der Einsicht und Weisheit aus dem göttlichen Wahren ist:

das geistige Licht des Menschen ist das Licht seines Verstandes, dessen Gegenstände Wahrheiten sind, die er zergliedernd in Reihen ordnet, ins Verhältnis von Grund und Folge zueinander setzt, und aus ihnen der Reihe nach Folgerungen zieht.

Dass es ein wirkliches Licht ist, aus dem der Verstand dergleichen sieht, weiss der natürliche Mensch nicht, weil er es nicht mit den Augen sieht, noch in seinem Denken sich vorstellen kann; gleichwohl jedoch wissen viele darum, und unterscheiden es auch von dem natürlichen Licht, in welchem diejenigen sind, die natürlich und nicht geistig denken:

natürlich aber denken die, welche ihren blick nur auf die Welt heften und alles der Natur zuschreiben; geistig hingegen denken die, welche ihr Auge auf den Himmel richten und dem göttlichen alles zuschreiben.

Das es das wahre Licht [Lux] sei, was das Gemüt erleuchtet, völlig verschieden von dem Licht, welches das naturlicht [lumen naturale] heisst, ist mir oftmals zu erfahren und auch zu sehen gegeben worden; ich wurde stufenweise in jenes Licht innerlich erhoben, und wie ich erhoben war, wurde mein Verstand erleuchtet, bis ich zuletzt erkannte, was ich früher nicht erkannt hatte, und am Ende selbst solches, was nicht einmal mit dem Gedanken aus dem Naturlicht hätte erreicht werden können, während es doch im himmlischen Licht klar und deutlich erkannt wurde.

Weil dem Verstande Licht zukommt, so sagt man von ihm gleiches wie vom Auge, dass er nämlich sehe und im Lichte sei, wenn er erkennt, und dass er im Dunkeln und im Schatten sei, wenn er nicht erkennt, und dergleichen mehr.  

131. Weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre ist, so ist dieses Licht auch die göttliche Weisheit und Einsicht; daher unter „ins Licht des Himmels erhoben werden“ dasselbe verstanden wird, was unter „in die Weisheit und Einsicht erhoben und erleuchtet werden“; weshalb das Licht bei den Engeln ganz in demselben Grad ist wie ihre Einsicht und Weisheit.

Weil das Licht des Himmels die göttliche Weisheit ist, so werden im Lichte des Himmels auch alle erkannt, wie sie beschaffen sind; das Inwendige eines jeden liegt dort offen zu Tag in seinem Angesicht, ganz wie es ist, und nicht das Geringste bleibt verborgen; die inwendigeren Engel haben auch gern, dass alles bei ihnen offenbar sei, weil sie nichts als Gutes wollen; anders aber die, welche unterhalb des Himmels sind und nichts Gutes wollen, diese fürchten sich darum auch sehr, im Lichte des Himmels gesehen zu werden: und, was wunderbar ist, die in der Hölle erscheinen sich untereinander als Menschen, im Lichte des Himmels aber als Missgestalten mit grauenhaftem Gesicht und grauenhaftem Körper, ganz in der Gestalt ihres Bösen.

In gleicher Art erscheint auch der Mensch seinem Geiste nach, wenn er von den Engeln gesehen wird; ist er gut, so erscheint er als ein schöner Mensch, je nach seinem Guten, ist er böse, als Missgestalt, hässlich, je nach seinem Bösen. Hieraus erhellt, dass im Lichte des Himmels alles offenbar wird; es wird offenbar, weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre ist.  

132. Weil das göttliche wahre das Licht in den Himmeln ist, so leuchten auch alle Wahrheiten, wo sie auch immer sein mögen, ob innerhalb des Engels, oder ausserhalb seiner, ob innerhalb der Himmel oder ausserhalb derselben: jedoch leuchten die Wahrheiten ausserhalb der Himmel nicht wie Wahrheiten innerhalb der Himmel; die Wahrheiten ausserhalb der Himmel leuchten frostig, wie Schneelicht [niveum] ohne Wärme, weil sie ihr Wesen nicht vom Guten her haben wie die Wahrheiten innerhalb der Himmel; weshalb auch jenes kalte Licht beim Einfallen des Himmelslicht verschwinden und, wenn ihm böses zugrunde liegt, in Finsternis verkehrt wird: Ich habe dies einigemal gesehen, so wie vieles andere Denkwürdige betreffend die leuchtenden Wahrheiten, was hier übergangen wird.  

133. Nun soll etwas von der Wärme des Himmels gesagt werden: die Wärme des Himmels ist ihrem Wesen nach Liebe; sie geht vom Herrn als der Sonne aus, und dass diese die göttliche Liebe im Herrn und aus dem Herrn sei, kann man im vorhergehenden Abschnitt nachgewiesen finden;  hieraus erhellt, dass die Wärme des Himmels ebenso geistig ist, als das Licht des Himmels, weil sie desselben Ursprungs ist.

Zweierlei ist, was vom Herrn als der Sonne ausgeht, das göttliche Wahre und das göttliche Gute; das göttliche Wahre stellt sich in den Himmeln als Licht dar, und das göttliche Gute als Wärme; allein das göttliche wahre und das göttliche Gute sind so vereinigt, dass sie nicht zwei sind, sondern eines; gleichwohl jedoch sind sie bei den Engeln getrennt; denn es gibt Engel, welche mehr das göttliche Gute als das göttliche Wahre aufnehmen, und wieder solche, die mehr das göttliche Wahre als das göttliche Gute aufnehmen; die mehr das göttliche Gute aufnehmen, sind im himmlischen Reiche des Herrn; die mehr das göttliche Wahre, sind im geistigen Reiche des Herrn; die vollkommensten Engel sind die, welche beides in gleichem Grad aufnehmen.  

134. Die Wärme des Himmels ist, wie das Licht des Himmels, überall verschieden, eine andere im himmlischen Reich, und eine andere im geistigen Reich, ja auch eine andere in jeglicher Gesellschaft daselbst, ein Unterschied nicht bloß dem Grad nach, sondern auch der Qualität nach; stärker [intensior] und reiner ist sie im himmlischen Reich des Herrn, weil da die Engel mehr das göttliche Gute aufnehmen; weniger stark und rein ist sie im geistigen Reich des Herrn, weil hier die Engel mehr das göttliche Wahre aufnehmen; auch in jeder Gesellschaft des Himmels ist sie je nach der Aufnahme verschieden.

Es gibt auch eine Wärme in den Höllen, aber eine unreine.

Die Wärme im Himmel ist die, welche durch das heilige und himmlische Feuer, und die Wärme der Hölle die, welche durch das unheilige und höllische Feuer bezeichnet wird, und unter beiden wird eine Liebe verstanden, unter dem himmlischen Feuer die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten, und jede Neigung, die diesen Liebearten angehört, unter dem höllischen Feuer dagegen die Selbstsucht und Weltliebe und jede Begierde, welche diesen Arten von Liebe angehört.

Dass die Liebe eine Wärme geistigen Ursprungs ist, zeigt sich an dem Erwärmen je nach der Liebe; denn der Mensch kommt ins Feuer und erwarmt je nach der Grösse und Beschaffenheit, und ihre Hitze offenbart sich, wenn sie bekämpft wird; daher kommt ach, dass man in Gebrauch hat, zu sagen: entzündet werden, erwärmen, entbrennen, aufwallen, ins Feuer kommen, wenn von Erregungen die Rede ist, welche der guten Liebe, und auch wenn von Begierden gesprochen wird, welche der bösen Liebe angehören .

135. Die vom Herrn als der Sonne ausgehende Liebe wird aber im Himmel darum als Wärme empfunden, weil das Innere der Engel aus dem göttlichen Guten, das vom Herrn [kommt], in der Liebe ist, daher dann das Aeussere, das davon erwärmt, in der Wärme ist; daher kommt, dass im Himmel Wärme und Liebe sich einander so sehr entsprechen, dass dort jeder in demselben Grad in der Wärme ist, in dem er in der Liebe ist, gemäss dem, was soeben gesagt wurde.

Von der Wärme der Welt dringt durchaus nichts in die Himmel ein, weil sie gröberer Art und natürlich, nicht geistig ist; anders jedoch bei den Menschen, weil die Menschen sowohl in der geistigen Welt, als in der natürlichen Welt sind; diese werden ihrem Geiste nach warm, ganz gemäss ihrer Liebe [amores], dem Körper nach aber aus beiden, sowohl aus der Wärme ihres Geistes, als aus der Wärme der Welt; jene fliesst in diese ein, weil sie sich entsprechen.

Welcherlei die Entsprechung von beiderlei Wärme sei, kann an den Tieren erhellen, dass nämlich ihre Triebe [amores], von welchen derjenige der Fortpflanzung ihrer Gattung obenan steht, hervorbrechen und wirken je nach der Gegenwart und dem Zuströmen der Wärme aus der Sonne der Welt, welche Wärme nur zur Zeit des Frühlings und Sommers eintritt.

Gar sehr täuschen sich die, welche glauben, die einfliessende Wärme der Welt erwecke die Triebe: denn es gibt keinen Einfluss des Natürlichen in das Geistige, sondern des Geistigen in das Natürliche; dieser Einfluss ist aus der göttlichen Ordnung, jener aber ist wider die göttliche Ordnung  

136. Die Engel haben, gleich den Menschen, Verstand und Willen; das Leben ihres Verstandes ist eine Wirkung des Himmelslichtes, weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre und daher die göttliche Weisheit ist, und das Leben ihres Willens ist eine Wirkung der Wärme des Himmels, weil die Wärme des Himmels das göttliche Gute und daher die göttliche Liebe ist; das eigenste Leben der Engel ist aus der Wärme, nicht aber aus dem Licht, ausser soweit die Wärme in diesem ist; dass das Leben aus der Wärme kommt, ist offenbar, denn mit deren Entfernung vergeht auch das Leben; ebenso ist es auch mit dem Glauben ohne die Liebe oder mit dem Wahren ohne das Gute; denn das Wahre, das man das des Glaubens nennt, ist das Licht, und das Gute, welches das der Liebe ist, ist die Wärme.

Die stellt sich noch deutlicher heraus an der Wärme und dem Licht der Welt, welchem die Wärme und das Licht des Himmels entsprechen; durch die Wärme der Welt, wenn sie mit dem Lichte verbunden ist, lebt auf und blüht alles, was auf dem Erdboden ist, und verbunden sind sie zu den Zeiten des Frühlings und des Sommers; hingegen durch das von der Wärme getrennte Licht wird nichts belebt und blüht nichts, sondern erstarrt und erstirbt alles, und nicht verbunden sind sie zur Zeit des Winters, dann fehlt die Wärme, und das Licht bleibt noch; vermöge jener Entsprechung heisst der Himmel ein Paradies, weil in ihm das Wahre mit dem Guten, oder die Liebe mit dem Glauben verbunden ist, wie zur Frühlingszeit auf Erden das Licht mit der Wärme. Hieraus erhellt nun noch deutlicher die Wahrheit, von der oben in seinem Abschnitt Nr. 13 bis 19 die Rede war, dass nämlich das Göttliche des Herrn im Himmel die Liebe zu Ihm und das Wohlwollen [Charitas] gegen den Nächsten ist.  

137. Es heisst bei Johannes:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott,, und Gott war das Wort: alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden, was geworden ist. In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe geworden. Und das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns, und wir sahen Seine Herrlichkeit“, 1,1.3.4.10.14.

Dass es der Herr ist, welcher unter dem Worte verstanden wird, ist offenbar, denn es heisst, dass das Wort Fleisch geworden sei; was aber im besondern unter dem Wort verstanden werde, ist noch nicht bekannt, darum soll es gesagt werden: Das Wort ist hier das göttliche Wahre, das im Herrn und vom Herrn ist, weshalb es auch das Licht heisst; und dass dieses das göttliche Wahre sei, ist im Vorhergehenden dieses Abschnittes gezeigt worden: dass durch das göttliche Wahre alles gemacht und erschaffen worden sei, soll nun erklärt werden.

Im Himmel kommt alle Macht dem göttlichen Wahren zu, und ohne dasselbe gibt es durchaus keine; alle Engel werden vermöge des Göttlich=Wahren Mächte genannt, und sie sind auch insoweit Mächte, als sie Aufnahmen oder Aufnahmsgefässe desselben sind; durch dasselbe haben sie Macht über die Höllen und über alle, die sich widersetzen; tausend Feinde halten daselbst nicht einen Strahl des Himmelslichtes aus, welches das Göttlich=Wahre ist; weil die Engel Engel sind infolge der Aufnahme des göttlichen Wahren, so folgt, dass der ganze Himmel nicht von anderem herrührt, denn der Himmel besteht aus den Engeln.

Dass so grosse Macht dem göttlichen Wahren innewohne, können diejenigen nicht glauben, die von dem Wahren keine andere Vorstellung haben, als wie von einem Gedanken oder einer Rede, welche keine Macht in sich haben, ausser soweit andere aus Gehorsam danach tun; dem göttlichen Wahren aber wohnt schon an sich Macht inne, und zwar eine solche Macht, dass durch dasselbe erschaffen wurde der Himmel und erschaffen wurde die Welt, mit allem, was in ihnen ist.

Dass eine solche Macht dem göttlichen Wahren innewohne, kann durch zwei Vergleichungen verdeutlicht werden, nämlich durch die Macht des Wahren und Guten im Menschen, und durch die Macht des Lichtes und der Wärme aus der Sonne in der Welt.

Durch die Macht des Wahren und Guten im Menschen:

Was immer der Mensch tut, das tut er aus dem Verstand und Willen, aus dem Willen tut er es durch das Gute und aus dem Verstand durch das Wahre; denn alles, was im Willen ist, bezieht sich auf das Gute, und alles, was im Verstand ist, bezieht sich auf das Wahre; aus ihnen nun setzt der Mensch den ganzen Körper in Bewegung, und tausend Dinge in diesem eilen alsbald auf ihren wink und Gebot von selbst herbei, woraus erhellt, dass der ganze Körper zum Dienste des Guten und Wahren, folglich auch aus dem Guten und Wahren gebildet ist.

Durch die Macht der Wärme und des Lichtes aus der Sonne in der Welt:

Alle Dinge, die in der Welt wachsen, wie Bäume, Saaten, Blumen, Gräser, Früchte und Samen, entstehen durch nichts anderes, als durch die Wärme und das Licht der Sonne; woraus erhellt, welche Hervorbringungskraft in diesen liegt; wie viel grösser aber muss diejenige sein, die dem göttlichen Licht, welches das göttliche Wahre, und der göttlichen Wärme [innewohnt], welche das göttliche Gute ist, aus welchen, weil der Himmel, auch die Welt entsteht, denn durch den Himmel entsteht wie im vorhergehenden gezeigt worden ist, die Welt.

Hieraus kann erhellen, wie es zu verstehen ist, dass durch das Wort alles gemacht worden ist, und dass ohne dasselbe nichts gemacht ist, was gemacht ist, und dass auch die Welt durch dasselbe geworden ist, nämlich durch das göttliche Wahre vom Herrn.

Daher kommt auch, dass im Buche der Schöpfung zuerst von dem Lichte, und im folgenden von dem die Rede ist, was aus dem Licht [entstand]. 1.Mose 1,3.4.

Auch rührt daher, dass alles im Weltall, sowohl im Himmel als in der Welt, sich auf das Gute und Wahre und auf deren Verbindung zurückbezieht, damit es etwas sei.  

139. Man muss wissen, dass das göttliche Gute und das göttliche Wahre, welche vom Herrn als der Sonne in den Himmeln sind, nicht im Herrn, sondern vom Herrn sind; im Herrn ist blos die göttliche Liebe, welche das Sein [esse] ist, aus dem jene hervortreten [existunt]; das hervortreten [existere] aus dem Sein wird unter dem Ausgehen [procedere] verstanden. Dies kann auch durch Vergleichung mit der Sonne der Welt verdeutlicht werden; die Wärme und das Licht, die in der Welt sind, sind nicht in der Sonne, sondern von der Sonne; in der Sonne ist blos Feuer, und aus ihr treten jene hervor und gehen aus [existunt et procedunt].  

140. Weil der Herr als Sonne die göttliche Liebe ist, und die göttliche Liebe das göttliche Gute selbst ist, darum wird auch das Göttliche, das von Ihm ausgeht, welches Sein göttliches im Himmel ist, der Unterscheidung wegen das göttliche wahre genannt, obgleich es das göttliche Gute vereint mit dem göttlichen Wahren ist. Dieses göttliche Wahre ist es, was das von Ihm ausgehende Heilige genannt wird.  

Von den vier Hauptgegenden im Himmel  

141. Im Himmel gibt es, wie in der Welt, vier Hauptgegenden, Aufgang, Mittag, Untergang und Mitternacht, in beiden bestimmt durch ihre Sonne, im Himmel durch die Sonne des Himmels, welche der Herr ist, in der Welt durch die Sonne der Welt; jedoch bestehen zwischen ihnen mancherlei Unterschiede: der erste ist, dass man in der Welt Mittag heisst, wo die Sonne in ihrer höchsten Höhe über der Erde ist, Mitternacht, wo sie im entgegengesetzten [Punkt] unter der Erde steht; Aufgang, wo sie zur Zeit der Nachtgleichen aufgeht, und Untergang, wo sie alsdann untergeht; so werden in der Welt alle Hauptgegenden durch den Mittag bestimmt:  im Himmel dagegen heisst Aufgang, wo der Herr als Sonne erscheint, diesem gegenüber ist der Untergang, zur Rechten im Himmel ist Mittag, und zur Linken in ihm ist Mitternacht, und dies bei jeder Wendung ihres Angesichts und Körpers; so werden im Himmel alle Hauptgegenden durch den Aufgang bestimmt. Dass Aufgang [die Stelle] heisst, wo der Herr als Sonne erscheint, hat seinen Grund darin, dass aller Ursprung [origo] des Lebens von Ihm als der Sonne ist; und wirklich inwieweit bei den Engeln Wärme und Licht oder Liebe und Einsicht von Ihm aufgenommen wird, insoweit heisst es, der Herr gehe auf bei ihnen; daher kommt auch, dass der Herr im Worte der Aufgang [Oriens] heisst.  

142- Der zweite Unterschied ist, dass die Engel immer vor dem Angesicht den Aufgang haben, hinter dem rücken den Untergang, zur Rechten den Mittag und zur Linken die Mitternacht; da dies aber in der Welt darum schwer zu fassen ist, weil der Mensch sein Angesicht nach jeder Weltgegend hinwendet, so soll es erklärt werden.

Der ganze Himmel wendet sich dem Herrn zu, als seinem gemeinsamen Mittelpunkte, folglich kehren sich alle Engel dahin; dass dem gemeinsamen Mittelpunkt auch alle Richtung auf der Erde zugewendet ist, ist bekannt; die Richtung im Himmel aber ist darin von der Richtung in der Welt verschieden, dass im Himmel die Vorderteile sich dem gemeinsamen Mittelpunkte zukehren, in der Welt aber die untern Teile; die Richtung in der Welt ist diejenige, die man Centripetalkraft und auch Gravitation nennt; das Inwendige der Engel ist auch wirklich nach vornen gekehrt; und weil das Inwendige sich im Angesicht darstellt, so ist es das Angesicht, was die Hauptgegenden bestimmt.  

143. Dass aber die Engel den Aufgang vor dem Angesicht haben bei jeglicher Wendung ihres Angesichts und Körpers, kann in der Welt noch weniger begriffen werden, weil der Mensch jede Weltgegend je nach seiner Wendung vor dem Angesicht hat, darum soll auch dies erklärt werden.

Die Engel wenden und drehen in gleicher Weise wie die Menschen ihre Angesichter und ihre Leiber nach allen Seiten hin, dennoch aber ist ihnen stets der Aufgang vor dem Auge; allein die Wendungen der Engel sind nicht wie die Wendungen der Menschen, denn sie sind andern Ursprungs; sie erscheinen zwar als die gleichen, sind aber dennoch nicht gleich, die herrschende Liebe ist der Ursprung; aus ihr entspringen alle Bestimmungen [determinationes] bei den Engeln und bei den Geistern; denn, wie soeben gesagt worden, ihr Inwendiges ist wirklich ihrem gemeinsamen Mittelpunktzugewendet, somit im Himmel dem Herrn als der Sonne; weshalb denn, weil ihre Liebe immerfort vor ihrem Inwendigen ist und ihr Angesicht aus ihrem Inwendigen sich bildet [denn es ist dessen äussere Form], darum auch diejenige Liebe, welche herrscht, immer vor ihrem Gesicht ist; in den Himmeln nun ist es der Herr als Sonne, weil Er es ist, von dem sie die Liebe haben; und weil der Herr selbst in Seiner Liebe bi den Engeln ist, so ist es der Herr, welcher macht, dass sie auf Ihn sehen, wohin sie sich auch wenden mögen; dies kann hier noch nicht weiter verdeutlicht werden, in den folgenden Abschnitten aber, besonders wo von den Vorbildungen und Erscheinungen und von Zeit und Raum im Himmel gehandelt werden wird, soll es dem Verständnis näher gebracht werden.

Dass die Engel den Herrn beständig vor dem Angesicht haben, ist mir durch viele Erfahrung zu wissen und auch selbst wahrzunehmen gegeben worden; denn so ist ich mit den Engel im Umgang war, ward auch die Gegenwart des Herrn vor meinem Angesicht wahrgenommen, welcher, obgleich ich Ihn nichts sah, doch im Licht erkannt wurde; dass dem so sei, bezeugten auch öfter die Engel.

Weil der Herr beständig vor dem Angesicht der Engel ist, darum wird auch in der Welt gesagt, man solle Gott vor Augen und vor dem Angesicht haben und auf Ihn sehen, und dass diejenigen Ihn schauen, die an Ihn glauben und Ihn lieben; dass der Mensch so spricht, stammt aus der geistigen Welt, denn von daher ist vieles in der menschlichen Rede, obgleich der Mensch nicht weiss, dass es daher stammt.  

144. Dass ein solches Sichhinwenden zum Herrn stattfindet, gehört unter die wunderbaren Erscheinungen des Himmels; denn es können daselbst viele an einem Orte sein, und der eine sein Angesicht und seinen Leib anderswohin wenden als der andere, und dennoch sehen alle den Herrn vor sich, und jeder hat zu seiner Rechten den Mittag und zu seiner Linken die Mitternacht, und hinter sich den Abend:

Zu den Wunderdingen gehört auch, das, obgleich aller Ausblick der Engel gegen Aufgang geht, sie dennoch auch einen Ausblick nach den drei übrigen Himmelsgegenden haben; allein nach diesen haben sie einen Ausblick aus ihrem inwendigeren Sehen, welches das des Denkens ist.

Auch das gehört unter die Wunderdinge, dass es im Himmel durchaus keinem erlaubt ist, hinter dem Rücken des andern zu stehen und auf sein Hinterhaupt hinzublicken, und dass alsdann der Einfluss des Guten und Wahren, der vom Herrn kommt, gestört wird 145. Die Engel sehen auf andere Weise den Herrn, und der Herr sieht auf andere Weise die Engel; die Engel sehen den Herrn durch die Augen, der Herr aber sieht die Engel in der Stirne; der Grund, warum in der Stirne, ist, dass die Stirne der Liebe entspricht, und der Herr durch die Liebe in ihren Willen einfliesst und macht, dass man Ihn durch den Verstand sieht, dem die Augen entsprechen.  

146. Allein die Hauptgegenden in denjenigen Himmeln, die das himmlische Reich des Herrn ausmachen, sind verschieden von den Hauptgegenden in denjenigen Himmeln, die Sein geistiges Reich bilden, und dies darum, weil der Herr den Engeln, die in Seinem himmlischen Reiche sind, als Sonne erscheint, denjenigen Engeln aber, die in Seinem geistigen Reiche sind, als Mond, und der Aufgang da ist, wo der Herr erscheint; der Abstand zwischen Sonne und Mond beträgt daselbst dreissig Grade, daher denn auch der der Hauptgegenden der gleiche ist. Dass der Himmel in zwei Reiche abgeteilt ist, welches das himmlische Reich und das geistige Reich heissen, sehe man in seinem Abschnitte Nr. 20 bis 28; und dass der Herr im himmlischen Reich als Sonne und im geistigen Reich als Mond erscheine, Nr. 118; gleichwohl jedoch werden die Hauptgegenden des Himmels dadurch nicht unbestimmt, weil die geistigen Engel nicht zu den himmlischen Engeln hinaufsteigen, noch diese zu jenen herabsteigen können, man sehe oben Nr. 35.  

147. Hieraus erhellt, welcherlei die Gegenwart des Herrn in den Himmeln ist, dass Er nämlich allenthalben und bei jeglichem Guten und Wahren ist, welche von Ihm ausgehen; dass Er also, wie oben Nr. 12 gesagt wurde, in dem Seinigen bei den Engeln ist; das Innewerden der Gegenwart des Herrn ist in ihrem Inwendigen, aus diesem sehen die Augen, und so Ihn selbst ausser sich, weil es ein stetig sich Fortsetzendes [continuum] ist; hieraus läst sich entnehmen, wie es zu verstehen ist, dass der Herr in ihnen ist und sie im Herrn, nach den Worten des Herrn: „Bleibet in Mir und Ich in euch“, Joh 15,4. „Wer Mein Fleisch isset und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir und Ich in ihm“, Joh 6,56; das Fleisch des Herrn bedeutet das göttliche Gute und das Blut das göttliche Wahre.  

148. Alle in den Himmeln wohnen geschieden nach den Hauptgegenden; gegen Aufgang und Untergang wohnen die im Guten der Liebe sind, gegen Aufgang die in klarem Innewerden desselben sind, gegen Untergang die in dunklem Innewerden desselben sind; gegen Mittag und Mitternacht wohnen die in der Weisheit aus demselben sind, gegen Mittag die in hellem Lichte der Weisheit sind, gegen Mitternacht, die im dunklen Lichte der Weisheit sind.

Die Engel, welche im geistigen Reiche des Herrn sind, wohnen ebenso wie die Engel, welche in Seinem himmlischen Reiche sind, nur mit einem Unterschied nach dem Guten der Liebe und dem Licht des Wahren aus dem Guten; denn die Liebe im himmlischen Reich ist die Liebe zum Herrn, und das Licht des Wahren aus ihm ist Weisheit; im geistigen Reich aber ist sie Liebe gegen den Nächsten, welche Liebheit [Charitas] heisst, und das Licht des Wahren aus ihr ist Einsicht, welche auch glaube heisst, man sehe oben Nr. 23; sie unterscheiden sich auch nach den Hauptgegenden, denn die Hauptgegenden in dem einen und in dem andern Reich stehen dreissig Grade voneinander ab, wie soeben Nr. 146 gesagt wurde.  

149. Ebenso wohnen die Engel unter sich in jeglicher Gesellschaft des Himmels; gegen Aufgang wohnen in ihnen die in höherem Grade der Liebe und Liebheit, gegen Untergang die in geringerem Grade sind; gegen Mittag die in grösserem Lichte der Weisheit und Einsicht, gegen Mitternacht die in schwächerem sind. Sie wohnen aber so geschieden, weil jede Gesellschaft einen Himmel darstellt und auch ein Himmel in kleinerer Gestalt ist, man sehe oben Nr. 51 bis 58.

Gleiches geschieht bei ihren Versammlungen. Sie werden in diese Ordnung gebracht infolge der Form des Himmels, vermöge welcher jeglicher seiner Stelle kennt. Es wird auch vom Herrn dafür gesorgt, dass in jeder Gesellschaft etwelche aus jeder Gattung seinen, und dies darum, damit der Himmel in Rücksicht seiner Form sich überall gleich sei; dennoch aber unterscheidet sich die Anordnung des ganzen Himmels von der Anordnung einer Gesellschaft, wie das allgemeine vom besondern; denn die Gesellschaften, welche gegen Morgen sind, sind vorzüglicher als die Gesellschaften, welche gegen Abend sind, und die gegen Mittag sind vorzüglicher als die gegen Mitternacht.  

150. Daher kommt, dass die Hauptgegenden in den Himmeln solches bezeichnen, was bei denen ist, die in ihnen wohnen, nämlich der Aufgang die Liebe und ihr Gutes bei klarem Innewerden, der Untergang eben dasselbe bei dunklem Innewerden, der Mittag die Weisheit und Einsicht in hellem Licht, und die Mitternacht dieselben in dunklem Licht.

Und weil durch diese Hauptgegenden dergleichen bezeichnet wird, so wird das gleiche auch durch sie bezeichnet im innern oder geistigen Sinn des Wortes; denn der innere oder geistige Sinn des Wortes verhält sich ganz nach dem, was im Himmel ist.  

151. Das Gegenteil ist bei denen, die in den Höllen sind; die in diesen sind, sehen nicht auf den Herrn als die Sonne oder den Mond, sondern rückwärts vom Herrn weg auf jenen stockfinstern Körper, der anstatt der Weltsonne ist, und auf jenen verfinsterten Körper, der anstatt des Mondes der Erde; diejenigen, welche böse Engel [Genii] heissen, auf den stockfinstern Körper, der anstatt der Weltsonne ist, und diejenigen, welche Geister heissen, auf den verfinsterten Körper, der anstatt des Mondes der Erde ist; dass die Sonne der Welt und der Mond der Erde nicht in der geistigen Welt erscheinen, sondern anstatt jener Sonne etwas Stockfinsteres gegenüber der Sonne des Himmels, und anstatt jenes Mondes etwas Verfinstertes, das dem Mond des Himmels gegenüber ist, sehe man oben Nr. 122; sie haben daher Hauptgegenden, die den Hauptgegenden des Himmels entgegengesetzt sind; der Aufgang ist ihnen, wo jenes Stockfinstere und jenes Verfinsterte ist; der Untergang ist ihnen, wo die Sonne des Himmels ist; der Mittag ist ihnen zur Rechten, und die Mitternacht zur Linken, und dies auch bei jeder Wendung ihres Leibes; sie können auch nicht anders, darum weil alle Richtung ihres Inwendigen und daher alle Bestimmung dahin sich neigt und strebt; dass die Richtung des Inwendigen und somit die wirkliche Bestimmung aller im andern Leben ihrer Liebe gemäss sei, sehe man Nr. 143; die Liebe derer, die in den Höllen sind, ist die Selbstliebe und Weltliebe, und diese Arten von Liebe sind es, welche durch die Sonne der Welt und den Mond der Erde bezeichnet werden, man sehe Nr. 122; und diese Arten von Liebe sind auch entgegengesetzt der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten; daher kommt, dass sie sich rückwärts vom Herrn jenen finstern Körpern zukehren.

Auch die in den Höllen sind, wohnen nach ihren Hauptgegenden, die, so im bösen aus der selbstliebe sind, von ihrem Aufgang bis zu ihrem Untergang; die im Falschen des Bösen sind, von ihrem Mittag bis zu ihrer Mitternacht: doch hievon unten mehr, wo von den Höllen [die Rede sein wird].  

152. Kommt ein böser Geist unter die guten, so werden gewöhnlich die Hauptgegenden so verwirrt, dass die guten kaum wissen, wo ihr Aufgang ist; was ich auch einige Male tatsächlich erfuhrt, und dann auch von Geistern hörte, die sich darüber beklagten.  

153. Die bösen Geister erscheinen zuweilen als den Hauptgegenden des Himmels zugekehrt und haben dann Einsicht und Verständnis [perceptio] des Wahren, allein keine Neigung zum Guten; sobald sie daher sich wieder zu ihren Hauptgegenden zurückwenden, sind sie wieder ohne Einsicht und Verständnis des Wahren, und sagen dann, die Wahrheiten, die sie gehört und gefasst hatten, seinen nicht wahr, sondern falsch:

ich ward über diese Umwandlung unterrichtet, dass nämlich bei den bösen das Verstehen [intellectuale] also umgewandelt werden kann, nicht aber das Wollen [voluntarium]; und dass dies vom Herrn so vorgesehen worden sei, zu dem Ende, damit jeder die Wahrheiten sehen und anerkennen könne, dass aber niemand sie aufnehme, wofern er nicht im Guten ist, weil das Gute es ist, was die Wahrheiten aufnimmt, und durchaus nicht das Böse:

dann auch, dass es ebenso bei dem Menschen sei, zu dem Ende, dass er durch die Wahrheiten gebessert werden könne, dass er aber nicht weiter gebessert werde, als er im Guten ist; und daher komme es, dass der Mensch in gleicher Weise dem Herrn zugekehrt werden kann; wenn er aber dem Leben nach im Bösen sei, so wende er sich alsbald vom Herrn ab, und bestärke sich im Falschen seines Bösen wider die Wahrheiten, die er begriffen und gesehen hatte; und dies geschehe bei ihm, wenn er bei sich aus seinem Inwendigen heraus denke.  

Von den Zustandsveränderungen im Himmel  

154. Unter den Zustandsveränderungen der Engel werden ihre Veränderungen in Rücksicht der Liebe und des Glaubens und daher der Weisheit und Einsicht, somit in Ansehung ihrer Lebenszustände verstanden:

Zustände werden von Leben und von dem, was zum Leben gehört, ausgesagt; und weil das englische Leben ein Leben der Liebe und des Glaubens und hieraus der Weisheit und Einsicht ist, so werden die Zustände von diesen ausgesagt und Zustände der Liebe und des Glaubens, sowie auch Zustände der Weisheit und Einsicht genannt: wie diese Zustände bei den Engeln verändert werden, soll nun gesagt werden.  

155. Die Engel sind nicht beständig in gleichem Zustand in Rücksicht der Liebe, und daher auch nicht in gleichem in Rücksicht der Weisheit; denn alle Weisheit haben sie aus der Liebe und nach Beschaffenheit der Liebe; bisweilen sind sie im Zustand inbrünstiger Liebe, bisweilen im Zustand nicht so inbrünstiger Liebe; sie nimmt stufenweise ab von ihrem höchsten bis zum niedrigsten Grad; wenn sie im höchsten Grad der Liebe sind, so sind sie in ihres Lebens Licht und Wärme, oder in ihrer Klarheit und Lust; sind sie aber im niedrigsten Grad, so sind sie im Schatten und Frost, oder in ihrer Dunkelheit und Unlust:  vom untersten Stand kehren sie wieder zum ersten zurück und so fort: diese Wechsel lösen sich einander ab, und zwar in mannigfaltiger Weise. Diese Zustände folgen aufeinander wie die Zustandswechsel des Lichtes und Schattens, der Wärme und Kälte, oder wie Morgen Mittag, Abend und Nacht an jedem Tag in der Welt, mit steter Verschiedenheit innerhalb des Jahres:  sie stehen auch im Entsprechungsverhältnis, der Morgen zu dem Zustand ihrer Liebe im Klaren, der Mittag zu dem Zustand ihrer Weisheit im Klaren, der Abend zu dem Zustand ihrer Weisheit im Dunkeln, und die Nacht zu dem Zustand der Lieblosigkeit und Unweisheit: man muss jedoch wissen, dass keine Entsprechung stattfindet zwischen der Nacht und den Lebenszuständen derer im Himmel, sondern eine Entsprechung der Dämmerung, wie sie vor dem Morgen ist; eine Entsprechung der Nacht besteht mit denen in der Hölle.

Von dieser Entsprechung rührt her, dass im Worte Tag und Jahr die Lebenszustände im allgemeinen bezeichnen; Wärme und Licht die Liebe und Weisheit; der Morgen die erste und höchste Stufe der Liebe; der Mittag die Weisheit in ihrem Licht; der Abend die Weisheit in ihrem Schatten; die Morgendämmerung das Dunkel, das dem Morgen vorausgeht; die Nacht aber den gänzlichen Mangel an Liebe und Weisheit.  

156. Mit dem Zustand des Inwendigen, welches das Gebiet der Liebe und Weisheit der Engel ist, werden auch die Zustände der Mannigfaltigen Aussendinge verändert, die vor ihren Augen erscheinen; denn die Dinge, die ausserhalb ihrer sind, erhalten eine Erscheinung gemäss dem, was innerhalb ihrer ist: allein was und welcherlei diese Dinge seien, soll in den folgenden Abschnitten, in welchen von den Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel die Rede sein wird, gesagt werden.  

157. Jeglicher Engel erfährt und durchläuft solche Zustandsveränderungen, und auch jegliche Gesellschaft im allgemeinen, aber immer wieder der eine in ihr anders als der andere, und dies darum, weil sie in Liebe und Weisheit voneinander verschieden sind; denn die in der Mitte sind in einem vollkommeneren Zustand als die, welche rings umher bis an die Grenzen sind (man sehe oben Nr. 23 und 128); allein die Unterschiede anzugeben, wäre zu weitläufig; denn jeder erfährt Veränderungen je nach der Beschaffenheit seiner Liebe und seines Glaubens; daher kommt, dass der eine in seiner Klarheit und Lust ist, während der andere in seiner Dunkelheit und Unlust ist; und zwar dies gleichzeitig innerhalb derselben Gesellschaft; und dann auch in einer Gesellschaft anders als in der andern; und in den Gesellschaften des geistigen Reiches anders als in den Gesellschaften des himmlischen Reiches.

Die Unterschiede ihrer Zustandsveränderungen im allgemeinen sind wie die Zustandswechsel der Tage in der einen und in der andern Sonne auf der Erde; denn hier gibt es solche, die Morgen haben, während andere Abend haben, und auch solche, die Wärme haben, während andere Kälte haben, und umgekehrt.  

158. Ich bin aus dem Himmel unterrichtet worden, warum dort solche Zustandsveränderungen stattfinden; die Engel sagen, es seien mehrere Ursachen; die erste, dass die Lust des Lebens und des Himmels, die ihnen aus der Liebe und Weisheit kommt, welche vom Herrn sind, nach und nach ihren Wert verlieren würde, wenn sie ununterbrochen darin wären; wie dies denen geschieht, die ohne Abwechslung in Lustbarkeiten und Wonnen sind.

Eine andere Ursache ist, dass sie ebenso wie die Menschen ein Eigenes haben, und dieses das sich selber lieben ist, und dass alle, die im Himmel sind, von ihrem Eigenen abgehalten werden, und inwieweit sie vom Herrn her davon abgehalten werden, insoweit in der Liebe und Weisheit sind, inwieweit sie aber nicht abgehalten werden, insoweit in der Liebe zu sich sind; und weil jeder sein Eigenes liebt und es [ihn] fortzieht, darum treten bei ihnen Zustandsveränderungen und aufeinanderfolgende Wechsel ein.

Eine dritte Ursache ist, dass sie auf diese Weise vervollkommnet werden, weil sie sich daran gewöhnen, in der Liebe zum Herrn gehalten und von der Selbstliebe abgehalten zu werden; und dann auch, weil durch die Abwechslungen der Lust und Unlust das Innewerden und Gefühl des Guten feiner wird.

Sie setzten hinzu, dass nicht der Herr ihre Zustandsveränderungen hervorbringe, weil der Herr als Sonne stets mit Wärme und Licht, das heisst mit Liebe und Weisheit einfliesse, sondern dass der Grund in ihnen selbst liege, weil sie ihr Eigenes lieben, das [sie] beständig abzieht; es wurde dies beleuchtet durch Vergleichungen mit der Sonne der Welt, sofern nicht in ihr der Grund der Zustandsveränderungen der Wärme und Kälte und des Lichtes und Schattens in jedem Jahr und an jedem Tag liege, da sie unbewegt stehe, sondern der Grund in der Erde sei.  

159. Es wurde mir gezeigt, wie der Herr als Sonne den Engeln im himmlischen Reich in ihrem ersten Zustand, wie in ihrem zweiten, und wie in ihrem dritten erscheint;  der Herr ward als Sonne rötlich und strahlend in solchem Glanz gesehen, dass es nicht beschrieben werden kann; man sagte, der Herr erscheine als solche Sonne den Engeln in ihrem ersten Zustand;  hernach sah man einengrosendunkeln Gürtel um die Sonne, durch welchen das Rötliche und Schimmernde, von dem sie so sehr glänzte, zuerst mater zu werden begann; man sagte, die Sonne erscheine ihnen so im andern Zustand;  hernach sah man, wie der Gürtel sich noch mehr verdunkelte, und die Sonne infolgedessen weniger rötlich erschien, und dies stufenweise, bis sie endlich wie weisschimmernd wurde; man sagte, so erscheine ihnen die Sonne im dritten Zustand: nach diesem sah man dieses Weisschimmernde linkshin gegen den Mond des Himmels fortrücken und sich seinem Licht beifügen; infolgedessen dann der Mond über die Massen erglänzte; man sagte, dies sei der vierte Zustand für die im himmlischen Reich und der erste für die im geistigen Reich, und so lösen sich die Zustandsveränderungen in beiden Reichen ab; jedoch nicht im ganzen, sondern in einer Gesellschaft nach der andern; dann auch seien diese Wechsel nicht feststehend, sondern kommen später oder früher, ohne dass sie es wissen.

Weiter sagten sie, nicht die Sonne verändere sich so in sich, noch rücke sie sofort, dennoch aber erscheine sie so je nach den allmählichen Fortbewegungen der Zustände bei ihnen, weil der Herr jeglichem nach der Beschaffenheit seines Zustandes erscheint, somit rotstrahlend, wenn sie in inbrünstiger Liebe sind, weniger rotstrahlend und zuletzt weissschimmernd, wenn die Liebe abnimmt; und die Beschaffenheit ihres Zustandes sei durch den dunklen Gürtel vorgebildet worden, welcher der sonne jene scheinbaren Wechsel in Rücksicht der Flamme und es Lichtes beibrachte.  

160. Sind die Engel im letzten Zustande, welcher eintritt, wenn sie in ihrem Eigenen sind, so fangen sie an, niedergeschlagen zu werden; ich sprach mit ihnen, während sie in diesem Zustande waren, und sah ihre Niedergeschlagenheit; allein sie sagten, sie seien der Hoffnung, in kurzem wieder in den vorigen Zustand und so gleichsam wieder in den Himmel zu kommen; denn der Himmel ist für sie, von ihrem Eigenen abgehalten werden.  

161. Auch in den Höllen gibt es Zustandsveränderungen, doch hievon unten, wo von der Hölle die Rede sein wird.  

Von der Zeit im Himmel  

162. Wie sehr auch im Himmel, wie in der Welt, alles wechselt und sich fortbewegt, so haben doch die Engel keinen Begriff, noch Vorstellung von Zeit und Raum, so gar keine, dass sie gar nicht wissen, was Zeit und Raum ist:  von der Zeit im Himmel soll nun hier die Rede sein und von dem Raum unten in seinem Abschnitt.  

163. Dass die Engel nicht wissen, was Zeit ist, obgleich alles bei ihnen allmählich fortschreitet, wie in der Welt, und zwar so ganz, dass gar kein Unterschied obwaltete, hat seinen Grund darin, dass es im Himmel gar keine Jahre und Tage gibt, sondern Zustandsveränderungen, und da, wo es Jahre und Tage gibt, auch Zeiten sind, da aber, wo es Zustandsveränderungen gibt, Zustände sind.  

164. In der Welt gibt es darum Zeiten, weil die Sonne hier dem Scheine nach von einem Grade zum andern fortrückt und Zeiten macht, die man Jahreszeiten nennt; und sie überdies um die Erde läuft und Zeiten macht, die man Tageszeiten nennt, und zwar diese und jene in feststehendem Wechsel.

Anders die Sonne des Himmels, diese macht nicht durch allmähliche Fortbewegungen und Umdrehungen Jahre und Tage, sondern dem Anschein nach Zustandsveränderungen, und auch diese nicht in festbestimmtem Wechsel, wie dies im vorhergehenden Abschnitt gezeigt worden ist: daher kommt, dass die Engel nicht irgendwelche Vorstellungen von der Zeit haben können, sondern [nur] an deren Statt vom Zustand, was Zustand sei, sehe man oben Nr. 154.  

165. Weil die Engel keine Vorstellung aus der Zeit haben, wie die Menschen in der Welt, so haben sie auch keine Vorstellung von der Zeit und von den Zeitbestimmungen; von den der Zeit eigentümlichen Bestimmungen wissen sie nicht einmal, was sie sind, so z.B. was Jahr, Monat, Woche, Tag, Stunde, heute, morgen ist; wenn die Engel dergleichen vom Menschen hören, [denn immer sind dem Menschen Engel vom Herrn beigegeben], so vernehmen sie statt derselben Zustände und Bestimmungen der Zustände: so wird die natürliche Vorstellung des Menschen bei den Engeln in eine geistige Vorstellung verwandelt.

Daher kommt, dass im Worte die Zeiten Zustände bezeichnen, und die der Zeit eigentümlichen Bestimmungen, wie die oben genannten, die ihnen entsprechenden geistigen Dinge bedeuten.  

166. Gleiches geschieht bei allem, was von der Zeit herkommt, wie z.B. bei den vier Jahreszeiten, die man Frühling, Sommer, Herbst und Winter nennt; bei den vier Tageszeiten, die man Morgen, Mittag, Abend und Nacht nennt; und bei den vier Menschenaltern, die man Kindesalter, Jünglingsalter, Mannesalter und Greisenalter nennt; und so bei dem übrigen, was entweder von der Zeit herrührt oder der Zeit nach erfolgt; wenn der Mensch sich dergleichen denkt, so denkt er aus der Zeit, der Engel aber aus dem Zustand; weshalb was diese Dinge bei dem Menschen von der Zeit an sich haben, bei dem Engel in die Vorstellung des Zustandes verwandelt wird; der Frühling und der Morgen verwandeln sich in die Vorstellung des Zustandes der Liebe und Weisheit, wie diese im ersten Zustand bei den Engeln sind; Sommer und Mittag verwandeln sich in die Vorstellung der Liebe und Weisheit, wie sie im zweiten sind; Herbst und Abend, wie sie im dritten sind; Nacht und Winter in die Vorstellung des Zustandes, wie er in der Hölle ist;  daher kommt, dass ähnliches durch diese Zeiten im Worte bezeichnet wird, man sehe oben Nr. 155; woraus erhellt, in welcher Weise die natürlichen Dinge, die im Denken des Menschen sind, bei den Engeln, die sich bei dem Menschen befinden, geistig werden.  

167. Weil die Engel gar keinen Zeitbegriff haben, darum haben sie auch eine andere Idee vom Ewigen, als die Menschen der Erde; die Engel verstehen unter dem Ewigen einen endlosen Zustand, nicht aber eine endlose Zeit.

Ich dachte einst über das Ewige nach, und mittelst des Zeitbegriffs konnte ich wohl begreifen, was das „in Ewigkeit“ sein soll, nämlich das Endlose, nicht aber was das „von Ewigkeit“ sei, somit auch nicht, was Gott vor der Schöpfung von Ewigkeit her getan hatte; als ich hierdurch in ein Bangen geriet, ward ich in die Sphäre des Himmels erhoben, und so in die Auffassung, in der die Engel vom Ewigen sind, und dann wurde mir durch Erleuchtung klar, dass man über das Ewige nicht aus der Zeit denken darf, sondern vom Zustand aus und dass alsdann verstanden wird, was das von Ewigkeit ist; was auch bei mir geschah.  

168. Die Engel, die mit Menschen reden, reden niemals mittelst der natürlichen, dem Menschen eigentümlichen Vorstellungen, welche alle von der Zeit, vom Raum, vom Materiellen und von den diesen analogen Dingen hergenommen sind, sondern mittelst geistiger Ideen, welche alle von den Zuständen und deren mannigfaltigen Veränderungen innerhalb und ausserhalb der Engel entlehnt sind; dennoch aber werden die engelischen Vorstellungen, welche geistig sind, sobald sie bei den Menschen einfliessen, im Augenblick und von selbst in die natürlichen, dem Menschen eigentümlichen Vorstellungen verwandelt, welche den geistigen völlig entsprechen; dass es so geschieht, wissen die Engel nicht und auch nicht die Menschen: von dieser Art ist auch aller Einfluss des Himmels bei dem Menschen.

Es fanden sich Engel, welche näher in meine Gedanken, und zwar bis in die natürlichen eingelassen wurden, in welchen vieles aus Zeit und Raum war; weil sie aber alsdann nichts verstanden, so traten sie schnell zurück, und nachdem sie zurückgetreten, hörte ich sie reden und sagen, sie seien in der Finsternis gewesen.

Welch ein Nichtwissen in betreff der zeit bei den Engeln ist, wurde mir auch durch Erfahrung zu wissen gegeben; es war einer aus dem Himmel da, der so beschaffen war, dass er auch in die natürlichen Vorstellungen, wie der Mensch sie hat, eingelassen werden konnte; mit diesem sprach ich daher später wie ein Mensch mit dem Menschen; anfangs wusste er nicht, was das sei, was ich Zeit nannte; weshalb ich ihn völlig unterrichten musste, wie die Sonne sich um unsere Erde herum zu bewegen und Jahre und Tage zu machen scheine, und das von daher die Jahre in vier Zeiten und auch in Monate und Wochen eingeteilt werden und die Tage in vierundzwanzig Stunden, und dass diese Zeiten in feststehendem Wechsel wiederkehren und hiedurch die Zeiten [entstehen]; als er dies gehört, wunderte er sich und sagte, davon habe er nichts gewusst, sondern blos, was Zustände seien.

Während des Redens mit ihm sagte ich auch, man wisse in der Welt, dass es im Himmel keine Zeit gebe; denn die Menschen reden so, als wüssten sie, sie sagten nämlich von denen, welche sterben, dass sie das Zeitliche verlassen und dass sie aus der Zeit gehen, worunter sie verstehen, aus der Welt.

Ich sagte auch, einige wissen wohl, dass die Zeiten ursprünglich Zustände sind, daraus nämlich, dass dieselben sich ganz nach den Zuständen der Neigungen verhalten, in denen sie sind, kurz für die, die in Freuden und Wonnen sind, lang für die, die in Unlust und Traurigkeit sind und wechselnd im Zustand der Hoffnung und Erwartung; und dass deshalb die Gelehrten untersuchen, was Zeit und Raum sei, wie denn auch einige wissen, dass die Zeit dem natürlichen Menschen angehört.  

169. Der natürliche Mensch kann glauben, dass er gar kein Denken hätte, wenn die Vorstellungen der Zeit, des Raumes und der materiellen Dinge weggenommen würden, denn auf diese gründen sich alle Gedanken, die der Mensch hat allein er möge wissen, dass die Gedanken insoweit endlich sind und beengt werden, als sie von Zeit, Raum und Materiellem etwas ans ich haben, und insoweit nicht endlich sind und sich erweitern, als sie von diesen nichts an sich haben, weil insoweit das Gemüt über die materiellen und weltlichen Dinge erhoben wird: den Engeln kommt von daher Weisheit, und diese ist von der Art, dass sie für unbegreiflich erklärt wird, weil sie nicht in die Vorstellung fällt, die bloß aus solchem bestehen.   

Von den Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel  

170. Der Mensch, der aus dem bloß natürlichen Lichte denkt, kann nicht begreifen, dass im Himmel etwas sein soll, das den Dingen in der Welt gleich ist, und zwar darum nicht, weil er aus jenem Lichte gedacht, und sich bestärkt hatte, dass die Engel bloß Denksubjekte [Mentes], und sie somit keine Sinne haben, wie der Mensch, also auch keine Augen, und wenn keine Augen, auch keine Gegenstände; während doch die Engel alle Sinne, die der Mensch hat, ja noch viel schärfere haben, auch das Licht, aus dem sie sehen, viel heller ist, als das Licht, aus dem der Mensch sieht.

Dass die Engel Menschen in vollkommenster Gestalt sind, und sich alle Sinne erfreuen, sehe man oben Nr. 73 bis 77; und dass das Licht im Himmel viel heller ist, als das Licht in der Welt, Nr. 126 bis 132.  

171. Welcherlei die Dinge sind, die den Engeln in den Himmeln erscheinen, kann nicht mit wenigem beschrieben werden; sie gleichen grossenteils den Dingen auf der Erde, nur dass ihre Gestalt noch vollkommener und ihre Menge noch grösser ist.

Dass es in den Himmeln dergleichen Dinge gibt, kann an demjenigen erhellen, was die Propheten sahen, sie z.B. was Ezechiel vom neuen Tempel und von der neuen Erde sah, was von Kap. 40 bis 48 beschrieben wird; was Daniel, von Kap. 7 bis 12; was Johannes, vom ersten bis zum letzten Kapitel in der Apokalypse, und andere, wovon sowohl in den geschichtlichen, als in den prophetischen Büchern des Wortes die Rede ist: dergleichen Dinge erschienen ihnen, wenn ihnen der Himmel geöffnet war, und es heisst, der Himmel werde geöffnet, wenn das innere Sehen, welches das Sehen des Menschengeistes ist, geöffnet wird; denn die Dinge in den Himmeln können nicht mit den Augen des Körpers des Menschen, sondern nur mit den Augen seines Geistes gesehen werden; und sobald es dem Herrn gefällt, werden diese geöffnet, während der Mensch von dem natürlichen Licht, in dem er durch die Körper=Sinne ist, abgezogen und ins geistige Licht, in dem er durch einen Geist ist, erhoben wird. In diesem Lichte sah ich, was in den Himmeln ist.  

172. Allein obgleich die Dinge, die in den Himmeln erscheinen, den Dingen auf Erden grossenteils ähnlich sind, so sind sie doch nicht ähnlich dem Wesen nach; denn die in den Himmeln entstehen aus der Sonne des Himmels und die auf Erden aus der Sonne der Welt; die aus der Sonne des Himmels entstehen, heissen geistig, die aber aus der Sonne der Welt, natürlich.  

173. Die Dinge, die in den Himmeln entstehen, entstehen nicht in gleicher Weise wie die auf Erden; in den Himmeln entstehen alle Dinge aus dem Herrn gemäss den Entsprechungen mit dem Inwendigen der Engel; denn die Engel haben ein Inwendiges und ein Auswendiges; was in ihrem Inwendigen ist, bezieht sich alles auf Liebe und Glauben, somit auf den Willen  und den Verstand; denn der Wille und der Verstand sind deren Aufnahmsgefässe; das Auswendige aber entspricht dem Inwendigen: dass das Auswendige dem Inwendigen entspricht, sehe man oben Nr. 87 bis 15. Erläutert kann dies durch dasjenige werden, was oben von der Wärme und dem Licht des Himmels gesagt worden ist, dass nämlich die Engel Wärme haben je nach Beschaffenheit ihrer Liebe, und Licht je nach Beschaffenheit ihrer Weisheit; man sehe Nr. 128 bis 134.

Ebenso verhält es sich mit den übrigen Dingen, die vor den Sinnen der Engel erscheinen.  

174. Als mir gegeben wurde, mit den Engeln Umgang zu haben, wurden mir die bei ihnen befindlichen Dinge ganz so sichtbar, wie die Dinge in der Welt, und zwar so handgreiflich, dass ich nicht anders wusste, als ich sei in der Welt und da am Hofe eines König: ich sprach auch mit ihnen, wie der Mensch mit dem Menschen.

175. Weil alle Dinge, die dem Inwendigen entsprechen, dieses auch vorbilden, werden sie Vorbildungen [repraesntative] genannt; und weil sie je nach dem Zustand des Inwendigen bei ihnen sich verändern, darum heissen sie Erscheinungen, [apparentiae], obgleich die Dinge, welche vor den Augen der Engel in den Himmeln erscheinen und mit ihren Sinnen wahrgenommen werden, ebenso lebhaft erscheinen und wahrgenommen werden, wie vom Menschen die Dinge auf Erden, ja noch viel deutlicher, bestimmter und wahrnehmbarer: die Erscheinungen in den Himmeln, welche diesen Ursprung haben, heissen reale Erscheinungen, weil sie reell existieren; es gibt auch nichtreale Erscheinungen, nämlich solche, die zwar erscheinen, aber nicht dem Inwendigen entsprechen; doch von diesen im folgenden.  

176. Um deutlicher zu machen, welcherlei die Dinge sind, die den Engeln je nach den Entsprechungen erscheinen, möchte ich hier nur eines anführen: denen, die in der Einsicht sind, erscheinen Gärten und Paradiese voller Bäume und Blumen jeder Art; die Bäume sind da in der schönsten Ordnung gesetzt und bilden einzelne Gruppen, zu welchen Bogengänge führen und um welche herum Lustgänge angebracht sind, alles in solcher Schönheit, dass es nicht beschrieben werden kann; es ergehen sich auch in diesen die, so in der Einsicht sind und pflücken Blumen und winden Kränze, mit denen sie die Kinder schmücken; es gibt hier auch Arten von Bäumen und Blumen, die in der Welt nirgends gesehen wurden, noch hienieden vorkommen könnten; auch sind auf den Bäumen Früchte je nach dem Guten der Liebe, in dem die Einsichtsvollen sind; dergleichen sehen diese, weil der Garten und das Paradies und auch die fruchtbaren Bäume und die Blumen der Einsicht und Weisheit entsprechen. Dass dergleichen Dinge in den Himmeln sind, ist auch auf Erden bekannt, jedoch nur denen, die im Guten sind und das Licht des Himmels nicht durch das natürliche Licht und dessen Täuschungen bei sich ausgelöscht haben; denn wenn sie an den Himmel denken oder von ihm sprechen, so denken und sagen sie, es gebe dort solche Dinge, die kein Ohr gehört und kein Auge gesehen hat.