Die Sorge der Jünger um den Herrn
jl.ev11.049. Kapitel
01] Viele werden sich hier vielleicht wundern, wie Meine Jünger nach so vielen Lehren und Beweisen Meiner Göttlichkeit in Mir doch noch immer in Zwiespalt mit sich und in Zweifel verfallen konnten. Jedoch ist da stets auf die menschliche, schwache Natur in dieser Hinsicht zu verweisen, deren Überwindung ihnen nun wieder schwerer wurde als euch jetzt, indem Mein ganzes Leben jetzt dem nur einigermaßen Gläubigen mit einem Blick übersehbar ist und Mein Besiegen des Todes als erster Hauptpunkt sich vor Augen stellt, während damals eine Entwicklung ihrer Seelen nur mit Meinem Entwicklungsgang möglich war, von dem dieser Hauptpunkt als Siegel Meiner Lehre aber ja erst den Schlußstein bildete.
02] Weiterhin bildet aber Meine Kreuzigung und
Auferstehung erst den Schlüssel zum Verständnis des Menschen- und Gottessohnes.
Da es aber nun notwendig war, die Meinen so weit zu führen, daß sie von nun an
auf eigenen geistigen Füßen standen, so mußten derartige äußere Erlebnisse das
Mittel bilden, die innere Erkenntnis zu fördern.
03] Es geschah nun weiterhin folgendes: Die
Meinen waren ins Gespräch verwickelt und tauschten ihre Meinungen wieder einmal
darüber aus, weshalb Ich seit einiger Zeit den schon öfter gebrauchten
Unterschied des Vaters in Mir und den Hinweis auf den Sohn gebrauchte. Es waren
sich diese denn auch soweit einig, daß der Vater in Mir wohl wohne und der
menschliche Körper und (die) Seele von Mir als der Sohn bezeichnet werde. Da kam
nun von einem der übrigen zwanzig Nachfolger der Gedanke zum Vorschein, es sei
doch schwer zu begreifen, wie denn der Geist Gottes gleichzeitig in Mir wohnen
könne als Mensch, menschlich handle und wandle - also gleichsam eingeschlossen
sei - und dennoch das Weltall regiere; ob Ich also denn wohl um die Regierung
des Alls wüßte, oder ob zeitweise sich etwa der Geist zurückziehe, so daß Ich
dann nur Mensch allein sein könne; dann auch, wie es denn mit Meinem Leibe im
Schlafe wäre, ob da auch der Geist Gottes noch in Mir stecke oder nicht.
04] Diese Fragen brachten erst ein gewisses
Staunen bei den andern hervor ob der anscheinend großen Kurzsichtigkeit des
Fragestellers. Dann aber merkte doch jeder schließlich an sich, daß auch in ihm
einige Unklarheiten über diese Punkte steckten. Namentlich aber der Umstand, was
denn im Schlafe mit Mir geschähe, erregte einige starke Bedenken.
05] Andreas meinte, es sei wohl möglich, daß Ich
im Schlafe nur allein Mensch sei; denn auf dem See Genezareth sei doch während
des Sturmes Meine Gotteskraft erst nach dem Erwachen tätig geworden, so daß,
hätte man Mich nicht geweckt, vielleicht ein plötzlicher Leibestod alle hätte
überraschen können.
06] Es gab da nun ein großes Hin- und Herreden,
das schließlich darauf hinausging, annehmen zu müssen, daß wohl während des
Schlafes Mein Leib ebenso schutzlos sei wie der jedes andern Menschen, so daß es
da die Jünger für notwendig erachteten, über Mich zu wachen, da man nicht wissen
könne, ob die vielen feindlichen Juden nach so vielen vergeblichen Attentaten
nicht auch einmal eine Überrumpelung zur Nachtzeit versuchen würden, um Mich zu
töten. Keiner dachte jedoch daran, Mich einfach zu fragen; denn ihre Liebesorge
um Mich meinte, ihre Wachsamkeit sei doch auch ein nicht unwesentlicher Schutz,
und es handle sich ja nur um die Zeit des Schlafes. Daß aber ihr Schutz im
Tageszustande nicht nötig sei, das wußten sie aus deutlichen Beweisen.
07] Ich ließ nun die Meinigen gewähren und
merkte es anscheinend auch gar nicht, daß in dem einsamen Hause nun stets ein
Jünger Nachtwache hielt.
08] Nach etlichen Tagen zog Ich Mich eines
Abends, nachdem wir das Abendmahl eingenommen hatten, recht ermüdet zurück, um
der Ruhe früher als gewöhnlich zu pflegen, und die Meinen blieben alle
versammelt. Das Gemach, welches in der geräumigen Burg Mir als Schlafgemach
diente, lag an dem einen Ende des Gebäudes, so daß erst mehrere Zimmer
durchschritten werden mußten, um dahin zu gelangen. Die Meinen aber waren in
einem Saale versammelt, der sich in der Mitte des Hauses befand.
09] Während sie nun im eifrigsten Gespräch
waren, entstand plötzlich in den leeren Zimmern, die die Verbindung mit Meinem
Schlafgemach bildeten, ein starker Feuerschein. Erschreckt eilten die Jünger
hinzu und sahen nun, daß die leeren Zimmer hellauf brannten, so daß es unmöglich
war, zu Mir zu gelangen, ebensowenig aber ein Mensch von dort zu ihnen konnte.
Alles eilte bestürzt durcheinander und suchte zu löschen; - vergeblich, die
Flammen fraßen weiter und mußten nach der Meinen Meinung längst auch Mein Gemach
erreicht haben.
10] Verzweiflungsvoll suchten einige die Flammen
zu durchdringen. Doch vergeblich; der Boden der Zimmer war eingestürzt und die
Verbindung unmöglich! Nun meinten andere, der starke Rauch, der auch allen
äußerst lästig war, müsse Mich bereits schlafend erstickt haben. Keiner jedoch
wollte weichen und den sehr gefährdeten Saal verlassen, ehe sie nicht über Mein
Schicksal im klaren waren.
11] Um nun ihrer Angst und Qual ein Ende zu
machen, ließ Ich die Flammen langsam verlöschen, und in einiger Zeit war denn
auch völlige Ruhe. Über verkohlte, rauchende Balken hinweg kletterten die Jünger
angstvoll nach Meinem Schlafgemach und fanden dasselbe unversehrt, Mich aber
ruhig schlafend auf einem Ruhebett. Dieser Anblick machte sie fast sprachlos,
und keiner wagte, Meinen anscheinenden Schlummer zu stören.
12] Ich erhob Mich nun, und sogleich bestürmten
Mich die Meinen mit Fragen, ob Ich denn nicht wüßte, was vorgefallen sei.
13] Ich sah sie ernst an und sagte: »Wißt ihr
doch, wer in Mir wohnt, und wißt ihr doch, daß Diesem kein Ding verborgen
bleiben kann! Was aber der Vater weiß, tut Er auch dem Sohne kund!
14] Die Flammen aber, die euch verletzten,
konnten Mir ebensowenig etwas anhaben als alle Nachstellungen der gehässigen
Juden. Erst wenn dieser Körper mit Meinem Willen übergeben werden wird, hat die
Bosheit Gewalt über ihn.
15] Aber wißt ihr denn nicht, daß der Geist
wacht, auch wenn der Körper schläft, und wißt ihr denn nicht, daß dieser
Fürsorge trifft für sein Haus?
16] Wie könnt ihr so töricht sein zu meinen, ein
Gotteswerk wie der Aufbau dieses Meines Leibes bedürfe des Schutzes der
Menschen?! Können die Werkzeuge, die von des Meisters Hand gemacht wurden, den
Meister schützen, oder kann das Geschöpf, das erst vom Schöpfer alles erhielt,
den Schöpfer Selbst vor einem Übel bewahren, das Er zuläßt?
17] Sehet wie töricht - wenn auch aus Liebe -
war euer Beginnen! Und so lasset denn ab, Mich schützen zu wollen! Der in Mir
wohnt, weiß um alle Dinge, und Seiner Macht widersteht keiner!
18] Gehet nun, und seid nicht betrübt über Meine
Zurechtweisung, die euch nicht schmerzen soll! Aber erkennet immer mehr, wer der
rechte Herr ist, ob Er auch bei Zeiten jetzt körperlich schlafe oder wache!«
19] Die Jünger wollten sich nun entfernen,
konnten jedoch über die schwarze, verbrannte Kluft nicht so schnell zurück, als
wie sie die Sorge um Mich wohl herübergebracht hatte. Ich rief sie daher
nochmals zu Mir, und in wenigen Augenblicken zeigten sich die Zimmer wieder so
unversehrt wie vor dem Brande, so daß sie nun ohne Mühe zu ihrem Saale
zurückgelangen konnten und sich auch bald, jeder mit seinen Gedanken tief
beschäftigt, zur Ruhe begaben.
Die Wiedergeburt der Seele
jl.ev11.050. Kapitel
01] Anderntags trat Simon Petrus zu Mir und sagte: »Herr und Meister, wir sehen nun alle wohl ganz klar ein, daß wir gefehlt haben, indem ganz sicherlich Gott Selbst nie der Hilfe oder Fürsorge der Menschen bedürfen wird; aber dennoch ist es uns bisher immer noch etwas unklar geblieben, weswegen da Dein Leib in einer Art zeitweiser Unabhängigkeit von dem innern Geiste bleibt, so daß auch nach Deinen Reden es klingt, als wärest Du nun der ewige Gottgeist in Person Selbst, dann aber wieder, als sei Dein Körpermensch gänzlich unabhängig und nur zeitweise durchdrungen von Ihm! Wir kommen da stets in einen gewissen Zwiespalt in unseren Anschauungen, die Du uns gewiß verzeihen wirst, weil wir ja fest an Dir hangen und an Dich glauben, aber dennoch Dich in Deiner innersten Natur noch nicht so ganz begreifen. Wie ist es denn damit!«
02] Sagte Ich ihm: »Mein lieber Petrus, du
sowohl als die Brüder verstehet eben so manches noch nicht, weil ihr diejenige
Geistesstufe in euch noch nicht so erklommen habt, um diesen in sich doch sehr
einfachen Vorgang begreifen zu können, den Ich euch auch schon oft genug erklärt
habe. Jetzt aber seid ihr hier, um an euch selbst das zu erproben, was euch an
Mir noch unklar ist.
03] Was nützt es, euch stets auf die
Unterschiede des Menschen- und Gottessohnes hinzuweisen, wenn ihr in euch selbst
nicht den Unterschied des Geist- und Körpermenschen zu erkennen und zu fühlen
vermöget?
04] Erst die vollendete Wiedergeburt schon im
Körper wird euch diese Frage zur vollsten Zufriedenheit lösen, und ihr habt auch
zur Erlangung derselben schon alle recht geeignete Schritte getan, so daß euch
das Ziel nicht fern steht. Dennoch ist dasselbe noch nicht ganz erreicht.
05] So beantwortet Mir aber nun einige Fragen,
damit euch das Verständnis für diesen Hauptpunkt nähergerückt werde!
06] Zunächst: Wie empfindet ihr euer Denken und
Fühlen? Ist dasselbe ein äußeres oder inneres, das heißt, könnt ihr eine euch
gestellte Frage nur deshalb beantworten, weil ihr durch das Gedächtnis von eurem
Lehrer die Antwort gelernt habt, oder beantwortet euer eigenes inneres Ich
dieselbe durch Schlußfolgerung?
07] Ihr werdet sagen: 'Beides kann geschehen!'
Wäre der Mensch nun aber bloß Maschine, wenn auch mit einer selbstbewußten Seele
begabt, so würde diese nur äußerlich denken können, das heißt, durch
Gedächtniseindrücke sich ein Wissen schaffen können, das nur durch Belehrung
erlernt ist, ungefähr wie man ein Tier abrichtet. Die Schlußfolgerung jedoch ist
ein Fragen der Seele an ein im Menschen lebendes, inneres Prinzip, welches
Antwort gibt auf gestellte Fragen und als Geist in der Seele noch lebt und als
solcher, wie Ich euch schon oft gesagt habe, vollendet ist. Daher kann auch im
Innern des Menschen ein regelrechtes Frage- und Antwortspiel beginnen.
08] Man wird sagen: 'Ja, ist der Geist
vollendet, warum kommen denn da oft so ungemein törichte Schlußfolgerungen zum
Vorschein? Antwortet denn da der Geist nicht immer richtig?'
09] Das tut er schon; aber weil er zunächst im
Menschen das Lebensprinzip der Seele darstellt, so kann diese als selbstbewußt
auch nach ihrem Wesen wie ein Spiegelbild ähnlich handeln. Geradeso wie ein
rechtes Spiegelbild nicht ohne ein vorhandenes Objekt entstehen könnte, das
demselben völlig gleich ist, so kann auch die Seele ihre Urteile nur dann als
freitätig bekunden, wenn diese vom Geiste als Reflexe ausgehen. Wie aber ein
Spiegelbild alles verkehrt darstellt, gerade entgegengesetzt dem Objekte, und
dennoch wieder wahr ist, so geschieht es auch hier, solange beide nicht
ineinander aufzugehen suchen.
10] Nur ein Mensch, der den Geist so weit in
sich erweckt hat, daß die Seele keine irdischen verkehrten Reflexe zurückwirft,
hat die Wiedergeburt erlangt und steht in der völligen Wahrheit. Diese Schranken
zu zerbrechen ist natürlich nicht leicht, weil durch den materiell-irdischen
Körper die irdisch veranlagte Seele einen größeren Hang zu diesem hat als wie zu
dem sich nur schwach fühlbar machenden Geiste, dessen Wirken sie ohne erlernte
Unterscheidung gern für ihr eigenes Wirken annimmt.
11] Diese Schranken zu durchbrechen ist Meine
und eure Aufgabe, sowie aller Meiner Nachfolger, - und den Weg hierzu findet ihr
durch euren inneren Geist, den ihr zur Sprache zu bringen habt. Dieser allein
nur ist der einzig rechte Lehrer, weil er mit dem allgemeinen Gottgeiste
zusammenhängt und von diesem ein Abbild im kleinen ist, demnach alle Wahrheit
nur aus ihm schöpft.
12] Hat sich die Seele nun völlig seinem Wesen
untergeordnet und ist sie dadurch irdisch wunschlos geworden, so daß sie nur
noch einzig und allein nach Geistigem strebt und in dem Geistigen demnach als
selbstbewußte Seele aufgegangen ist, so hat der vollendetere Mensch eine Stufe
erreicht, welche von den indischen Weisen als
'Nirwana'
(Wiedergeburt im
Geburtsgeist!)
bezeichnet wurde, also einen Zustand, in dem jeder Wille, welcher
fleischlich-irdische Neigungen bedingt, vernichtet ist, und welcher jedes Leben
im Fleische als materielle Existenz ausschließt. Dieser Zustand ist im
materiellen Leben möglich, ja soll erreicht werden, damit der völlige Friede
einziehe ins Menschenherz.
13] Dieser Wiedergeburt der Seele seid ihr alle
nahe. Drüben in Meinem Reiche jedoch gibt es, wenn Ich aufgefahren sein werde,
noch eine andere Wiedergeburt: das ist die des Geistes, die sodann in
unauflöslicher Gemeinschaft mit Mir besteht. Sodann herrschen die höchste
Glückseligkeit der Kinder im Vaterhause und Freuden, die keines Menschen Herz je
ahnen kann, weil sie die reingeistigsten sind, von denen euch vorher auch nicht
der kleinste Abglanz begreiflich gemacht werden kann.
14] Trachtet zuvor danach, daß eure Seele die
Wiedergeburt erlange, damit eure Seele nur noch durch des Geistes Auge zu
schauen lerne und dadurch sich selbst und ihren Ursprung immer mehr erkenne!
15] Da Ich aber Selbst alle diese Stufen in Mir
als Mensch wie ihr erklimmen muß - da Ich der Pfadbrecher der Menschheit bin,
die sich immer wieder trotz vieler Abgesandter in Irrtümer verstrickt hat -, so
werdet ihr auch wohl endlich begreifen, daß Ich, um euch dieses Aufsteigen zur
Vollendung anschaulich und begreiflich zu machen, nicht anders sprechen kann,
als es geschieht!«
Winke zur Veredelung der Seele
jl.ev11.051. Kapitel
01] Sagte Petrus: »Ja, Herr, das sehe ich jetzt wohl ganz gut ein und begreife auch immer mehr, daß Deine menschliche Natur der unsern so ganz gleich ist, und daß der Unterschied nur in dem Geiste in uns liegt. Sicherlich werden wir alle auf das äußerste bestrebt sein, alle Ziele, welche Du uns zeigst, zu erringen. Nun aber hapert es doch noch gewaltig bei uns mit der Wiedergeburt unserer Seelen. Zwar sind wir schon auf dem rechten Wege, aber so wir allein sind, kommen da doch gewisse Rückfälle, die uns zu Torheiten verleiten, wie Du uns jetzt schon mehrere hast ausführen sehen. Wie denn könnten wir diese wohl vermeiden?«
02] Sagte Ich: »Zunächst dadurch, daß ihr die
rechte Glaubenskraft erringet, auch wenn ihr Mich nicht sehet, - denn selig
sind, die da glauben und nicht sehen! Dann aber, indem ihr euch frei machet von
jeder Furcht und nur mit ganzer Kraft Gott liebet, den ihr in Mir wisset und
erkannt habt!
03] Zwar weiß Ich, daß ihr Mich sehr liebet:
aber jetzt gilt diese Liebe noch mehr Meiner Person als Meinem Geiste. Die
unerschütterliche Liebe, die gar keine Zweifel mehr kennt, die sich auch bei
euch unbegreiflichen Dingen nicht schwankend machen läßt, besitzet ihr noch
nicht, sondern nur einen Glauben, der vorläufig nur aus Meinen Taten entsprungen
ist und noch kein Felsen ist, sondern mit lockerem Erdreich untermischt ist, das
die Regengüsse des Leides noch wegwaschen können.
04] Glaubet nicht nur, wenn Ich bei euch bin,
sondern glaubet und vertrauet völlig auf Meine Kraft, auch wenn Ich leiblich
nicht bei euch bin! Forschet in euren Seelen, wo noch irgend etwas Unreines
steckt, und werfet es von euch!
05] Solange ihr noch Mißmut, Ärger,
Unzufriedenheit, unreine Gedanken in euch entdecket, so lange regt sich auch
noch der Zweifel und läßt den lebendigen Glauben nicht erstarken. Dem Geiste
sind jedoch alle diese Untugenden fremd, daher kann er die Seele nicht
durchdringen, die freiwillig sich alles dessen entäußern muß!«
06] Sagte Petrus: »Ja, Herr, wir wissen das
alles recht wohl und bemühen uns auch, nach Deinen Worten zu handeln; aber es
wird doch oft recht schwer, sich selbst zu überwinden. Und dennoch lieben wir
Dich von ganzem Herzen und mit allen Kräften!«
07] Sagte Ich: »Laß das jetzt nur gut sein!
Darum habe Ich euch ja nach Ephrem geführt, daß ihr euch reinigt und die innere
Vollendung frei und selbsttätig erringet, und so lasse denn nur dieses! Wäret
ihr auch Meine Jünger, wenn Ich nicht dächte, euch dahin zu führen, daß ihr dem
Vater dienet, gleichwie Ich Ihm jetzt diene?! Der Vater weiß doch wohl, was Er
tut, und welche Werkzeuge Er Sich auserwählt! Was euch noch fehlt, werdet ihr
erringen, und so strebet denn danach! An Kraft wird es nicht fehlen, so ihr
darum bittet.«
08] Sagte Petrus: »Ja, Herr, wohl wissen wir,
daß Du uns stets die Kraft gibst, deren wir bedürfen, so wir darum bitten; aber
gar zu oft nur vergessen wir gerade das Bitten, weil wir uns schon für recht
stark halten und denken, aus eigener Kraft siegen zu können! Und dieses
Kraftgefühl erfüllt uns mit großer Zuversicht, die sich aber gar zu leicht in
große Zerknirschung verwandelt, wenn irgendein Umstand die gar zu große Schwäche
des menschlichen Herzens und die Wankelmütigkeit trotz aller guten Vorsätze
beweist. Sollen wir denn aber nun gar nicht trachten, aus eigener Kraft auch
etwas tun zu können?«
09] Antwortete Ich: »Wer nach Vereinigung mit
Gott strebt, wird zuerst trachten, Seinen Willen zu erfüllen und den eigenen
unterzuordnen; denn nur der im Menschen lebendig gewordene und tatkräftige
Gotteswille kann und wird niemals Schiffbruch leiden. Ist der Mensch aber
eigenwillig und sucht etwas auszuführen, ohne sich darum zu kümmern, ob seine
beabsichtigte Tat auch dem Willen Gottes entspricht, so darf er sich nicht
wundern, wenn diese Tat nicht zu seinen Gunsten ausschlägt.
10] Dieses Kraftgefühl, von dem du sprichst, ist
aber oft nichts anderes als ein geistiger Hochmut, der sich vorgedrungen vor
anderen Menschenbrüdern fühlt und daher etwas Außergewöhnliches leisten möchte
zur eigenen Eitelkeitsbefriedigung oder auch aus Bewunderungssucht vor anderen.
Hütet euch daher vor diesen Trieben; denn Meine Anhänger sollen arm im Geiste
sein, wie ihr wisset, damit sie eben alles von Mir erhalten und Gott wahrhaft
schauen können! Die aber, welche sich geistig reich wähnen, das sind eben die,
welche meinen, Vollendete zu sein, mit ihrer Selbstüberwindung prunken und voll
des geistigen Hochmutes werden.
11] Siehe an die Pharisäer, wie sie glauben, nur
Gott zu dienen mit allerlei nichtssagender Weisheit und Formelkram und doch nur
sich selbst und ihrem Wohlsein dienen! Diesen auch nur eine noch so kleine
Weisheitslehre Meiner Himmel in ihr Herz einfließen zu lassen, ist rein
unmöglich; denn es ist angefüllt von allerlei Reichtum ihres Seelendünkels,
während nur dort gegeben werden kann, wo vollständige Armut herrscht. -
Verstehst du das und die Brüder?«
12] Sagte Petrus, der hier, wie sooft, den
Sprecher für die andern machte, nachdem er die anwesenden Brüder angeschaut
hatte, die alle bejahende Zeichen machten: »Ja, Herr, das verstehen wir recht
gut; denn Du hast schon öfter mit ähnlichen Worten derartige Lehren gegeben.
Aber etwas anderes möchten wir wohl von Dir wissen!
13] Du sprachst von einer Wiedergeburt des
Geistes und der Seele. Es ist uns dieser Unterschied sehr aufgefallen, weil wir
da nie einen Unterschied gesucht hätten und wähnten, daß mit dem einmal
vollendeten Aufgehen der Seele in den Geist auch alles erreicht ist, was
erreicht werden kann. Wie steht es nun damit, willst Du Dich da nicht deutlicher
erklären?«
14] Sagte Ich: »Was ihr jetzt fassen könnt,
sollt ihr hören! Doch kann euch alles erst völlig klar werden in Meinem Reiche,
wo ihr mit eigenen Augen und Sinnen die Bestätigung finden werdet. Aber nicht
nur euretwegen, sondern auch eurer Nachfolger wegen müßt ihr wissen, was Ich mit
der Wiedergeburt des Geistes meine und andeuten will. - So höret denn!«
Die Wiedergeburt des Geistes
jl.ev11.052. Kapitel
01]
(Jesus:) »Alle diejenigen, welche bereits auf Erden Mir und Meinem Worte
nachfolgen, werden dasjenige Ziel erreichen, welches Ich euch schon so oft als
die Wiedergeburt der Seele bezeichnet habe: das ist also ein Hindurchdringen des
Geistes in die Seele, die dadurch fähig wird, schon im Leibe in alle höhere
Weisheit der Himmel einzudringen und nicht nur Herr ihrer selbst, sondern auch
damit Herr ihrer Umgebung zu werden, ja, selbst auch der Natur und verborgener
Kräfte, wenn sie trachtet, Meinen Willen aus Liebe und zum Nutzen des Nächsten
zu erfüllen. Die Mittel, um zum Ziele zu gelangen, heißen Glaube und wahre Liebe
zum Nächsten.
02] Solche wiedergeborene Menschen können und
müssen auch sehr gerechte Menschen sein, wie es solche auch zu allen Zeiten
stets gegeben hat, die diese äußerste Seelenvollendung besaßen; aber sie
brauchten deswegen noch nicht bis zur Gemeinschaft mit dem persönlich wirkenden
Gottgeiste gelangt zu sein.
03] Ja, bis jetzt war das überhaupt noch nicht
möglich, weil außer in Mir die Gottheit überhaupt noch nicht persönlich
anschaubar vorhanden war! Alle die Gerechten vor Meinem Leibesleben, welche die
Wiedergeburt der Seele erlangten, konnten dessenungeachtet noch lange nicht die
Gottheit schauen, so wie ihr Sie schauet. Es zeigen deswegen ihre Lehren auch
an, daß das Eindringen in die höchste Vollendung ihnen als ein Aufgehen in die
Unendlichkeit erschien, weil Gott Selbst, als unpersönliches Wesen, eben die
Unendlichkeit bedeutet, in der das Wehen Seiner Kraft wohl geistig empfunden
werden kann, nicht aber der Seele damals anschaulich in einer Person dargestellt
werden konnte. (s. J. Lorber, ,Die geistige Sonne', Band 2, Kap. 13,7; ,Die
Haushaltung Gottes', Band 2, Kap. 139,20 und 138,26; ,Das große Evangelium
Johannes', Band 6, Kap. 83,11)
04] Erst nach Meinem Tode, wenn dieser Mein Leib
aufgenommen sein wird als ein Kleid der allmächtigen, unendlichen Gottheit
Selbst, werden alle diejenigen, die vor dieser Meiner Zeit das Leibesleben
verlassen haben, auch imstande sein, durch Anschauung der nun persönlichen
Gottheit in ewiger Gemeinschaft mit Dieser zu leben, und zwar in einer Stadt,
welche Ich euch bereits gezeigt habe, als jene zwölf leuchtenden Säulen die
Jerusalemer nächtlich erschreckten, und welche das wahre himmlische Jerusalem,
die ewige Stadt Gottes, darstellt. Dieses gemeinschaftliche ewige Zusammenwohnen
Gottes mit Seinen Kindern ist die Wiedergeburt des Geistes.
05] Sehr wohl werden nach Mir noch viele die
Wiedergeburt der Seele erreichen können, daher auch sehr selig und glücklich
sein, ohne aber diese höchste und letzte Stufe zu erringen. Viele Abgesandte
Meines Geistes kamen zur Erde nieder und zeigten den verirrten Menschen die
Wege, wie sie zum Frieden und zur inneren Erleuchtung gelangen konnten, ohne
aber imstande zu sein, die direkten Wege zu Mir zu zeigen, weil diese ja noch
nicht geöffnet waren. Alle, welche also die früheren Wege wandeln wollen, können
daher sehr wohl zur Wiedergeburt der Seele gelangen, aber nicht zur Gemeinschaft
mit Mir.
06] Letzteres ist nur möglich durch den Glauben
an Mich, daß Ich wahrlich bin Christus, der Gesalbte, dem alle Kraft und
Herrlichkeit des Vaters ist gegeben worden, damit die Menschen glücklich und
höchst selig werden durch den Sohn. Ich bin die Pforte, - eine andere gibt es
nicht! Wer die Wege zum Himmel betreten will, ohne Mich kennen zu wollen, der
kann wohl einen hohen Grad von Vollkommenheit erreichen, nie aber in klare,
anschauliche Gemeinschaft mit Gott Selbst gelangen. - Habt ihr das nun
verstanden?«
07] Sagten alle: »Ja, Herr, das war doch klar
gesprochen; wer sollte das nicht verstehen?«
08] Meinte Petrus nun wieder: »Herr, werden denn
nun die, welche die Wiedergeburt (der Seele) erlangt haben, und welche drüben
also nun recht selig leben, auch alle die Wiedergeburt im Geiste erlangen, oder
ist es wohl möglich, daß diese auch stehenbleiben auf ihrer Vollendungsstufe?«
09] Sagte Ich: »Diese Frage könntest du dir
eigentlich selbst beantworten; denn es ist doch ganz selbstverständlich, daß da
niemand gezwungen wird! Ist aber ein Land durch einen breiten Strom getrennt,
und es kommt ein geschickter Baumeister, der eine Brücke schlägt, und ruft nun
alle, die bisher ans jenseitige Ufer nicht gelangen konnten, zusammen, mit ihm
hinüberzugehen zum jenseitigen Ufer, - werden ihm da alle folgen? Jedenfalls der
größere Teil, und die Zurückbleibenden werden gewiß nach einiger Zeit des
Harrens, so sie sehen, daß die ersten nicht zurückkommen, auch hinübergehen, -
noch dazu, wenn sie sehen, daß das jenseitige Ufer im hellen Sonnenschein
daliegt und lieblich anzusehen ist!
10] Sieh, so ein Baumeister bin Ich! Und jeder
wird bestrebt sein, den Aufgang der Brücke auch nach Mir zu finden; denn der
innere Geist wird ihm sagen: 'Es gibt noch ein höher, köstlicher Ding als das,
was du dir bereitet hast durch dein gerechtes Leben; suche danach!'
11] Und jeder Suchende, der das Leibesleben
abgeschüttelt hat, wird auch diese Brücke finden können, gleichviel, ob er durch
Meine euch jetzt gegebene Lehre oder durch die eines von Mir erweckten anderen,
früheren oder späteren Lehrers zu einem Gerechten geworden ist.
12] Solchen Gerechten trete Ich Selbst schon zur
geeigneten Zeit als Brückenzöllner entgegen, und sie entrichten dann freiwillig
ihre Maut, das ist, sie nehmen die Lehre an: Der Vater ist in dem Sohn, und wer
den Sohn sieht, sieht auch den Vater!
13] So werden sie dann ebenso aufgenommen wie
alle die, welche von Anfang an Meine Wege wandelten.
14] Darum sollt ihr aber auch nicht verächtlich
auf die Heiden sehen; denn Ich sage euch, es sind darunter Gerechtere, als da
jemals unter dem Volke der Juden gewandelt haben, und darum werden auch die
Heiden angenommen und die Juden verworfen werden!«
15] Sagte Petrus: »Herr, wenn es unter den
Heiden so gerechte Menschen gibt, wie haben sie denn diese Gerechtigkeit
erlangt?«
16] Antwortete Ich: »Ich sagte dir ja schon, daß
stets Abgesandte Meines Geistes diese belehrten, welche das Licht aus Meinen
Himmeln überbrachten und die Menschen je nach ihrem Verständnis belehrten. Diese
Abgesandten lehrten aber vor allen Dingen das Versenken in das Innere des
Geistes, so daß jeder, der in sich die Wahrheit finden wollte, diese auch finden
konnte; das ist aber, wie ihr wißt, die Wiedergeburt der Seele. Dieses Versenken
habe Ich euch auch oft anempfohlen als ein geeignetes Mittel, die Seele frei und
rein zu machen von allen Flecken und Makeln ihrer Selbstsucht und dadurch zu Mir
zu gelangen.
17] Übet euch auch darin, damit das innere Auge
sich mehr öffne und ihr an euch erfahret, was der Geist alles offenbaren kann,
wenn er erst in euch lebendig geworden ist! Wie das aber geschieht, wisset ihr
von Mir ganz genau, und so handelt denn auch danach!«
18] Die Jünger zogen sich nun alle zurück und
dachten viel über Meine Worte nach, die sie sehr beherzigten. Zumal war es
Petrus - der bisher sich wenig mit den Eigenschaften abgegeben hatte, die der
Geist der Seele bringen kann -, welcher sich nun sehr befleißigte, sein
Geistesauge offen zu halten, um sich und seine Umgebung mehr zu erkennen.